Читать книгу Camp Change - Flower U - Страница 8
Tag 6-30
ОглавлениеÜber die nächsten Tage ergaben sich leider viele Gelegenheiten zur Verdrängung durch Wichtigeres. Sport stand auf dem Programm. In dieser Disziplin zählte anders als in früheren Zeiten nicht mehr die individuelle Spitzenleistung, sondern nur noch das Team, genauer: wenn der Letzte über die Ziellinie wankte, dann wurde gestoppt. Für AAA völlig unverständlich war, dass einige der Kids, sogar noch nach der ersten Olympiade, die hier alljährlich stattfand, die körperliche Betätigung immer noch mochten. Irgendwie hatte sich die Enge in der Stadtturmschnecke in den Genen abgelagert. Quatsch, das wäre Lamarck’sche Vererbung, so etwas gab es nicht. Oder weil mindestens die Jungs sonst platzten, das verstand er. Was war sein Ventil, die Fantasie, das Labor? Die Gespräche und Zärtlichkeiten mit Lil. Vorbei, vorerst.
Als der Schleifer Arnie alias Mr. T sie über die militärische Kampfbahn hetzte, er sah das als Training an, versuchte AAA krampfhaft sich daran zu erinnern, wie Team Karl die Herausforderung meisterte, sich gegenseitig über die hohen Hindernisse zu helfen, ohne den Punkteabzug dafür zu kassieren. Das war die Kunst. Aber darum hatte sich der Chef gekümmert. Dumm nur, dass er jetzt auch so ein Chef war, oder hätte sein sollen. Er musste diese Rolle dringend und schnellstens wieder loswerden. Das konnte doch nicht so schwer sein. Allerdings, bedenke die Konsequenzen, AAA. Erfolgreiche Habitatsleiter schafften es meist in die Cloud für den Rest ihres Lebens, das war das Ziel von allen. Sicher nicht bei den Deppen der Mittelschicht versauern.
Eines sonnigen Morgens hatte AAA eine Strategie für den Wettkampftag, hart ersonnen. Ihr mit Abstand schlechtester Sportler war ein dicklicher Zweier, Dschingis, der sie enorm Punkte kostete. So jemanden gab es bei allen Habitaten, das war wie ein Naturgesetz. Die Dicken oder Bewegungsidioten kompensierten das in anderen Fächern, kein Grund für Mitleid. Am kommenden grossen Tag würde der Nachfahre des grössten Kriegers der Mongolen dessen Heldentaten nachlesen dürfen, wenn er im Krankenbett lag, mit einer Magenverstimmung. In Lilulas, was heisst Lilulas, in seinem Garten wuchs auch dafür ein Kraut. Und zack würden sie im vorderen Mittelfeld landen. Das reichte. Selbstzufrieden spazierte AAA im Zentrum herum, am liebsten hätte er allen seinen Plan verraten.
Er schwänzte sein Hirntraining und das wurde ihm erst bewusst, als er einen ihm unbekannten Erwachsenen antraf, der vor dem Bunker stand und rauchte. Olivfarbenes Hemd offen und über der hellen Hose. Der rauchte wirklich, AAA hatte noch nie jemanden rauchen sehen. Ausser Morleys natürlich, und in den alten Filmen.
Ein stämmiger Mann, mit Indiovorfahren, der ihn fest ins Auge fasste. „Hey. Bist du auch so ein Frischluftfanatiker wie ich?“ War das ironisch gemeint? „Da drinnen kriege ich den Koller.“ Der junge Indiomann, etwa fünfundzwanzig, aber das war schwierig zu schätzen bei diesen ethnischen Wurzeln und den Therapien, streckte sein Kinn in Richtung Schulbunker. „An so einem Ort findet man nichts wirklich Neues, oder was meinst du? Jedenfalls nicht, was ich suche.“ Als AAA nicht mit Reagieren nachkam, streckte der Mann ihm eine starke Hand entgegen „Evo de Volterra, von Freunden genannt Evo Devo, Talent Scout aus der Cloud da drüben. Und wart mal, bist du nicht, ähm, Atticus Albin… Amateur? Von den von Ockhams? Ich mag deine Frisur.“
Evo schien sich zu freuen über die Begegnung, AAA bliebt wortkarg aber kooperativ, eine alte Weisheit von Teenagern bei Begegnungen mit freundlichen Unbekannten, die etwas von einem wollten, aber einem auch etwas geben konnten. Talent Scouts kamen hier selten vorbei, im Gegensatz zu Lager 2, wo es von denen wimmelte, um sich die Besten, Originellsten herauszupicken im Auftrag der Eliten. Sollte er diesen Evo Devo, ein anbiedernder Name, einfach fragen, was er hier wolle? Man soll doch immer fragen. Allerdings lieber nicht, wenn es einen als gefährlichen Trottel entlarvt.
Also kam heraus: „Kommen Sie wegen der Olympiade?“
Der Indianer sah ihn schlau von der Seite an, mit halb geneigtem Kopf. „Nenn mich Evo, und ich dich Triple A. Ja, das weiss ich. Wir müssen genau hinschauen und zuhören. Du verstehst das schon. Mein Job ist auch hart. Aber ich komme nicht wegen dir, wenn du das meinst.“ Er grinste einen Flash lang. „Mach weiter mit deinen Laborexperimenten, wer weiss.“
AAA war doch etwas überrascht, trotz der vielen Kameras. Wenn man immer alleine werkelte, meinte die menschliche Psyche, man sei auch allein, Maschinen zählten nicht, vielleicht gerade, weil sie keinen guten Ruf hatten bei den Teens.
Evo schloss mit glattem Gesicht „Sport interessiert mich nicht, weder die Muskeln, die er hervorbringt, noch… die Schäden. Ich muss tiefergehen. Interessierst du dich für Kunst, Triple A?“
Das nahm AAA als Zeichen, sich eine Entschuldigung murmelnd ins Hirntraining zu flüchten, wer hätte das jemals gedacht? Natürlich kam der Talent Scout wegen der Olympiade. Der extreme körperliche Stress, nach viel zu kurzer Vorbereitungszeit, brachte in einigen labilen Genträgern Unschönes zum Vorschein. Es begann mit rotem Kopf und konnte im dümmsten Fall in vermutlich schmerzhafter innerer Selbstzerstörung durch aufgeweckte virale Parasiten enden, die sich unbemerkt eingeschlichen hatten. Der Schutz war nicht perfekt, sie waren Wesen von und in dieser Welt. AAA hatte gleich bei seiner ersten Scheinolympiade gesehen, wie ein normal aussehender Junge seines Teams plötzlich und innert Minuten sozusagen dahinschmolz, als der ihn keuchend überrundet hatte. Die Zellwände lösten sich in rasenden Kaskaden auf, das heftig pumpende Herz beschleunigte sein eigenes Versagen. Wer hatte hier den harten Job? Mutation erkannt, Subjekt gestorben, Auftrag erledigt. AAA empfand es als einen Hohn, dass der Typ, der auch aus hohem Hauses stammte wie seine Familie, erkennbar am Adelspartikel in seinem Nachnamen de Volterra, dann von Kunst zu schwafeln begann.
Er staunte nicht schlecht, als ihn das Programm im Bunker anwies, sich heute an den angeschraubten Tisch an der Zellenwand zu setzen und die bereitgestellten Buntstifte und das hochwertige A3 Papier kreativ zu benutzen, um ein Bild zu malen, zum Thema Macbeth. AAA verdrehte die Augen, back to Kindergarten.
Die Anwesenheit des Evo Scouts ging ihm nicht mehr aus dem Sinn. Er nahm es als Weckruf, endlich in die Gänge zu kommen. Hier ging es nicht nur um seine Punkte, sondern um das ganze H2er Team, das ihm vertraute, oder zumindest auf seine Ideen und sein Engagement als Anführer hoffte. Ein AAA sollte und würde sich als würdig erweisen, beschloss er. Und den lästigen Talentsucher schon mal präventiv positiv beeindrucken. Wieso sollte er das Spielfeld dem vermeintlich sicheren Sieger Karl und Kompanie überlassen? Wenn er doch tief in seinem Inneren überzeugt war, ein Quäntchen besser zu sein als sein Konkurrent, origineller, scharfsinniger, wenn es um wirklich schwierige Problemstellungen ging wie Gendefektanalysen oder Biowetterprognosen, nicht um solch profane Dinge wie gewinnen und Beliebtheit.
Als er ins Habitat kam, lag Lilula im Garten auf der Erde, reglos. AAA stürzte erschrocken zu ihr. Sie zog sich zusammen wie ein Regenwurm, als er sie an der Hüfte packte. „Mensch, hör auf, ich bin kitzlig.“
„Was machst du denn da, ein Mittagsschläfchen?“ rief er etwas zu laut.
„Ich fühle mich in die Kommunikation der Pflanzen ein. Ich probiere immer neue Pflanzanordnungen aus. Schau, hier, die Radieschen und der Spinat verstehen sich gut, der Rhabarber hingegen braucht seine Ruhe. Aber alle beklagen das Fehlen vieler kleiner Insekten.“ Die künstlichen Bienendrohnen waren ein kümmerlicher Ersatz als Bestäuber, aber deutlich weniger riskant. Das sagte AAA laut als Bestätigung. Was er sich hütete zu sagen war, dass er die Intelligenz von Pflanzen für überschätzt hielt. Schliesslich wollte er etwas von ihr, mitten in einer unausgesprochenen Phase der Spannungen in ihrer Beziehung.
„Lil, ich brauche dich und deine Künste.“ Sie runzelte fragend die Stirn, die Augen freundlich geöffnet. „Die Olympiade steht bevor, wie du weisst.“ Ihr Leuchten erlosch, sie nickte grimmig langsam. „Die können wir nicht vermeiden, aber wir können uns über sie erheben. Mit deiner Hilfe, deinen Kochkünsten und lieben Pflanzen.“
Jetzt sah sie ihn prüfend an, Augen halb geschlossen. „Nun rück schon damit raus, was willst du, dass ich tue? Die Leiter vergiften?“
„Brau uns einen Zaubertrank“, sagte AAA, ganz ernsthaft.
Eine halbe Minute herrschte Schweigen. Lilula hatte sich in ihre Innenwelt verzogen. Das hiess, sie überlegte, und es war vielleicht möglich, dachte er optimistisch wie er sein konnte. Dann ein Augenaufschlag. „Die Angst mobilisiert schon genug Kraftreserven, meinst du nicht?“
„Nein, hm, ja, aber Angst blockiert uns auch, und ohne übersteigertes Selbstvertrauen schaffen wir diese Hürde nicht gut. Du hast doch allerlei Säftchen in deiner Apotheke, und ich meine das respektvoll.“ Gefährliche Gratwanderung, AAA. „Ich bitte dich als Habitatsvorsteher, hilf uns allen zum Erfolg.“ Er wusste glasklar, dass Lilula starke Widerstände hatte, sich auf das Spiel der Lagerwettbewerbe einzulassen, wo es immer auch Verlierer geben musste. Nur konnte man dem nicht entkommen, wer sich verweigerte, hatte schon verloren.
Die Spannung wuchs. Seine Lilith Lua war wieder zur Salzsäule erstarrt. Dann war die Beratung bei ihren Geisterfreunden beendet. Das Urteil lautete „Also gut, mein verehrter Chef, wir machen das. Ich koche den Trank. Aber du bringst die wichtigsten Zutaten.“ Was meinte sie damit? Mit Lilula war es wie auf der Achterbahn, seine Prognosefähigkeiten versagten bei ihr total. „Ich meine“ begann sie und legte ihre Hand auf sein Herz, sofort wurde er zwei Grad wärmer, „du machst den anderen klar, was für wunderbare Wirkungen der Trank haben wird. Dazu hilft am besten ein kleines Gemeinschaftsritual, wie wir es lieben. Und du hältst die Rede. Wehe, du bist nicht überzeugend, und schadest meinem Ruf als Druidin.“ Sie hatte gut lachen, war aber noch nicht fertig. „Ach, und noch was. An diesem Anlass, sagen wir heute Abend, könntest du uns gleich alle in deine Pläne für das Macbeth-Projekt einweihen, die Energien der Motivierten haben genug gewartet, sie müssen fliessen.“
Es hätte schlimmer kommen können. Und AAA fühlte erstaunlicherweise bereits eine Wirkung. Er wuchs langsam in die Führungsrolle hinein. Wie es sich ja auch gehörte. Mit ungewohntem Elan und noch etwas holprigem, aber hervorbrechen wollendem Charme gesellte er sich in den knappen folgenden Stunden zu seinen stumpf von der Schule heimkehrenden Leuten, versuchte sich Namen in Erinnerung zu rufen oder schnell und von nun an zu merken, gab lustige, für ihn peinliche Anekdoten zum Besten, half fast unmerklich bei den kleinen Alltagsämtchen wie Aufräumen und brachte die Nachricht in Umlauf, dass sich alle H2er um 20.00 im Garten treffen.
Dort brodelte bereits ein grosser Kupferkessel über einem offenen Feuer. Perfekt, danke Lil. Auf ihre Aufforderung mit einem Kinnheben begrüsste er die gut 50 Anwesenden, deren Skepsis und Neugier ihnen ins Gesicht geschrieben stand. Als er von einem wirksamen Hilfsmittel sprach, auf kontrolliert biologischer Basis, das ihnen bei der bevorstehenden Härteprüfung auf der Kampfbahn helfen würde, hätte auch ein noch schlechterer Chef seine Leute bereits halbwegs in der Tasche gehabt. Dann überzeugte Lilula mit einem kargen, aber effektiven Ritual, das er ihr gerne überliess, und schwor die Gemeinschaft auf den Teamerfolg ein. Es roch gut, aber nicht zu gut, schliesslich ging es auch um Medizin, leise Musik war zu hören, ihr Habitatslied wurde gesungen, AAA bewegte verschämt die Lippen und sang beim zweiten Refrain sogar mit. Jeder und jede zog am grossen Topf vorbei, füllte die Feldflasche mit dem Trank und die Seele mit einem bisschen von Lilulas Wärme. AAA hoffte, es würde hinhalten bis die Olympiade begann.
Dann erhob er seine Stimme noch einmal. „Freunde, ihr könnt mich ab jetzt Macbeth nennen.“ Er liess es wirken, bis alle mitkamen, dass er von der Theateraufführung sprach. „Ich habe mit Stolz gesehen, dass einige von euch schon am Proben sind. Vor meinem Zelt könnt ihr euch an der Tafel eintragen für eine Rolle. Nicht jeder kann, nicht jeder muss auf die Bühne, Theater braucht ganz viele Hilfskräfte, ohne die geht es nicht. Wie die Regie, die ich vertrauensvoll in die Hände von unserer theaterbegeisterten Flower Anakin lege.“ Die bekam nach dieser überraschenden Ankündigung und leichtem Applaus weiche Knie, wurde durch den Adrenalinschub aber gleich wieder aufgerichtet, höher als zuvor. So spielte er den Boss und die Gruppendynamik, und alle waren froh, dass sich jemand um sie kümmerte. Die Rollenverteilung würde später noch für genug Streit und Gesprächsstoff sorgen, aber heute Abend nicht. Dem Zaubertrank, von dem alle probieren mussten, war auch etwas Alkohol beigemischt. Niemand hatte etwas dagegen. AAA liess der steigenden Stimmung seinen Lauf, tauschte einen langen Blick mit Lilula, und mischte sich unter sein Volk. Unwillkürlich bewegte er sich so, wie er sich vorstellte, dass ein werdender König Macbeth sich auch verhalten würde. Ana stürmte heran und dankte ihm überschwänglich, schaute ihn aber auch wechselweise ungläubig an.
In dieser kurzen Nacht schlief AAA wunderbar. Vor dem Zubettgehen hatte er sich noch ein Brech- und Durchfallmittel aus Lilulas Kräuterapotheke besorgt, ohne Rezept. Dschingis, so hilfst du uns am besten, auf dem Klo in der Krankenstation, Carmela fürsorglich am Bett. Am anderen Morgen wachte er viel zu früh auf durch Getuschel vor seinem Zelt und fand die Tafel bereits halbvoll, allerdings waren auch einige Namen wieder ausgewischt und überschrieben worden. Die Realität einer Führungsaufgabe hatte ihn eingeholt. Der Karren war losgetreten.
Als er sich dem Trek ins Zentrum anschloss für einen ganz normalen Schultag, kitschig gut mit Lilula an der Hand, oder wenigsten an einem kleinen Finger, was ihn ausserordentlich freute, trafen sie auf dem grossen Platz vor dem Bunkereingang auf die Geschwister Harissian und ihren Hundezirkus, der gerade eine Spezialvorführung gab für niemand anderen als Talent Scout Evo de Volterra. Sieh an, dachte AAA, zuerst noch guter Laune, dann kochte zunehmend der Ärger in ihm hoch.
Elvissa weibelte herum, um die aus allen Richtungen eintreffenden Delegationen der Habitate auf das besondere Ereignis aufmerksam zu machen. „Unterstützt die Hundestaffel von Karl, sie steht in euren Diensten.“ Tat sie das? Hunde waren gute Schnüffler. Was sollten sie erschnüffeln? Ihre Drogenvorräte? AAA war mehr als skeptisch, und sah dieselbe Reaktion bei vielen Umstehenden, die sich schneller wieder zerstreuten, als Cowgirl Elvissa die Herde zusammentreiben konnte. Nur Evo stand geduldig dort und besah sich die Kunststückchen, welche sogar schon die Jüngsten aus der Gruppe mit dem riesigen, wohlerzogenen Wolfshund Ira und seinen kleineren kuschenden Artgenossen aufführten. Allerliebst.
AAA überliess seine Flowers der täglichen Routine, Lilula wollte auch hinein, das war selten, „ich muss weitermalen gehen“, nur er selber blieb zurück, bis sich der Spuk auflöste und Evo sich Richtung Lagerleitungsgebäude entfernte. Er wollte Karl abpassen. Aber der spazierte einfach neben Evo davon, die beiden unterhielten sich. AAA setzte sich in einigem Abstand hinter sie, bis der grossgewachsene Karl und der kleinere Spion von der Wolke im schmucken Administrationshaus verschwanden, dessen hintere Seite einen exklusiven Blick übers Meer, dessen tiefblaue Farbe auch in heutiger Zeit weiterhin gute archaische Erinnerungen auslöste, auf die baulich imposante Schneckenstadt genoss. In solchen Kreisen verkehrte also ein Emporkömmling wie Karl Harissian. Er nutzte jede Gelegenheit oder schuf sich welche, um zu profitieren. Natürlich nicht für sich selber.
Als er sich gerade in neidvolle Rage dachte, hörte er wie Elvissa ihn rief, gegen den Wind. Sie war brav am Rande des für Lagerinsassen verbotenen Geländes stehengeblieben, das keine Abschrankung brauchte, da Bad Robot immer patrouillierte. Er zog sich zurück und musste auf dem Weg an ihr vorbei, das Gelände an dieser Küste bestand aus zerklüfteten Felsen. Sie machte ihm keinen Platz, Arme verschränkt. Im Coverall sah sie molliger aus als sie war, darüber ihre übliche süssliche Maske. Sie glich ihrem Minipony.
„Triple A, ich muss dir was sagen.“ Kein Spitznamen, aber der Angesprochene hat vielleicht Zeit aber sicher keine Lust, konnte es aber nicht lassen.
„Wen sollen eigentlich eure tollen Hunde aussschnüffeln, Elvchen?“ entgegnete er unfreundlich.
„Was? Du verstehst das falsch, Ali.“ Aha, schon war die Fassade am Bröckeln. Sie rang um Worte, das war neu. „Die Hunde… wir… Karl versucht, die Hunde darauf abzurichten, dass sie eindringende Biogefahren schneller erkennen. Wie bei der Käferinvasion. Oder es könnte ja auch etwas durch den Boden kommen oder so.“ Das böse Monster kroch aus den Sümpfen hervor, und die guten Hunde bellten. Sie glaubte ihrem edlen Bruder wohl alles, obwohl er ihr dauernd vor der Sonne stand.
AAA kamen ungute Gedanken, die er auch gleich rausliess, damit sie ihn nicht nachts quälten. „Hast du dir schon mal überlegt, verehrte Kopräsidentin, dass man das auch umkehren kann?“ Sie blickte erstaunt aus ihren herzigen dunklen Äuglein unter der akkurat geschnittenen Haarkante. Seine gestressten Gefühle schwemmten seine Selbstkontrolle davon. „Sollen die Hunde nicht eher neue Krankheiten riechen, die noch unsichtbar unter unserer Haut agieren, aber den persönlichen Geruch verändern? Mit Biosensorik kenne ich mich aus. Und du solltest nicht zu naiv sein, Schwester des Kings. Unsere Haustiere sind auch deren Instrumente. Schneller aussortieren, geht es nicht darum? Die guten ins Töpfchen, die schlechten, ja wo sind die? Egal, dann bleiben mehr Ressourcen für die übrigen und eventuelle Epidemien werden im Keim erstickt, das ist ein erstrebenswertes Ziel, da bin ich ganz bei dir.“
Elvissa sah ihn plötzlich mit einer Verachtung an, wie er es bisher noch nie erlebt hatte, sie war doch in ihn verknallt. Ohne ein weiteres Wort machte sie den Weg frei. Sie wollte nicht, dass er ihr auf den Arsch schaute. Er ging betont gemächlich an ihr vorbei. Irgendwie war er nicht zufrieden mit dem Ausgang. Als er über den spitzigen Kies des Wegs schlenderte, dachte er, dass dickere Gummisohlen an den Schuhen hier keine schlechte Idee wären. Überhaupt keine schlechte Idee sogar, auch für die Olympiade. Eine Lampe leuchtete auf in seinem inneren Kontrollpult. Er hatte etwas zu tun die nächsten Nächte. Das würde helfen. Und Theaterproben nicht vergessen.