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Kapitel 3

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Die Tatsache dass wir Eltern werden, lässt sich nun nicht mehr leugnen. Also bereite ich mich bestmöglich mental auf das zu erwartende, schreckliche Ereignis vor.

Da ich seit Jahrzehnten Sport treibe, weiß ich, wie wichtig diese Art der geistigen Vorbereitung ist.

Also überlege ich, was ähnlich schrecklich sein könnte und mit eben so großen Einschränkungen verbunden ist.

Klar! Ein achtzehnjähriger Gefängnisaufenthalt. Ich bin eingesperrt, andere bestimmen über mich. Ich muss Dinge tun, die ich nicht tun will. Bekomme Essen vorgesetzt, dass ich nicht mag. Kann meine Freunde nicht mehr treffen wann ich will.

Mit einem Wort: ich bin nicht mehr Herr über mein Leben.

Schlimmer kann es eigentlich nicht kommen.... denke ich...

Nebenbei befasse ich mich mit der Frage, welches Geschlecht das Kind am besten haben soll. Da ich selbst ein echtes Scheiß-Kind war, das schwächere Kinder

quälte und vor Stärkeren Angst hatte und nebenbei

auch noch meine armen Eltern beinahe in den Wahnsinn trieb mit meinen nicht endend wollenden Frechheiten, ist die Wahl einfach: ein Mädchen soll es sein.

Außerdem hat Mamas Schwester auch ein Mädchen und das habe ich schon mal einen ganzen Nachmittag lang ertragen können ohne dass ich einen Nervenzusammenbruch erlitten habe.

Während Mama sich Fachkenntnisse im Umgang mit Säuglingen aneignet, versuche ich lieber nicht so oft an das kommende, schreckliche Ereignis zu denken. Das gelingt mir anfangs noch ganz gut, wird aber mit Mamas zunehmendem Bauchumfang deutlich schwieriger. Zum Glück liegt unsere Wohnung im dritten Stock, da bleibt Mama durch das viele Treppensteigen wenigstens gut im Training. Ab Juli wird sie allerdings etwas kurzatmiger und braucht auch ein bisschen länger als früher.

Aus irgendeinem Grund, den ich vergessen habe, wird bei Mama eine Fruchtwasseruntersuchung durchgeführt. Dabei wird eine Nadel durch die Bauchdecke gestochen und Fruchtwasser entnommen. Die Untersuchung wird von zwei Ärzten durchgeführt: der eine

hantiert mit der Nadel und der andere behält das

Ungeborene im Auge, damit es der Nadel nicht zu nahe kommt. Dabei stellt sich heraus, dass du ein Mädchen bist. Gott sei Dank – kein Junge. Wenigstens dieser Kelch geht an mir vorüber.

Mama trägt jetzt seltsame Hosen mit Stretcheinsatz am Bauch und zeltartige Kleider. Ich behalte diese Erkenntnisse für mich und behaupte standhaft, dass sie immer noch wunderschön ist.

Wenn ich Mama im Stehen in den Arm nehmen will, dann muss ich dies in einem für mich unbequemen Winkel tun. Unsere Zehenspitzen sind dabei ca. 35cm auseinander, dafür berühren wir uns am Bauch. Die Szene erinnert mich an mittelalterliche Häuser: die sind unten auch weit voneinander entfernt und nähern sich weiter oben immer mehr aneinander an, bis sich die Giebel beinahe berühren.

Die Sonne schaukelt mit

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