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KAPITEL ZWEI

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„Mensch, Schwesterherz, bist du jetzt total durchgeknallt?“

„Liebling, du verhältst dich vollkommen irrational.“

„Geht’s Tante Lacey gut?“

Diese Worte von Naomi, Mama und Frankie geisterten immer noch in Laceys Kopf herum, als sie aus dem Flugzeug stieg und das Rollfeld des Flughafens Heathrow betrat. Vielleicht war es ja verrückt gewesen, den ersten Flug vom JFK Flughafen nach England zu nehmen, sich sieben Stunden in ein Flugzeug zu setzen und nichts weiter mitzunehmen als ihre Handtasche und eine Tragetasche, die nur ein paar schnell in den Läden am Flughafen zusammengekaufte Hygieneartikel und Kleidungsstücke enthielt. Aber seit dem Moment, in dem sie Saskia, David und New York den Rücken zugekehrt hatte, fühlte sie sich richtiggehend beschwingt. Sie fühlte sich jung. Sorglos. Zu Abenteuern aufgelegt. Mutig. Sie fühlte sich wieder wie die Lacey Doyle, die sie VD (Vor David) gewesen war.

Ihrer Familie die Neuigkeit zu überbringen, dass sie sich mal eben ohne Vorwarnung auf den Weg nach England machen würde, war allerdings deutlich weniger erhebend gewesen. Zwar hatte sie dies nur übers Telefon erledigt, doch das Dumme an der Sache war gewesen, dass keiner ihrer Lieben einen Anrufbeantworter zu haben schien und sie alle kein Blatt vor den Mund nahmen. Und so hatte Lacey das „Vergnügen“ gehabt, von allen Dreien die Leviten gelesen zu bekommen.

„Was ist, wenn du gefeuert wirst?“ jammerte ihre Mutter.

„Die feuern sie ganz bestimmt“, war Naomis Meinung dazu.

Und Frankie wollte wissen: „Hat Tante Lacey einen Nervenzusammenbruch?“

Lacey stellte sich vor, wie die drei an einem Konferenztisch saßen und alles dafür taten, sie von der Verwirklichung ihres Traums abzuhalten. Aber natürlich verhielt das Ganze sich in Wirklichkeit doch ein wenig anders, denn schließlich waren diese Drei die Menschen, die ihr am nächsten standen, und so war es geradezu deren Pflicht, zu versuchen, sie auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen. Wer sollte das denn in diesem ihrem neuen, ihr noch vollkommen unvertrauten Abschnitt ihres Lebens, den sie ND – Nach David – nannte, auch sonst tun?

Lacey durchquerte die Wartehalle, wobei sie einfach hinter den anderen, ebenfalls übernächtigten Passagieren herging. Draußen empfing sie der berühmte englische Sprühregen. So viel zum Frühling. Doch obwohl die feuchte Luft die Haare auf Laceys Kopf dazu brachte sich zu kräuseln, kehrte in ihrem Kopf eine wohltuende Ruhe ein, die es ihr endlich einmal ermöglichte, richtig nachzudenken. Doch was auch immer kommen würde, eines war klar: es gab keinen Weg zurück – nicht nach dem 7-stündigen Flug, der gerade hinter ihr lag und den hunderten von Dollars, die sie für das Flugticket bezahlt hatte.

Der Flughafen war ein riesiges, an ein Gewächshaus erinnerndes Gebäude, das nur aus Stahl und glänzendem, blau getöntem Glas zu bestehen schien und von einem hochmodernen, gewölbten Dach beschirmt wurde. Lacey betrat das glänzende, geflieste Bauwerk, an dessen Wänden sie einige von einer Gesellschaft mit dem altmodischen Namen „British Building Society“ zur Verfügung gestellte kubistische Gemälde ausmachte, und reihte sich in die Schlange am Passkontrollschalter ein. Als sie an der Reihe war, sah sie sich einer finster blickenden Blondine mit schwarzen, extra breit geschminkten Augenbrauen gegenüber. Lacey reichte der Frau ihren Pass.

„Was ist der Zweck Ihres Aufenthalts? Geschäftlich oder privat?“

Die Frau sprach mit einem ziemlich harten Akzent, der Lacey in nichts an den sanften, charmanten Akzent, den sie von den Auftritten einiger britischer Schauspieler in ihren Lieblingstalkshows her kannte und mochte, erinnerte.

„Ich mache Urlaub.“

„Da ist kein Rückflugticket.“

Da die Frau einen ziemlich ungewöhnlichen Umgang mit der Grammatik pflegte dauerte es eine Weile bis Lacey bewusst war, auf was diese hinauswollte. „Ich weiß noch nicht, wann ich zurückfliege.“

Die Kontrolleurin hob ihre dicken, fetten Augenbrauen und man konnte ihr vom Gesicht ablesen, dass ihr anfängliches Misstrauen zu einem richtigen Verdacht geworden war. „Aber wenn Sie hier arbeiten wollen, dann brauchen Sie ein Visum.“ „acey schüttelte den Kopf. „Das habe ich nicht vor. Das letzte, was ich hier tun möchte, ist arbeiten. Ich habe gerade eine Scheidung hinter mir. Ich brauche einfach eine Auszeit, um mich zu sammeln - vielleicht mal ein Eis essen gehen und mir den einen oder anderen schlechten Film anschauen.“

Sofort entspannte sich das Gesicht der Frau und nahm sogar einen mitleidigen Ausdruck an, der Lacey vermuten ließ, dass auch sie Mitglied im Club der traurigen Scheidungsopfer war.

Sie gab Lacey ihren Pass zurück. „Ich wünsche Ihnen einen schönen Aufenthalt. Und Kopf hoch!“

Lacey schluckte, um den plötzlich in ihrem Hals aufgetauchten „Frosch“ loszuwerden, bedankte sich bei der Kontrolleurin und ging zum Ankunftsbereich weiter. Dort standen ein paar Grüppchen von Leuten herum, die auf die Ankunft ihrer Lieben warteten. Einige hatten Ballons dabei und wieder andere Blumen. Eine Gruppe, die aus ein paar sehr blonden Kindern bestand, hielt ein Schild in den Händen, auf dem stand: „Herzlich willkommen zu Hause, Mama! Wir haben dich vermisst!“

Natürlich war da niemand, der auf Lacey wartete, was sie auf ihrem Weg durch die belebte Wartehalle zum Ausgang dazu brachte, darüber nachzudenken, dass es von nun an keinen David mehr geben würde, der sie an irgendeinem Flughafen willkommen heißen würde.

Wenn sie doch nur bei der Rückkehr von ihrer bisher letzten Geschäftsreise, die sie zum Einkauf antiker Vasen nach Mailand geführt hatte, geahnt hätte, dass dies das letzte Mal sein würde, dass David sie am Flughafen mit einem Grinsen im Gesicht und einem großen Strauß bunter Gänseblümchen in Empfang nahm. Denn dann hätte sie diesen Augenblick viel mehr zu schätzen gewusst.

Draußen angekommen winkte Lacey sich ein Taxi heran. Es handelte sich dabei um eine der für englische Taxis typischen, altmodischen, schwarzen Kutschen, so dass Lacey gleich in eine nostalgische Stimmung versetzt wurde. Denn auch damals, in ihrem so viele Jahre zurückliegenden, fatalen letzten Familienurlaub, waren sie, Naomi und ihre Eltern mit so einem schwarzen Taxi gefahren.

„Wohin möchten Sie?“ fragte der Taxifahrer, als sie auf den Rücksitz des Taxis schlüpfte.

„Nach Wilfordshire.“

Es dauerte ein paar Sekunden, bis sie wieder etwas von dem Taxifahrer hörte. Der drehte sich auf seinem Sitz ganz zu ihr herum, um ihr bei dem, was er zu sagen hatte, ins Gesicht schauen zu können; dabei runzelte er sichtlich entgeistert seine drahtigen Brauen. „Sie wissen aber schon, dass die Fahrt dorthin zwei Stunden dauert?“

Lacey blinzelte ebenfalls irritiert, denn sie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, was ihr der Fahrer mit dieser Frage sagen wollte.

„Das ist schon okay,“ meinte sie und zuckte dabei mit den Schultern.

Jetzt wirkte der Taxifahrer noch etwas entgeisterter als zuvor. „Sie kommen aus Amerika, oder? Ich weiß zwar nicht, was ihr dort drüben so für Taxifahrten zahlen müsst, aber hier bei uns kostet eine Fahrt von zwei Stunden eine schöne Stange Geld.“

Die raue Art des Taxifahrers überraschte Lacey ein wenig, denn zum einen entsprach diese so gar nicht dem Klischee des frechen Londoner Taxifahrers und zum anderen war sie irritiert davon, dass dieser Typ anscheinend glaubte, sie könne sich eine solche Fahrt nicht leisten. Sie fragte sich, ob das wohl daran lag, dass sie eine allein reisende Frau war. Denn bei keiner der längeren Taxifahrten, die sie bisher zusammen mit David unternommen hatte, waren sie je gefragt worden, ob sie diese Fahrt auch bezahlen könnten.

Deshalb versicherte sie dem Taxifahrer in leicht unterkühltem Ton: „Keine Sorge, ich habe Geld zahlen.“

Daraufhin drehte sich der Fahrer wieder nach vorne und setzte sein Taxameter in Gang. Dieses meldete sich mit einem Piepsen und dem Aufleuchten eines grünen Pfund-Symbols, das schon wieder nostalgische Gefühle in Lacey auslöste.

„Ich fahre Sie so lange, wie Ihr Geld reicht“, meinte der Taxifahrer mit dünner Stimme und setzte den Wagen in Bewegung.

Das ist dann wohl die englische Gastfreundschaft, dachte Lacey bei sich.

*

Wie von dem Taxifahrer angekündigt kamen sie zwei Stunden später in Wilfordshire an, was Lacey sage und schreibe 250 Pfund kostete. Doch sobald Lacey aus dem Wagen gestiegen war und die herrlich frische Meeresbrise eingeatmete gerieten die hohe Taxirechnung und der unfreundliche Taxifahrer sofort in Vergessenheit. Sogar die Luft hier roch noch genau so, wie sie es in Erinnerung gehabt hatte.

Lacey hatte sich schon immer darüber gewundert, wie viel Gerüche und unser Geschmackssinn zu unserem Erinnerungsvermögen beitrugen, und tat das auch jetzt wieder. Die nach Salz riechende Luft hatte sie sofort in einen ihr seit dem Verschwinden ihres Vaters abhanden gekommenen Zustand einer sorglosen Leichtigkeit versetzt. Dieses Gefühl von Leichtigkeit war so stark, dass es sie ganz zittrig machte. Mit einem Schlag fielen die ganzen Ängste, die ihre Familie ihr wegen dieser ungeplanten Reise eingeimpft hatte, von ihr ab. Das hier war genau das, was Lacey jetzt brauchte.

Sie ging die Hauptstraße entlang. Hier gab es keinen leichten Regen wie zuvor am Londoner Flughafen, sondern einen Sonnenuntergang, dessen letzte Strahlen die Umgebung in ein goldenes Licht tauchten und auf diese Weise fast magisch erscheinen ließen. Alles war genauso, wie Lacey es in Erinnerung hatte: da gab es die zwei sich gegenüber liegenden Reihen alter Steinhäuschen, die direkt auf dem Kopfsteinpflaster des Ortes erbaut worden waren und deren große, noch im alten Stil erhaltenen Erkerfenster zur Straßenseite hinausgingen. Und auch die Lädchen einschließlich ihrer Schaufenster sahen noch genauso aus wie früher. Sie hatten sogar noch alle ihre ursprünglichen Holzschilder, die über den Ladentüren im Wind hin und her schwangen. Jeder dieser Läden war einzigartig, ganz gleich, ob es dort nun Kinderbekleidung, Kurzwaren, Gebäck oder Kaffee zu kaufen gab. Und dann war da noch ein altmodischer Süßwarenladen, in dem man die Wahl zwischen vielen farbenfrohen Süßigkeiten hatte, die alle jeweils nur einen Penny kosteten.

Es war April und deshalb war die Stadt überall mit Girlanden für das bevorstehende Osterfest mit bunten Wimpeln geschmückt worden. Und die Sitzgelegenheiten vor den Pubs und Bistros der Stadt waren von Leuten bevölkert, die ihren Abend mit einem Bierchen oder einem schönen Essen ausklingen ließen. Die Laune war gut, es wurde geplaudert und gelacht.

Angesichts dieses entspannten Moments, in dem Lacey endlich eine lang ersehnte Ruhe empfand, griff sie zu ihrem Smartphone und hielt das fröhliche Treiben in einem Schnappschuss fest. Da auf dem Foto auch der silbern glitzernde Ozean sowie der vom Sonnenuntergang in verschiedene Rosatöne versetzte Himmel zu sehen war, hätte dieses auch gut als Postkarte durchgehen können. Deshalb lud sie das Bild hoch, um es mit der vor einiger Zeit von Naomi unter der Bezeichnung Doyle Girlz gegründeten Gruppe - das heißt ihrer Familie zu teilen.

Es ist alles noch so, wie ich es in Erinnerung hatte, schrieb sie unter das tolle Bild.

Einen Augenblick später zeigte das Gerät Lacey mit einem leisen „Pling“ an, dass sie eine SMS bekommen hatte. Es war eine Nachricht von Naomi.

Sieht ganz so aus, als wärst du zufällig in der Diagon Alley gelandet, Schwesterherz.

Lacey seufzte. Diese Antwort von ihrer kleinen Schwester war genauso sarkastisch ausgefallen wie sie erwartet hatte. Denn natürlich konnte sich Naomi nicht einfach mit ihr freuen oder stolz auf sie sein, weil sie auf dem besten Weg war, ihr Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen.

Hast du das mit Photoshop bearbeitet? fragte ihre Mutter einen Augenblick später.

Lacey rollte mit den Augen und steckte ihr Smartphone wieder weg. Sie nahm sich vor, sich von niemandem die Laune verderben zu lassen und atmete tief ein, um sich wieder ein wenig zu beruhigen. Dabei war sie ein weiteres Mal erstaunt über den Unterschied zwischen der wunderbar frischen Luft hier und der verschmutzten Luft, die sie noch heute Morgen in New York eingeatmet hatte.

Sie ging weiter die Straße hinab, wobei ihre Absätze auf dem Kopfsteinpflaster ein klapperndes Geräusch machten.

Ganz oben auf ihrer To-do-Liste stand, ein Hotelzimmer für die ihr selbst noch unbekannte Zeit ihres Aufenthalts hier zu finden. Also blieb sie vor dem ersten B&B, das auf ihrem Weg lag, stehen. Es hieß „The Shire“, doch leider war es, wie auf einem in einem seiner Fenster stehenden Schild zu lesen war, „belegt“. Aber das machte ihr nichts aus. Denn die Hauptstraße war lang und wenn Lacey sich recht erinnerte, dann lagen noch einige andere Pensionen, bei denen sie ihr Glück versuchen konnte, vor ihr.

Das nächste B&B – es hieß „Laurel’s“ – war ganz in Zuckerwatte-Pink gehalten, aber ebenfalls „ausgebucht“. Nur, dass die Erkenntnis, dass sie auch hier nicht unterkommen würde, anders als beim ersten „belegten“ B&B, bei Lacey inzwischen schon eine Art leichter Panik auslöste.

Sie kämpfte die Panik nieder und sagte sich tapfer, dass diese nur daher kam, dass ihre Familie ihr ihren Trip hierher so madig gemacht hatte. Sie musste keine Angst haben. Denn sie würde ganz sicher bald ein Zimmer finden.

Sie ging weiter. Das zwischen einem Juwelier und einem Buchladen gelegene Seaside Hotel war „ausgebucht“ und auch das nächste nach einem Laden für Campingbedarf und einem Schönheitssalon auf ihrem Weg Carol‘s B’n’B war belegt. Und das ging immer so weiter bis Lacey schließlich am Ende der Straße angekommen war.

Jetzt wurde Lacey langsam wirklich panisch. Wie hatte sie nur so dumm sein können hierher zu kommen, ohne auch nur die allerwichtigsten Vorbereitungen für ihren Aufenthalt zu treffen? Alles Mögliche zu organisieren war das A & O in ihrem Beruf gewesen und jetzt stand sie da und hatte nichts, aber auch gar nichts, für ihren eigenen Urlaub vorbereitet! Sie hatte so gut wie nichts dabei und noch nicht einmal ein Zimmer. Hieß das jetzt, dass sie die Straße wieder hochgehen, weitere zweihundert Pfund für ein Taxi zurück nach Heathrow ausgeben und den nächsten Flug nach Hause nehmen musste? Kein Wunder, dass David sie bei ihrer Scheidung auf Unterhalt verklagt hatte, denn anscheinend konnte sie überhaupt nicht mit Geld umgehen!

Lacey drehte sich um und betrachte niedergeschlagen den sich vor ihren Augen auftuenden Rückweg, ganz so, als wäre es möglich, allein durch ihr hilfloses Herumschauen ein weiteres B&B herbeizaubern, das ihr bisher entgangen war. Erst durch dieses ängstliche Herumschauen bemerkte Lacey, dass das letzte Haus am Ende der Straße, vor dem sie sich gerade befand, tatsächlich ein Gasthaus war. Es hieß „The Coach House“.

Obwohl Lacey sich ziemlich blöd dabei vorkam, sammelte sie sich und klärte ihre Stimme. Dann betrat sie das Gasthaus, das mit seinen großen Holztischen, der als Speisekarte dienenden Schiefertafel und dem unvermeidlichen, in einer Ecke stehenden Spielautomaten das Urbild eines Pubs abgab. Sie ging an die Bar, hinter der man bis zum Anschlag mit Weinflaschen gefüllte Glasvitrinen und eine Menge Flaschen, die Schnäpse in allen möglichen Farben enthielten, sehen konnte. Das Ganze wirkte ziemlich altmodisch. Und es gab sogar den sprichwörtlichen alten Trinker, der an der Bar eingeschlafen war und seinen Kopf auf seine verschränkten Arme gebettet hatte.

Hinter der Bar stand ein dünnes Mädchen mit hellblondem Haar, das auf ihrem Kopf zu einem unordentlichen Knoten geschlungen war. Sie wirkte viel zu jung, um an einer Bar zu arbeiten. Doch dann dachte Lacey, dass ihr die Barfrau wohl nur so jung erschien, weil man in England schon früher mit dem Alkoholkonsum anfangen durfte als in Amerika als deswegen, weil sie langsam in das Alter kam, in der ihr alle anderen viel zu jung vorkamen.

„Was darf es für Sie sein?“ fragte die Barfrau.

„Ein Zimmer und ein Glas Prosecco“, antwortete Lacey.

Ihr war irgendwie nach Feiern zumute.

Doch die Barfrau schüttelte den Kopf und sagte mit einem so weit geöffneten Mund, dass man den Kaugummi zwischen ihren Zähnen sehen konnte: „Wir sind über Ostern ausgebucht. Übrigens genauso wie alle anderen Unterkünfte in der Stadt auch. Denn wegen der Schulferien machen viele Familien Urlaub hier bei uns in Wilfordshire. Mindestens für die nächsten zwei Wochen geht da zimmermäßig gar nichts mehr.“ Nach einer kleinen Pause fragte sie: „Also dann nur einen Prosecco?“

Lacey musste sich an der Bar festhalten, um nicht umzukippen. Ihr Magen rotierte. Jetzt glaubte sie endgültig, die dümmste Frau der Welt zu sein. Inzwischen wunderte es sie gar nicht mehr, dass David sie verlassen hatte. Denn sie war einfach das personifizierte Chaos. Eine Schande für die ganze Menschheit. Da stand sie nun und tat so, als wäre sie ein erwachsener Mensch, der zu selbstständigem Handeln in der Lage war, und dabei konnte sie sich nicht einmal ein Hotelzimmer organisieren.

In diesem Moment sah Lacey jemanden von der Seite her auf sie zukommen. Als sie sich umdrehte, stellte sich dieser jemand als ein Mann von etwas über 60 Jahren heraus, der ein in seine Jeans gestecktes Hemd mit Gingham-Muster sowie eine von seinem Gürtel baumelnde Handy-Gürteltasche trug und sich eine Sonnenbrille auf seinen Glatzkopf gesteckt hatte.

„Habe ich richtig verstanden, dass Sie eine Unterkunft suchen?“ fragte er sie.

Lacey wollte gerade sagen, dass dem nicht so sei – denn so verzweifelt sie auch sein mochte, war es eher Naomis Stil mit einem Mann mitzugehen, der doppelt so alt war wie sie und sie noch dazu in einer Bar angesprochen hatte. Doch dann sagte der Mann: „Ich vermiete nämlich Ferienhäuser.“

Sie war so überrascht, dass sie nur ein erstauntes „Oh?“ als Antwort hervorbrachte.

Der Mann nickte und zog eine kleine Visitenkarte aus seiner Jeanstasche hervor, die Lacey schnell überflog. Da stand:

Ivan Parrys gemütliche, rustikale, einfach zauberhafte Ferienhäuser Die ideale Unterkunft für die ganze Familie!

„Wie Brenda schon sagte bin auch ich ausgebucht“, fuhr Ivan mit einem kurzen Nicken in Richtung der Barfrau fort. „Bis auf ein Haus, das ich gerade bei einer Auktion ersteigert habe. Eigentlich ist es noch nicht so weit hergerichtet, dass man es vermieten könnte, aber wenn Sie wirklich nichts anderes haben, dann zeige ich es ihnen gerne. Weil es noch nicht so tipptopp in Schuss ist, würde ich es Ihnen zu einem günstigen Preis vermieten - nur so als Zwischenlösung, bis Sie in einem Hotel unterkommen können.“

Lacey fühlte sich unglaublich erleichtert. Die Visitenkarte sah echt aus und Ivan kam ihr auch nicht vor wie ein Typ, der darauf aus war, jemanden abzuschleppen. Endlich schien das Glück ihr wieder hold zu werden! Sie war so erleichtert, dass sie Ivan am liebsten einen Kuss auf seinen kahlen Schädel gedrückt hätte!

„Sie haben mir gerade das Leben gerettet“, sagte sie stattdessen.

Ivan errötete. „Warten Sie mit Ihrem Lob besser erst mal ab, bis Sie das Haus besichtigt haben.“

Lacey kicherte. „So schlimm kann es gar nicht sein.“

*

Lacey keuchte wie ein Ackergaul als sie neben Ivan her den steilen Abhang erklomm.

„Ist Ihnen der Weg hier herauf zu steil?“ fragte er besorgt. „Ich hätte Ihnen sagen sollen, dass das Haus auf der Klippe liegt.“

„Kein Problem,“ keuchte Lacey. „Ich – liebe – die Aussicht – aufs Meer.“

Während des ganzen Weges hier herauf hatte Ivan sich als das komplette Gegenteil eines ausgebufften Geschäftsmannes erwiesen, hatte er Lacey doch immer wieder versichert, dass er ihr einen schönen Nachlass auf den Mietpreis für das Haus (den sie im Übrigen noch gar nicht ausgehandelt hatten) gewähren würde und sie gebeten. sich keine allzu großartigen Vorstellungen von dem Haus zu machen. Jetzt, wo ihr ihre Oberschenkel vom Aufstieg hier herauf ziemlich weh taten, fragte sie sich allerdings schon, ob er mit seinen Warnungen vielleicht doch recht gehabt hatte.

Ihre Zweifel fanden jedoch ein jähes Ende, als das auf dem Gipfel der Anhöhe liegende Haus in Sichtweite kam. Denn da stand es nun also als schwarze Silhouette gegen die langsam verblassenden Rosatöne des Sonnenunterganges: ein großes Steinhaus.

Lacey schnappte hörbar nach Luft.

„Ist es das?“ fragte sie immer noch atemlos.

„Das ist es“, antwortete Ivan.

Ein plötzlicher, unerwarteter Energieschub ermöglichte es Lacey, den Rest der Anhöhe auf einmal zu nehmen. Mit jedem Schritt, den sie näher an dieses hinreißende Haus herankam entdeckte sie etwas anderes an diesem, das sie begeisterte, angefangen von der hübschen steinernen Fassade über das mit Schiefer gedeckte Dach und die Rosenstaude, die sich um die hölzernen Pfeiler der Veranda rankte, bis hin zu der massiven alten Haustür, die aussah als wäre sie der Illustration eines Märchenbuches entsprungen. Und als Sahnehäubchen zu dem Ganzen hatte man von hier aus auch noch einen überwältigenden Blick auf das glitzernde, leise vor sich hin rauschende Meer.

Mit weit aufgerissenen Augen und offenstehendem Mund nahm Lacey die letzten Schritte bis zu dem Haus sozusagen im Galopp. Neben der Tür desselben hing ein Schild, das es als Crag Cottage auswies.

Ivan, der inzwischen neben ihr aufgetaucht war, zog einen großen Schlüsselbund hervor und durchsuchte diesen mit ziemlichem Klappern nach dem richtigen Schlüssel für das vor ihnen stehende Haus. Lacey kam sich vor wie ein Kind, das ungeduldig von einem Fuß auf den anderen tretend vor einem Eiswagen stand und darauf wartete, dass die Softeismaschine endlich seine Portion Eis ausspuckte.

„Erwarten Sie bloß nicht zu viel“, sagte Ivan zum gefühlt tausendsten Mal als er endlich den richtigen Schlüssel gefunden hatte, der übrigens - groß und aus inzwischen rostiger Bronze gefertigt wie er war – nicht nur aussah, als gehöre er zum Schloss von Rapunzel, sondern auch perfekt zu dem Haus passte. Endlich war es soweit: Ivan steckte den Schlüssel ins Schloss, drehte ihn um und schob die Tür des Hauses auf.

Keine Sekunde später stand Lacey schon mitten in dem Haus und fühlte sich sofort wie zuhause darin.

Den Korridor mit seinen Bohlen aus unbearbeitetem Holz und seinen verblassten Chintztapeten konnte man – wohlwollend formuliert – nur als rustikal bezeichnen. Und die Mitte der zu Laceys rechten nach oben führenden Treppe war mit einem plüschigen roten Läufer ausgelegt, der an den Seiten von goldfarbenen Teppichstangen begrenzt wurde, ganz so als befände man sich in einem herrschaftlichen Gebäude und nicht nur in einem netten, altmodischen Landhaus.

Zu Laceys linker Seite gab es eine Tür, die offen stand und sie dadurch geradezu dazu einlud, das dahinter liegende Zimmer zu betreten.

„Wie ich schon gesagt habe, ist das Haus in keinem besonders guten Zustand“, sagte Ivan als Lacey das Zimmer betrat.

Bei dem betreffenden Raum handelte es sich um das Wohnzimmer des Hauses. Drei der vier Wände des Raums waren mit einer verblassten, mintgrün und weiß gestreiften Tapete beklebt und die vierte Wand war gar nicht tapeziert, sondern zeigte sich in ihrem Rohzustand, also als rote Backsteinwand. Von dem großen Erkerfenster des Raums aus hatte man einen herrlichen Blick auf den Ozean, den man ganz bequem von der unter dem Fenster angebrachten Sitzgelegenheit aus betrachten konnte. Eine Ecke des Raums wurde von einem Holzofen mit einem langen Abzugsrohr eingenommen, neben dem noch ein mit Holscheiten gefüllter silberner Eimer bereitstand. Außerdem gab es ein großes, hölzernes Bücherregal, das fast eine ganze Wand des Zimmers für sich beanspruchte, sowie eine anscheinend aus den 1949iger Jahren stammende Sitzgarnitur, die aus einem Sofa und einem dazu passenden Lehnstuhl mit Fußbank bestand. Zwar musste das ganze Zimmer einschließlich der Möbel einmal gründlich abgestaubt werden, doch das trug für Lacey nur noch mehr zum Charme des Hauses bei.

Sie drehte sich zu Ivan um, der sich wegen ihres bevorstehenden Urteils über das Haus nicht recht wohl in seiner Haut zu fühlen schien.

„Ich liebe es!“ sprudelte es aus ihr heraus.

Nach dieser Ansage wirkte Ivan ziemlich überrascht und - wie Lacey feststellte - auch ein wenig stolz.

„Oh!“ entfuhr es ihm. „Wie schön!“

Lacey war nicht mehr zu bremsen. Voller Enthusiasmus lief sie im Wohnzimmer herum und sah sich alles genau an. Auf dem mit gekonnten Schnitzereien verzierten Bücherregal fand sie ein paar Kriminalromie so alt waren, dass ihre Seiten schon verknittert waren. Auf dem darunter liegenden Regalbrett standen eine Sparbüchse aus Porzellan in der Form eines Schafes sowie eine Uhr, die schon vor längerer Zeit stehengeblieben zu sein schien. Und auf dem obersten Regalbrett fand sich ein Sammelsurium von aus feinstem Porzellan gefertigten Teekannen. Das Zimmer war soweit ein einziger Traum für Antiquitätenliebhaber.

„Kann ich mir auch den Rest des Hauses ansehen?“ fragte Lacey überglücklich.

„Gerne doch,“ antwortete Ivan. „Ich gehe inzwischen in den Keller und kümmere mich um die Heizung und den Wasseranschluss.“

Sie traten in den kleinen, dunklen Flur hinaus und während Ivan durch eine Tür nach unten verschwand, ging Lacey freudig gespannt weiter in Richtung der Küche des Hauses.

Dort angekommen schnappte sie nach Luft. Die Küche sah aus als wäre sie einem Museum, das seinen Schwerpunkt auf das viktorianische Zeitalter gelegt hatte, entsprungen. Es gab einen echten schwarzen Aga-Herd, über dem kupferne Töpfe und Pfannen von der Decke herabhingen und in der Mitte des Raums stand ein großer, viereckiger Metzgerblock. Durch die Fenster der Küche sah man auf eine große Rasenfläche hinaus. Hinter diesen eleganten Fenstertüren lag ein Innenhof, in dem ein klappriger Tisch und ein ebenso klappriger Stuhl standen. Lacey konnte sich gut vorstellen, dort zu sitzen, frische Croissants vom Bäcker zu essen und dazu biologisch produzierten peruanischen Kaffee aus dem Coffeeshop ihres Vertrauens zu trinken.

Plötzlich wurde Lacey von einem lauten Schlag aus ihren Träumereien gerissen. Der Knall kam von unten herauf und war so laut, dass er sogar die Dielenbretter unter Laceys Füßen zum Vibrieren brachte.

Lacey rief nach Ivan und fragte diesen, ob bei ihm alles in Ordnung sei.

Durch die offene Kellertür gab Ivan erst einmal Entwarnung. „Das waren nur die Rohre. Wie es aussieht, sind die schon ein paar Jahre lang nicht benutzt worden. Es könnte also ein wenig dauern, bis sie wieder funktionieren.“

Auf diese Worte folgte ein weiterer lauter Knall, der Lacey zwar zuerst erschreckte, ihr aber – jetzt, wo sie die Ursache dafür kannte – keine Angst mehr einjagte, sondern sie stattdessen sogar zum Lachen brachte.

Ivan kam die Kellertreppe herauf.

„Soweit ist alles okay. Ich hoffe nur, dass die Rohre bald gerichtet werden können“, meinte er verdrießlich.

Lacey schüttelte den Kopf. „Ich finde so etwas macht ein altes Haus wie dieses nur noch charmanter,“

„Dann können Sie von mir aus so in dem Haus wohnen bleiben wie nötig“, sagte er. „Ich halte aber die Ohren offen und gebe Ihnen Bescheid, wenn eines der Hotels ein Zimmer für Sie frei hat.“ Dann fragte er mit dem für ihn typischen schüchternen Lächeln: „Sind zehn Pfund pro Nacht für sie okay?“

Lacey zog die Augenbrauen hoch. „Zehn Pfund – das sind doch ungefähr 12 Dollar?“

„Ist Ihnen das zu viel?“ fragte Ivan mit inzwischen vor Verlegenheit flammend roten Backen. „Wie wäre es dann mit fünf Pfund?“

„Nein, zehn Pfund sind zu wenig!“ rief Lacey, die sich durchaus bewusst war, dass sie ihn gerade hinauf statt hinunter handelte. Doch das Haus zu dem lächerlich niedrigen Preis, den er verlangte, zu mieten käme ihr fast so vor wie Diebstahl. Und Lacey würde den Teufel tun und diesen furchtbar netten, unbeholfenen Mann, der sie vor ihrem Malheur mit dem fehlenden Zimmer bewahrt hatte, über den Tisch ziehen.

„Das Haus ist historisch und hat zwei Schlafzimmer. Es eignet sich ideal für Familien. Und nach einem gründlichen Hausputz können Sie es bestimmt für ein paar hundert Pfund pro Nacht vermieten.“

Ivan war so verlegen, dass er nicht wusste, wo er hinsehen sollte. Über Geld zu sprechen bereitete ihm sichtlich Unbehagen, was ihn in Laceys Augen nicht gerade dazu befähigte, ausgerechnet als Geschäftsmann tätig zu sein. Sie hoffte nur, dass seine Mieter ihn nicht andauernd über den Tisch zogen.

„Dann sagen wir eben fünfzehn Pfund pro Nacht,“ schlug Ivan vor. „Und ich schicke Ihnen jemand zum Saubermachen vorbei.“

„Zwanzig Pfund“, antwortete Lacey. „Und das Saubermachen übernehme ich selbst.“ Sie grinste und streckte ihm ihre Hand entgegen. „Jetzt brauche ich nur noch den Schlüssel. Ich lasse kein „Nein“ gelten.“.

Inzwischen erstreckte sich das verlegene Rot auf Ivans Wangen schon bis zu seinen Ohren und über seinen Hals. Zur Bestätigung ihres Deals nickte er nur und legte den bronzenen Schlüssel in Laceys ausgestreckte Hand.

„Meine Telefonnummer steht auf meiner Visitenkarte. Rufen Sie mich an falls irgendetwas am Haus nicht funktioniert – oder besser: wenn etwas nicht funktioniert.“

„Danke“, sagte Lacey, die ihm tatsächlich sehr dankbar war, mit einem leisen Kichern.

Ivan machte sich auf den Weg.

Endlich allein ging Lacey wieder nach oben, um ihre Erkundungstour fortzusetzen. Das Elternschlafzimmer lag nach vorne hinaus und verfügte über Meerblick und einen Balkon. Auch dieses Zimmer mit seinem großen, aus dunklem Eichenholz gefertigten Bett, das auf vier soliden Pfosten stand und dem dazu passenden riesigen Kleiderschrank, der aussah als wäre er der Eingang in das fiktive Land Narnia, hätte jedem Museum Ehre gemacht. Das zweite Schlafzimmer lag auf der Rückseite des Hauses und damit auf den Garten hinaus. Badezimmer und Toilette waren getrennt, wobei die Toilette nicht viel größer als ein Schrank war. Das Badezimmer bestand mehr oder weniger nur aus einer auf bronzenen Füßen stehenden, weißen Badewanne mit hoher Rückenlehne und einer Abdeckung über ihrem unteren Teil. Es gab keine extra Dusche, sondern nur eine Duschvorrichtung in der Wanne.

Wieder zurück im Elternschlafzimmer ließ Lacey sich aufs Bett fallen. In diesem Moment kam sie endlich einmal dazu, über den zurückliegenden, ziemlich ereignisreichen Tag nachzudenken und merkte erst jetzt, wie erledigt sie war. Heute Morgen war sie noch eine seit vierzehn Jahren verheiratete Frau gewesen. Inzwischen war sie alleinstehend. Heute Morgen war sie noch eine vielbeschäftigte New Yorker Geschäftsfrau gewesen. Und nun saß sie hier, in einem auf einer Klippe stehenden Landhaus in England. Wie aufregend das alles war! Und wie spannend! Noch nie zuvor in ihrem ganzen Leben hatte sie etwas getan, das so viel Mut erforderte – und es fühlte sich einfach grandios an!

Die Rohre gaben wieder einmal einen lauten Knall von sich, was Lacey erst einmal zu einem erschreckten Quietschen veranlasste. Doch nur einen Augenblick später lachte sie bereits laut über ihre Schreckhaftigkeit.

Sie legte sich zurück, so dass sie zu dem über dem Bett angebrachten Baldachin hinaufsah und lauschte dem Rauschen der Wellen, die sich an dem Kliff brachen. Dieses Geräusch versetzte sie in ihren Gedanken wieder in ihre Kindheit zurück, denn sie hatte schon damals davon geträumt, einmal am Meer zu leben. Heute kam es ihr seltsam vor, dass dieser Traum so lange verschüttet gewesen war. Wenn sie nicht nach Wilfordshire zurückgekommen wäre, wäre der Traum dann komplett in Vergessenheit geraten? Inzwischen fragte sie sich, ob da noch andere verschüttete Erinnerungen waren, die nur darauf warteten, während ihres Aufenthalts hier wieder ans Licht zu kommen. Vielleicht würde sie morgen früh, gleich nach dem Aufstehen, eine Erkundungstour durch den Ort unternehmen und sehen, welche Erinnerungen dabei zu Tage kommen würden.

Mord im Herrenhaus

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