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Zweites Kapitel. Hin zur Flagge Schwarzweißrot.
ОглавлениеLangsam, oft angehalten, in überlasteten Bahnhöfen wartend auf Freiwerden der Strecken vor ihnen, war der Flüchtlingszug, entgegen dem sich nach Westen wälzenden grauen Heerwurm, durch Westfalen und die Provinz Hannover gekrochen und näherte sich nun der alten Welfenstadt. Jetzt kam es für Erich darauf an, abzubiegen und der thüringischen Heimat zuzueilen oder gleich Kiel zuzustreben. Erlaubte freilich der geschwächte Gesundheitszustand noch nicht sofortigen Eintritt in die Marine, so wollte der junge Schiffsoffizier dort doch möglichst an Ort und Stelle sein. Auch lautete seine Kriegsbeorderung, sich nach Erreichen der Heimat sofort im Kriegshafen einzufinden. So stand im Militärpass des Vizesteuermanns oder, wie man sie früher nannte, Vizeseekadetten. Erich Sarnekow hatte seine „erste Übung“ damals gleich im Anschluss an sein Dienstjahr gemacht und beabsichtigt, die zweite nach Ablegung der Kapitänsprüfung abzuleisten, um damit die Dienststufe des Reserveoffiziers zu erreichen. Er überlegte jetzt nicht lange, sondern war sich sofort darüber klar gewesen, dass es kein andres Ziel wie Kiel für ihn geben könne. Auch sein Vater würde dies Verhalten billigen, der alte Geheime Medizinalrat Sarnekow in der thüringischen Residenz. Er würde dem Sohne nicht anders raten, davon war Erich fest überzeugt. Er fühlte sich freilich noch äußerst schwach, jedoch schien seine Jugend die Macht der Krankheit endgültig überwunden zu haben. Der Körper hatte das damals wahrscheinlich in Fischkonserven enthaltene und in den Magen aufgenommene Gift wieder ausgeschieden; in kurzer Zeit würden auch bei geeigneter Pflege die Nachwehen des Anfalls überwunden sein. Er blieb also ruhig in seinem Abteil sitzen und fuhr weiter nach Hamburg, um erst mal frisches Unterzeug und die dort aufbewahrte Uniform abzuholen. Zugleich beabsichtigte Erich, einen Freund seines Vaters, der eines der großen hanseatischen Krankenhäuser des Kaufmannsstaates leitete, seines Leidens wegen um Rat zu fragen. Dieser, gerade in jenen Tagen so überaus in Anspruch genommene Gelehrte, der als beratender Chirurg des Armeekorps ins Feld rücken sollte, untersuchte den Sohn seines ehemaligen Studiengenossen trotz aller Geschäftigkeit auf das eingehendste und riet ihm, ruhig zum Kriegshafen zu fahren. Dort werde man ihn unzweifelhaft annehmen, aber vielleicht noch acht bis zehn Tage zur Erholung zurückstellen. Befriedigt kehrte der Jüngling von dieser Besprechung in sein Hotel auf St. Pauli zurück, nachdem er noch dem Palaste der Reederei einen Besuch abgestattet, um dem Direktor von der Zerstörung des Deutschen Seemannshauses und der Agentur kurzen Bericht zu erstatten. Hier in dem gewaltigen Gebäude lief es ein und aus und kribbelte wie in einem gestörten Ameisenhaufen. Dutzende von Leuten wollten Auskunft, wo dieser oder jener Dampfer sich befinde. Ob die Passagiere eines dritten Schiffes in Sicherheit und ob vielleicht die Bemannung des als von den Engländern gekapert gemeldeten Fahrzeuges nun würde gefangen gehalten werden? Wohin man die Güter umbeordern, jene Sachen abfertigen solle? Erkundigte sich ein anderer. Automobile mit einer kleinen Kriegsflagge vorne am Führersitze, grau übermalt, hielten, mindestens ein halbes Dutzend an der Zahl, vor dem großen Portal. Weitere kamen in rasender Fahrt herangesaust; Marineoffiziere oder Ordonnanzen in der kleidsamen Matrosenuniform entstiegen ihnen und eilten mit gewichtigen Mappen die Granitstufen empor. Andere kamen wiederum aus den geräumigen Schreibstuben des vornehmen Hauses zurück. Nur einen Blick wirft der eben aus der Tür Kommende umher und schon rattert sein Motor heran. Der Wagenführer macht trotz der schnell sich nähernden Elektrischen einige geschickte Wendungen, bald den Hebel nach vorne reißend, bald ihn knackend und krachend für Rückwärtsfahrt einlegend. Doch bevor der Führer an die Kante der Bordsteine herankann, hat der Fahrgast schon seine Mappe auf das Polster geschleudert, die Tür des Wagens aufgerissen und ist in das Gefährt gesprungen, um in rasender Fahrt nach dem Rathause zu die Straße hinunterzufliegen. Schon erscheint wieder ein Offizier im blauen mit Goldknöpfen geschmückten Rocke der Marine; mit ihm zugleich trat Sarnekow aus dem Portal.
„Hallo! Erich, Mensch, wie sehn Sie aus? Hat Sie das Gelbe Fieber drüben in den Klauen gehabt oder haben Sie sich sonst mit dem Schiffsarzt erzürnt? Ganz mies, mein Junge!“
„Ja, Warncke, ich muss irgendwas geschluckt haben, was mir nicht bekommen ist. Nur Wunder, dass ich der Einzige an Bord geblieben bin, dem’s was geschadet hat. Mein Magen verträgt doch sonst Kieselsteine! — Jetzt bin ich wieder über den Berg; einige Tage, dann werde ich auch den Rock an-ziehen können, den Sie bereits tragen. Was aber in aller Welt tun Sie hier mit dem Auto vor dem Hause unserer Reederei? Marine zu Lande? Lüneburger-Heide-Panzer?“
Warncke schaute die Straße erst nach einer, dann nach der andern Richtung hinab, neigte, obwohl eigentlich niemand in Hörweite war, seinen Mund dem Ohre des Freundes zu: „Sarnekow, fixen Sie sich erst mal ordentlich wieder auf und versuchen Sie, zu uns zu kommen. Die Nordsee kennen Sie doch von der Londonfahrt her genau genug. Wir rüsten hier die schnellsten Dampfer aus und senden sie dem verd . . . . . . . Engelschmann hinüber zum Eierlegen. Denken Sie, ein prachtvoller Plan, den Großhälsen drüben jenseits des Kanals die eigenen Flussmündungen zu versperren. Die Bande, die Gott strafen möge! Sie haben immer gedroht: bevor noch die Kriegserklärung in Deutschlands Gauen überall bekannt geworden, würde „Wilhelms Luxus-Flotte“ aufgehört haben zu existieren; lägen die Schleusen von Wilhelmshaven in Trümmern, sei Kiel ein Haufen rauchender Mauerreste, während Bremen und Hamburg am nächsten Tage in den Händen der mächtigen englischen Panzerkolosse, ihrer Fürchtenichte, sein würden! — Nun haben wir schon eine recht nette Minensperre vor der Themse. Weitere Schnelldampfer liegen fertig, auch andere Hauptschlagadern Albions zu verstopfen. Überall hat man als Gehilfen der der aktiven Marine entnommenen Kommandanten solche Reserveoffiziere an Bord dieser Fahrzeuge gesetzt, die die Flusseinfahrten und die dazu ausgesuchten Handelsdampfer aus eigener Erfahrung kennen. Ich bin auf Nr. 38; der rote Dechentin auf 44; Georg Müller ist sogar Kommandant eines Vorpostenbootes! Sie werden sämtliche Offiziere der Reederei hier vereinigt finden. Also Gott befohlen; vorerst gute Besserung und dann auf Wiedersehn bei Engelland, mach’s gut, mein Junge!“
Hier verfiel der Abfahrende dem jüngeren Kameraden gegenüber in das trauliche Du; hatte er den „Vierten“ doch schon auf dem Schulschiffe herangebildet und gern gesehen. Bei seinen letzten Worten war der Sprecher bereits eingestiegen und sauste, die Ecke scharf nehmend, rechts herum nach dem großen Hafenbecken zu, um dem Kommando neben dem Stadttheater einen neuen Befehl zu übermitteln. Sarnekow aber überquerte die Straße, trat in das gegenüberliegende Ausrüstungsgeschäft und bestellte einige Ersatzstücke seiner Wäsche, da er ja fast alles in Antwerpen zurückgelassen hatte. Es blieb ihm nur eine kleine Stunde bis zur Abreise, mit der er eigentlich nichts mehr anzufangen wusste. Er sandte ein Telegramm an die Eltern, seine glückliche Ankunft meldend, und eine zweite Nachricht an seine früheren Wirtsleute in Kiel mit der Bitte, ihn aufzunehmen und ihn mit Auto von der Station zu holen. Dann ging er hinauf zur schönen, die Stadt umschließenden Allee mit ihren herrlichen Anlagen, am Kunstmuseum vorbei, schwenkte rechts ab und wählte ein Lokal dem Bahnhofe fast gegenüber. Die Menge flutete hier vorüber, auf und ab wandelnd. Autos sausten vorbei, durch Hupensignal zur Vorsicht mahnend. Unten aus dem tiefen Einschnitt der Bahn schrillten Lokomotivenpfiffe empor, das zahlreiche Publikum jedes Mal an die den Schienengraben umfassende Granitmauer lockend. Hochrufe grüßen die dort unten Vorbeifahrenden; hinauf klingt’s wieder, vom Straßenlärm oft verschlungen: „Da gibt’s ein Wiedersehn!“ Drüben im Portal der Riesenhalle standen Posten, scharf die Hineinwollenden musternd und den Militär-Pass fordernd und unaufhaltsam, eine lebende Kette, zog einer nach dem andern da hinein. Dann kam wieder ein ganzer Trupp, niemals eine Pause im Zuzug. Jetzt erst mahnte den Genesenden eine plötzlich anwandelnde Schwäche, dass er noch lange nicht wieder der Alte, dass die Kräfte doch erst langsam zurückkehren würden. Noch einmal schaute er mit innerm Auge rückwärts und verglich dies Hasten und Wogen und doch würdige Abschiednehmen in der großen Hafenstadt mit den jüngst erlebten wüsten Bildern in Antwerpen, denen unterwegs noch manche Einzelheiten durch die Erzählungen von Ausgeraubten hinzugefügt waren. Wie konnte man Kranke so schmählich hilflos sich selbst überlassen? Sie einfach buchstäblich vor die Tür sehen? Doch vielleicht würde ihn der Kriegsgott nach seiner Genesung wieder dorthin senden. Dann würde er Arzt und Schwester aufsuchen und beiden ihre wenig zu ihrem Stande passende unchristliche Handlungsweise deutlich und deutsch klar machen! Bald schlug die Abschiedsstunde; der bis auf den letzten Platz gefüllte Zug verließ die Riesenhalle, umfuhr die im saftigen Grün prangende Stadt und rollte, zwar langsam aber unaufhaltsam nordwärts. „Und die Vöglein im Walde, die sangen ja so wunder-wunderschön“ klang’s immer wieder von neuem. „Un dat segg ick die, verhaun doht wie ein doch den Spihkjuh-engelsch. Lat em man kohm!“ So klang’s aus dem dichtbesetzten Gange des D-Wagens. Hier hatten sich alte Bordkameraden gefunden, die in Honolulu zusammen gewesen. Im Nebenabteil feierten zwei nach zehn Jahren ein unvermutet Wiedersehen, die einst in Friedrichsort kameradschaftlich auf derselben Kasernenstube gehaust. Im zweiten Wagen sind Torpedobootskameraden, die sich trotz langer Trennung sofort wiedererkannten. Der eine ist beim Maschinenfach geblieben und hat die letzten sieben Jahre weiter alle Meere durchfahren. Sein Bekannter aber hatte nach der Dienstzeit seine kaufmännische Ader entdeckt und, seitdem er damals „abgeliefert“, zuerst Packungsmaterial und Maschinenschmieröle, später Kohlen verkauft. Jetzt ist er schon ein wohlhabender Mann geworden. — Doch einerlei, wie ihre bürgerlichen Verhältnisse sonst sind, jetzt streben sie alle Kiel zu; alle wollen die blaue Jacke wieder anziehn. Jeder ist bereit, hinauszuziehen über die Nordsee, den frechen Engländer zu züchtigen, der die ganze Welt bevormunden möchte und uns in seinem maritimen Hochmute nachgerade unerträglich geworden war.
Spät abends erst läuft der Zug in Kiel ein. Erich war so glücklich, sein Auto sofort zu erhaschen, das ihn durch die Stadt zum alten Hause der Brunswikerstraße brachte, in dem er damals während seiner einjährigen Dienstzeit und ersten Übung gewohnt hatte. Der Wirtin Sohn war Kraftwagenführer und hatte es trotz aller Schwierigkeiten möglich gemacht, den angemeldeten Gast der Eltern schnell aus der Masse der Ankommenden herauszufinden. Kraftfahrzeuge waren in jenen Tagen knapp dort. Die engen Gassen lagen wegen der Fliegergefahr in gespenstischem Halbdunkel, durch das eine ungezählte Menschenmenge krabbelte. Die Straßen- und Ladenlampen waren nach oben hin abgeblendet und beleuchteten nur ein eng abgezirkeltes Rund grad unter der Lichtquelle. In der Dämmerung der Sommernacht allerdings kein großer Ausfall an Leuchtkraft; der Wagenführer muss immerhin doch noch schärfer als gewöhnlich auf Steuer und Bremshebel passen. Hier zieht, von linker Hand kommend, ein Trupp Reservisten zum Hafen hinunter, dort schieben sich, mit Paketen und Kartons beladen, viele Gruppen zur Wasserallee hinaus. Bereits Eingekleidete, den Kleidersack aus der rechten Schulter, die Jägerbüchse am Riemen quer über dem Rücken, streben den Landungsbrücken zu, sie sind bereits den einzelnen Schiffen der Hochseeflotte zugeteilt. — Beim Schlosse biegt das Auto links, dann gleich wieder rechts ab und saust, mm abermals links wendend, mit ausgerückter dritter Übersetzung, um die Steigung zu überwinde», die Brunswikerstraße hinauf. Bald ist das Ziel erreicht und die behäbige Mutter Lenkmann steht an der Tür, den ihr lieben Einwohner mit großem Redeschwall zu empfangen, während ihr klapperdürres Ehegespons sich schweigend wie der alte Moltke des wenigen Gepäckes annimmt, das der neue Mieter mit sich führt. Nach kurzem Berichte seiner Leiden und seiner nächsten Pläne liegt er bald geborgen im sichern Hafen des Lenkmannschen Renommierbettes mit der wunderbaren, gewebten Gobelin-Wanddekoration, die Unkundigen zwar die Tür zur Wohnung des Vermieters dahinter verbirgt, aber keineswegs alle Geräusche verschluckt.
Der nächste Morgen findet unsern Reisenden schon zeitig vor der Schreibstube der Abteilung; aber lange müssen alle Harrenden Geduld üben, ehe sich ihnen die Pforte zum Allerheiligsten öffnet. Wohl eine volle Stunde dauerte es, bevor Erich Sarnekow an die Reihe kam. Zu seiner großen Überraschung sah er sich jetzt seinem Reisegefährten von der „Libelle“ gegenüber, der sich als der Kommandeur der Matrosendivision entpuppte. „Na, mein Verehrter? Wenn mir Ihre Geschichte nicht bekannt wäre, würde ich meinen, die Handelsschifffahrt nährte ihren Mann nicht mehr oder Sie hätten sich zum Hungerkünstler ausgebildet, Sarnekow? Wie ist es jetzt mit Ihnen? Unser Medizinmann muss Sie wohl erst mal in seine weiche Hand nehmen? Ordonnanz, führen Sie den Vize mal direkt zum Herrn Oberstabsarzt. Befund soll mir sofort gemeldet werden!“ —
Der Mann der Wissenschaft legte sein früher einmal von zwei mächtigen Durchziehern geteiltes Gesicht in ernste Dienstfalten, die sich aber glätteten, je weiter Erich in seinem Bericht, der Arzt in seiner Untersuchung kam.
„Na, werden sehn, was sich machen lässt. Kräftige Konstitution; nichts im Wege. In fünf Tagen sich wieder melden, bis dahin viel Ruhe, gutes Futter. Können Sie sich beides leisten oder wollen Sie lieber zu uns ins Hospital?“
Auf verneinende Antwort erhielt der Patient die Erlaubnis, in der eigenen Wohnung zu bleiben, wurde noch gewogen und dann bis zu dem bekannt gegebenen Zeitpunkt entlassen. Gewogen sollte er, wenigstens vorläufig, jeden Tag werden. Damit war er entlassen, um nun seine Ausrüstung vollkommen in Ordnung bringen zu können. Der Laden, den er dazu betrat, bildet gleich eine Art Nachrichtenbüro für alle Kunden, weil man fast immer den augenblicklichen Aufenthalt der dort Verkehrenden erfahren kann. Dann suchte Erich das ganz in der Nähe befindliche Hotel auf, in dem die Reserveoffiziere meistens ihre Mahlzeiten einnehmen, und zog auch hier während des Essens Nachrichten über Freunde und Kameraden ein. Viele, die sich zufällig an Land befanden, waren in der Lage gewesen, des Kaisers Ruf sogleich zu folgen; andere waren in Hamburg, Bremen, Lübeck, Stettin, Danzig und Rostock sogleich von Bord gegangen, um das friedliche Kleid des Kauffahrers mit der blauen Jacke der K. M., der Kriegsmarine, auszutauschen. Von Amsterdam und Rotterdam, Kopenhagen und Christiania waren sie schon in den folgenden Tagen eingetroffen. Jeder Zug brachte neue Ankömmlinge, die zuletzt sogar bereits aus Italien und anderen Mittelmeerhäfen herankamen. — Der Bescheid des Arztes lautete günstig; Ruhe und gute Pflege taten die erwünschte Wirkung, so dass sich Sarnekow voller Zuversicht zur nächsten Meldung anschickte. Kapitän z. S. Rösseling wünschte seinen Reisegefährten auf den Gewässern des Escaut Fleuve auf Deutsch Scheide genannt, nochmals persönlich zu sprechen. Er begrüßte heute den in strammer Diensthaltung vor ihm Stehenden außerordentlich leutselig, gab seiner Freude über die rasche Genesung Ausdruck und ließ sich sogar herbei, etwas über seine Antwerpener Mission verlauten zu lassen. „Ja, ja, mein lieber Vize! Es war mir doch recht ungemütlich auf der „Libelle“, als ich Sie hieß, die Kohlen an meine Reisesachen zu binden. Hätte man uns da angehalten oder gar aufgebracht, so durften die wichtigen Papiere, die ich bei mir führte, auf keinen Fall in die Hände der Freunde Frankreichs und Englands fallen! Sie sollten daher, so unangenehm ihr Verlust gewesen wäre, dann doch lieber versenkt werden. Ich sah mal im Marinemuseum in London ein geheimes Signalbuch, in dessen Rücken neun Bleikugeln eingeheftet waren. Bei uns hätten damals die Kohlenstücke diese Rolle übernehmen und dasselbe leisten müssen, nämlich die zu bewahrende,, Geheimnisse auf immer der Kunde unberufener Mitwisser zu entziehen. Doch nun zu Ihnen! Haben Sie irgendeinen Wunsch, den ich Ihnen betreffs Kommandierung zu einem Marineteil erfüllen kann?“ Erfreut horchte der junge Seemann bei dieser Aussicht auf; war es doch immer sein Wunsch gewesen, an Bord einer noch neuen Schiffsart kommandiert zu werden. Nun bot sich günstige Gelegenheit, dies erfüllt zu sehen. „Wenn ich Herrn Kapitän gehorsamst bitten darf: ich möchte auf ein Unterseeboot kommandiert werden. Diese Fahrzeuge haben mich seit meiner Kindheit immer interessiert!“ Lächelnd hörte der Vorgesetzte, was sein Schützling vorbrachte und versprach, für seine Abkommandierung einzutreten. — Der Dienst sei allerdings außerordentlich schwierig, aber der Oberstabsarzt habe ja, trotz der eben überstandenen Krankheit, eine sehr günstige Auskunft über die körperliche Anlage gegeben. Sarnekow war damit entlassen und sollte sich am kommenden Morgen an Bord des Schul-U-Bootes melden. Die Fahrzeuge lägen eben oberhalb der Signalstation in der Nähe der Seebadeanstalt.