Читать книгу Das Lächeln der Frauen, oder was Männer verzweifeln lässt - Frank Kohlmeier - Страница 6
Die Schwierigkeit einer gemeinsamen Wohnung
ОглавлениеVier Monate später beschlossen wir, eine gemeinsame Wohnung oder auch eine Doppelhaushälfte zu suchen, nicht allzu weit entfernt von unseren Arbeitsplätzen.
Bevor wir aber mit dieser Suche beginnen wollten, sollte sich jeder von uns Gedanken machen, was er von seinen jetzigen Habseligkeiten und Wohnungseinrichtung mit in die neue Wohnung nehmen wollte und welche wir bewusst oder notwendigerweise neu erwerben mussten, um diesen gemeinsamen Lebensabschnitt auch als Neuanfang zu erleben. Beide hatten wir unzählige Gegenstände, mit mehr oder weniger wichtigen Erinnerungen behaftet, angehäuft.
Was daraus folgte, waren manches Mal unzählige Debatten, die nicht selten kurz davor waren, in einen Streit zu enden. Doch schaffte sie es immer wieder durch ein Lächeln diese Gefahr zu bannen. Dieses Lächeln wirkte auf mich derart beruhigend, dass solche Kleinigkeiten, eben das blieben was sie waren, Kleinigkeiten, worüber es sich nicht lohnte zu streiten, allenfalls zu diskutieren, mehr nicht.
Manche Dinge wollten wir auf dem Flohmarkt versuchen zu verkaufen, andere sollten einfach nur entsorgt werden.
Unsere Kellerabteile, in denen sich derart viele Gegenstände im Laufe der Zeit angehäuft hatten, mit dem typischen Gedanken, man könne es ja irgendwann noch einmal brauchen, waren als nächstes an der Reihe.
Bei solchen Entrümpelungen findet man Sachen wieder, von denen man gar nicht mehr weiß, warum sie nicht längst entsorgt geworden waren. Andere Kleinigkeiten erzählten kleine, "unbedeutende" Geschichten, die man schon fast vergessen hatte. So fanden sich Schnuller und Strampelanzüge ihrer Kinder, von meinen Kindern hatte ich einiges an Spielzeug aufbewahrt, wovon diese nicht einmal mehr wussten, es jemals besessen zu haben, ausgeflippte Kleidungsstücke unsererseits, aus einer längst vergangenen Zeit die nicht mehr zurückkam.
Manche Sachen durchliefen nochmals eine emotionale Untersuchung der Notwendigkeit sie zu behalten. Von manchen Dingen trennt man sich eben schwer. Zum Schluss hatte ein jeder von uns mehr als die Hälfte seiner Kellerschätze zur Entrümpelung oder für den Flohmarkt freigegeben.
Der schwierigste Teil dieser Trennung von Gegenständen stand uns allerdings noch bevor, die Kleider- und Schuhschränke. Bei den meisten Frauen sammeln sich im Laufe der Zeit derart viele Kleidungsstücke an, dass sie selbst nicht mehr wissen, wann sie es erworben und diese zum letzten Mal getragen hatten. Wenn Man(n) dann auch noch den Fehler begeht zu sagen: "Schatz, das passt Dir doch gar nicht mehr", wird die ganze Angelegenheit mehr als emotional. Prompt erwiderte sie: " Willst Du etwa sagen, ich bin zu fett?" "Nein, aber es betont Deine durchaus schönen weiblichen Formen mehr, als diese es vertragen."
Kaum hatte ich diesen Satz ausgesprochen, wusste ich auch schon, dass ich verloren hatte.
Jetzt würde sie mir bei jedem Kleidungsstück unterstellen, ich würde sie für zu fett halten, was ja überhaupt nicht der Tatsache entsprach, nur fand ich eben, dass diese wunderbar weiblichen Formen nicht mehr zu gewissen Shirts, Blusen, Röcken und Accessoires passten.
Ich beschloss eine andere Taktik einzuschlagen. Ich sagte: "Du hast recht mein Liebling, du weißt sicherlich am besten, was Dir steht. Daher halte ich mich ganz zurück. Nimm ruhig mit, was Du tragen und weiterhin behalten willst." Ich wusste von anderen, dass dieser Satz mitunter dazu führen könnte, das man unterstellt bekam, es wäre einen also vollkommen egal, wie sie rumlaufe und sich Leute eventuell über ihr Aussehen lustig machen würden.
Gott sei Dank gehörte sie nicht dieser Spezies an. Sie wollte sich nur nicht für dieses oder jenes Kleidungsstück entscheiden müssen, nachdem sie es damals nach langer Suche in verschiedensten Shops endlich gefunden hatte.
Nein, sie wusste in diesen Moment, ich würde ihr bei der Auswahl voll und ganz vertrauen, egal was und wie viel sie mitnähme. Plötzlich wusste sie genau, was sie nicht mitnehmen wollte und dies war gut die Hälfte des Inhalts zweier Schränke. Sie rief kurz bei ihrer Tochter Tina an, welche dann auch schon postwendend vor der Tür stand. Da beide ziemlich die gleiche Statur und auch dieselbe Konfektionsgröße hatten, überließ Christine ihr einen großen Teil ihrer ausgemusterten Kleidung. Tina, meist schlecht mit ihrem Geld wirtschaftend, war froh, ihre eigentlich ohnehin schon zu große Sammlung an Shirts, Jeans und dergleichen ohne Ausgaben erweitern zu können. Christine überließ ihr auch den kleinen Schrank, der dadurch überflüssig geworden war. Ihr damaliger Freund Christoph hatte nicht den Mumm, einfach mal „Nein“ zu sagen. Stattdessen hatte er ihr auch noch angeboten dafür seine kleine Kommode zu opfern. Ich kann’s nicht anders sagen, aber für mich war er ein Esel.
Man(n) durfte vieles, nur nicht immer nachgeben und der Sache auch noch Vorschub leisten. Gott sei Dank hielt diese Beziehung nicht mehr allzu lang.
Natürlich versucht man(n) bei diesem positiven Erfolg, die Taktik dann auch bei den Schuhen anzuwenden. Glauben sie mir, versuchen sie es erst gar nicht.
Ich hatte nicht den Hauch einer Chance. Bis auf 3 Paar Schuhe, die sie sowieso zur Altkleidersammlung geben oder in die Mülltonne werfen wollte, war dieses Unterfangen ein einziges "Waterloo ".
Bei meiner Kleidung und den Schuhen erwartete ich die gleichen Probleme, sie sagte aber nur: "Nimm Deine Sachen ruhig alle mit, nur diese hässlichen Lackschuhe, die Du bei unseren ersten Date anhattest, wirf sie weg oder aber gib sie zur Altkleidersammlung." Für dieses Zugeständnis liebte ich sie noch ein wenig mehr, wenn dies überhaupt möglich war. Auch ein Mann, hat er auch bedeutend weniger Kleidung, hat Probleme sich von langjährigen Gefährten seines Körpers zu trennen. Dennoch gab ich einige, zu klein gewordene Teile, wenn auch schweren Herzens zur Kleidersammlung.
Als dies endgültig geklärt war, ging es an die Wohnungssuche. Wie diese in etwa auszusehen hatte, wieviel Zimmer, wie in ungefähr die Küche sein sollte und andere Details, darüber waren wir uns, zumindest in der Theorie, schnell einig.
Wir kauften die Wochenendzeitungen, lasen den Immobilienteil genau durch, führten unzählige Telefonate mit meist unverschämten Kommentaren der Anbieter wie: "Wir vermieten nur an Ehepaare, sonst müssen wir ja in ein paar Monaten wieder suchen.“ Ohne uns zu kennen, so ein Urteil zu fällen, war meines Erachtens mehr als voreingenommen. Andere Wohnungen von Privat waren vom Vermieter, anscheinend mit der rosaroten Brille vor den Augen beschrieben worden. Anzeige und Wirklichkeit klafften enorm auseinander. Gab es mal eine, die wirklich nahe an das Gewünschte kam, waren wir nur Eine von vielen Bewerbern.
Wir erkundigten uns bei vielen Maklern, ob Wohnungen, welche unseren Vorstellungen nahe kamen, derzeit auf dem Markt waren. Es gab sie schon, aber meist war der Mietpreis der Ko für diese Wohnungen. Wir wussten, wie der Mietpreisspiegel in unserer Umgebung war.
Nur war dieser für die Wohnung, wie wir sie suchten, anscheinend außer Kraft gesetzt worden. Ja hatten wir denn einen solch extravaganten Geschmack? Eigentlich nicht und so schnell konnten uns diese anfänglichen Niederschläge nicht von unseren Vorstellungen abbringen.
Nach 4 Monaten vergeblicher Suche, schlich sich bei mir so langsam eine Art Resignation ein.
Als sie dies bemerkte, sagte sie eines Tages lächelnd: "Komm, setz Dich mal zu mir. Ich merke schon länger, dass du bei der Suche immer verzweifelter wirst. Warum denn? Wir haben derzeit 2 schöne Wohnungen, sind meist zusammen und wir lieben uns. Uns fehlt nur die geeignete Wohnung, na und? Es läuft halt nicht immer gleich so, wie wir uns das wünschen, aber davon entmutigen lassen? Diese eine Wohnung wartet auf uns und wir werden sie finden und bis dahin machen wir das Beste daraus."
"Ach ja, das wollte ich Dir noch sagen, wir sollten uns ein neues Bett suchen, unsere Beiden sind schon etwas klein und langsam auch die Matratzen durchgelegen. Wie wäre es damit, sich ein Neues zu suchen? Dann hätten wir wieder mal ein Erfolgserlebnis für die neue Wohnung."
Durch ihre Worte und ihr bezauberndes Lächeln war meine schlechte Stimmung wie weggeblasen. Recht hatte sie, wir hatten doch noch so viel Zeit vor uns. Natürlich ist eine gemeinsame Wohnung auf Dauer erstrebenswert, aber vielleicht hatte dies ja auch was Gutes. Jedenfalls zeigte es uns, dass wir uns wunderbar ergänzten und sie mir durch ihre Art, manches nicht so verkrampft zu sehen, einfach gut tat.
Eine Woche später bekam ich einen Anruf von einem Makler. Nach seiner Beschreibung fühlte ich sofort, das ist "die Wohnung" für uns. Nur hatte ich den Preis noch nicht gehört. Als er mir diesen dann verriet, meinte ich meinen Ohren nicht zu trauen. Nochmals fragte ich nach, der Preis blieb der Gleiche. Die monatliche Miete lag unter unserem veranschlagten Budget und dem normalen Quadratmeterpreis. "Wann können wir sie besichtigen, haben sie diese Wohnung auch schon anderen angeboten?"
"Nein, sie sind die ersten und wenn sie morgen gegen 17:00 Zeit für die Besichtigung hätten, werde ich sie bis dahin auch niemand anderen anbieten." Ich bedankte mich und sagte dem Termin zu.
Sofort rief ich Christine an und erzählte ihr vom Anruf des Maklers, alle Eckdaten dabei nennend. Sie konnte es kaum glauben. Natürlich hatte sie auch Zeit, eine 1/2 Stunde zuvor hatte sie ja Arbeitsende.
Sie merkte, wie meine Begeisterung von Minute zu Minute stieg. Seltsamerweise war sie gegenüber dem Angebot eher skeptisch. Jetzt war es an mir, sie ein wenig positiv zu stimmen. "Komm Schatz, Du wirst sehen, das ist die Wohnung, die auf uns gewartet hat und wir auf sie, freu' Dich doch!"
"Du hast recht, nur kann ich es noch gar nicht recht fassen." Das Lächeln bei diesem Satz konnte man sogar durchs Handy spüren.
Am folgenden Tag war ich schon eine 1/2 Stunde vor Dienstende an ihrer Arbeitsstelle. Ungeduldig wartete ich darauf, dass sie endlich aus dem Gebäude kam. Ihr Erscheinen war typisch für sie, leicht und beschwingt, als ob nichts Außergewöhnliches vor uns lag. Ganz im Gegensatz zu mir, ich war in dieser Zeit wie ein nervöses Rennpferd auf und ab getrabt. Wieder schaffte sie es, mich durch ihr Auftreten ruhiger werden zu lassen.
Wir fuhren zu der vom Makler genannten Adresse. Diese Gegend kannten wir beide gut. Als wir schließlich in die Straße einbogen, steigerte sich die Anspannung doch merklich.
Vor der Doppelhaushälfte wartete schon der Makler und begrüßte uns. "Sie werden sehen, das ist genau das, was sie suchen." Von außen wirkte es eher klein und sofort kamen leichte Zweifel in mir auf. Sie dagegen harkte sich freudig bei mir unter. "Findest Du nicht auch, dass es richtig schnuckelig aussieht?" "Das sage ich Dir, wenn wir es uns ganz angesehen haben." "Ach, ist der gnädige Herr jetzt wieder Pessimist? Ich hab' jedenfalls ein gutes Gefühl."
Dies täuschte sie nur selten, wie ich mittlerweile mehrmals erlebt hatte. Sonst hätte sie sich ja auch nicht für mich entschieden trotz der damaligen "Nichtbeachtung", oder? Unsere bisherige gemeinsame Zeit kam mir immer noch wie ein Märchen vor.
Als der Makler aufschloss und die Türe öffnete, sah ich sofort, dass sie zwar von außen eher klein wirkte, aber nach hinten sehr lang gezogen war. Die Diele war eher groß, wirkte einladend. Links davon liegend ein kleines Bad mit WC, gegenüberliegend ein Zimmer, nicht sonderlich groß, aber als Ruhe/Rückzugsraum für einen von uns mehr als ausreichend. An diesen anschließend war die Küche. Diese war nicht zu groß, vollkommen neu renoviert, dazu mehr als funktionell eingerichtet mit einem weiten Durchgang zum Wohnzimmer. Ich sah, wie ihre Augen zu glänzen begannen, kein Wunder, war sie doch eine begeisterte Köchin. Prompt sagte sie: "Ist sie nicht schön? Sogar eine kleine Sitzecke zum Frühstücken ist integriert." Auch ich war vom bisher Angesehenen durchaus angetan. Als wir dann in das Wohnzimmer traten, war es endgültig um uns geschehen. Wunderbar hell, von der Größe ganz zu schweigen. Ein herrlicher Blick auf einen kleinen Garten mit Blumenbeet krönte diesen Eindruck.
Nun ging es über eine Wendeltreppe nach oben, nicht zu eng, aber auch nicht viel Raum einnehmend. Als wir oben ankamen, lag gleich links ein mehr als nur funktionell eingerichtetes Bad. Es war ein kleiner Whirlpool und eine ebenerdige Dusche vorhanden. Bei meiner Schussligkeit durchaus vorteilhaft, hatte ich mir doch schon x-mal meine Zehen beim Einstieg von Duschen verletzt, einmal war dabei eine angebrochen. Vom vorhandenen Fenster schien es zudem angenehm hell herein.
Eine Verbindungstür führte schließlich direkt ins Schlafzimmer, nicht übermäßig groß, aber meine Phantasie war durch diese Kombination Bad/Whirlpool/Schlafzimmer schlagartig geweckt, auch die ihre schien in die gleiche Richtung zu gehen, denn diese Art von Lächeln konnte ich mittlerweile sehr gut deuten. Aufregende Abende und Nächte lagen vor uns, sollten wir diese Haushälfte wirklich mieten können. Das Schlafzimmer hatte einen kleinen Balkon, mit Ausblick auf den Garten.
Rechts von der Treppe liegend war ein kleines Zimmer, ungefähr so groß wie das untere. Mir schwante schon, wer dies als seines Nutzen würde und kaum gedacht, bekam ich auch schon die Bestätigung dafür: "Also, wenn wir sie nehmen, dann hätte ich gerne dieses Zimmer für mich, aber nur, wenn Du damit einverstanden bist." Wenn sie so lieb lächelte dabei, was sollte ich da anderes entgegnen als: "Ja, wenn Du Dir das wünscht, gerne."
Das Lächeln des Maklers stieg ebenfalls ständig an. Klar, er merkte, dass ihm die Provision sicher war, dachte ich so für mich. Ein "Hai" eben, wie man sie von unzähligen Filmen her kannte.
Nur eines war mir immer noch ein Rätsel, warum war die Miete dieses kleinen "Schlösschens" so niedrig? Nochmals fragte ich nach dem Mietpreis, registrierend, dass auch Christine dies nicht glauben konnte.
"Warten Sie einen kleinen Moment, in Kürze werden sie erfahren, warum." Er holte sein Smartphone heraus und rief jemanden an. Viel konnten wir vom Telefonat nicht hören, aber kurze Zeit später klingelte es an der Eingangstür. Hatte er doch andere Bewerber entgegen seiner Aussage hier herbestellt? Typisch Makler eben, dachte ich, nur keine Zeit verlieren wollen, Hauptsache Abschluss und Provision.
Als er öffnete, stand ein älteres Pärchen davor, wohlwollend lächelnd. "Mit einem Grinsen sagte er: "Darf ich vorstellen, dies wären ihre zukünftigen Vermieter, sofern Sie diese Doppelhaushälfte nehmen wollen. Sie wohnen im zweiten Teil des Hauses. Und ganz nebenbei sind sie meine Eltern, Familie Mosig." Seltsam, beide kamen mir irgendwie bekannt vor, doch woher? Jetzt wusste ich nicht mehr, was ich davon halten sollte. Ganz im Gegenteil zu ihr.
Auf das Pärchen geradezu zustürmend, nahm sie beide in die Arme und sagte: "Ja, wir wollen gerne in dieses Schlösschen einziehen. Nehmen Sie uns denn überhaupt?" Letzteres allerdings etwas ängstlich fragend. "Was meinst Du denn Robert? Denkst Du das gleiche wie ich?" Mit einem Lächeln um die Lippen antwortete er ihr: "Wenn ich so herzlich und stürmisch in die Arme genommen werde, wie könnte ich da nein sagen, Angela?" und zu uns mit einem warmherzigen und gleichzeitig schelmischen Blick gewandt sagte er: "Vorausgesetzt, sie haben nichts gegen ein älteres Pärchen nebenan."
Eines wollte ich aber nun doch gerne wissen. "Warum vermieten Sie dieses wunderschöne Objekt so weit unter Wert? Sie könnten doch durchaus 250 € mehr verlangen?"
"Wir wissen aus eigener leidvollen Erfahrung her, dass man es als unverheiratetes Paar mehr als schwer hat, überhaupt eine ansprechende Wohnung, geschweige denn DHH, zu bekommen. Erinnerst Du Dich Robert? Auch wir waren damals nicht verheiratet, als wir das Glück hatten, eine dieser Hälften zu erwerben. Diese Hälfte hier wurde bis vor einem Jahr von den Verkäufern bewohnt. Als sie gemeinsam in ein Heim zogen, beschlossen wir Ihnen diese Hälfte abzukaufen. Wissen Sie, wir sind mittlerweile sehr gut mit den Beiden befreundet, besuchen Sie gerne und oft."
Schlagartig fiel mir ein, woher ich unsere Vermieter kannte. Herr und Frau Müller, eine wunderbare Harmonie ausstrahlendes Paar, nicht ohne sich ständig dabei neckend, waren auf meinem Wohnbereich, wo ich als Pfleger arbeitete. Sie wurden regelmäßig von einem anderen Paar besucht. Ja, das waren diese Beiden. Ich hatte Müllers schon mal gefragt, wer sie denn immer besuchte. "Unsere ehemaligen Nachbarn und gleichzeitig besten Freunde." war die Antwort von ihnen mit einem freudigen Lächeln.
"Ah, jetzt fällt es Ihnen ein, nicht wahr?" sagte Herr Mosig, erneut mit einem schelmischen Lächeln speziell mir zugewandt. "Anna und Herbert schwärmen immer von Ihnen. Sie schätzen es, dass Sie immer freundlich und meist mit einer Portion Humor versehen, sie pflegen und helfen den Alltag zu meistern. Vor einiger Zeit erzählten sie uns von ihrem Problem, eine gemeinsame Wohnung zu finden. Da kam uns beiden der Gedanke, wir könnten doch etwas von dem Glück, das wir damals hatten, zurückzugeben."
"Scheinbar verbrauchst Du den Großteil Deines Humors bei Deinen Bewohnern. Ich bekomme dann nur noch den kümmerlichen Rest davon." warf Christine mit gespielten Ärger ein.
Jetzt mussten wir alle lachen. Das Eis war endgültig gebrochen. Wir kamen überein, den Mietvertrag gleich zu unterzeichnen, Zeit zum Überlegen brauchten wir bei diesem "Schlösschen" und vor allem solchen Vermietern wirklich nicht. Dieser wirklich "nette" Makler hatte den Vertrag schon fertig ausgefüllt dabei. Es fehlten nur noch unsere Unterschriften. Aber auch dieser Punkt war nach 2 Minuten Dauerlächeln unsererseits erledigt.
"Anscheinend bist Du wirklich ein guter Altenpfleger. Wenn wir so etwas wegen Deiner freundlichen Art in der Arbeit bekommen, dann darfst Du ruhig weiter Deinen Humor dort versprühen, mit einer Bedingung: Ich bekomme genauso viel auch zu Hause davon! Und denk' auch an das, was Dir im Schlafzimmer durch den Kopf ging, das fordere ich ebenfalls ein." Erneut wurde herzhaft gelacht.
Aber sie hatte ja recht, manchmal war ich zu ernst, wenn wir beieinander waren. Ich nahm mir vor, daran zu arbeiten und nicht alles zu ernst zu nehmen, die andere Forderung würde ich bei so einer Frau ohne große Probleme verwirklichen können.
4 Wochen später war Einzugstermin, Nachmieter hatten wir ohne große Probleme für unsere bisherigen Wohnungen schnell gefunden, 2-Zimmer-Wohnungen zu einen moderaten Mietpreis waren mehr als begehrt. Jeder hatte seine Wohnung liebgewonnen und die damit einhergehende Unabhängigkeit von einen anderen war damit auch Vergangenheit. Jeder von uns stellte sich natürlich auch die Frage "Wird es funktionieren und würden wir unsere bisherige Liebe mit in eine gemeinsame Wohnung nehmen? Oder würde der Alltag, der sich damit einstellt, diese langsam zerstören?"
Als wir kurz vor dem Umzug, schon jede Wohnung mit gefüllten Kartons vollgestellt (Hatte jeder von uns wirklich so viele Sachen im Laufe der Zeit angesammelt?) in ihrer Wohnung eine kurze Verschnaufpause beim Ausräumen einlegten und bei einen Kaffee am Küchentisch saßen, ergriff ich die Initiative. Ich wollte ihr meine Ängste anvertrauen und sagte: "Ich würde gerne mal mit Dir über unsere Zukunft reden." "Ja, ich wollte das auch gerade ansprechen und ich glaube, dir geht es genauso wie mir. Du fragst Dich, was aus uns beiden wird, sind wir erst mal zusammengezogen. Du hast auch die Angst, der Alltag wird diesen Zauber langsam verfliegen lassen."
"Ja, genau dies geht mir immer mehr durch den Kopf. Manches Mal habe ich das Gefühl, es geht alles zu schnell bei uns und es könnte schief gehen."
Plötzlich hatte sie ein Lächeln im Gesicht, entwaffnend und liebevoll zugleich. "Jetzt weiß ich, dass es gut gehen wird und weißt Du warum? Wenn wir beide dies verspüren, dann sind wir auch bereit alles dafür zu tun, dass dies nicht eintrifft. Und es liegt doch in unseren Händen diesen "Zauber" zu erhalten. Wenn wir in einem Jahr zurückblicken, werden wir auch an diesen Moment denken und feststellen, dass unsere Ängste vollkommen überflüssig waren, weil es noch schöner kam, als es jetzt schon ist."
Woher nahm diese Frau nur diese Kraft, aus Zweifeln etwas Positives zu machen? Sie steckte mich damit an, so dass ich nicht anders konnte als es genauso zu sehen.
Ja, warum sollten wir dies nicht können, unser gemeinsames Leben weiterhin mit diesen "Zauber" zu erfüllen und nicht nur jetzt glücklich zu sein, sondern auch noch in 10, 20, 30 Jahren oder gar länger?
In diesen Moment spürte ich mehr denn je, wir gehen auf eine lange gemeinsame Reise, die für uns viele Überraschungen bereithält, viele schön und belebend wie ein warmer Luftzug in der Kälte, aber auch jene, die man meistern muss, um nur noch gefestigter daraus hervorzugehen. Ja, es lag allein in unseren Händen, was wir aus dieser Zukunft machen würden und mit dieser Frau konnte es nur "magisch" werden. Wie dieser Abend und die Nacht weiter verliefen, überlasse ich der Phantasie eines jeden selbst.
Der Umzug am Wochenende war kurzweilig und problemlos. Einziges Problem war, welch ein Luxus, 16 Leute sinnvoll einzusetzen und beschäftigen, so dass sie sich nicht gegenseitig auf die Füße traten.
Der Großteil unserer Freunde hatte sich sofort und ohne von uns gefragt zu werden, angeboten zu helfen.
Gott sei Dank hatten Rolf und Olli die Einteilung der Arbeiten und Gruppen vorgenommen, zudem wussten sie doch genau, wie alles angeschlossen, zusammengebaut und befestigt wird als technisch beschlagene Hobbyhandwerker. Wir drei waren schon seit der Schulzeit beste Freunde gewesen.
Ich wurde von all dem ausgeschlossen und sollte mit Christine nur sagen, wo was hingehöre. „Mit Deinen zwei linken Händen als Hilfe müssen wir mehr reparieren als zusammenbauen.“ war beider, nicht ganz unzutreffende Meinung.
Gott sei Dank hatten wir die restlichen Helfer schon vorab in 2 Gruppen eingeteilt, die einen von der Frühe weg, die anderen ab Mittag.
Dies führte dazu, das erstere Gruppe die anderen nur so mit guten Ratschlägen überschüttete, was aber der Stimmung letztlich keinen Abbruch tat. Am späten Abend war alles dort, wo es nach unserer Vorstellung sein sollte, einschließlich dem Einräumen von Schränken und Kommoden, was aber wir beide allein vornahmen, sie allerdings unter Mithilfe von Tina (die dabei versuchte, ihrer Mutter noch das eine oder andere Teil abzuschwatzen) bei der Ausgestaltung ihres Kleiderschrankes, der wo wohl stand? Richtig, in diesen Zimmer, welches sie ja schon bei der Besichtigung nur zu gerne haben wollte.
Was hätte ich auch mit einem Ankleidezimmer wollen? So hatte sie genügend Platz, auch um die Schränke wieder langsam aufzufüllen mit neuen Kleidungsstücken. Egal, es war ihr kleines Reich. Irgendwie hatte dort sogar noch eine Nähmaschine ihren Platz gefunden.
Als wir anschließend noch den Einzug feierten, war auch ihr Bruder Stefan, unsere verbliebenen Elternteile und Kids gekommen, so wurde aus späten Abend ein früher Morgen.
Unsere Vermieter, hatten sich nicht nehmen lassen ebenfalls zu helfen. Frau Mosig hatte gar zwei Schweinebraten und jede Menge Knödel für alle zubereitet. Sie waren die letzten, die diese Feier verließen. Angemerkt sei, Herr Mosig verstand es wie kaum ein anderer mit seinem trocknen Humor und schelmischen Augenzwinkern die Stimmung hochzuhalten, dabei immer ein Glas Rotwein in der Hand, zwischendurch auch mit meiner Exfrau Marion und anderen Frauen schäkernd. Seiner Frau entlockte dies nur ein Lächeln.
Rücksicht auf die Nachtruhe mussten wir dieses glücklichen Umstandes wegen ja auch nicht nehmen.
Müde, zu erschöpft das neue Bett gebührend einzuweihen, waren wir trotzdem glücklich. Der Umzug war ohne Probleme verlaufen, fast alles dort, wo wir es uns vorgestellt hatten und mit der Feststellung, dass wir Freunde hatten, die sich nicht nur so nannten, sondern es auch waren.
Das Wichtigste aber war, wir hatten das Gefühl angekommen zu sein in einem Lebensabschnitt zu zweit. Er sollte noch einige Überraschungen für uns parat halten, aber wir wollten es ja auch nicht anders.
Mit diesen Glücksgefühlen und eng aneinander gekuschelt, schliefen wir ein.