Читать книгу Tagebuch eines Hilflosen - Francis Nenik - Страница 152

16.06.2017

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Tagebuchschreiber wie ich sind katastrophale Kartografen. Sie gehören zu denjenigen, die nach oben sehen und nichts als einen leeren Himmel erblicken, und dann nach unten schauen, und das Gebiet zu ihren Füßen kartografieren. Will sagen: Die Gefahr eines solchen Tagebuchs ist mir vollends bewusst. Sie besteht darin, dass es sich im Klein-Klein seiner Einträge verrennt und den Blick fürs große Ganze verliert. Ein »richtiger« Kartograf – einer, der von oben schaut – würde sagen: Der Blick auf die Karte ist besser als der Blick aus dem Gebiet, das die Karte repräsentiert. Und da ist gewiss auch was dran. Aber letztlich setzt sich jede Karte ja aus Aufnahmen des Gebietes zusammen, das sie schlussendlich zeigt. Meine Tagebucheinträge sind diese Aufnahmen. Die Karte aber ist dieses Buch hier. Nur dass man es – im Gegensatz zu einer Karte – nicht auf einen Blick erfassen kann, sondern lesen muss. Nicht unbedingt von vorne nach hinten, sondern gern auch verquer, aber am Ende – in der Monadenhaftigkeit des einzelnen Eintrages – doch linear.

Tagebuch eines Hilflosen

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