Читать книгу Mord im Herrenhaus - Fiona Grace, Фиона Грейс - Страница 6
KAPITEL EINS
ОглавлениеNicht schuldig.
So stand es schwarz auf weiß und in schwungvoller Schrift auf dem Scheidungsurteil.
Nicht schuldig geschieden.
Lacey seufzte und betrachtete das vor ihr liegende Dokument. Der so harmlos aussehende Briefumschlag war gerade von einem pickeligen, großspurig tuenden Boten im Teenageralter bei ihr abgeliefert worden, ganz so als sei es nur um eine Lieferung vom Pizzadienst. Und obwohl Lacey genau wusste, worum es sich bei diesem von einem Kurier zugestellten Brief handelte, hatte sie in diesem Moment rein gar nichts gefühlt. Ihre Gefühle kamen erst zurück als sie auf ihr Sofa gesunken war, neben dem der Cappuccino, den sie wegen dem Klingeln an ihrer Tür unberührt auf dem Couchtisch stehen lassen hatte, immer noch leicht vor sich hin dampfte, den Umschlag aufgerissen und ihm das besagte Dokument entnommen hatte.
Die Scheidungspapiere.
Die Scheidung.
Zuerst hatte sie aufgeschrien und die Papiere auf den Boden geschmissen, so wie es jemand getan hätte, der unter großer Angst vor Spinnen litt und dem man gerade eine lebende Tarantel zugesandt hatte.
Und nun lagen sie also da, kreuz und quer verstreut über den modischen und ziemlich teuren Teppich, den ihr ihre Chefin Sandra, die Besitzerin des Einrichtungsgeschäftes, in dem sie arbeitete, geschenkt hatte. Selbst von da unten aus starrten ihr die Worte David Bishop gegen Lacey Bishop entgegen. Daneben kristallisierten sich aus dem Wust der vor ihr liegenden Worte ein paar einzelne Begriffe heraus: Auflösung der Ehe, unüberwindliche Differenzen, nicht schuldig,,
Zögerlich sammelte sie die Papiere vom Boden auf. Eigentlich war das Ganze gar nicht so überraschend gekommen. Mit den Worten „Du hörst noch von meinem Anwalt!“ hatte David einen Schlussstrich unter ihre vierzehnjährige Ehe gesetzt. Doch das alles hatte Lacey nicht vor dem gefühlsmäßigen Zusammenbruch bewahren können, der nun, wo sie die Papiere tatsächlich in den Händen hielt, über sie hereingebrochen war. Es gab einfach nichts, das sie vor dem Schrecken und der Endgültigkeit des schwarz auf weiß vor ihr liegenden Dokuments, das ihr bescheinigte „nicht schuldig“ zu sein, bewahren konnte. So ging man eben in New York an die Dinge heran – unschuldig geschieden zu sein ist doch weniger schlimm als schuldig geschieden zu sein, oder? Aber die Worte „nicht schuldig“ kamen Lacey in ihrem Fall etwas dick aufgetragen vor. Wenn man allerdings David glaubte, dann war sie - und zwar sie ganz allein – schuld am Ende ihrer Ehe. Denn schließlich war sie 39 Jahre alt und noch immer kinderlos, ja sie hatte noch nicht ein einziges Mal irgendwelche Anzeichen dafür gezeigt, dass sie schwanger sein könnte. Genauso wenig hatte sie beim Anblick fremder Babys, zum Beispiel denen, die es im Laufe der Jahre in ihrem Freundeskreis zuhauf gegeben hatte, irgendwelche Hormonwallungen bekommen.
„Deine biologische Uhr tickt“, hatte ihr David eines nachts bei einem Glas Merlot erklärt, womit er aber wohl eher meinte: „Unsere Ehe ist eine tickende Zeitbombe.“
Lacey entfuhr ein tiefer Seufzer. Ach, wenn sie damals, mit 25 Jahren, als sie ihn in einem einzigen Rausch aus weißem Konfetti und überschäumendem Champagner geheiratet hatte, nur schon gewusst hätte, dass ihr die Tatsache, dass es ihr wichtiger sein würde Erfolg im Beruf zu haben als Mutter zu werden einmal zum Verhängnis werden würde.
Nicht schuldig. Ha!
Mit Gliedern, die plötzlich so schwer wie Blei zu sein schienen, machte sie sich auf die Suche nach einen Stift und fand schließlich einen in dem Behälter, in dem sie ihre Schlüssel aufbewahrte. Wenigstens hatte jetzt – wo kein David mehr hier herummarschierte und nach verschusselten Schuhen, verlegten Schlüsseln, verlorenen Brieftaschen und nicht mehr aufzufindenen Sonnenbrillen suchte - alles wieder seine Ordnung hatte. Zwar war jetzt wieder alles dort, wo sie es hingetan hatte, doch wenn sie ehrlich war, war ihr das auch kein besonderer Trost.
Mit dem Stift in der Hand ging sie zurück zum Sofa, wo sie diesen auf der gepunkteten Linie ansetzte, auf der sie unterschreiben sollte. Doch bevor der Stift das Papier tatsächlich berührte hielt Lacey inne und ließ diesen weniger als einen Millimeter über der gepunkteten Linie schweben, als gäbe es da eine unsichtbare Grenze zwischen dem Kugelschreiber und dem Papier. Denn inzwischen hatte das Wort „Ehegattenunterhalt“ ihre Aufmerksamkeit erregt.
Stirnrunzelnd blätterte Lacey die entsprechende Seite auf und überflog die entsprechende Klausel. Diese besagte, dass Lacey als der besser verdienende Teil von ihnen und die alleinige Eigentümerin der Wohnung in der Upper Eastside, in der sie gerade saß, David über einen „Zeitraum von bis zu zwei Jahren“ hinweg eine „bestimmte Summe“ zu zahlen hätte, damit er sich „unter ähnlichen Bedingungen wie den ihm bisher gewohnten“ ein neues Leben aufbauen könne.
Lacey gab ein klägliches Lachen von sich. Was für eine Ironie es doch war, dass David jetzt ausgerechnet von ihrer Karriere profitieren sollte, die doch der Faktor gewesen war, der letztendlich zum Ende ihrer Ehe geführt hatte! David, der schon immer ein etwas kleinkarierter Gerechtigkeitsfanatiker gewesen war, würde dies bestimmt als eine Art „Entschädigung“ sehen. Doch Lacey wusste genau, was diese Zahlungen wirklich sein sollten, nämlich: Vergeltung. Rache. Heimzahlung.
Das ist wie ein Tritt in den Hintern, dachte sie.
Plötzlich verschwamm Lacey alles vor den Augen, so dass sie ihren Nachnamen nicht mehr erkennen konnte und ihr die Tinte verlaufen und das Papier unter ihrem Stift zerknittert vorkam. Dies lag wohl an der außer Kontrolle geratenen Träne, die aus ihrem Auge und auf das Papier getropft war. Wütend wischte sie mit dem Handrücken über das verräterische Auge.
Jetzt muss ich wohl wieder meinen Mädchennamen annehmen, dachte sie.
Denn Lacey Fay Bishop war Geschichte. Sie existierte nicht mehr. Das war der Name von Davids Frau gewesen und die war sie, sobald sie auf der gepunkteten Linie unterschrieben hatte, nun einmal nicht mehr. Sie würde wieder zu dem ihr seit ihren zwanziger Jahren nicht mehr vertrauten und inzwischen fast gänzlich in Vergessenheit geratenen Mädchen Lacey Fay Doyle werden.
Doch der Name Doyle bedeutete Lacey fast noch weniger als der Name, den sie sich in den letzten vierzehn Jahren von David „geborgt“ hatte.
Ihr Vater hatte die Familie verlassen als sie sieben Jahre alt gewesen war, direkt nach einem ansonsten wunderbaren Familienurlaub in dem idyllischen englischen Küstenstädtchen Wilfordshire. Seitdem hatte sie ihren Vater nicht mehr gesehen. Eben noch da – Eis schleckend an einem zerklüfteten, wilden, windigen Strand – war er am nächsten Tag verschwunden gewesen.
Und nun hatte sie ebenso versagt wie ihre Eltern damals! Nach all den Tränen, die sie in ihrer Kindheit über das Verschwinden ihres Vaters vergossen hatte und all den bitteren Vorwürfen, die sie ihrer Mutter als Teenager deswegen gemacht hatte, hatte sie nun als Erwachsene dieselben Fehler gemacht wie ihre Eltern! Sie hatte ihre Ehe ebenso in den Sand gesetzt wie diese. Der einzige Unterschied zwischen uns ist, dass von ihrem Versagen nur sie und David betroffen waren und niemand sonst in Mitleidenschaft gezogen worden war. Ihre Scheidung ließ wenigstens keine zwei verstörten, psychisch angeknacksten Töchter zurück. Sie starrte wieder auf diese verdammte Linie hinunter, auf der sie unterschreiben sollte, Doch Lacey zögerte dies immer noch hinaus. Es schien ihr als könne sie sich gerade auf nichts anderes konzentrieren als auf ihren neuen Namen.
Vielleicht lasse ich meinen Nachnamen in Zukunft ganz weg, dachte sie sich ironisch. Ich könnte mich Lacey Fay nennen, als wäre ich irgendein Popstar. Sie spürte wie sich ein hysterisches Lachen in ihrer Brust breitmachen wollte. Aber warum nicht gleich Nägel mit Köpfen machen? Für ein paar Dollar könnte ich mir einen ganz neuen Namen zulegen. Ich könnte mich - Sie sah sich auf der Suche nach einer Eingebung in ihrem Wohnzimmer um, wobei ihr Blick schließlich an der immer noch unberührt vor ihr auf dem Tisch stehenden Kaffeetasse hängen blieb - Lacey Fay Cappuccino nennen. Warum eigentlich nicht? Prinzessin Lacey Fay Cappuccino!
Sie brach in ein wildes, lautstarkes Gelächter aus, bei dem sie ihren mit glänzenden dunklen Locken bedeckten Kopf zurückwarf. Doch dieser Lachanfall verebbte so schnell wie er gekommen war und so wurde es in der Wohnung, in der sich ja außer ihr selbst niemand aufhielt, plötzlich wieder sehr still.
Schnell kritzelte Lacey ihren Namen unter die Scheidungspapiere. Das war‘s dann also gewesen.
Sie nippte an ihrem Kaffee. Er war kalt.
*
Wie jeden Tag betrat Lacey die ziemlich volle U-Bahn, die sie zu dem Büro bringen sollte, in dem sie als Assistentin einer Innenarchitektin beschäftigt war. Mit ihren hochhackigen Schuhen und ihrer Handtasche reihte sich Lacey nahtlos in die Menge der anderen Pendlerinnen ein. Nur, dass sie anders war als die anderen. Denn unter der halben Million anderer Pendler, die an diesem Morgen die New Yorker U-Bahn bevölkerten, war sie wahrscheinlich die einzige, die noch vor ihrem Aufbruch zur Arbeit ihre Scheidungspapiere zugestellt bekommen hatte. Und so war sie nun das neueste Mitglied im Club der traurigen Scheidungsopfer.
Lacey fühlte wie ihr die Tränen kamen. Sie schüttelte ihren Kopf und zwang sich dazu, an schönere Dinge und bessere Zeiten zu denken. Das erste, das ihr dabei in den Kopf kam, war Wilfordshire und der friedliche, wildromantische Strand, dieses Badertes. Plötzlich erinnerte sie sich sehr lebhaft an das Meer und die salzhaltige Luft. Sie erinnerte sich an den Eiswagen mit seiner gruseligen Klingel und an die heißen Pommes – ihr Vater hatte ihr gesagt, dass diese in England Chips hießen – die man dort in kleinen Styroporschalen kaufen konnte und die dann mit kleinen Holzgabeln aufgespießt wurden, sowie an die vielen Möwen, die versuchten die Pommes zu klauen, sobald man einmal nicht hinsah. Sie dachte an ihre Eltern und wie fröhlich ihr diese damals im Urlaub vorgekommen waren. .
War das alles eine einzige Lüge gewesen? Sie war damals erst sieben Jahre alt gewesen und Naomi war sogar erst vier und damit waren sie beide zu jung gewesen, um die wahren Gefühle von Erwachsenen deuten zu können. Aber wie es aussah waren ihre Eltern wahre Meister im Vorspielen und Verhehlen von Gefühlen gewesen zu sein, denn eigentlich schien alles um sie herum perfekt zu sein, bis quasi über Nacht alles den Bach hinab gegangen war.
Zwar waren Lacey ihre Eltern damals wirklich glücklich vorgekommen aber wahrscheinlich hatten auch David und sie auf ihre Umgebung so gewirkt als fehlte es ihnen an nichts. Und eigentlich war das ja auch so gewesen. Sie hatten eine nette Wohnung gehabt und gut bezahlte Jobs, die ihnen Spaß machten. Und sie waren gesund. Das einzige, das ihnen gefehlt hatte, war eines dieser verdammten Babys, die auf einmal angefangen hatten, eine so große Rolle in Davids Gedanken einzunehmen. Diese waren fast genauso schnell gekommen, wie das Verschwinden ihres Vaters. Vielleicht war das so ein „Männerding“. So ein plötzlicher Moment der Erkenntnis, nach dem es kein Zurück mehr in ihr ihr altes Leben geben konnte und alles, was ihnen im Weg stand, niedergebrannt werden musste, weil es ihnen sowieso nichts mehr wert war.
Lacey verließ die U-Bahn und reihte sich in die Menschenmassen ein, die sich durch die Straßen von New York City schoben. Sie lebte schon ihr ganzes Leben lang in New York, doch nun kam ihre Umgebung dort auf einmal erdrückend eng vor. Sie hatte die Geschäftigkeit dieser Stadt immer geliebt – ganz zu schweigen von ihren Geschäften. Eigentlich war New York immer ihr ein und alles gewesen. Doch inzwischen sehnte sie sich von ganzem Herzen nach einer radikalen Veränderung ihres Lebens. Und nach einem Neuanfang.
Auf ihrem Weg zu ihrem nur ein paar Blocks entfernt gelegenen Büro fischte sie ihr Handy aus ihrer Handtasche und rief Naomi an. Ihre Schwester ging schon beim ersten Klingeln ran.
„Alles okay bei dir, Schatz?“
Dass Naomi trotz der frühen Stunde so schnell an ihr Telefon ging lag daran, dass sie schon damit gerechnet hatte, dass Lacey ihre Scheidungspapiere bekommen würde. Doch die Scheidung war das letzte über das Lacey jetzt sprechen wollte.
„Kannst du dich noch an Wilfordshire erinnern?“
„Hä?“
Naomi klang verschlafen, was nicht weiter verwunderlich war, weil sie als alleinerziehende Mutter von Frankie, dem wildesten 7-jährigen Jungen aller Zeiten jeden Tag ziemlich viel zu tun hatte.
„Wilfordshire. Wo wir unseren letzten Urlaub mit Mama und Papa verbracht haben.“
Einen Augenblick lang war es ganz still am anderen Ende der Leitung.
„Warum fragst du mich danach?“
Wie ihre Mutter sprach auch Naomi nie über etwas, das irgendwie mit ihrem Vater zu tun hatte. Als er verschwand war sie jünger gewesen als Lacey, weshalb sie behauptete sowieso keine Erinnerung an ihn zu haben und auch keine Zeit und Energie damit verschwenden wolle, sich Gedanken über sein plötzliches Verschwinden zu machen. Aber als sie eines nachts ein paar Schnäpschen zu viel intus hatte, hatte sie zugegeben, dass sie sich doch sehr gut an ihn erinnere und oft von ihm träume. Außerdem hatte sie ihrem Vater in ihren über einen Zeitraum von drei Jahren stattfindenden, allwöchentlichen Therapiesitzungen stets die Schuld am Scheitern all ihrer eigenen Beziehungen zugeschoben. Mit vierzehn hatte Naomi ihre erste chaotische Beziehung gehabt, der seitdem eine Menge weitere, nicht weniger chaotische gefolgt waren. Naomis Liebesleben war so ein Durcheinander, dass es Lacey ganz schummerig wurde, wenn sie nur daran dachte.
„Die Papiere sind gekommen.“
„Oh Schatz, das tut mir so leid. Bist du – FRANKIE LEG DAS HIN ODER ES SETZT WAS!“
Während Naomi Frankie alle möglichen schrecklichen Dinge androhte, wenn er nicht sofort mit dem aufhöre, was er gerade tat (was immer das auch sein mochte) hielt Lacey das Handy mit einem leisen Seufzen ein wenig von ihrem Ohr weg.
„Tut mir leid Schatz,“ sagte Naomi jetzt wieder in normaler Lautstärke. „Bist du okay?“
„Es geht mir gut.“ Lacey machte eine kleine Pause. „Nein, eigentlich geht es mir nicht so besonders. Ich bin irgendwie durcheinander. Auf einer Skala von eins bis zehn - wie verrückt würdest du es finden, wenn ich meinen Job schwänzen und den nächsten Flug nach England nehmen würde?“
„Äh, ich bin da ungefähr bei elf. Die werden dich feuern.“
„Ich frage sie einfach, ob sie mir unbezahlten Urlaub geben.“
Lacey konnte förmlich hören wie Naomi mit den Augen rollte.
„Du willst Saskia echt nach einem freien Tag oder gar nach unbezahltem Urlaub fragen? Erinnerst du dich denn nicht mehr daran, wie sie dich letztes Jahr über Weihnachten durcharbeiten lassen hat?“
Bestürzt zog Lacey eine Schnute – eine Geste, die sie laut ihrer Mutter von ihrem Vater geerbt hatte. „Ich muss aber irgendwas tun, Naomi. Ich fühle mich so erdrückt von dem allem.“ Wie zur Bekräftigung ihrer Worte begann sie am Hals ihres Rollkragenpullovers, der sich plötzlich wie eine Schlinge um ihren Hals anfühlte, herumzuziehen.
„Natürlich fühlst du dich jetzt so, als müsstest du etwas an deinem Leben ändern. Das ist in deiner Situation wohl ganz normal. Ich will bloß nicht, dass du etwas Unüberlegtes tust. Die Frage ist doch: warum wirfst du jetzt, wo David weg ist, auch noch deine Karriere hin, die dir ja scheinbar immer wichtiger war als er?“
Lacey blieb stehen und runzelte ihre Stirn. Meinte Naomi, das was sie da gerade gesagt hatte wirklich ernst?
„Ich habe meiner Karriere nie den Vorzug vor David gegeben – schließlich war es doch er, der mir ein Ultimatum gestellt hat.“
„Lege dir die Geschichte ruhig so zurecht wie sie dir am besten passt, Lace, aber…FRANKIE! FRANKIE! ICH SCHWÖRE DIR – “
Inzwischen war Lacey an ihrem Büro angekommen. Sie seufzte kurz auf. „Tschüss, Naomi.“
Damit beendete sie ihr Telefonat und blickte an dem großen Backsteingebäude hoch, in dem sie 15 Jahre ihres Lebens gearbeitet hatte. Fünfzehn Jahre für den Job. Vierzehn Jahre für David. Jetzt war es an der Zeit, einmal an sich selbst zu denken. Nur ein kleiner Urlaub. Eine Reise in ihre Vergangenheit. Eine Woche. Vierzehn Tage. Höchstens einen Monat lang. Plötzlich wurde es Lacey ganz leicht ums Herz. Sie betrat das Gebäude. Saskia stand über einen Computer gebeugt da und brüllte einem verängstigt dreinblickenden Angestellten Befehle ins Gesicht. Noch bevor ihre Chefin die Gelegenheit hatte, sich ihr zuzuwenden, streckte Lacey ihr eine Hand entgegen, um ihr zu signalisieren, dass sie ruhig sein solle. Denn jetzt sprach sie: „Ich nehme mir ein paar Tage frei.“
Bevor sie auf den Absätzen kehrt machte und auf demselben Weg, auf dem sie eben hereingekommen war, wieder hinausmarschierte, sah sie gerade noch, wie Saskia die Stirn runzelte.
Fünf Minuten später hing Lacey wieder am Telefon und buchte einen Flug nach England.