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Prolog

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Der Begriff Götterdämmerung geht zurück auf die germanische Mythologie. Die Götter reiben sich dort gegenseitig in einem großen Kampf auf, und in der Folge geht die Welt in Flammen auf. Allerdings geht aus diesem Untergang und Chaos eine neue Ordnung hervor. Ein neues Gleichgewicht wird gefunden und damit eine neue Welt geboren aus der Asche der alten. In diesen Sagen findet sich die ewige Wahrheit wieder, dass es kein Neues geben kann, ohne dass Altes vergeht. Allerdings wird auch deutlich, dass die alten Götter und ihre Ordnung nicht kampflos gehen. Ohne Konflikt, Chaos und tiefgreifende Auseinandersetzungen kann es keine Erneuerung geben. Das ist der Punkt, vor dem viele Männer zurückschrecken. Sie warten lieber weiter zu und schieben „Dienst nach Vorschrift“, den sie zwar ehrlich gesagt ziemlich „öde“ finden, aber um des „lieben Friedens willen“ weiter bedienen, auch wenn ihr Herz darüber einschläft und sie sich selbst verraten.

Männer, die sich nicht trauen, ihre Welt in den Brand zu stürzen, der unweigerlich ausbricht, wenn sie sich aufmachen, sich selbst zu finden, sie selbst zu werden und nicht nur eine Marionette der Erwartungen anderer zu sein – auch wenn diese religiöser Natur sein mögen –, korrumpieren sich selbst und in der Folge verachten sie sich auch selbst. Männer, die nicht wissen, wer sie sind und was sie wollen, Männer, die an sich verzweifeln und ihre Selbstachtung verloren haben, gibt es viele. Sie verstehen nicht, wie sie das Leiden an ihrem desolaten Zustand nutzen können für einen Prozess der Transformation. Um dieses Wort wird es im ersten Teil dieses Buches gehen.

Viele Männer sind also tief in sich selbst durchaus verzweifelt genug und vom Leben ausreichend enttäuscht, aber aufzustehen, zu kämpfen und den großen Konflikt zu riskieren, das wagen sie dann doch nicht. Wie sollen sie eine solche Revolte auch angehen, und wer hilft ihnen dabei, damit sie nicht nur jede Menge Geschirr zerschlagen, ohne dabei zu einer anderen Ebene von Mannsein durchzubrechen? Also geben sie sich damit zufrieden, die alten Wege hier und da ein wenig aufzuhübschen, noch sicherer und bequemer zu machen, jedoch nicht, sie zu verlassen. Sie wollen nichts Grundsätzliches verändern und sich keinem schmerzlichen Prozess der Verwandlung aussetzen, der ihre Welt womöglich auflösen würde zugunsten einer neuen Ordnung aus der Asche der alten. Und sie wissen ja noch nicht einmal, wie diese neue Ordnung aussehen soll. Sie werden lieber dekadent und backen „kleine Brötchen“. Der Traum von Größe und Fülle wird auf Eis gelegt oder auf das Jenseits verschoben.

Jedoch haben einige Männer entdeckt, dass gerade im Schmerz und Feuer die einzige Hoffnung liegt auf ein verwandeltes und herrlichkeitstaugliches Leben. Nach Jahren und Jahrzehnten des bemühten Angepasstseins an die Vorgaben der Systeme, in denen sie leben, haben sie der erschütternden Wahrheit ins Auge sehen müssen: Die Zukunft ist nicht in dem, was sie haben und schon kennen, sondern in dem, was sie nicht haben und nicht kennen. Sie ist nicht im gewohnten Gestern beheimatet, sondern im unbekannten Morgen angesiedelt und ruft von dort aus nach ihnen, sich aufzumachen ins Unbekannte, so wie Abraham einst von Gott berufen wurde, aus seiner Heimat aufzubrechen in ein Land, das er nicht kannte, sondern das Gott ihm erst dann zeigen würde, wenn er aufbrechen und losgehen würde. Das klingt so recht nach Risiko. Mutet Gott uns etwa Risiken zu?! Haben wir von ihm nicht immer nur das eine gewollt: Sicherheit? Der Weg in die Zukunft, die nicht nur die Verlängerung des Gestern ins Morgen ist, sondern eine umfassende Verwandlung und Neuordnung aller Dinge, erschließt sich nur denen, die ihn betreten. Das erfordert Mut und Glauben. Eigentlich sind das wunderbare und für Männer attraktive Eigenschaften, aber die alten Götter verlangen von den Männern, dass sie ihren Glauben und Mut bitte schön nur dafür einsetzen, das Alte und Gehabte zu erhalten, aber nicht, es zu überwinden.

In christlichen Kreisen sprechen wir natürlich nicht von alten Göttern. Es sind damit aber auch in den Mythen die Bilder gemeint, die wir uns von Gott bzw. den Göttern machen und von den „Altvorderen“ gelernt haben. Diese Bilder in Frage zu stellen, ist der erste Schritt auf dem Weg einer Revolution, in der es um mehr geht als um die Optimierung und Modernisierung des Gehabten. Das Gehabte, also den Status quo in Frage zu stellen, ist der Beginn des Aufstandes, den es braucht, um eine neue Ordnung zu finden, die mehr Hoffnung auf ein Leben in Freiheit, Bedeutung und Würde trägt als die bekannte Routine, die kaum mehr als Langeweile zu bieten hat, weil sich ewig das Gleiche wiederholt.

Aber erst dann ist es wirklich Revolution, wenn die Verzweiflung über die Fruchtlosigkeit des alten Weges so groß geworden ist, dass man sich mit Gewalt davon losreißt. Revolution ist dann gekommen, wenn Menschen mit Esther angesichts des beschlossenen Untergangs sprechen: „Komme ich um, so komme ich um!“ und entschlossen aufstehen, um den Weg des Risikos zu gehen. Transformation und Revolution sind keine Begriffe, in denen es um Nebensächlichkeiten geht, aber der gewohnte Weg in der Hauptsache beibehalten wird. Transformation und Revolution lassen nichts, wie es ist, sondern füllen neuen Wein in neue Schläuche.

Nach über zwanzig Jahren im geistlichen Dienst und vielen Jahren in der Männerarbeit habe ich keinen Zweifel daran, dass die Zeit der Männerdämmerung gekommen ist. Die Wehen sind schon lange deutlich zu spüren. Bei einer Geburt geht es ohne Blut und Schreien nicht ab, so auch nicht, wenn Männer laut werden, um selbst geboren zu werden, heraus aus einer dekadenten Ordnung, die ihnen nichts mehr zu bieten hat, sondern sie beengt und einschnürt bis zur Agonie, wie der Mutterleib ein übertragenes Kind. Wie ein Neugeborenes die Welt, in die es mit der Geburt eintritt, nicht vergleichen kann mit der Welt, aus der es gerade kommt, so müssen Männer durchbrechen zu jener neuen Welt, die nicht wieder genauso ist wie die alte, sondern wirklich anders. Genau zu diesem Aufbruch ruft Gott in der „Heiligen Schrift“ unentwegt auf, und wir finden dort zahlreiche Beispiele für Männer, Familien und ganze Völker im Aufbruch heraus aus alten Ordnungen und Wegen hinein in neue. Sie gingen dabei immer wieder Wege, die eigentlich menschenunmöglich waren und nur mit jenem Glauben zu bewältigen waren, der sich nicht mehr umdreht nach dem Alten und den anderen, sondern entschlossen ins Unbekannte marschiert, komme was wolle. Dort wurden all die Wunder erlebt, die wir in der Schrift lesen und bei denen wir uns insgeheim fragen, warum sie eigentlich heute nicht mehr geschehen. Aber sie geschehen heute genauso wie damals. Gott hat sich nicht verändert. Er ruft noch immer dazu auf, im Glauben die Grenzen der Routine und Gewohnheit zu überschreiten und das scheinbar Unmögliche zu tun. Wunder vollziehen sich an denen, die den Weg gehen, der ohne Wunder nicht möglich ist.

In dem vorliegenden Buch mache ich Mut zum Aufbruch. Da ich selber aufgebrochen bin, kann ich einige Hinweise geben auf den Weg der Verwandlung, der zu gehen ist.

Dieses Buch ist nichts für Männer, die nur nach einer Rückversicherung dafür suchen, dass ihr konservativer Weg der richtige war, ist und immer sein wird. Es richtet sich nicht an Männer, die lediglich nach Richtig und Falsch fragen, sondern nach Leben und Tod. Die Frage ist weniger: „Wie mache ich alles richtig?“ als vielmehr: „Wie werde ich lebendig?“ Ich bin überzeugt, wir alle könnten sehr viel lebendiger sein, als wir es sind, und Jesus zielt mit der Aussage „Ich lebe und ihr sollt auch leben!“ (vgl. Joh 14,19) wohl genau darauf ab. Er sendet uns keine Dogmatik und kein Gesetzbuch, damit wir bloß „alles richtig machen“, sondern seinen Geist, der uns lebendig macht. Wir sollen leben bis zum Äußersten, ja, bis es uns aus allen Poren fließt. Wie wunderbar!

Im Folgenden behandle ich eine Reihe von Themen, die für den Aufbruch ins Leben wesentlich sind. Auch einige Leute in der Bibel, die in überragender Weise überwunden haben – oder sich geweigert haben –, werde ich betrachten, da sie uns wertvolle und ewig-gültige Beispiele dafür geben, wie auch für uns Männer von heute der Prozess der Verwandlung und Revolution aussehen kann.

Nachdem mir sowohl Emmerich Adam – siehe Nachwort – wie auch meine Frau dazu geraten haben, Fragen an die Kapitel anzufügen, damit die Leser dadurch eine Hilfestellung erhalten, wie sie das Gelesene für sich anwenden können, habe ich das getan und danke für die Anregung. Ein Tipp gleich vorneweg: Sätze, die beim Lesen ins Auge springen und wichtig werden, anstreichen und nach dem Kapitel noch einmal anschauen mit der Frage, warum gerade diese Worte wichtig wurden.

Die Fragen, die das ganze Buch begleiten, sind:

• Was bin ich bereit, mir eine wirkliche Veränderung an Zeit, Aufwand oder Verzicht kosten zu lassen?

• Mit wem kann ich darüber sprechen? Gibt es jemanden, der in der Lage ist, mir zuzuhören, und mich nicht gleich mit Ratschlägen „zutextet“?

• Gibt es Gefährten auf dem Wege? Männer, die mit mir auf dem gleichen Weg der Verwandlung und Revolution sind?

Frank Krause

Männerdämmerung

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