Читать книгу Die Sonne schaukelt mit - Frank Epple - Страница 3
Kapitel 1
ОглавлениеIch wollte gar kein Kind haben!
Bestimmt versaut es mir mein ganzes Leben.
Alles ist gerade so perfekt: wir verreisen mehrmals im Jahr, wir haben einen großen Freundeskreis mit dem wir uns regelmäßig treffen, wir feiern die Feste wie sie fallen, wir haben eine wunderschöne, geräumige Zwei-Zimmer-Eigentumswohnung mit einem fantastischen Ausblick auf die sanften Hügel der Schwäbischen Alb, das Geld reicht dicke, wir haben zwei Autos, wir können uns alles leisten was wir wollen.
Wir sind frei und können tun und lassen was immer wir möchten.
Alles ist gut so wie es ist.
Und ausgerechnet jetzt fällt Mama ein, dass sie ein Kind will.
Ein Kind!
Wozu soll DAS denn gut sein??
Eine einfache Pro und Contra Liste zeigt doch, dass wirklich alles gegen ein Kind spricht.
Contra:
Eingeschränkte Selbstverwirklichung
Eingeschränkte persönliche Freiheit
Unglaublich große Verantwortung
Reisen nur noch in der teuersten Saison (Schulferien) möglich
Man kann abends nicht mehr ausgehen
Ansteckungsgefahr durch gefährliche Kinderkrankheiten
Eingeschränktes Sexualleben
Gewaltige Kosten für Kinderbetreuung, Kindergarten, Schule, Nachhilfe, Taschengeld, Kleidung, Nahrung, Ausbildung, Studium, Geburtstage, Konfirmation, Hochzeit, Vermögensvorsorge
Verdienstausfall und Karriereknick bei Mama
Eingeschränkte Mobilität
Auto zu klein
Wohnung zu klein
Keine Reisen zu exotischen Zielgebieten mehr
Man muss eklige Windeln wechseln
Kinder sind schmutzig
Kinder machen Krach
In der Schule muss man sich womöglich mit bekloppten Helikoptereltern rumärgern
Verlust von Freunden die keine Kinder haben
Hohe nervliche Belastung durch Kinder
Man(n) wird zum Weichei
Pro:
Es gibt überhaupt kein Pro
Während Mama von nun an Bücher zu den Themen Schwangerschaft und Kinderkriegen liest, recherchiere ich im Internet ob es eine Pille für den Mann gibt, die ich heimlich nehmen könnte und wie man am besten impotent wird: Radfahren und Sauna lauten die Ratschläge. Gut – denke ich – mach ich.
Es vergehen Wochen und Monate des Hoffens und Bangens, allerdings mit gänzlich unterschiedlicher Motivation. Während Mama immer ungeduldiger und unglücklicher ob des ausbleibenden „Kindersegens“ wird, scheint mir noch eine Galgenfrist vergönnt zu sein.
Anscheinend bin ich aber doch zu wenig mit dem Rad gefahren und war auch nicht oft genug in der Sauna.
Mama ist schwanger.
Ich sitze friedlich in meinem Sessel und lese ein Buch, da kommt sie aufgeregt herbei gerannt und zeigt mir einen länglichen Stab auf dem ein „Plus“ zu sehen ist.
Schwanger! Sie überglücklich, strahlend und vollkommen begeistert. Doch meine Welt bricht zusammen: nie wieder verreisen, kein abendliches Ausgehen mehr, deutliche Reduzierung unseres Einkommens, unsere tolle Wohnung schon bald zu klein, Freunde (Freude) ade.
Ab jetzt droht mir: Gebrüll, Windelwechseln, kein Sex mehr, Kind füttern, Kind in der Gegend rumschieben, Kind, Kind, Kind…
Und ich spiele nur noch die zweite Geige!
Was bitte soll denn daran toll sein?