Читать книгу Drei Musketiere - Eine verlorene Jugend im Krieg - Band 2 - Frank Hille - Страница 8
Günther Weber, Mai 1940, Vormarsch
ОглавлениеDie Männer der SS-Kompanie hockten in gepanzerten Halbkettenfahrzeugen und wurden durch die schlechten Straßen und Wege in den Ardennen ordentlich durchgeschüttelt. An diesem Feldzug sollten gerade einmal zwei Divisionen der SS teilnehmen, das Misstrauen der Wehrmacht in die Kampffähigkeit dieser Truppe war nur gering, und sie sahen die SS ohnehin nur als Heinrich Himmlers Privatarmee an, die wahrscheinlich nur wenig leisten würde. Unbeschadet davon war es aber schon in Polen üblich gewesen, die SS da einzusetzen, wo eine schwierige Lage zu bereinigen war. Obwohl es in der offiziellen Lesart verschwiegen wurde, hatte sich die SS bereits einen gewissen Ruf als rücksichtslos vorgehende und tapfer kämpfende Truppe erwiesen, ihre Verlustraten waren im Vergleich zu denen der Wehrmacht erschreckend hoch. Der eigentliche Unterschied zwischen einem Wehrmachtssoldaten und einem SS-Mann lag darin, dass die einen einberufen wurden, die anderen aber alle Freiwillige waren und einer Idee folgten. Für sie stand fest, dass Deutschland wieder zu alter Größe zurückfinden musste und, etwas theatralisch formuliert, ein Kreuzzug gegen den Bolschewismus zu führen sei. Wenn man Günther Weber gesagt hätte, dass er an diesem Tag fallen würde, hätte ihn das zwar bedrückt, aber er wäre trotzdem mit der Überzeugung in den Kampf gezogen, dass er ein Opfer für sein Volk bringen und nicht vergessen werden würde.
Die Standardwaffe der Infanterie war der Karabiner 98k, auch Weber hielt so eine Waffe zwischen seinen Beinen. Der Vorläufer, das Gewehr 98 war bereits 1898 in die deutsche Armee eingeführt worden. In der ersten Dekade des 20. Jahrhunderts wurde der 98k dann an die Truppe gegeben. Er war wesentlich kürzer und leichter, wog knapp 4 Kilogramm und verfügte über ein 5 Schuss fassendes Kastenmagazin. Weber erinnerte sich an den Feldzug in Polen und war der Meinung, dass der moderne Infanteriekampf mit anderen Waffen geführt werden müsste. Er dachte da an die MP 40, von der es momentan nur wenige Exemplare in der Truppe gab, und diese waren ausschließlich Zug- oder Kompanieführern vorbehalten. Seine Vorstellungen vom Kampf sahen eine durchgängig mit solchen Maschinenpistolen bewaffnete Einheit, die so eine erhebliche Feuerkraft entwickeln würde. Besonders im Nahkampf war das Nachladen des Karabiners hinderlich und die 5 Schuss im Magazin hielt er für zu wenig. Dass die MP eine geringere effektive Reichweite als die Karabiner und ein kleineres Kaliber hatten hielt er unwesentlich, denn er ging davon aus, dass es diesmal keinen Stellungskrieg wie im ersten Weltkrieg geben würde. Die deutsche Strategie war auf schnelle Vorstöße ausgerichtet, und auf das enge Zusammenwirken der verschiedenen Waffengattungen. In Polen hatte seine Kompanie herbe Verluste hinnehmen müssen, aber das lag damals noch an ihrer Unerfahrenheit. Die Zeit vom Ende des Feldzuges bis heute war keine Ruhepause gewesen, das Gegenteil war der Fall. Die berühmte Norm, dass ein SS-Mann 3 Kilometer mit voller Ausrüstung in 20 Minuten bewältigen musste, hatten sie vielfach einhalten müssen. Dazu kam ein ausgedehntes Schiesstraining. Natürlich wurde das übliche Tamtam des Exerzierens beibehalten, aber es spielte nur noch eine untergeordnete Rolle. Vielmehr übten sie die Bewegung im Gelände und das gedeckte Vorgehen. Die Tage waren anstrengend aber Weber sagte sich, dass sie nur mit einem harten Training noch besser werden würden und das könnte den Ausschlag über den Ausgang eines Gefechtes geben.