Читать книгу Tagebuch eines Hilflosen - Francis Nenik - Страница 82

07.04.2017

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Eine der geläufigsten Charakterisierungen Trumps lautet: Der Mann ist böse. Ich würde das zwar so nicht unterschreiben, aber falls diese Charakterisierung trotzdem stimmt (und sie stimmt im Grunde ja immer nur für den Charakterisierenden und die, die ihm zustimmen, und nicht für den Charakterisierten selbst), also, wenn Trump tatsächlich »böse« ist, dann bekommt der Spruch von der »Banalität des Bösen« noch mal eine ganz neue Bedeutung, dann banalisiert sich das Banale aufs schlichtweg Blöde hinab, und das scheint mir keine sinnvolle Verwendung der Kategorie des Banalen zu sein. Wobei mich die Rede von der »Banalität des Bösen« in Wahrheit viel mehr interessiert als die Deutung Trumps als »böse«, »teuflisch« oder »monströs«, oder was immer sonst noch so durch den Raum des Pseudopsychologischen geistert. Denn die Tatsache, dass die – im Übrigen von Karl Jaspers bereits 1946 in einem Brief an Hannah Arendt vorgeprägte und von Arendt 1963 durch den Untertitel ihres Buches Eichmann in Jerusalem populär gemachte – Rede von der »Banalität des Bösen« wirkmächtig werden konnte und auch nach Jahrzehnten noch wirkmächtig ist, zeigt doch nur, dass wir es noch immer nicht geschafft haben, uns vom Monströsen zu lösen oder – anders gesagt – dass das Monster, das wir in einem Menschen wie Donald Trump sehen, noch immer in uns schlummert und aus der Dunkelheit des Schädelinneren heraus unsere äußere Wahrnehmung bestimmt.

Tagebuch eines Hilflosen

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