Читать книгу Der Doppelmord im Peter Bangs Vej: Fakten, Mythen und Verschwörungstheorien - Frank Bøgh - Страница 4

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Es gibt bestimmte Verbrechen, die aus unbekannten Gründen sowohl in der Öffentlichkeit als auch bei den Massenmedien ein außergewöhnlich großes Interesse hervorrufen. In der Regel ist es dabei nicht von Bedeutung, ob die Verbrechen aufgeklärt wurden oder nicht oder ob die verantwortlichen Behörden die Ergebnisse der Ermittlungen publik machen.

In vielen dieser Fälle entstehen Mythen oder es werden Konspirationstheorien entwickelt, die oft sehr komplex und dramatisch sind und äußerst 'farbenfroh' daherkommen.

Das Problem ist ein internationales, und Beispiele für Verbrechen, um die sich Mythen und Konspirationstheorien ranken, gibt es reichlich. Exemplarisch können der Mord an dem amerikanischen Präsidenten J. F. Kennedy 1963, der Terrorangriff auf das World Trade Center in New York oder der Mord am schwedischen Staatsminister Olof Palme 1986 genannt werden. In Dänemark ist der Mord in Finderup Lade 1286 zu erwähnen, als Erik Klipping getötet wurde, außerdem der Højberg-Mord in Århus 1968 und dann drei Verbrechen, die sich 1948 ereigneten: der Pinski-Mord, verübt in der Ny Kongens Gade in Kopenhagen, der Doppelmord in der Køgebucht und der Doppelmord im Peter Bangs Vej.

Diese Fälle zeigen klar, dass Mythenbildung und Verschwörungsgedanken in der Bevölkerung stets beliebt waren und es auch immer noch sind. Aber auch in der politischen Kommunikation kennt man den Begriff.

Als der amerikanische Präsident George W. Bush nach dem 11. September 2001 effektvoll von der „Achse des Bösen“ sprach, ging es nicht um konkretes Wissen. Vielmehr bediente er die Erwartungen innerhalb der Bevölkerung, es stehe eine größere Verschwörung hinter dem Verbrechen.

Vielleicht ist es verständlich, dass in vom Misstrauen gegen Behörden und das politische Milieu geprägten Gesellschaften Mythen und Konspirationstheorien leichter entstehen, was größere Verbrechen und Ereignisse betrifft.

Im Gegensatz zu vielen anderen Ländern haben wir in Dänemark ein sehr großes und umfassendes Vertrauen in offizielle Stellen entwickelt, denen wir in fast allen Zusammenhängen Glauben schenken. Wir glauben an die Objektivität und Überparteilichkeit staatlicher Institutionen wie Gerichte, Polizei und den gesamten öffentlichen Verwaltungsapparat, in denen Korruption ein nahezu unbekanntes Phänomen ist. Dennoch können wir auch in Dänemark Mythenbildung und eine wachsende Anzahl an Konspirationstheorien beobachten. Nicht zuletzt die Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg stellen eine außergewöhnliche Blütezeit dieses Phänomens dar.

Das ist nicht zuletzt auf die Unrechtsaufarbeitung zurückzuführen, der ein etwas dubioser Beigeschmack des Mangels an politischem Willen zur Säuberung der Gesellschaft in allen Bereichen und Schichten anhaftete, die das politische Establishment jedoch proklamiert hatte. Hinzu kommt, dass der beinahe göttliche Glorienschein der Widerstandbewegung aus Opferbereitschaft, Unschuld, Reinheit und Selbstaufopferung verblasste, nachdem einige Geschichten ans Tageslicht kamen und geheim gehaltene Informationen an die Öffentlichkeit gelangten. Und dann gab es da noch den Edderkop-Fall, den Spinnen-Fall, der exemplarisch für eine Durchmischung des organisierten Verbrechens mit Teilen der Polizei steht. Das grenzenlose Vertrauen in die öffentlichen Stellen erhielt einen Schuss vor den Bug.

Der Doppelmord im Peter Bangs Vej: Fakten, Mythen und Verschwörungstheorien

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