Читать книгу Tagebuch eines Hilflosen - Francis Nenik - Страница 24

08.02.2017

Оглавление

Betsy DeVos ist seit gestern Bildungsministerin der Vereinigten Staaten. Ihre Wahl war denkbar knapp, am Ende stand es im Senat 50:50, und nur weil die Stimme des Vizepräsidenten in solchen Fällen doppelt zählt, hat sie den Job bekommen. DeVos war (und ist) vor allem bei den moderaten Republikanern umstritten, nicht nur, weil sie eine extrem eifrige, um nicht zu sagen eifernde Verfechterin von Privatschulen ist, sondern weil sie möglichst viele dieser Schulen unter erzkonservative christliche Führung bringen will. Im Wahlkampf hatte sich DeVos für den hoffnungslosen Jeb Bush eingesetzt und Trump als »Eindringling« gebrandmarkt, der die republikanische Partei nicht repräsentiere. Aber dann ist sie heimlich nach Canossa gegangen, oder sagen wir besser: hat ihren Bruder Erik dorthin geschickt. Wobei der im Grunde schon da war. Denn ihr Bruder Erik, der mit Nachnamen Prince heißt, einst das skandalträchtige Söldnerunternehmen Blackwater gegründet hat und seither in der klandestinen Welt der globalen Sicherheitsberater verkehrt, ist inzwischen zu einem festen Bestandteil von Trumps Dunstkreis geworden und berät ihn in Geheimdienst- und Militärangelegenheiten. Er hat dafür gesorgt, dass Trump seine nach Macht gierende Schwester nicht exkommuniziert, d. h. sie nicht aus dem Kreis der Kandidaten für die Leitung des Bildungsministeriums verstößt. Schließlich, so hat Erik Prince König Donald erklärt, sei seine Schwester ganz auf der Linie des Präsidenten und genauso wie er daran interessiert, den Staat bis aufs Mark zu entkernen und die öffentlichen Aufgaben in die Hände von Unternehmen und Privatleuten zu legen. Die Hohlräume, die bei der ganzen Aufräumaktion entstehen, wolle sie aber nicht leer lassen, sondern mit kleinen und großen Soldaten Christi auffüllen, denn sie erwarte die baldige Ankunft des Reichs Gottes und wolle vorbereitet sein, wenn er kommt. Tja, und als er das gehört hat, da ist er weich geworden, der Papst Präsident. Er hat gemerkt, dass sie um das Amt geradezu bettelt, die bildungsbeflissene Betsy, und dass sie es ernst meint mit Reue und Buße und dass sie ihr letztes Hemd (und auch ein bisschen was von ihrer letzten Milliarde) geben würde für ihre gemeinsame Vorstellung vom umfunktionierten amerikanischen Staat. Na ja, und da hat er sie eben als Ministerin vorgeschlagen und ihren Bruder, den Söldnerführer, zum, wenn schon nicht unbescholtenen, so doch unbesoldeten Militärberater gemacht. Denn nicht erst seit er Präsident ist, weiß Trump wie man repräsentiert – und eines ist sicher: Es gibt nicht viele Geschwisterpaare, die die amerikanische Trinitätslehre aus Gott, Geld und Gewalt so gut verkörpern wie Eric Prince und Betsy DeVos.

Tagebuch eines Hilflosen

Подняться наверх