Читать книгу Als ich die Stille fand - Franz Welser-Möst - Страница 5
VORWORT und DANK
ОглавлениеEigenartig!
Als der Brandstätter Verlag im August 2019 an mich mit der Frage herantrat, ob ich ein Buch schreiben wolle, war ich mir nicht sicher, ob ich das machen solle. Dann fanden wir in Axel Brüggemann den richtigen Partner, der bereit war, meine Gedanken aufzuzeichnen. Im Dezember darauf trafen wir uns regelmäßig, und in diesen Treffen kristallisierte sich schnell ein Arbeitstitel für das Buch heraus: Aus der Stille. Und dann kam Corona mit dem weltweiten Stillstand. Eigenartig – ein Zufall?
Ich schreibe diese Worte während der ersten Tage des kompletten Shutdowns in Österreich. Eine Art unfreiwilliger und erzwungener Rückzug aus der Welt. Eine fürchterliche Art, zur Ruhe gezwungen zu werden. Keiner kann derzeit absehen, wie die Situation sich entwickeln wird. Aber ich hoffe sehr, dass am Ende dieser globalen Krise, die fraglos viele Opfer fordern wird, auch ein Aufatmen stattfindet. Und dass nach diesem Aufatmen ein Bewusstsein für die Stille bestehen bleibt und der Verzicht als Möglichkeit begriffen wird, das Wesentliche zu hinterfragen und vielleicht sogar neu zu ordnen – individuell und als Gesellschaft.
Ich war mir zuerst nicht über die Ziele dieses Buches sicher, aber während der Arbeit daran wurde mir immer mehr bewusst, dass es auch als Wegweiser für die nächsten Generationen von Musikern gemeint ist. Um ihnen Mut zu machen, sich von ersten Erfolgen nicht blenden und schon gar nicht korrumpieren zu lassen. Ihnen und allen Lesern möchte ich mitgeben, dass auch ein nach außen hin erfolgreiches Leben aus vielen Höhen und Tiefen besteht, aus Kurven, bei denen man nicht weiß, was hinter der Biegung auf einen wartet. Stromlinienförmige Karrieren waren mir schon immer suspekt.
So ist auch mein Unfall 1978 ein unfreiwilliges Symbol dafür: Der Wagen kam vom Weg ab und es bedurfte nach diesem dramatischen Ereignis einer großen Kraftanstrengung, um auf den Weg ins Leben zurückzufinden. Ich will Mut machen, an die eigenen Talente zu glauben, für seine Überzeugungen einzustehen, die man durch Suchen und Schürfen gewonnen hat, auch wenn es nicht dem Zeitgeist entspricht – sowie nicht auf jeden Zug aufzuspringen, der in unserer heutigen Kultur der permanenten Aufgeregtheit bereitsteht. Viele im Moment schmerzhafte Erlebnisse stellen sich im Nachhinein als wichtige und richtige Weichenstellungen dar. Dankbar bin ich für die großen Momente und wunderbaren Begegnungen, wie sie ein Künstlerleben mit sich bringen.
Dieses Buch ist auch ein Aufruf an uns Kulturschaffende, unseren Betrieb nicht als selbstverständlich hinzunehmen, der unsere Eitelkeiten und Konten zu bedienen hat, sondern kreativ in die Zukunft zu investieren.
Das Buch ist eine teilweise humorvolle, aber auch zutiefst ernst gemeinte Reise durch meine 60 Jahre, in denen ich gelernt habe, vieles zu hinterfragen und alles, aber auch wirklich alles zu schätzen, was mir widerfährt. Und zu lernen, lernen, lernen.
Mein Dank gilt dem Brandstätter Verlag, der die Idee hatte und mich aufmerksam durch die Zeit der Entstehung dieses Buches begleitet hat.
Vor allem aber Axel Brüggemann, der in sehr intensiven Gesprächen vieles aus meinem Innersten herausgeholt hat, von dem ich nicht vorhatte, es mit der Öffentlichkeit zu teilen, und der als redegewandter und brillanter Überzeugungstäter es schaffte, mich an den Punkt zu bringen, es doch zu tun.
Besonderer Dank gilt auch Annette Frank, die mich intensiv, fachkundig, geduldig, aber auch hartnäckig durch die lange Zeit der Korrekturen begleitet hat.