Читать книгу Teleskopschlagstock und Mehrzweckeinsatzstock - Frank B. Metzner - Страница 6
ОглавлениеMit intensiver Übung können Sie die technischen Voraussetzungen für den Umgang mit dem TKS und dem MES sicher erreichen. Für den realen Kampf müssen Sie jedoch den wichtigsten Faktor beherrschen: Die mentale Einstellung.
Als mentale Einstellung wird in diesem Zusammenhang u. a. bezeichnet:
• eine umfassende Methode der positiven Lebensgestaltung und der pro-aktiven Dienstverrichtung,
• die positive Beeinflussung des eigenen Denkens, Wollens und polizeilichen Handelns,
• eine systematisch gegliederte Methode, die befähigt, das Schicksal in die eigene Hand zu nehmen und
• die gezielte Nutzung unserer geistigen Fähigkeiten, um bestehende Probleme und Konflikte zu lösen und Wünsche zu verwirklichen.
Durch mentales Training wird erreicht, die drei Kräfte des Menschen harmonisch zu beherrschen und zu nutzen:
• das Bewusstsein und damit die Kraft der Gedanken,
• das Unterbewusstsein und damit die unbewussten Energien des Menschen und
• das Überbewusstsein und damit die Kraft der Intuition als universellen Ratgeber in allen Lebenslagen.
Nachfolgend möchten wir Ihnen einige Hinweise geben:
• Seien Sie sich der Wichtigkeit der mentalen Stärke bewusst.
• Befassen Sie sich damit.
• Vertrauen Sie auf Ihre persönlichen Fähigkeiten/Möglichkeiten, entwickeln Sie ein gesundes Selbstbewusstsein.
• Schätzen Sie sich selbst realistisch ein, Sie dürfen sich weder über- noch unterschätzen.
• Lernen Sie Ihre Angst zu kontrollieren.
• Ein geistiges Training ist ebenso erforderlich wie ein körperliches Training. Machen Sie sich in einer ruhigen Minute bewusst, wie Sie in einem unausweichbaren Kampf vorgehen. Halten Sie sich Ihre Technik vor Augen.
• Trainieren Sie Ihre mentale Stärke durch Autosuggestion.
• Analysieren Sie Ihre eigenen Erlebnisse oder Einsätze, prüfen Sie sich selbst. Was war gelungen? Gab es Defizite? Wo und wie müssen Verbesserungen herbeigeführt werden?
Sie müssen in der Lage sein, Ihre eigenen Fähigkeiten realistisch einzuschätzen, um darauf vertrauen zu können. Ihre Fähigkeiten richten sich dabei nach Ihrem Erfahrungs- und Trainingsstand. Ihr Selbstbewusstsein steigt fortwährend durch ein kontinuierliches Training. Fangen Sie klein an, insbesondere Erfolgserlebnisse bei Übungen lassen Sie erkennen, den richtigen Weg zu beschreiten.
Aber auch der Fortgeschrittene muss regelmäßig trainieren, auch um den Trainingsstand zu halten. Seien Sie aufgeschlossen gegenüber Neuem. Eine alte Weisheit besagt: „Lernen ist wie Rudern gegen den Strom. Hört man damit auf, treibt man zurück.“
Nach einer ausreichenden Vorbereitung können Sie davon ausgehen, über genügend Eigenschaften zu verfügen, die für das Bestehen einer Konfrontation Voraussetzung sind. Sie verfügen über die richtige Technik, ein gutes Reaktionsvermögen, Schnelligkeit, Kondition und weitere Eigenschaften. Sie treten selbstsicher auf (Körpersprache), haben eine ruhige, aber bestimmende Stimme, verhindern so schon Auseinandersetzungen im Ansatz. Das polizeiliche Gegenüber achtet sehr genau darauf.
Sie können sicher sein, bei einem richtigen Training z. B. über eine gute Schlagkraft zu verfügen. Seien Sie jedoch nicht überheblich, denn auch der Angreifer kann über Fähigkeiten verfügen, die Sie ihm nicht gleich ansehen. Bedenken Sie, ein „Glückstreffer“ kann jedem gelingen.
In einer bevorstehenden Konfrontationsphase kommen in Ihnen bekannte Gefühle hoch: die Angst. Die Angst kann sich in vielen Bereichen bemerkbar machen, von einem trockenen Mund, Herzklopfen und schweißnassen Handflächen/Stirn, über Darmschwäche und Tunnelblick bis hin zu Wahrnehmungsverzerrung, Lähmung und Panik. Sie müssen sich Ihrer eigenen Angst stellen. Diese ist bei jedem gesunden Menschen vorhanden und warnt uns vor Gefahren. Die Angst ist ein naturgegebener Faktor, der durch Konditionierung verstärkt, aber auch geschwächt werden kann. Die Angst darf Sie nicht kontrollieren, da es dadurch zu Handlungs- und Reaktionshemmungen kommen wird.
Sie müssen Ihre individuelle Angst kontrollieren, beherrschen, ihr überlegen sein und es verstehen, sie für Ihre Zwecke zu nutzen.
Wir unterscheiden bei der Angst zwei unterschiedlich zeitliche Faktoren:
• die plötzliche und
• die stetig aufkommende Angst.
Eine ad hoc entstehende Situation, z. B. ein Überfall, lässt Ihnen keine Zeit, um über Emotionen nachzudenken. Ihnen muss es gelingen, die Schrecksekunde so kurz wie möglich zu halten und aus der Opfer- in die Angreiferrolle zu wechseln. Dies wird als aktive Vorwärtsverteidigung bezeichnet. Je länger die Schrecksekunde dauert, um so mehr besteht die Gefahr, dass Sie sich von den negativen Emotionen leiten lassen.
Steht eine Konfrontation in absehbarer Zeit bevor, müssen Sie auf den Zeitpunkt eingestellt sein, wenn sich der Beginn dazu abzeichnet. Wettkämpfer wissen über die schwierigen Minuten vor dem eigentlichen Beginn. Sie müssen sich über die im Körper ablaufenden Prozesse im Klaren und in der Lage sein, diese zu beherrschen.
Die Angst bekommen Sie am einfachsten durch Erfahrungswerte, positives Denken, Entspannungsübungen, Atemkontrolltechniken in Verbindung mit körperlichem Training unter Kontrolle.
Im mitteleuropäischen Raum sind wir in der Regel, beeinflusst durch unsere abendländische christliche Kultur, dazu erzogen worden, Konflikte friedlich zu regeln, Konfrontationen zu vermeiden und diesen aus dem Weg zu gehen. Dies ist auch gut so, jedoch gibt es Straftäter, die unsere Normen und Werte missachten und sich fernab mitmenschlicher Verhaltensweisen bewegen.
In einer körperlichen Auseinandersetzung sollten Sie, je nach der Schnelligkeit des Entwicklungsprozesses einer Konfrontation, in der Lage sein, Ihre gute und althergebrachte Erziehung abzulegen und sich entsprechend dem Erfordernis einer Gewaltentwicklung anpassen.
Dazu können Sie sich verschiedener Techniken bedienen, die als Autosuggestion oder emotionale Inokulation bezeichnet werden. Beides wird auch vereinfacht Selbst-Kommunikation genannt.
Bedenken Sie in einer „ruhigen Minute“ verschiedene Situationen und ihre Lösungsmöglichkeiten dazu, auch die nötigen verschiedenen Arten der Gewaltanwendung. Hierbei halten Sie sich Szenarien vor Augen, die Sie in einem von Ihnen festgelegten Ablauf sinnvoll lösen. Dieses Voraugenhalten sollten Sie mehrfach durchspielen, damit die positiven Abläufe mit dem Unterbewusstsein „verknüpft“ werden.
Sie sollten innerlich immer und bei jeder Dienstverrichtung darauf vorbereitet sein, angegriffen zu werden und Gewalt anwenden zu müssen, wenn die Situation dies erfordert. Sie müssen bereits vor einer lebensbedrohlichen Situation Ihren Entschluss festgelegt haben, dass Sie grundsätzlich bereit sind, lageangepasst, verhältnismäßig, gesetzeskonform, aber letztendlich konsequent und entschlossen Ihr Leben (und auch das Ihrer Mitmenschen und Kollegen) mittels Waffengebrauch zu verteidigen.
1.1 Der Wille
Ich bin mental auf Sieg eingestellt!
Ich werde niemals aufgeben!
Ich kämpfe nicht fair, ich kämpfe, um zu gewinnen!
Mein Verstand und mein Körper
arbeiten in Harmonie zusammen!
Ich passe mich allen Situationen an, meine Vorgehensweise
steht fest, meine Techniken sind erprobt und tausendfach geübt!
Ich habe mich mental auf schwierige Situationen vorbereitet!
Ich bin auf Sieg eingestellt!
Meine verwendeten Reaktionen basieren auf
Training, Taktik und Erfahrung!
Ich bin stark und reagiere sofort!
Werde ich angegriffen, wehre ich mich sofort und kompromisslos!
Fast alle Angreifer suchen ein Opfer, keinen Gegner!
Wenn der Verbrecher angreift, so
werde ich dagegenhalten!
Es macht nichts, wenn ich blute oder verletzt werde!
Ich kämpfe weiter! Ich werde niemals aufgeben!
Ich kämpfe für mich selbst, meine Familie,
für die Menschen, die ich liebe, um sie wieder zu sehen!
Meine geistige und körperliche Einstellung, meine Entschlossenheit
sind mir anzusehen!
Ich bin ein Gewinner, ich will und werde siegen!
„Nicht weil die Dinge schwierig sind, wagen wir sie nicht,
sondern weil wir sie nicht wagen, sind sie schwierig."
Lucius A. Seneca (Philosoph, 4 v. Chr.–65 n. Chr.)
1.2 Coopers Farblehre
Weiß
Entspannter Bewusstseinszustand. Keine Anzeichen für Gefahr.
Gelb
Eine Gefahr ist unwahrscheinlich, jedoch wird die Umgebung
ungezwungen, aber mit interessierter Gelassenheit betrachtet.
Orange
Eine Gefahr ist möglich, die eigene Aufmerksamkeit ist hoch.
Das Umfeld wird gescannt, erlangte Informationen ausgewertet.
Rot
Die Gefahr, Ausmaß und Täter sind erkannt und lokalisiert.
Jetzt ist konsequentes Handeln (Flucht oder Kampf) erforderlich.
Schwarz
Die Kampfhandlung.
„Combat-Papst“ Jeff Cooper (1920 – 2006) entwickelte in den späten 1960er Jahren aus altenmilitärischen Vorläufern diese Farblehre.
Hierbei geht es um die mentale Einstellung,
symbolisiert durch verschiedene Gefahrenstufen.
Coopers originale Abstufung ging nur bis zur Farbe Rot. Die Farbe Schwarz
ist eine logische Konsequenz, die nach unserer Auffassung
ausgelegt wurde.
1.3 Zehn tödliche Fehler
Kein Gefahrengespür!
Geistige Abwesenheit und schläfrige Dienstverrichtung!
Fehleinschätzung der Lage!
Die Hände des Gegenübers waren unbeobachtet!
Kein oder nur unzureichendes Training!
Gleichgültigkeit!
Unvorteilhafte Position!
Übermut (Tombstone Courage)!
Falscher Umgang mit den Handschellen!
Nachlässige Pflege und Wartung von Waffen,
Ausrüstungsgegenständen und des Fahrzeuges!
Pierce Brooks, Autor des Buches Officer Down, Code Three,
erkannte schon vor Jahrzehnten, dass immer wieder die gleichen Fehler
begangen wurden, bevor US-Polizisten im Dienst starben.
In vielen US-Polizeistationen sind diese Fehler ausgehängt, mit der
provokanten Frage: „Wie viele davon haben Sie heute schon gemacht?“
1.4 Die Erfolgspyramide
1.5 Die vier Kompetenzstufen, die durch mentales und körperliches Training (vom einfachen zum schweren) zu durchlaufen sind
1.6 Die vier grundlegenden Trainingsstufen