Читать книгу Turrinis Nase - Franz F Altmann - Страница 5
II
Оглавление„Ein Weib und eine Henn – nichts Blöderes ich kenn!“, kommt es der Gucki jetzt aus. Obwohl sie sonst schon für die Emanzipation ist. Aber total auch noch! Richtiggehend aufhussen tut sie manchmal sogar die Frauen. Die Geschichte mit dem Skifahren – zum Beispiel! Aber da muss ich ein bisserl weiter ausholen.
Trilling ist ein Dorf, das zu St. Anton gehört. Nicht groß. So zehn, fünfzehn Häuser werden es sein. Trotzdem kennt es ein jeder weit und breit. Weil sich dort was tut. Wenn man geschwollen daherreden möchte, könnte man sagen: Trilling beherbergt gleich mehrere Institutionen von überregionaler Bedeutung. Da haben wir zuerst einmal das Gasthaus Otter: ein Wirtshaus, wie es sich gehört! Dann das Hüttenfest der Freiwilligen Feuerwehr Trilling: Mein lieber Schwan, da spielt es sich ab! Und schließlich die Trillinger Skitage: Einmal im Jahr geht es ins Gebirge – so mit allem Drum und Dran – Skirennen, Siegerehrung und Übernachten auf so einer Skihütte. Das hat sich vor Jahren einmal eingebürgert – und jetzt ist es praktisch ein Pflichttermin für einen jeden Trillinger. Und auch für einen jeden aus den umliegenden Ortschaften. Weil mitfahren tun natürlich nur Männer. Weil eine Frau tät das beim besten Willen nicht aushalten! Dabei meine ich jetzt nicht einmal das Saufen. Das auch, aber nicht nur. Das ist nämlich so: Um fünf in der Früh fährt der Bus weg in Trilling – und spätestens um fünf nach fünf hat nicht nur jeder außer dem Buschauffeur das erste Bier in Arbeit – da wird auch schon der erste ordinäre Witz erzählt. Und das steigert sich natürlich bis zum Heimfahren. Da muss dann oft gar kein Witz mehr dabei sein – Hauptsache, ordinär ist es. „Ab-so-lut nicht frauenkompatibel!“, hat es der Charly einmal genannt. Weil seit der einen Computer hat, redet er nur mehr so komisch daher.
Jetzt kommt es aber! Heuer müssen auf einmal die Frauen auch Skifahren fahren. Noch dazu eine Woche vor den Männern! Und auch ein ganzes Wochenende! Jetzt können die verheirateten Männer das ganze Wochenende auf die Kinder aufpassen. Statt dass sie wie gewohnt im Gasthaus Otter sitzen und schon ein bisserl das Ordinär-Daherreden trainieren. Weil die Vorfreude ist ja bekanntlich die schönste Freude. Und wer hat ihnen das eingebrockt? Die Gucki! Dort einmal eine blöde Bemerkung und da einmal – und schon hat es geheißen: Gleichberechtigung! Und dann war auch schon der Bus bestellt. Dabei hat sich die Gucki wahrscheinlich nur leidgesehen, dass sie nicht mitfahren darf bei den Männern. Weil ja bei denen nicht nur Ski gefahren wird, sondern auch tarockiert. Eigentlich mehr als Ski gefahren. Ein paar gibt es sogar – die nehmen gar keine Ski mit, sondern gleich nur Tarockkarten.
Wie kommt die Gucki also dazu, dass sie jetzt so einen blöden Spruch über die Frauen herauslässt? Wo sie doch sonst jedem sofort über das Maul fährt, wenn er nur ein bisserl was sagt gegen die Frauen? Normalerweise kann man sich da nämlich ganz schön was anhören, wenn einem eine Bemerkung herausrutscht, die der Gucki frauenfeindlich vorkommt. Weil zimperlich ist sie da wirklich nicht. Hat der Charly nur einmal einen harmlosen Witz erzählen müssen: „Was ist der Unterschied zwischen einem Computer und einer Frau? Ein Computer kann wenigstens fast denken!“ Hat es bei der Gucki auch schon geheißen: „Was ist der Unterschied zwischen einer Klarinette und dem Charly? Bei einer Klarinette geht das Blasen leichter, weil man da wenigstens ein bisserl was im Mund hat!“
Warum sagt die Gucki also jetzt: „Ein Weib und eine Henn – nichts Blöderes ich kenn“? Also: Erstens hört es eh keiner außer dem Turrini, weil sie ja in ihrem Auto sitzt und in halsbrecherischem Tempo durch den Schneematsch schlittert – und zweitens hat das Fräulein Ehrenmüller wirklich was von einem Hendl. So, wie sie immer dahertrippelt und ruckartig den Kopf bewegt und vor sich hingackert, wundert es einen direkt, dass sie keine Eier legt. Das Fräulein Ehrenmüller – auf die Anrede Fräulein legt sie nämlich Wert – ist in St. Anton eine wichtige Persönlichkeit. Nicht nur, dass sie Volksschullehrerin im Ruhestand ist – sie sitzt im Pfarrgemeinderat, ist Obfrau der Katholischen Frauenbewegung sowie der Goldhaubengruppe, singt im Kirchenchor und ist seit Jahrzehnten Ortsberichterstatterin der Mühlviertler Nachrichten.
Jetzt sollte man meinen, dass eine alte Tratschen wie das Fräulein Ehrenmüller die ideale Ortsberichterstatterin ist, weil sie ja alles weiß, was in der Gemeinde so vor sich geht. Ist sie aber nicht. Ihr Interessensgebiet ist nämlich nicht die Wirklichkeit, sondern die Möglichkeit. Also: Vermutungen, Verdächtigungen, Gerüchte. Fakten interessieren das Fräulein Ehrenmüller eher nur am Rand. Aber ganz ohne Fakten kommt keine Zeitung aus. Nicht einmal die Mühlviertler Nachrichten. Drum hat auch die Gucki so eine Wut auf die Ehrenmüllerin: weil sie zwar auf Anhieb ein halbes Dutzend Leute gewusst hat, die als Mörder in Frage kommen, aber sonst halt so gut wie gar nichts. Und trotzdem nicht mehr aufgehört mit dem Reden: wie ein Wasserfall! Normalerweise hätte die Gucki in so einem Fall gesagt: „Das ist aber wirklich interessant, was Sie da erzählen, Fräulein Ehrenmüller! Ich werde der Sache nachgehen. Einen schönen Dank noch!“ Und dann schnell den Telefonhörer aufgelegt und die ganze Geschichte sofort vergessen. Sie war auch schon fast so weit. Aber da hat dann die Ehrenmüllerin ihren Trumpf ausgespielt: „Jetzt halten Sie sich gut an, Fräulein Wurm! Wissen Sie, wer das Opfer ist? Wissen Sie, wer das Mordopfer ist? Also, Fräulein Wurm, das ist ja so grauenhaft, dass ich es am liebsten gar nicht sagen tät!“
Weil sie es aber schließlich doch gesagt hat, sitzt die Gucki jetzt im Auto und hat vor lauter schnell-schnell sogar ihre Zigaretten im Büro liegen lassen. Wo sie doch eh so nervös ist. Weil sie sich Hoffnungen auf einen Aufmacher macht. Aufmacher nennt man die Schlagzeile auf der ersten Seite von einer Zeitung. Die soll möglichst reißerisch sein: damit die Leute neugierig werden und die Zeitung aufmachen. Beziehungsweise: damit sie ihr Geldbörsel aufmachen und die Zeitung kaufen. Das kommt aber bei den Mühlviertler Nachrichten sowieso kaum vor. Die Mühlviertler Nachrichten werden nämlich hauptsächlich abonniert. Meistens, weil es sich die Oma halt einbildet. Weil die Oma die Mühlviertler Nachrichten halt schon gewöhnt ist. Selbst wenn die Oma einmal sterben sollte, heißt das noch lang nicht, dass die Mühlviertler Nachrichten dann abbestellt werden. Erstens aus Pietät wegen der Oma. Und zweitens sind die Mühlviertler Nachrichten zum Einheizen viel besser als wie die ganzen glanzerten Werbeprospekte. Und drittens wird man ja selber auch nicht jünger: Und vielleicht schaut man dann selber auch einmal in die Mühlviertler Nachrichten hinein, wenn einem zeitlang ist in der Pension.
Warum hat dann die Gucki den Ehrgeiz, in so einer Zeitung einen Aufmacher zu kriegen? Ganz einfach: Weil das ihre einzige Chance ist, von den Mühlviertler Nachrichten wegzukommen. Wenn sie sich nämlich bei einer anderen – also: bei einer richtigen – Zeitung bewerben will, muss sie zumindest ein paar Aufmacher-Geschichten herzeigen können. Interessante Geschichten halt. Nur kriegt sie die nicht. Normalerweise. Weil normalerweise pickt sich die Hatzl alle interessanten Geschichten heraus. Das ist der Gucki ihre Chefin, die Redaktionsleiterin. Und wenn die einmal nichts zusammenbringt, bleibt der Aufmacher dem Fritz. Der Schwaiger Fritz ist der Gucki ihr Kollege. Der ist schon so lange im Geschäft, dass er aus jedem Lercherlschas einen Aufmacher macht. Der macht im Notfall aus einem harmlosen Verkehrsunfall mit Blechschaden: Ost-Rostschüsseln als rollende Bomben. Drum hat es die Gucki in einem ganzen Jahr bei den Mühlviertler Nachrichten erst zu einem einzigen Aufmacher gebracht. Und mit dem kann sie sich auch nirgends bewerben. Weil er nämlich Schleimige Invasion im Gemüsegarten gelautet hat. Weil da kann man noch so seriös recherchieren und noch so brillant schreiben – aus einer Schneckenplage wird einfach keine Geschichte, die die Leute vom Hocker reißt.
Da ist ein Mord schon ganz was anderes! Allein schon wegen dem Seltenheitswert. Bei uns – da ist es ja nicht so wie in der Stadt, dass Morde praktisch am Fließband produziert werden. Bei uns ist ein Mord sozusagen noch Handarbeit. Da ist ein Mord so selten, dass im Wirtshaus oft stundenlang über einen Mord geredet wird, der schon zwanzig, dreißig Jahre her ist. Eh klar, dass sich die Gucki da Hoffnungen auf einen Aufmacher macht! Was heißt da Hoffnungen? Mit ihrem Mord hat sie den Aufmacher eigentlich schon in der Tasche. Und dass es wirklich ein Mord ist – da ist sie sich sicher. Hundertpro! Wegen dem Harry. Der ist nämlich das Mordopfer. Weil einer, der von einem Tag auf den anderen verschwindet und ein halbes Jahr wie vom Erdboden verschluckt ist, der taucht dann nicht plötzlich wieder auf, um an einer Lungenentzündung zu sterben.
Ganz genau kann sich die Gucki noch erinnern: Harald Baum, Jungbauer, 30 Jahre, Hochzeit schon geplant, auf einmal spurlos verschwunden, kein Motiv, kein Abschiedsbrief, kein Garnix! Drei Wochen später wird das Auto in Budweis gefunden, aber sonst nicht der geringste Hinweis. Gleich zwei Aufmacher hat die Hatzl damals aus der Geschichte herausgeholt! Hat zuerst die Gucki recherchieren lassen und ist dann selber nach St. Anton gefahren. Nur diesmal hat die Frau Redaktionsleiterin den Kürzeren gezogen. Diesmal sitzt die Gucki nämlich schon im Auto. Und dann hat sie gegenüber der Hatzl auch noch einen anderen Vorsprung, einen entscheidenden: Sie wohnt in St. Anton. Und dort wird seit einem halben Jahr über nichts anderes geredet als über das Verschwinden vom Harry.
Wenn es die Gucki also schafft bis St. Anton, dann kann ihr auch die Hatzl die Geschichte nicht mehr wegnehmen. Die Frage ist nur, ob sie es schafft. Gerade jetzt hat es nämlich wieder angefangen zu schneien. Wobei schneien nicht der richtige Ausdruck ist. Eigentlich ist es ein Schneesturm wie im Bilderbuch! Und auf Schnee ist der Gucki ihr Auto zum Vergessen. Das hat sie in diesem Winter schon oft genug feststellen müssen. Was sie da schon zusammengeflucht hat über ihre Kraxen! Und wenn sie nicht so dran hängen tät, weil er ja ein Erbstück vom Opa ist – sie hätte ihren VW Karman Ghia schon längst verklopft. Weil Hinterradler, Motor aber vorne. Ist gleich: kein Gewicht auf den Antriebsrädern. Da nützt auch der Sandsack im Kofferraum nicht viel. Aber anscheinend ist es dem Karman Ghia klar, dass er diesmal wirklich gegen einen Allrad ausgetauscht wird, wenn er sie jetzt im Stich lässt. Wenn auch das Heck in jeder Kurve ausbricht – er kämpft sich tapfer durch den Schnee. Und steht auch schon vor dem Gasthaus Otter, während die Gucki im Gasthaus sitzt und sich erleichtert die erste Zigarette anzündet. Aber nicht, dass jetzt einer glaubt, dass die Gucki so ein Suchthaufen ist, dass sie es ohne Zigaretten nicht aushält. Und deswegen in Trilling stehen bleibt und praktisch wertvolle Zeit vergeudet. Natürlich kauft sie sich auch ein Packerl Gauloises, wenn sie schon beim Otter ist, nur – gekommen ist sie aus einem ganz anderen Grund: wegen der Olga! Weil eine Wirtin erfährt natürlich so allerhand. Und dass die Olga nicht neugierig wäre, kann man auch nicht direkt sagen. Bei der kann sich jeder Journalist und jeder Kriminalist noch ein Scheiberl abschneiden. Wie die die Leute ausquetscht – Zitronenpresse nichts dagegen!
Hat ja die Gucki selber schon mitgemacht. Wie sie das erste Mal zum Otter gekommen ist. Da hat die Olga nicht aufgehört mit dem Ausfratscheln, bevor sie nicht ihre ganze Lebensgeschichte gewusst hat. Dass die Gucki ihr Haus vom Opa geerbt hat. Schon vor ein paar Jahren. Dass sie sich nie um das Haus geschert hat. Weil sie ja in Wien studiert hat. Dass sie aber dann auf einmal recht froh war über das Haus. Weil sie die Stelle bei den Mühlviertler Nachrichten gekriegt hat. Dass das Haus ziemlich baufällig war. Weil es eigentlich ein Wochenendhaus war. Weil aber der Opa nach dem Tod von der Oma nicht mehr hergekommen ist. Weil er lieber in seiner Schlosserwerkstatt in Linz geblieben ist. Und so weiter!
Dabei hat die Gucki der Olga sowieso nur die Hälfte erzählt. Weil es ja niemanden was angeht, warum sie von einem Tag auf den anderen nicht mehr in Wien wohnt, sondern am Arsch der Welt. In Wirklichkeit ist sie nämlich nicht nur von Wien nach St. Anton übersiedelt, sondern aus allen Wolken gefallen – wie es so schön heißt. Und ziemlich unsanft auf dem Boden der Realität gelandet. Die Gucki hat nämlich jahrelang das schönste Studentenleben geführt und kein bisserl ans Arbeiten und Geldverdienen gedacht. Weil ja immer genug Geld da war. Weil ja der Papa ein Mordstrumm Baufirma gehabt hat. Und dann verunglückt ist. Die Gucki kann sich gar nicht mehr recht an ihn erinnern. Weil sie damals noch ganz klein war. Auf jeden Fall hat er ihnen ein Vermögen hinterlassen, ihr und der Mama. Weil die Baufirma ist verkauft worden – und das Geld sicher angelegt. Immobilien. Das hat alles der Opa gecheckt. Nur ist halt der Opa eines Tages auch gestorben. Damals hat die Gucki schon studiert. In Wien. Die Mama aber in Linz. Allein. Wird ihr halt zeitlang geworden sein. Wird sie halt öfter ins Casino gegangen sein. Wie nämlich die Mama völlig überraschend gestorben ist, hat sich herausgestellt, dass die liebe Mama das ganze Vermögen bis auf den letzten Schilling verklescht hat. Beim Roulette verspielt. Auch das, was eigentlich der Gucki gehört hat. Nur das Wochenendhaus vom Opa ist übrig geblieben.
So was kann man der Olga natürlich nicht erzählen. Außer man will, dass es am nächsten Tag ganz St. Anton weiß. Weil einen ja die Olga nicht nur aus persönlicher Neugier ausfratschelt. Weil sie halt einmal für ihr Leben gern Geschichten erzählt. Und gut können tut sie es auch – das muss man ihr lassen! Weil sie es spannend macht. Weil sie nicht einfach nur erzählt: Das war so, und das war so – und das war es dann. Sie lässt keine noch so winzige Kleinigkeit aus – wie das Wetter oder die Verwandtschaftsverhältnisse oder was einer getrunken hat – und kommt dabei vom Hundertsten ins Tausendste. Aber zum Schluss kommt man dann drauf, dass diese scheinbaren Nebensächlichkeiten letzten Endes doch eine Rolle spielen. Wie wenn man zuerst nur lauter verwurstelte Wollknäuel sehen tät – und dann auf einmal den fertigen Pullover.
„Angefangen hat alles damit, dass gestern mitten im schönsten Kaffeetrinken auf einmal das Telefon läutet.“ So hat die Olga angefangen. Wenn aber die Olga einmal anfangt mit dem Erzählen, dann hört sie so schnell nimmer auf. Da hockt man dann da und hört zu und hört zu – und merkt überhaupt nicht, dass man ein Bier nach dem anderen trinkt. Drum hat jetzt auch die Gucki ihr zweites Bier schon fast ausgetrunken – und die Olga ist noch immer zu keinem Ende gekommen. Aber nicht nur, weil sie der Gucki auch erzählt hat, was es für eine Mehlspeise zum Kaffee gegeben hat und auch gleich noch das Rezept von der Malakofftorte, sondern weil die Geschichte vom Harry wirklich nicht so einfach ist. Nicht wie bei einem Pullover – zwei glatt, zwei verkehrt –, sondern mehr wie bei einem ganz einem komplizierten Teppich, wo man lang hinschauen muss, bis man überhaupt ein Muster erkennt. Weil das Wiederauftauchen vom Harry – besser gesagt: von seiner Leiche – war ja wirklich noch rätselhafter als wie sein Verschwinden.
Wie nämlich das Telefon geläutet hat – beim Otter sitzen sie wie schon gesagt, beim Kaffee –, war es der Wimmer Karl. Mordsmäßig aufgeregt war er. Und hat gleich den Sepp haben wollen. Und der war dann auch gleich recht aufgeregt und hat seine Malakofftorte stehen lassen und herumtelefoniert wie ein Wilder. Weil der Otter Sepp ist ja nicht nur mit Leib und Seele Wirt, sondern womöglich mit noch mehr Leib und auf jeden Fall mit noch mehr Seele ist er Jäger. Und als Jagdleiter muss er natürlich sofort alle Kameraden zusammentrommeln, wenn der Wimmer Karl gleich ein paar Sauen gesehen hat. Weil so viele Sauen gibt es bei uns auch wieder nicht. Und schwer zum Erwischen sind sie auch! Das soll man gar nicht meinen, wie schnell die wieder weg sind! Aber so eine Wildsau bringt an einem Tag leicht dreißig, vierzig Kilometer zusammen. Gut, dass Sonntag war und Nachmittag: Da waren die meisten Jäger daheim. Trotzdem hat es eine geschlagene Stunde gedauert, bis alle beisammen waren. Die meisten haben sich nämlich noch umziehen müssen. Weil da sind die Jäger schon komisch: Ohne grünes Gewand wird nicht auf die Jagd gegangen. Manche gehen ja ohne grünes Gewand nicht einmal ins Wirtshaus. Und wie dann alle beim Otter waren, hat man noch ausführlich über die Jagdstrategie reden müssen. Und dabei schnell ein, zwei Bier trinken. Und wie es dann endlich losgegangen ist, ist auch schon die Dämmerung hereingebrochen. Weil es halt im Winter schon recht bald finster wird. Bis sie dann aber in Steining waren und den Wald umstellt haben, wo die Wildsauen drin waren, hat man wirklich nicht mehr viel gesehen. Da war es dann auch kein Wunder, dass man den Harry mit einem Kopfschuss gefunden hat.