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Praterstern

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Es gibt die übertrieben kämpferische Sportsprache, die sanft-heuchlerische Politiksprache, die labyrinthisch-verwirrende Bürokratiesprache, aber es gibt auch die Sprache der öffentlichen Verkehrsmittel, eine In-die-richtige-Schiene-leitende Öffis-Sprache.

Erste Rolltreppe, lang, Kurve nach rechts, Fußgängertunnel, Kurve nach links, zweite Rolltreppe, kurz, Luftzug von rechts, vorletzter Waggon, mittlere Tür: Anja ist am Karlsplatz in die U1 umgestiegen, Richtung Leopoldau, fühlt sich relativ entspannt, sie ist zwar weit weg von einem Liegestuhlgefühl, denn tief in ihrem Inneren spürt sie eine diffuse Spannung, aber mit der psychischen Entgleisung des Vortags kann das überhaupt nicht verglichen werden. Sie schafft es, eine erfolgreiche Ablenkungstechnik einzusetzen, indem sie ihren Blick einfach auf die Ausstattung des Zuginnenraums konzentriert. Funktioniert wunderbar, denn Stadträume sind eigentlich mit Bildern, Logos, Werbesprüchen und allen möglichen Kurztexten gesättigt, und U-Bahnzüge stellen da keine Ausnahme dar. Anja vergisst die unangenehmen Geräusche wie das Quietschen der Räder auf den Schienen oder das Gewirr der Stimmen, vergisst sogar die Mitfahrenden. Sie schaut auf die Plakate, die über den Passagieren hängen. Oben links eine Eigenwerbung der Wiener Linien für die sogenannte Ring-Tram: „Welcome aboard! Imperial Vienna along the Ring Boulevard!“ Rechts gegenüber die VHS Brigittenau: "60 Sprachen sprechen für uns", und gleich daneben: "Lernen Sie sich wehren! Selbstverteidigungskurse für Frauen".

Zurückbleiben bitte!

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