Читать книгу Cross-Skating Magazin Jahrbuch 2018/2019 - Frank Röder - Страница 7

Cross-Skating Bilanz 2017

Оглавление

Artikel 487 von Frank Röder am 1. Februar 2018.

Nach einem Monat der Besinnung und der Recherche stellen wir leider fest: Es steht momentan leider nicht gut um unseren Sport. Das Jahr 2017 war seit etwa 2005 das Jahr mit der negativsten Bilanz, wenn man das Mittel jener Faktoren einbezieht, was die Szene einer Sportart ausmacht. Diese etwas düstere These wagen wir hier konkret darzustellen. Natürlich kann sich das ändern und das soll es auch. Genau aus diesem Grunde werden hier ja die Probleme angesprochen, denn durch die leider noch zu verbreitete Ignoranz würden sie noch weiter wachsen. Aber nach wie vor ist und bleibt der Cross-Skating Sport genial , ich kenne keinen Sport, der dem Sportler so viel gibt, wie diese Sportart! Was liegt also im Argen?

Die kurze „jüngere Geschichte“ Mein Beobachtungszeitraum der aktuellen Historie erstreckt sich über rund 14 Jahre (als Cross-Skating-Sportler, -Personaltrainer, -Händler, -Autor), aber hervorheben möchte ich zunächst einen kurzen Zeitraum zwischen 2007 und 2009 in dem es eine Art Renaissance* der Sportart gab. Danach kam eine knapp zweijährige Stagnation und danach ein Abwärtstrend, der bis heute anhält. Die aktiven Sportler können das kaum nachvollziehen, weil sie mehr denn je überzeugt davon sind, den richtigen Sport zu betreiben sind sind mit den Jahren tief verwurzelt in dieser Sportart. Mir geht es eben so.

Vieles ist heute fast genauso, wie vor rund einem Jahrzehnt: Schon damals gab es einige Engagierte, die sich professionell mit dem Sport befasst haben und die nicht so recht zu den zahlreicheren schlecht ausgebildeten Gelegenheitsverkäufern passten. Es war schon damals klar, dass das auf Dauer nicht gut gehen könnte. Welcher Fachmann möchte sich schon von Dilettanten ins Geschäft reden lassen? Doch das geschah immer wieder, der Cross-Skate-Handel wurde als „lustiger Nebenerwerb für Ahnungslose“ vermarktet und ebenso aufgenommen. Der Schwarze Peter liegt hier ziemlich klar, bei denen, die jene Ahnungslosen und auch die mit Ahnung bezahlt haben: Die Großhändler und die Kunden. Beide Seiten setzten so gut wie keine Qualitätsmaßstäbe an, was die Qualifikation für Verkauf, Service und Ausbildung betraf. Leider wurde fast jede Form der Qualifikation und Pseudo-Qualifikation als weiteres Geschäft angesehen, leider auch wieder als ein „Geschäft für Ahnungslose“. In keiner Sportart ist mir ein so schlechtes Ausbildungssystem begegnet, wie in der Sportart Cross-Skating (oder wie man es auch immer alternativ nennen mag). Einzelne Ausbilder, waren zwar rühmliche Ausnahmen, doch das war keinem Ausbildungssystem sondern den individuellen Fähigkeiten jener Personen zu verdanken.

Schon damals, bis 2009 gab, es einen deutlichen Kontrast in den Beweggründen und in der Kompetenz der Schlüsselfiguren der Szene, bzw. denen, die sich zu Schlüsselfiguren erklärten. Technisch ist zwar viel passiert in dieser Zeit, aber noch lange nicht genug und viel zu wenig ist auf den Markt gekommen, das die Entwicklung wirklich stark voran gebracht hat. Man kann leider nun ansatzweise von einer Weiterentwicklung der Hardware sprechen. Die oft als Fortschritt erwähnten 8-Zoll Reifen gab es schon vor rund 30 Jahren an US-amerikanischen Cross-Skates. Die Wartungsfreundlichkeit der Cross-Skates hat in den letzten drei Jahren leider wieder abgenommen. Oft wurde auf Schrauben verzichten und somit der Cross-Skater von einfachen Wartungsarbeiten ausgeschlossen. Nach dem Quantensprung durch den Umstieg weniger Cross-Skate Hersteller auf Alu-Bremsbeläge, haben sich in der Bremsentechnik wieder Rückschritte auf dem Markt verbreitet. Der größte davon steckt aber immer noch in den Köpfen, denn zwei Bremsen, bremsen besser als eine und die spezielle „strenge“ Art die Bremsen einzustellen, hat es erst ermöglicht den Cross-Skates zu ihrer sensationell günstigen Unfallstatistik zu verhelfen. Schlecht eingestellt verschenkt man also Sicherheitspotenzial. Es gibt immer noch Händler und „Trainer“, die das nicht wissen. Null Stürze im Jahr auf die „Hinterseite“ sind nämlich besser als zwanzig (ohne Bremse oder zu „lasch“ eingestellt) oder zehn (Bremse nur an einem Skate vorhanden, auf der anderen Seite kracht’s wie gehabt).

Damals wie heute gibt es rund sechs Hersteller von Cross-Skates – heute nur teilweise die gleichen wie damals – und heute wie damals, sind nicht alle Produkte wirklich marktfähig. Cross-Skating Vereine konnten wir in der jüngeren Geschichte der Sportart drei zählen, plus eine Cross-Skating Abteilung, zwei davon gibt es nicht mehr und die in einem Ski-Club gegründete Cross-Skating Abteilung hat, mangels Interesse der Skiläufer, schon wieder aufgegeben. Eins zu vier also leider gegen den Sport. Die Lehre daraus müsste lauten: Zur typisch deutschen Vereinsgründung ist der Sport zu klein und die Verbindlichkeit der Sportler zu gering. Die jüngste Schätzung geht ja immerhin nur noch von deutlich weniger als 1000 Aktiven in Deutschland aus. Ziemlich aussichtslos ist es auch, die Positiv-Floskel „e.V.“ eines Vereins aus Werbegründen für sein damit verbundenes Geschäft oder andere kommerzielle Angebote nutzen zu wollen, das geht schon aus steuerlichen und gesetzlichen Gründen schief. Es wäre naiv, so zu handeln. Davon abgesehen, wäre die Existenz des Vereins schon mit der ersten Abmahnung teuer beendet. Vereinsarbeit ist vor allem eins: Arbeit, und zwar überwiegend unbezahlte!

Die Informationspolitik Der Sport ist immer noch kaum bekannt. Eine plausible Informationspolitik zu Gunsten der Sportart hat es nie gegeben. Es gab wohl lobenswerte seriöse Informationsquellen, aber leider waren in der Überzahl zahlreiche Fehlinformationen und verfälschende Mitteilungen auf allen möglichen Medien vertreten. Begonnen auf Websites, in Foren, auf YouTube bis hin sogar ins Regional-TV. Qualität und authentische Berichte von erfahrenen Cross-Skatern waren hier eindeutig in der Minderheit. Viele die mit Cross-Skating gerade angefangen hatte, hinterließen auf irgend welchen Medien ihre „ultimativen Tipps“ und ließen den Sport dann wieder bleiben, bevor sie wirkliche Erfahrungen im Cross-Skating sammelen konnten. Als Faustregel kann man davon ausgehen, dass regelmäßige 1000 bis 1500 km Cross-Skating Praxis jedes Jahr notwendig sind, um überhaupt nachvollziehbare Fortschritte aufzubauen und nicht jedes Jahr nach Ostern fast wieder bei null anzufangen. Und wer sich „Trainer“ schimpfen will, sollte sich das nicht mit weniger als 3000 Cross-Skating Kilometern in den Knochen wagen.

Anfänger zu beraten, wenn man selbst noch Anfänger ist, das ist keine wirklich gute Idee, aber gerade in Foren wurden ja einige kompetente Urgesteine des Sports vergrault. Diese ziehen jetzt leise und ganz in Ruhe ihre tausende von Kilometern in den Wäldern oder in Spezialisten-Foren ihrer Runden, fernab vom lauten Trubel manches Selbstdarstellungs-Portals. Ahnungslosigkeit war also lange Zeit Programm – ja es wurden sogar Sportgerät-Erfinder in manchem Forum von Anfängern „blöd angemacht“, die glaubten, ihre zwanzig Einträge dort seinen ein Art von Kompetenznachweis. Es wird sogar – und das offenbar nur im Cross-Skating Sport – manchmal die Meinung vertreten, dass man gar keine qualifizierten Ausbilder und Fachleute benötige und Anfänger am Besten von Anfängern lernen sollen. Mit dieser schmerzhaft schrägen Logik sollte man seine Kinde nicht in die Schule schicken, um lesen zu lernen, sondern auf den Spielplatz. Kein Wunder, dass sich viele Fachleute aus den lauten Portalen, die so etwas fördern, zurückgezogen haben. So kann man einen Sport doch kaum ernst nehmen!

Wer selbst überzeugt ist, sollte andere überzeugen!Aktive Cross-Skater verstehen kaum noch, wie von den Sport nicht überzeugt sein kann, denn der Sport reißt einen mit, wenn man ihn erst einmal richtig begonnen hat. Richtig begonnen? Für die meisten bedeutet das in den ersten Wochen, etwas häufigeres konzentriertes Üben, am Besten drei bis fünfmal pro Woche und dann den schonenden Übergang immer mehr zum längeren Ausdauertraining hin. Nach etwa 20 bis 30 Trainingseinheiten hat es dann fast jeden gepackt, der erst einmal so weit gekommen ist. Jede weitere Überzeugungsarbeit scheint dann überflüssig zu sein, man ist regelrecht infiziert und das praktisch ohne schädliche Nebenwirkungen und bei vergleichsweise geringen laufenden Kosten. Der Aufwand ist für das, was einem der Sport gibt, fast verschwindend gering. Pro Trainingsstunde wenden Cross-Skater oft weniger als einen Euro Kosten für Materialabnutzung auf – es gibt nur wenige günstigere Sportarten. Am Sport und den Sportgeräten selbst kann es also kaum liegen. Doch leider ist der Sport kein Selbstläufer, denn zu viele steigen wieder aus, bevor sie richtig begonnen haben.

Gute Argumente wurden oft nicht gut vermittelt Doch die Vorteile des Cross-Skatings scheinen sich auch heute noch viel zu wenig herumzusprechen. Vielleicht liegt es an den Informationsmedien? Womöglich auch an den kommunizierten Inhalten. Falsch ist ganz sicher, dass Cross-Skating dem Skilaufen gleicht und es ein Trendsport sei, wie es aber leider immer wieder bestimmte Quellen verbreiten, die vorher schlecht recherchiert haben. Cross-Skating ist Cross-Skating und kein halbwegs reifer Mensch will sich nachsagen lassen Trends hinterher zu hecheln. Sportler lockt man damit also kaum, besten falls Geschäftsleute die darauf hoffen mit Trends schnelles Geld verdienen zu können. Doch dieser Hut ist so alt, ich glaube schon in den 90ern nannte man solche kommerziellen Trend-Folger „Papageien“oder so ähnlich. Brave standardisierte Werbesprüche aufsagen, laut das Werbemaskottchen spielen und als Erster den Reibach machen! Damit ist aber immer ein Ende eines Trends in Aussicht gestellt. Produkt-Trends dauern drei bis maximal sechs Jahre, für so eine kurze Zeitspanne ist nicht jeder bereit eine neue Sportart zu erlernen, auch wenn es noch so leicht fällt. Einem Sport tut so etwas nicht gut. Ich bezeichne Cross-Skating daher gerne viel zutreffender als Life-Time-Sportart, die man fast sein ganzes Laben lang fortführen kann. Solcherlei langfristige Planung öffnet Türen für die Bereitschaft, sich langlebige und hochwertige Sportgeräte zuzulegen und eine Sportart konsequent und langfristig zu erlernen. Freilich erfordert so eine Ausbildung auch gut ausgebildete Ausbilder, was in Cross-Skating immer noch ein absolutes Manko ist. Von Anfang an wurden nicht nur jede Menge „Gefälligkeits-Trainer-Lizenzen“ verschenkt, sondern zur exponentiellen Förderung des Produktverkaufs auch „Trainer-Ausbilder“ aus dem Boden gestampft, deren Ausbildungsqualität man zur Recht kritisch betrachten darf. Diese Problematik zieht sich aber schon seit Anfang der Cross-Skating Renaissance* wie ein brüchiger roter Faden durch die Szene.

Geschäft versus Sportlichkeit? Hier liegt vielleicht auch eine andere Wurzel des Übels. Zu vielen eigentlich nur sportlich interessieren Kunden wurde mit dem Sport zusätzlich oder sogar in erster Linie ein lukratives Geschäft in Aussicht gestellt (das hätte man sich dann schriftlich geben lassen sollen) und damit wurde oft eine gewisse Verkrampftheit mit jeder Auskunft über den Sport mittransportiert, die leider oft primär auf das Geschäft mit dem Interessenten zielte. Fast im Chor wurden sogar, bei sonst üblicherweise entspannten Videos von Freizeitsportlern, Hersteller-Werbeslogans aufgesagt – die Masse der Hobbysportler wurde quasi als gratis Werbeträger für bestimmte Produkte genutzt. Das ist zwar legitim, aber bitte nicht so plump und papageienhaft, das schreckt viele nur ab! Den Sport bewerben ist die eine Sache, das ist immer noch nicht genug geschehen. Eine Marke zu bewerben, direkt oder indirekt, ist eine andere Sache. 2007 hörte ich auf einer so genannten Trainer-Ausbildung einen Teilnehmer verärgert sagen, „Bin ich hier auf einer Tupper-Party?“. Nichts gegen die praktischen Plastik-Kübel, aber sehr deutlich wurde die Ähnlichkeit im Vertriebssystem, das damals fast jeden unbedarften Kunden zum Händler oder sogar Ausbilder machen wollte. An diesem Prinzip hat sich bis heute immer noch nicht viel geändert. Destruktiv war vor allem, dass insbesondere seriös arbeitende Händler, die sich professionell mit der Materie und dem Sport auseinandersetzten, es schwer gemacht bekamen. Von Seite mancher Hersteller wurden sie, bei ungleich höherem Aufwand an Vertriebskosten sogar mit Nebeneberufsverkäufern gleichgesetzt oder sogar benachteiligt. Trotz handelsüblich professioneller Verkaufsabwicklung gegenüber einem Zubrot ohne große Verpflichtungen (oder Kompetenzen) der Gelegenheitsverkäufer. Es gab sogar Händlerverzeichnisse für die der Händler für die Auflistung dort rund 40 € Monatsgebühr zahlen sollte. Ein sehr exklusiver Obolus ohne absatzsteigernde Verpflichtungen des Produktherstellers. So verstärkte sich der Eindruck, dass die Idee des Sport einfach radikal zum Kohle machen ausgenutzt werden sollte, egal wer zahlte. Dies konnte die Qualität des Handels nur ausdünnen und verstärkte den Eindruck eines schnellen Trends bei dem einige das schnelle Geld machen wollte bevor der Trend einbrach. Nun der Marketing-Trend mag eingebrochen sein, den Sport gibt es noch, ebenfalls einige überzeugte Sportler.

Veranstaltungen Die Tendenz der Veranstaltungszahlen ist derzeit abnehmend! 2017 gab es etwa so viele Cross-Skating Veranstaltungen wie 2007, dazwischen aber deutlich mehr, nämlich bis zu 53 Veranstaltungen pro Jahr, wahrscheinlich sogar mehr. Ab 2010 gab es zwar einen deutlichen Qualitätseinbruch bei vielen Veranstaltungen, dies wurde aber durch viel ehrenamtliches Engagement und einige neue kostenlose und preisgünstige Angebote etwas ausgeglichen, so dass die Zahl der Angebote bis etwa 2015 beinahe konstant bleib. Danach kamen zum Glück einige wenige hochwertige Veranstaltungen neu dazu, die Menge der Angebote konnte aber, bei den sinkenden Aktivenzahlen, nicht mehr gehalten werden. Es ist auch wirklich schwer für 2018 sicher deutlich unter 1000 Aktiven Cross-Skater, Angebote aus dem Boden zu stampfen bei denen alle auf ihre Kosten kommen - sportlich gesehen. Schnellstmöglich soll im Cross-Skating Magazin ein Special für Veranstalter erscheinen, in dem interessante Veranstaltungsvarianten vorgestellt werden sollen.

Irritierende Vermarktungsstrategien Praxiserfahrungen wurden leider zu selten für Vermarktung und Produktentwicklung genutzt, denn in der Praxis konnten fast keine nachhaltigen Wirkungen auf die Weiterentwicklung durch das Feedback von Kunden und Händlern nachgewiesen werden. Der Warenumschlag fand zu oft bei Ebay oder "aus dem Kofferraum" statt, anstatt in Ladengeschäften. Trotzdem wird die große Lüge von "Fachhändler" immer noch gepflegt und in irritierender Weise verbreitet. Viele erklären sich gern unlauter selbst zum Fachhändler oder finden sich ohne weitere Qualifikation und Anstrengung auf Händlerlisten. Nicht jeder, der Ware gegen Geld beschafft, darf sich wirklich Händler schimpfen. Unterstützt haben diese von Anfang an zum Scheitern verurteilte Tendenz jene "Händlerlisten" auf denen so gut wie jeder Unqualifizierte aufgeführt werden kann. Wer als Kunde versuchte von solchen Listen nur zehn Kontaktadressen zu erreichen, kann oft froh sein überhaupt eine einzige kontaktieren zu können. Und wer kauft schon gern bei der einzig möglichen Option? Aber viele geben auch auf, bevor sie zehn Kontakte ausgetestet haben. So verdampfte schon immer ein riesiges Potenzial an künftigen Cross-Skatern.

Nur wenige seriöse Händler ackerten, trotz oft schwieriger Händlerkonditionen, weiter, die unter anderem waren: extrem dünne Händlermarge, Qualitätsschwankungen, mangelhafte Produktkonzepte oder Gewährleistungsabwicklung, undurchsichtige Bevorzugung anderer Händler, lange Lieferzeiten und Lieferengpässe oder "Vorfinanzierungsmodelle" durch die Händler selbst. Ausgerechnet diese Händler - wahrscheinlich weil bei ihnen die größten "Reichtümer" vermutet wurde - wurden dann gern durch Abmahnungen von Produktherstellern (!), aber auch durch andere Möchtergern-Händler, in ihrem finanziellen und zeitliche Handlungsspielraum eingeschränkt. Eine Branche, die sich selbst kannibalisiert, scheint kaum überlebensfähig zu sein. Davon abgesehen, dass eine Branche, die so ihr Geld verdient, als ausgesprochen schäbig gilt, kann man auf so einem "Schlachtfeld" kaum arbeiten.

Viele der so genannten Händler waren oft nur Vermittler, die Provisionen erhielten, aber nicht wirklich handelten, keine Lager und keine Demo-Ware hatten und auch keine Verantwortung und keinen Service übernahmen. Das „Kistenverschieben“ war schon immer bei den seriösen Händlern gefürchtet, jetzt ging es sogar ohne die Kisten anzufassen.

Was alles schief gegangen ist Das Blöde ist, das es keine garantierte Patentlösung aus dem Dilemma gibt und es weiterhin nur Einzelne mit viel Einsatz versuchen können, die Situation zu ändern. Hier eine unvollständige Liste mit auffälligen Punkte, die bisher Probleme bereitet haben.

 Schneeballsysteme sind unbeliebt. Sei es durch Anwerben der gesamten Verwandtschaft und Bekanntschaft oder durch die Tatsache, dass dieser Teich bald leer gefischt ist und oft nur ein unbeliebter Angler übrig bleibt.

 Umgehen des Einzelhandels ist immer fahrlässig. Um den Handel mit seinen soliden Strukturen zu stärken erfordert es, keinen Handel über Auktionsplattformen, kein Garagenverkauf (oder anderer „Nebenbei-Verkauf“), keine Provisions-“Händler“.

 Konkurrenz zum Einzelhandels schreckt die kompetentesten Aktiven ab. Wenn die Hersteller selbst als Online-Shop verkaufen, fragen sich viele Händler zu recht, wozu sie dieser Firma auf die Sprünge geholfen haben.

 Vorabfinanzierung durch Händler oder Kunden ist anrüchtig. Egal, ob man es als Crowdfunding verpackt (Cross-Skates sind ja absolut keine neue Idee!) oder ein noch nicht hergestelltes Modell auf viele Monate durch bezahlte Vororder von Händlern und Kunden (!) vorfinanzieren lässt, wenn ein Hersteller nicht bereit ist dieses unternehmerische Risiko ganz selbstverständlich zu übernehmen, bekommen viele Händler und Kunden kalte Füße und lassen sich auf so ein Abenteuer gar nicht erst ein. Dabei wäre der Sport an sich ein sehr lohnenswertes Abenteuer.

 Fehlende Förderung des Einzelhandels ist fahrlässig. Für Einträge auf Händlerlisten, die Händler bezahlen zu lassen, klingt nicht nach Verkaufsförderung. Auch zu geringe Handelsmargen drosseln die Bereitschaft zum Engagement für ein Produkt.Umgekehrt fördern aber zu große Margen die Verkaufslügen, die verbreitet werden, damit ausgerechnet dieses Produkt bevorzugt verkauft wird.

 Die Qualität der Produkte ist zu wechselhaft. Qualitätsstufen,die einmal erreicht wurden, wurden leider zu oft bei Nachfolge-Modellen wieder abgebaut. Auch die wenigen spezialiserten Werkstätten haben keine Qualitätsstandards. Mancher der in der Branche sogar Geld verdient, weiß noch nicht einmal, dass ein Innensechskant Inbus heißt.

 Cross-Skating als eine Art Nordic-Walking, Inline-Skating oder Sommerski zu verkaufen, kommuniziert nicht das ganze Potenzial des Sport. Er ist kein Ersatz, sondern den genannten Sportarten in vielen Punkten überlegen und dazu noch vielseitiger. Womöglich ist dies auch eine Schwäche in der Ausbildung bei den Cross-Skating Fachkräften.

 Treffs für Cross Skater sind zu rar. Der Puls eine Sportart schlägt im regelmäßigen und möglichst kostengünstigen Training. Daher sind Treffs kein Spielplatz für kommerzielle Treff-Veranstalter (sollte man nie machen!), sondern für ehrenamtlich orientierte Aktive, die so total angefressen vom Cross-Skating sind, dass sie gern ihre Zeit in einen Treff investieren.

 „Geiz ist geil“, ist überholt, das müssten auch die Geizigsten Käufer schon kapiert haben. Genau diese Einstellung hat der Branche aber übel zugesetzt, dass müssen sich die Konsumenten vorwerfen lassen! Man bekommt, was man bezahlt, wenn etwas „billig“ ist, wurde an anderer Stelle gespart, das ist ein wirtschaftliches Naturgesetz,gegen das niemand verstoßen kann. Und noch schlimmer: Oft bekommt man noch nicht einmal was man bezahlt! Es lohnt sich daher immer die Qualität zu durchleuchten, ob im Wareneinkauf oder bei Dienstleistungen, in jeder Branche! Wenn aber offensichtlich gut Qualität geboten wird ist Geiz am falschen Platz. Mehr als einmal habe ich nach langen informativen Telefonaten oder aufwändigen Beratungen oder Probefahrten von kruden Kunden die Erpresser-Pistole auf die Brust gesetzt bekommen und ich solle nun nach diesem Aufwand ihnen jetzt den günstigsten Preis auf dem Markt bieten. Nichts gegen faires Verhandeln, aber solche Kobolde fliegen bei mir raus und werden von mir nicht mehr bedient, wie jeder, der mich versucht über den Tisch zu ziehen. Und bin ich nicht der einzige bemühte Händler in der Szene, dem das passiert ist.

Und die Prognose? Wir sind 2018 im Durchschnitt kaum dort angelangt, wo wir schon 2008 schon hätten sein können! Den wenigen Punkten in denen die Szene inzwischen weiter ist, stehen Punkte entgegen, wo wir auf den Stand vor 2008 zurückgefallen sind. Es gibt kein vom Endverbraucher wahrgenommenes Qualitätsmanagement im Cross-Skating Sport, sondern vor allem ein auf den äußeren Eindruck ausgerichtetes herumdoktern an Symptomen ohne Beseitigung der Ursachen.

Der ausnahmsweise legitime Vergleich zu etablierten Sportarten Sportlich bietet Cross-Skating mehr, dazu stehe ich, wirtschaftlich ist Cross-Skating aber immer noch ein Witz! Die Welt des Skilanglaufs ist etwa 500 bis 3000 mal größer als unsere Cross-Skating Szene, die der Inline-Skater etwa ebenso viel. Sogar Nordic-Walking und der Skiroller Sport hängen Cross-Skating noch mit deutlich mehr als 100-fach größeren Umsätzen und Aktivenzahlen bei Weitem ab. Das Vertrackte daran ist, dass Cross-Skating in der Praxis und sogar sportlich mehr Vorteile bietet als diese Sportarten, das aber immer noch kaum jemand weiß. Wir alle tragen daran Mitschuld, auch wenn einzelne sich bisher wirklich sehr sehr bemüht haben.

Cross-Skating 2018 in Zahlen (Deutschland)

 Geschätzt etwa 700 bis 1000 Aktive, als "aktiv" gilt schon, wer mehr als 500 km im Jahr cross-skatet. Damit ist man schon aktiver als viele, die sich als Skiläufer bezeichnen, weil sie zwei Wochen in Jahr im Schnee sportlich sind.

 Es gibt nur maximal drei bis fünf Fachgeschäfte, mit Lagerhaltung, Werkstatt und Ladenräumen für diesen Sport. Ich meine wirkliche Fachgeschäfte.

 Es gibt nur geschätzte fünf bis maximal zwanzig Trainer, die wirklich Cross-Skating unterrichten können - Cross-Skating, nicht nur Kurse anbieten und Geld dafür nehmen.

 Auch schlummern geschätzte ungenutzte 120.000-140.000 Paar Cross-Skates in Kellern und Garagen. Das bedeutet, das wahrscheinlich weniger als ein Prozent der Käufer den Sport auch langfristig über mehrere Jahre ausüben!

 Diese Zahl motiviert keinen Hersteller dazu, langlebigere Produkte herzustellen, denn es kommt ja kaum zu Reklamationen.

 Jeder Landkreis in Deutschland hat hunderte Kilometer an Wegen, die für unseren Sport geeignet sind. Eine so große und lückenlose "Infrastruktur" bieten sonst nur wenige Sportarten (nur alles was zu Fuß oder auf Luft-Reifen geht) und sie steht kostenlos zur Verfügung. Keine Schneekanonen, keine präparierten Pisten und Wege, keine Hallen, keine Sportanlagen werden für Cross-Skating benötigt!

 Wer zum Beispiel dreimal pro Woche 15 km Cross-Skating betreibt, wendet dafür gerade einmal rund dreieinhalb Stunden auf und trainiert sportlich sehr "ganzheitlich". Im Studio oder für Sportarten mit längeren Anfahrten, muss man für einen vergleichbaren Trainingseffekt fünf bis acht Stunden aufwenden. Sogar Läufer müssen vier Stunden pro Wochen Laufen um ebenso viel Energie zu verbrauchen, haben dann aber noch nicht so vielseitig trainiert.

Was kann man tun? Dies ist der wichtigste Absatz dieses Artikels. Ganz wichtig ist es Vorteile weitererzählen, vor allem, was hat einem selbst der Sport gebracht hat, um ein Beispiel zu geben. Hier ein ganz tolles Beispiel, das sehr hohe Authentizität aufbaut: https://www.biathlon-training.de/2018/01/09/mit-cross-skating-abnehmen/

Wer selbst Treffs aufbauen möchte wir zu einem der wichtigsten Bausteine der Sportart kann damit viel bewirken. Zur Unterstützung können folgende Flyer genutzt werden: Link zum Download der Broschüre.

Ebenfalls sehr wichtig sind Veranstaltungen. So kann man in eine Laufveranstaltung ein Cross-Skating Rennen integrieren, wenn es der Veranstalter und die lokalen Gegebenheiten zulassen, also die Strecke von Start bis Ziel für Cross-Skates geeignet ist. Um unnötige Reibung oder Gefahren für andere Laufteilnehmer auszuschließen, sollten die Cross-Skater eine separate Startgruppe bekommen und diese Gruppe genügend Zeitabstand um Überschneidungen im Ablauf zu vermeiden. Wir sind immer an einem Erfahrungsaustausch mit anderen potenziellen Veranstaltern interessiert.

Ganz wichtig, wenn man den Sport beschreibt: Bitte nur seriöse Äußerungen über den Sport tätigen. Keine Vermutungen, nicht Geratenes, kein Werbe Bla-Bla und einfach nichts aus unbekannter Quelle. Ausnahmen sind natürlich eigene gemachte Erfahrungen,die darf man dann aber auch selbst verantworten. Es gibt genügend Quellen für bekanntes Know-How, das man weitergeben kann, obwohl wir noch lange nicht alles wissen in dieser nur 130 Jahre jungen Sportart.

Es gibt Fachleute, es gibt einen gar nicht so geringen spezifischen Erfahrungsschatz über den Cross-Skating Sport und es gibt eine erstaunlich umfassende und fundierte Fachliteratur in unserer Sportart. Dieses Potenzial kann und sollte von allen genutzt werden!

Und bitte immer konstruktiv und dabei trotzdem kritisch bleiben. Die Szene benötigt noch einige Jahre bis sie sich etabliert hat. Sie muss sich gerade von ihrem ersten großen Rückschlag erholen. Die Qualitätsstandards setzten jetzt vor allem die Sportler selbst. Daher es bitte gerade in dieser Phase nicht zulassen, dass zu viel Humbug über unseren Sport erzählt wird oder zu viel Schrott auf den Markt geworfen wird!

Was wir hier nicht tun Zu diesem Saisonbeginn lässt sich das Cross-Skating Magazin nicht als unkritische Werbe-Plattform instrumentalisieren. Wir berichten nicht von Messen auf denen, nach der breiten Erfahrung der letzten Jahre, maximal kaum erprobte Neuigkeiten unter's Volk gebracht werden sollen. Hier wird auch nicht hektisch und aus Angst, gegenüber der Konkurrenz ins informative Hintertreffen zu gelangen, jeder 2018er Produktkatalog ungefragt hineinkopiert, einschließlich der hippen Werbesprüche. Warum nicht? Das Magazin soll ja nicht desinformieren und wir haben in der Vergangenheit schon zu viel empfohlen, was uns später leid tat. Nichts gegen Neues, aber Unbewährtes ist schon zu viel auf dem Markt, das unterstützen wir nicht (mehr). Dabei ist es nur ein Testaufwand von nur rund 1500 km, um einem Neuprodukt wenigstens mittelmäßige Haltbarkeit und konzeptionelle Reife zu attestieren. Oder sollen wieder die Kunden weiterhin die Crashtest-Dummies spielen? Das mag ich nicht verantworten indem ich es fördere!

Dieser Artikel mag wie eine „Abrechnung“ mit der Szene wirken. Dem will ich nicht widersprechen, denn anders scheinen die Fehler nicht wahrgenommen zu werden, aber ich bezweifle, ob das durch nur einen Artikel allein geschehen kann. Der Appell geht auch nicht mehr an die Produkthersteller und Geschäftsleute der Szene und schon gar nicht an diejenigen, die sich selbst als meine selbst erklärten Gegenspieler rühmen und seit 2010 einen wirtschaftlichen Vernichtungs-Krieg gegen mich führen.. Faktenallergie ist die eine Sache, wer rechnen kann, sieht aber leicht, dass vielleicht zehn Leute, die sich wegen ihrer eigenen Versäumnisse aufregen, in homöopathischer Verdünnung in der großen Masse der potenziellen Cross-Skater, die wir noch mobilisieren können untergehen. Der Appell geht an die aktiven Cross-Skater draußen und ebenso an alle, die es noch werden möchten. Es gibt Millionen, die dankbar sein werden, diesen fantastischen Sport kennenzulernen. Vor uns liegt das gleiche Potenzial an Interessenten, wie in den Jahren 2004 bis 2007 . Das natürliche Gesundschrumpfen der Szene seit 2010 wird sicher noch 2018 etwas weiter gehen. Aber schon jetzt ist es einfacher, den Sport zu vermitteln, denn der geringeren Zahl von Aktiven und ebenso Ausbildern steht ein gewachsener Erfahrungsschatz an Fachwisssen zu Verfügung. Damit sollte es leichter sein, als noch vor Jahren, den Sport richtig zu beginnen, richtig aufzubauen und ihn richtig weiterzubetreiben.

* Cross-Skating Renaissance: So nennt man den erneuten kleinen Boom der Cross-Skates zwischen etwa 2005 und 2010. Um 1895 wurden die ersten Cross-Skates gebaut, in den 1980er-Jahren kamen erste Cross-Skate mit Luftreifen auf den Markt, jedoch mit geringem Erfolg. Seit etwa 2005 wurde der Sport immer häufiger als Cross-Skating bezeichnet - ein Begriff der sich sporartintern durchgesetzt hat.

Nachtrag: Auf Grund des großen öffentlichen Interesses an diesem Thema, hat das Magazin jetzt im Cross-Skating Forum ein Extra-Forum eingerichtet bekommen. Dort kann über diesen Artikel, aber auch über alle vergangenen und künftigen Artikel des Magazin diskutiert werden. http://cross-skating.aktiv-forum.com/f84-cross-skating-magazin-forum

Cross-Skating Magazin Jahrbuch 2018/2019

Подняться наверх