Читать книгу Verbrechen im Café - Fiona Grace, Фиона Грейс - Страница 7
KAPITEL VIER
Оглавление„Oh, Percy, sie sind wunderbar!“, schwärmte Lacey ins Telefon und betrachtete die geöffnete Schachtel mit den silbernen Gabeln, die sie gerade von ihrem Lieblings-Antiquitätenhändler in Mayfair erhalten hatte. Sie befand sich im beengten Hinterzimmer des Geschäfts, umgeben von Ordnern voller Checklisten, Skizzen, Moodboards, Detailzeichnungen und einem ganzen Haufen schmutziger Kaffeetassen.
„Das sind alles vollständige Sets“, erklärte Percy. „Für Salat, Suppe, Fisch, Abendessen, Dessert und Austern.“
Lacey lächelte breit. „Ich weiß nicht, ob Suzy überhaupt vorhat, Austern zu servieren, aber wenn die Viktorianer Austerngabeln auf ihren Tischen hatten, dann sollten wir sie auch auf unseren haben.“
Sie hörte Percys Großvater durch den Lautsprecher lachen. „Das klingt wirklich sehr aufregend“, sagte er. „Ich muss sagen, dass ich nicht oft eine Bestellung für viktorianische Gegenstände erhalte.“
„Nun ja“, sagte Lacey. „Ich bin sicher, es kommt nicht oft vor, dass einer deiner Käufer damit beauftragt wird, ein Altersheim in einer Woche in ein viktorianisches B&B zu verwandeln!“
„Sag mal, hast du überhaupt noch Zeit zu schlafen?“
„Ganze vier gesunde Stunden pro Nacht“, scherzte Lacey.
Obwohl sie so hart gearbeitet hatte, hatte sie das Projekt bisher ziemlich aufregend gefunden. Berauschend sogar. Es war wie ein Rätsel, das nur sie lösen konnte, mit einer tickenden Uhr im Hintergrund.
„Aber arbeite dich nicht zu Tode“, sagte Percy, fürsorglich wie er war.
Sie legte auf, schnappte sich einen Filzstift und setzte ein großes Häkchen neben „Geschirr“. Sie hatte nun etwa die Hälfte ihrer Liste abgearbeitet, nachdem sie gefühlte hundert Gefallen eingefordert hatte und quer durchs Land nach Bristol und Bath gefahren war, um einige besonders außergewöhnliche Stücke abzuholen. Sogar noch weiter, über die Grenze nach Cardiff, für einen wunderschönen steinernen Brunnen, der hervorragend in das Foyer passen würde.
Von allen Räumen war das Foyer am schwierigsten zu gestalten. Seine Architektur ähnelte einem Wintergarten, also hatte Lacey sich von viktorianischen Bauten wie dem Alexandra Palace in London und den Gewächshäusern von Kew Gardens inspirieren lassen. Gerade waren die Innenausstatter dort, um den Linoleumfußboden herauszureißen und die Jalousien abzuhängen, die an das Wartezimmer eines Zahnarztes erinnerten. Die weißen Plastikrahmen würden mit dünnen, biegsamen Metallplatten überzogen, die schwarz lackiert wie Eisen aussehen würden.
Bis jetzt hatte die Arbeit Spaß gemacht, trotz des Schlafentzuges und der langen Fahrten. Allein ihr Kontostand war ein wenig alarmierend. Lacey hatte Tausende und Abertausende von Pfund an Möbeln zusammengesammelt, die alle perfekt zu Suzys Jagdhaus-Motto passten. Und obwohl sie wusste, dass Suzy die Rechnung begleichen würde, sobald sie das Geld zurückverdient hatte, war es ihr trotzdem sehr unangenehm, sich ihren Kontostand anzusehen. Besonders in Anbetracht des Deals, den sie mit Ivan über die Hypothek in Crag Cottage gemacht hatte. Sie wollte nicht, dass der nette alte Mann, der ihr ihr Traumhaus verkauft hatte, seine Zahlungen nicht rechtzeitig erhielt. Aber wenn Suzys Rechnung bis Ende Juni nicht beglichen war, würde sie gezwungen sein, die Zahlungen aufzuschieben.
Allein das Gewehr war 5000 Pfund wert! Lacey war fast an ihrem Cappuccino erstickt, als sie seinen Wert recherchiert hatte, um ihn Suzys Rechnung hinzuzufügen. Sofort hatte sie Xavier angeschrieben und ihm vorgeschlagen, ihm etwas Geld zu überweisen. Doch er hatte darauf bestanden, dass es ein Geschenk sei, was ihr ein schlechtes Gewissen bereitete, da sie es umgehend verkauft hatte. Aber ihr schlechtes Gewissen hielt sich in Grenzen, denn welcher Mann schenkte einer Frau eine wertvolle Antiquität, ohne dabei einen Hintergedanken zu haben? Allmählich wurde Lacey klar, dass Gina vielleicht recht gehabt hatte, was Xaviers Absichten betraf, also beschloss sie, den Kontakt zu ihm zu minimieren. Außerdem hatte sie mit dem ehemaligen Schützenverein von Penrose Manor nun eine ganz neue Spur auf der Suche nach ihrem Vater zu verfolgen, sodass Xavier nicht mehr der Rettungsanker war, der er einmal gewesen war.
Im Hauptbereich des Ladens konnte Lacey sehen, wie Gina durch die Gegend flitzte. Bis jetzt war die ältere Frau mit ihren neuen Aufgaben ziemlich gut zurechtgekommen. Ihr Einspruchsrecht gegen das Heben von schweren Gegenständen war vorübergehend aufgehoben worden, und obwohl es Gina nichts ausmachte, fühlte Lacey sich nicht wohl dabei, eine Rentnerin so hart arbeiten zu lassen.
In diesem Moment hörte Lacey die Glocke nebenan läuten, und es folgten die sanften, fröhlichen Jauchzer von Chester und Boudica. Lacey ahnte sofort, dass Tom hereingekommen war. Sie unterbrach ihre Tätigkeit und eilte zum Geschäftsraum.
Tatsächlich war ihr Verehrer dort und fütterte die Hunde gerade mit seinen speziellen Johannisbrotleckereien. Als er sie kommen hörte, blickte er auf und schenkte ihr sein charakteristisch schönes Lächeln.
Es fühlte sich an, als hätte Lacey ihn seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen oder mit ihm gesprochen. Er war zu sehr damit beschäftigt gewesen, Regenbogen-Cupcakes zu backen, und sie hatte knietief in viktorianischen Antiquitäten gesteckt. Die beiden hatten nicht einmal einen Moment Zeit gehabt, sich eine Nachricht zu schicken, geschweige denn zur selben Zeit am selben Ort zu sein!
Lacey eilte auf ihn zu und gab ihm einen Kuss auf die Lippen.
„Mein Schatz“, schwärmte sie. „Es ist schon so lange her. Was machst du hier?“
„Es ist Donnerstag“, sagte er geradeheraus. „Zeit für unser Date!“
Mit ihren vollen Terminkalendern hatten sie sich darauf geeinigt, ihre täglichen Treffen einzustellen und sich auf ein überschaubares wöchentliches Mittagessen am Donnerstag zu beschränken. Aber dieser Plan war geschmiedet worden, bevor die beiden ihre Last-Minute-Aufträge angenommen hatten, und Lacey hatte einfach angenommen, dass nun auch das nicht mehr infrage kommen würde. Sie hatte zugelassen, dass die lange Einkaufsliste viktorianischer Waren, die sie beschaffen musste, dieses Thema gänzlich aus ihrem Verstand drängte.
„Hast du das etwa vergessen?“, fragte Tom.
„Ich würde nicht sagen, dass ich es vergessen habe“, sagte Lacey. „Es ist nur, wir sind beide so beschäftigt …“
„Oh“, sagte Tom und die Enttäuschung in seiner Stimme war deutlich zu hören. „Du sagst ab.“
Lacey fühlte sich schrecklich. Sie war sich nicht einmal bewusst gewesen, dass es etwas abzusagen gab. Aber sie hätte nicht annehmen dürfen, dass Tom ihre gemeinsamen Pläne einfach auf Eis legen würde. Anscheinend war nur sie gefühllos genug, das zu tun.
„Es tut mir wirklich leid“, sagte Lacey, nahm seine Hand und zerrte spielerisch an ihr. „Du weißt, dass wir morgen die große Eröffnung der haben. Ich werde die nächsten 24 Stunden buchstäblich auf Hochtouren arbeiten müssen, um alles fertig zu bekommen. Wahrscheinlich werde ich heute Nacht nicht einmal Zeit haben, schlafen zu gehen, geschweige denn eine Stunde Mittagspause zu machen.“ Sie kaute auf ihrer Lippe herum, während Schuldgefühle in ihr aufstiegen.
Tom wandte seinen Blick ab. Offensichtlich hatte sie seine Gefühle wirklich verletzt.
„Es ist nur ein Mittagessen“, versprach Lacey ihm. „Ich habe nur diese letzte Hürde. Nach der Party morgen Abend werde ich wieder einen normalen Zeitplan haben. Und du wirst deine Cupcake-Bonanza, oder wie auch immer er heißt, beendet haben …“
„… Extravaganza“, murmelte Tom.
„Richtig.“ Lacey schwang seine Hände hin und her und versuchte, ihren Ton locker zu halten. „Dann wird alles wieder normal. Okay?“
Endlich nickte Tom. Sie hatte ihn noch nie so niedergeschlagen gesehen. Aber auf eine gewisse Art freute sie sich ein wenig, wenn sie bedachte, wie besorgt sie wegen Lucia gewesen war. Wie sich herausstellte, war Schlafmangel ein sehr gutes Heilmittel für Eifersucht, denn momentan war sie praktisch ein Roboter.
„Hey, weißt du was? Du solltest zu der Party kommen“, sagte Lacey. Nun fühlte sie sich schlecht, dass sie vorher nicht daran gedacht hatte, ihn einzuladen. Schließlich sollte es eine große Eröffnung werden, mit einem Feuerwerk, gutem Essen, angesehenen Gästen und allem.
„Ich?“, fragte Tom. „Ich glaube nicht, dass ein Konditor vornehm genug für das Jagdhaus ist.“
„Unsinn“, sagte Lacey. „Außerdem habe ich dich noch nie in einem Smoking gesehen, und ich wette, du siehst fabelhaft aus.“
Sie sah ein schelmisches Funkeln in Toms Augen zurückkehren. So sah er schon eher nach dem Tom aus, den sie kannte und liebte.
„Na ja, solange es Suzy nichts ausmacht“, sagte er. „Aber ich werde nicht lange bleiben können. Luce und ich müssen morgen früh schon um sechs Uhr mit dem Backen anfangen.“
„Luce?“, wiederholte Lacey. Dann dämmerte ihr, dass er Lucia meinte.
Er hatte ihr einen Kosenamen gegeben? Einen, der Laceys Spitznamen auffallend ähnlich war. Der Spitzname, den er sie nicht hatte nennen dürfen, da es der gleiche war, den ihr Ex-Mann benutzt hatte: Lace.
Auf einmal kehrte Laceys Verunsicherung über die junge Frau mit der Gewalt eines Orkans zu ihr zurück. So viel zu ihrer Theorie, zu ausgelaugt für Eifersucht zu sein.
„Hey, das wäre doch eine Idee. Ich sollte Luce heute zum Mittagessen ausführen!“, sagte Tom und bemerkte offensichtlich nicht, dass Laceys Haltung sich verändert hatte. „Weißt du, als Dankeschön für all ihre harte Arbeit. Seit ich sie eingestellt habe, hatten wir wirklich keinen Moment Pause, und ich musste sie total ins kalte Wasser werfen. Es war eine ziemlich steile Lernkurve und sie hat das alles mit Bravour gemeistert. Sie ist eine ziemlich bemerkenswerte junge Frau.“
Lacey fühlte, wie sich ihre Hände zu Fäusten verkrampften, während Tom von der Frau schwärmte, die er an ihrer Stelle zum Mittagessen einladen wollte. Ein ganzer Wirrwarr an Emotionen wirbelte in ihrem Bauch umher. Enttäuschung, da sie keine Zeit mit ihrer Lieblings-Person verbringen konnte. Eifersucht, da jemand anders seine Aufmerksamkeit bekommen würde. Aber es war mehr als das und es saß tiefer. Ihre Eifersucht hatte nicht nur mit Tom zu tun, sondern mit der Tatsache, dass er seine Aufmerksamkeit einer anderen Frau schenken würde. Einer „ziemlich bemerkenswerten jungen Frau“ noch dazu, mit ihrer faltenfreien Haut, ihrer immerzu optimistischen Persönlichkeit und ihren strahlend weißen, perfekt angeordneten Zähnen. Dann kam zur Eifersucht noch die Peinlichkeit hinzu – was würden die Anwohner denken, wenn sie Tom mit einer hübschen jungen Frau beim Mittagessen sehen würden? Wie lange würde es dauern, bis die Gerüchteküche zu brodeln anfing? Taryn würde sicher ihre Freude daran haben!
„Wer kümmert sich um die Konditorei?“, fragte Lacey und klammerte sich verzweifelt an jede Ausrede, um es zu verhindern. „Wenn du und Luce beide zusammen essen geht …“
„Paul, offensichtlich“, antwortete Tom und ein verwirrtes Stirnrunzeln erschien zwischen seinen Augenbrauen.
Für einen Moment fragte Lacey sich, ob sein Stirnrunzeln ein Zeichen dafür war, dass der allseits ahnungslose Tom ihren Stimmungswandel jetzt tatsächlich bemerkt hatte.
„Obwohl er heute besonders ungeschickt war“, fuhr Tom fort. „Er hat den Schneebesen und den Spatel verwechselt. Irgendetwas stimmt nicht mit dem Jungen.“
Sein Stirnrunzeln hatte also eher mit Pauls Mangel an gesundem Menschenverstand zu tun als mit ihrer Beziehung. Natürlich. Sie kannte Tom, und wahrscheinlich hatte er keine Ahnung, dass Lacey eifersüchtig auf Lucia war. Und noch weniger würde er wissen, warum. Aber aus Laceys Perspektive war es verrückt, dass Tom nicht einmal daran denken konnte. Sie fühlte sich jedes Mal schrecklich dumm, wenn sie ihn darauf hinwies.
„Dann ist es wahrscheinlich keine gute Idee, ihm die Verantwortung zu überlassen, oder?“, erwiderte Lacey. „Ich meine, deswegen hast du Lucia doch eingestellt, oder? Um dafür zu sorgen, dass jemand abgesehen von Paul den Laden betreiben kann.“
Tom kratzte sich nachdenklich an seinem Hinterkopf. „Ja, du hast wahrscheinlich recht.“