Читать книгу Herr K macht Wiau - Frank Maria Reifenberg - Страница 7
ОглавлениеMimosa sieht keinen Unterschied
Mimosa ist die beste Spitzmaus auf der Welt, denkt Herr K, besonders an diesem Morgen, seit er spürt, dass alles anders ist. Auf jeden Fall ist es ein großes Glück, wenn man eine so verständnisvolle Verlobte hat. Trotzdem fällt es ihm immer noch schwer, mit seinem Geheimnis herauszurücken.
Er springt nun endlich auf und rennt zur Tür des Ladens, um sein Spiegelbild darin zu betrachten. Herr K sieht aus, wie Herr K aussehen sollte und wie Herr K gestern ausgesehen hat, als noch alles nichtanders war.
Nichtanders, denkt er, von außen bin ich genauso nichtanders wie am Tag zuvor: Meine Augen sind gelb, von meiner linken Ohrenspitze fehlt ein Stück, mein Fell ist unter dem Bauch weiß und obendrauf grau mit schwarzen Streifen und lang und ein bisschen zottelig.
„Da ist mal ein bisschen was Exotisches dazwischengeraten“, hat der eine Herr Wieselhupf gesagt.
Herr K hatte eine gewisse Zeit darüber nachdenken müssen, was der eine Herr Wieselhupf damit meinte, bis Mimosa es ihm erklärt hatte.
Alle anderen Katzen im Viertel haben kurzes, glattes Fell. Auch die Mutter von Herrn K. Eines Tages war jedoch ein ganz vornehmer Kater in die Straße gekommen, mit wunderschönem langem und glänzendem Fell. Restlos alle Katzen hatten sich in ihn verliebt und hier und da hatte es dann plötzlich Katzenbabys mit zotteligen Haaren gegeben. Solche wie Herrn K.
Aber das ist schon lange her.
Herr K dreht und wendet sich noch einmal. Das Spiegelbild in der Tür dreht und wendet sich mit ihm. „Alles noch ganz nichtanders“, sagt er. Er kann keine Veränderung erkennen. Und trotzdem fühlt er sich anders.
„Du hast ein bisschen zugelegt. Da gibt es zwei mause-kleine Röllchen an deinen Hüften“, sagt Mimosa und kichert, weil sie weiß, wie eitel Herr K ist.
Herr K überhört die Bemerkung. „Ich muss dir etwas gestehen“, bringt er endlich hervor.
„Du hast eine andere?“, fragt die Spitzmaus. „Etwa eine Katze?“ Kampfeslustig stellt sie die Barthaare hoch und fletscht die Zähne, womit sie noch süßer aussieht als sonst.
„Viel schlimmer“, stammelt Herr K.
„Sie haben dir gekündigt?“, fragt Mimosa. „Oh, ich habe es dir immer gesagt, dass es kein gutes Ende nimmt, wenn du dauernd faul herumliegst und Bücher liest“, strömen die Worte aus dem Spitzmausmündchen. „Wir brauchen ein paar Jagdopfer, die du ihnen hinlegen kannst. Das erwarten sie, schließlich haben sie sich einen Kater angeschafft, damit er den Buchladen von Mäusen befreit.“
„Oh, Mimosa …“, unterbricht Herr K ihren Redefluss. „Ich weiß jetzt endlich, warum ich keine Mäuse jagen mag. Und fressen noch viel weniger.“
„Weil du mich liebst?“, fragt Mimosa.
„Nein“, antwortet Herr K.
„Oh“, sagt Mimosa.
„Doch ... natürlich ... das auch“, sagt Herr K. „Natürlich liebe ich dich ganz doll.“
„Was dann?“, will Mimosa nun aber endlich wissen.
„Ich bin gar keine Katze.“