Читать книгу Faszination Geocaching - Meine Schönsten Erlebnisse - Frank Hillmann - Страница 6

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Erster Cache

Alles war beisammen. Mein GPS samt Ersatzakkus, das Listing, die Grundausstattung. Aus der Beschreibung und meinen Ortskenntnissen in der Homezone weiß ich ungefähr, wo der Startpunkt meines ersten Multicaches liegt. Trotzdem tippe ich die Startkoordinaten in mein Navigationsgerät ein und lasse mich so zum Ausgangspunkt führen. Als kleine Übung ist das schon mal ganz gut. Wie vermutet erreiche in den kleinen Parkplatz am Waldrand. Hier muss ein kleines Rätsel gelöst werden. Tja, ein kleines, einfaches Rätsel. Das bestätigt auch die D-Wertung im Listing. 2 Sterne D ist die Bewertung für recht leichte Rätsel. So vergeht die Zeit. 10 Minuten, 20 Minuten, 30 Minuten, was will der Owner denn bloß von mir? Ah ok, so ist das gemeint, das ist ja cool. Super, ich weiß, wie es funktioniert. Jetzt schnell die Koordinaten (Koos) für die nächste Station eingeben, GOTO wählen und im Display erscheint, dass es bis zur nächsten Station 400 Meter sind. Luftlinie versteht sich. Meinen Heimvorteil nutze ich, um nicht querfeldein zu gehen, sondern den richtigen Weg zu wählen.

Ich bin am Zaun des Wasserwerkes angekommen und muss nun Gitterstäbe zählen, ach wie einfach, aber das schult den Umgang mit dem GPS. Ruckzuck stehe ich an der nächsten Station, wenn ich sie denn erkennen würde. Ich lese aufmerksam das Listing und die Logs der vorherigen Finder. Hier muss alles ok sein, denn noch gestern wurde der Cache ja gefunden. Ich soll einen Baum suchen, na toll, ich steh im Wald, hier gibt es jede Menge Bäume. Ich sehe buchstäblich den Wald vor lauter Bäumen nicht.

Buchstäblich? Warum ist in der Beschreibung das Wort Baum kursiv gedruckt? Bedeutet das etwas? Ist das ein Lösungsansatz? Hier gibt es Bäume, Bäume, noch mehr Bäume und einen Schlagbaum.

Am Fuße eines „Baumes“ heißt es im Text. Bingo. Von unten am Schlagbaum stehen in Spiegelschrift die nächsten Koos geschrieben. Man müsste sich noch nicht einmal bücken, wenn die erweiterte Grundausrüstung dabei wäre, zu der auch ein Spiegel mit Teleskoparm zählt. Dann kann man ganz entspannt, wie am Zoll oder so, alles mit dem Spiegel untersuchen. Wie geil ist das denn? Cool, ich hab‘s echt drauf! An der nächsten Station muss ich Vögel zählen. Der mit einer Glasscheibe abgedeckte Schaukasten informiert über die heimischen Singvögel, ok, interessant für Wanderer, ich bin jetzt Cacher - oder werde es nach meinem ersten „found-it“ spätestens in zwei Stunden sein.

Ich habe einen Auftrag zu erfüllen. Also nicht lesen, sondern Vögel zählen, Koos berechnen, eintippen, GOTO und die Entfernung zur nächsten Station beträgt 56,246 Kilometer. Na toll! Wie soll das denn gehen? So etwas Doofes, der erste kleine Rückschlag. Ich sehe mir die Vögel noch einmal an. Oh, auf dem einen Bild sind zwei zu erkennen, das Weibchen von dem man nur den Kopf erkennen kann, zählt auch.

Der andere Vogel da hat auch eine Partnerin. Ok, ich zähle noch einmal und zur Sicherheit auch noch ein weiteres Mal. Shit, zweimal zählen, zwei verschiedene Ergebnisse. Ich werde mir bewusst, dass ich hier exakt und systematisch vorgehen muss. Die 56 Kilometer waren ja eindeutig falsch, aber was ist, wenn man mal durch falsche Ergebnisse vielleicht 500 Meter off liegt? Vergebliches langes Suchen? Aufgeben? Gehen Sie zurück zur Badstraße, gehen Sie nicht über Los, ziehen Sie keine 4000 DM ein? Nun habe ich erkannt, wie fatal die kleinsten Fehler werden können. Also notiere ich die Namen und die Anzahl aller Vögel, rechne zwei Mal zusammen, tippe ein, goto, 467 Meter, passt, klasse. Wieder etwas gelernt. Ich hab‘s eben doch drauf!

Erneut erwartet mich ein Schlagbaum - hey, kenne ich doch schon, also runter auf die Knie, alles von unten absuchen und: Nichts! Dreißig Minuten und immer noch nichts. Im Listing steht was mit Hint für diese Station, also ein Tipp zum Finden. „UNTEN“ erhalte ich als Hint, wenn ich den nicht deutbaren Text mit ROT 13 entschlüssele. James Bond lässt grüßen oder wie? Voll abgefahren! Einerseits bin ich total begeistert, dass ich als neue Fremdsprache ROT 13 gelernt habe, andererseits aber leicht genervt, dass ich mit dem „UNTEN“ nicht wirklich weiterkomme. Wenn‘s mal wieder länger dauert – Schokoriegel, eine geniale Erfindung. Natürlich stecke ich meinen Müll in die Tasche zurück. Es gibt anscheinend aber auch Leute, die lassen ihren Müll liegen, und wenn es nur der Deckel einer Wasserflasche ist. Wenn ich schon mit dem Rätsel nicht weiterkomme, setze ich mich wenigsten für die Umwelt ein. Nach einem Blick auf die Uhr beschließe ich, für heute erst einmal Pause zu machen, um bei der nächsten Gelegenheit hier weiter zu suchen. Ich hebe noch schnell den Flaschendeckel auf und…was ist das denn? Ein Kunststoffröhrchen mit Flaschendeckel, innen drin ein zusammengerollter Zettel mit der nächsten Aufgabe. Außen ist ein Aufkleber angebracht. Dieses Geocaching-Logo und ein Hinweis „Dies ist kein Müll – sondern Teil eines weltweiten Spieles. Weitere Infos bei www.geocaching.com.“ Ist ja cool. Ich stehe hier am Vorfinale. Die nächste Station ist die letzte. Das Final. Der Cache. Die Dose. Der Schatz. Das Ziel meiner Reise. Auf dem Blatt stehen etwas umfangreichere Aufgaben. Unterwegs sollte ich mir einige Notizen machen. Wofür, wird mir jetzt erst klar. Um das Finale zu finden, den Cache zu loggen, benötige ich Informationen von allen vorherigen Stationen. Abkürzen ist also nicht möglich – pfiffig gemacht. Ich berechne die Finalkoordinaten, logisch, zweimal, hey, ich bin Profi. GOTO, 345 Meter, passt. Ich lege den Zettel wieder in den Petling und platziere ihn zurück. Wow, gleich ist es so weit! Ich bin nicht länger Muggel. Ich bin Cacher. Dosensucher und ein Mensch, der dem Cache-Virus verfallen ist, aber das weiß ich erst 50 Dosen später.

Die Spannung steigt, nur noch wenige Meter zum „found-it“. Auf dem Listing sehe ich, dass es eine große Dose sein muss, diese Erkenntnis erleichtert die Suche ein wenig. Da an der dicken Baumwurzel, unter den vielen Ästen könnte er sein. Die Spannung steigt weiter, ist es wirklich dort, bin ich am Ziel?

Der Cache, mein erster, der alles verändert. Ich lege die Äste zur Seite, ziehe die Dose aus ihrem Versteck, passe auf, nicht beobachtet zu werden und öffne ihn. „Herzlichen Glückwunsch – du hast es gefunden“, steht auf dem Logbuch. Ich lese die beiden Worte noch einmal langsam. Ja, herzlichen Glückwunsch. Genau. Ich gratuliere mir gedanklich auch noch einmal. In dem Buch steht der Name des Owners, also die Person, die den Cache hier ausgelegt hat. Eine ganze Reihe weitere Eintragungen, logs eben, von den Leuten, die vor mir den Cache gefunden haben. Manche haben ihren eigenen Stempel oder ihre eigenen Aufkleber neben Datum und Uhrzeit gesetzt.

Die vielen Abkürzungen kann ich nicht deuten. Einige Kommentare lassen durchblicken, dass dieser Cache wohl eher unterdurchschnittlich ist. Nett und einfach eben. Hey, das war doch das Genialste, was ich seit langer Zeit im Wald angestellt habe. Neben dem Logbuch gibt es noch einige Tauschgegenstände, Münzen und ein paar komische Dinge, die ich nicht kenne. Ich trage mich im Buch ein, verstecke alles wieder ordentlich und fahre überglücklich nach Hause. Den ganzen Rückweg muss ich grinsen. Cool – ich bin jetzt ein echter Cacher. Mit einem eigenen Found ohne Hilfe. Beim ersten Mal wollte ich alleine sein. Zu Hause angelangt, fragt meine Frau: „Na, wie war es“? „Puh, Vögel zählen im Schaukasten ist total kniffelig!“ „Ah ja, und das dauert fünf Stunden?“ „Natürlich, du Muggel“. So, nun folgt die Büroarbeit. PC anwerfen, Internet starten, Geocaching Seite laden, den Cache auswählen und auch dort ein „found-it“ loggen. Das war's. Mein erster Multi. In meiner Geocaching Statistik, auf meinem Account, den ich ein paar Tage zuvor angelegt hatte, erscheint mein erster Cache später als Meilenstein. Ja, das sehe ich genau so!

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