Читать книгу Voodoo, Hoodoo & Santería – Band 5 Zombies, Voodoo-, Hoodoo- und Santería-Exorzismen und Kurzrituale - Frater LYSIR - Страница 5

Voodoo, Pharmazeuten und Zombies

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Zombies! In der Literatur und auch im Film sind sie sehr beliebt, tauchen in allen möglichen Genres auf, sodass man hier eben nicht nur den Horrorfilm, sondern auch Komödien etc. findet. Manchmal „walken“ die Zombies, manchmal rennen die Zombies, meistens „28 Tage später“, manchmal auch erst „28 Wochen später“, und manchmal lösen sie einen ganzen Krieg aus, löschen 99 % der Weltbevölkerung aus, werden von irgendwelchen mächtigen, japanischen Konzernen gesponsert, die einen „Regenschirm“ als Logo haben, und scheinen wirklich sehr beliebt zu sein. Nun, in der Voodoo-Religion sieht dies doch etwas anders aus, denn hier existiert eine reale Angst, dass man selbst zu einem Zombie wird. Es geht nicht darum, dass auf einmal die Zombies in großen Horden ein Dorf überfallen, hier die Lebenden fressen, die dann selbst zu Zombies werden, weil sie ja mit irgendwelchen wilden Zombieviren infiziert wurden, nein, es geht die Angst um, dass man verzaubert wird und hierdurch als Zombie endet.

Wenn man sich erst einmal den Begriff, die Vokabel, „Zombie“ anschaut, dann findet man hier eine afrikanische Herkunft, eine Herkunft, die sich auf die Sprache „Bantu“ bezieht, und letztlich über 400 verschiedene Ethnien sprachlich abdeckt. Primär geht es hier um Zentralafrika, und wenn man etwas tiefer gehen will, dann geht man in das Land Angola. Hier gibt es das Wort „Zumbi“ bzw. wenn man es korrekt schreibt, dann lautet es „Nzùmbe“ und kommt aus dem Sprachzweig „Kimbundu“ der Bantusprachen. Wenn man hier nun eine Übersetzung anfertigen will, kann man auf der einen Seite „versklavter Geist“, aber auch einfach „Toten Geist/Geist der Toten/Untoter“ als Übersetzung verwenden. Im haitianischen Voodoo, also in der kreolischen Sprache, gibt es das Wort „Zonbi“, welches dann aber als Zombie ausgesprochen wird, und hier eine primäre Verwendung findet. Eine Verwendung? Nun, auch hier ist die Übersetzung identisch, sodass es also um einen Menschen geht, der untot ist, um eine Kreatur, die eigentlich nicht mehr lebt, aber dennoch wandelt, ein Mensch, der bestraft wurde, und keine Ruhe im Totenreich findet, finden darf. In den meisten Sprachen wird der Begriff „Zombie“ einfach als eine Vokabel gesehen, die ein fiktives Wesen beschreibt. Es ist eben der klassische Untote, die wandelnde Leiche, der Wiedergänger/Widergänger, den es aber nur in der Einbildung gibt. In der Voodoo-Religion wird dies ganz anders gesehen, denn hier sind die Zombies Realität. Es sind keine fiktiven Wesen, nein, es sind Menschen, die vergiftet wurden. Diese Menschen wurden bestraft, ihnen wurde ganz bewusst ein Gift appliziert, da sie irgendwelche Verbrechen begangen haben, die nun geahndet werden. Man braucht hier also keine besonderen, energetischen Fähigkeiten, um eine Verbindung zu diesen wandelnden Leichen, zu diesen Untoten aufzunehmen, nein, man kann sie in der Voodoo-Religion finden – wobei hier meistens Haiti thematisiert wird, genauso wie die verschiedenen „Voodoo-Länder“ (Togo, Benin, Ghana und Nigeria) in Afrika eine entsprechende Thematik besitzen.

Doch bevor jetzt dieses Kapitel startet, will ich sofort sagen, dass man hier kein exaktes Rezept finden wird, um das Zombiepulver herzustellen. Kurzum knapp kann man sagen, dass es eine Mischung aus vielen verschiedenen toxischen Substanzen ist, die den Menschen physisch, aber auch psychisch zerstören können, wobei hier ein breites Spektrum von „Versuch und Irrtum“ berücksichtigt werden muss, da im Voodoo nicht mit exakten Milligramm-Zahlen gearbeitet wird, was bedeutet, dass das Zombiepulver zwar eine Verwendung fand, dass hier aber einige starben, bei anderen es überhaupt nicht wirkte, und bei wenigen eine physische und psychische Schädigung hervorrief, sodass man hier die Vokabel „Zombie“ zurecht verwenden kann. Es geht in diesem Kapitel aber nicht darum, dass man dem Hobbyzombiefizierer eine exakte Anleitung gibt, wie man eine toxische Substanz zusammenstellt, um dann möglicherweise andere Menschen zu schädigen. Nein, es geht hier um einen kulturellen, magischen, religiösen und auch pharmazeutisch-botanischen Aspekt. Tja, und die verschiedenen Blickwinkel der Kultur, der Magie, der Religion, der Botanik sollen dabei helfen, dass man sich selbst ein Bild erschaffen kann, wie effektiv die Voodoosi/Voodonsi arbeiten können.

Gut! So viel dazu! Wenn man jetzt die Zombiethematik ganz genau nimmt, und diese auf alle afro-brasilianisch-karibisch-amerikanischen Religionen münzen würde, kann man sagen, dass hier immer eine entsprechende Thematik vorhanden ist. Nun ja, da der Begriff aus Afrika stammt, ist es eigentlich auch hier wieder logisch, dass sich dieser Wortschatz auch in die Voodoo-Religion begeben hat, gerade deswegen, da hier Urteile gesprochen werden, um Menschen zu bestrafen.

Doch kann das sein? Sind diese Zombies wirklich real? Sicherlich ist dies doch alles Aberglaube oder? Vergiftung hin, Vergiftung her! Man muss hierbei bedenken, dass es nicht um irgendeine feinstoffliche Energie geht, nicht um einen Geist, nicht um ein Gespenst, auch nicht um einen Vampir, einen Werwolf oder was es sonst noch so gibt. Nein, es geht hier um einen realen Menschen, der vergiftet wurde, und der hierdurch seine grundsätzliche „Menschlichkeit“, seine intellektuellen und mentalen Fähigkeiten eingebüßt bzw. verloren hat. In diesem Kontext ist hier ein vergifteter Mensch zu sehen, der sich wie ein lebender Leichnam bewegt, wie ein wandelnder Toter. Rein biologisch gesehen ist er natürlich nicht tot, rein psychisch gesehen – irgendwie schon. Daher ist die Angst in der Voodoo-Religion definitiv begründet. Es geht hier also um eine Verurteilung von Menschen, die ein Verbrechen begangen haben, welches so schlimm war, dass sie zu einem „lebendigen Toten“ gemacht wurden. Gut, hier gibt es selbstverständlich immer noch Gerüchte, dass auch hier einfach durch Magie eine entsprechende Zombiefizierung erreicht wird. Man könnte es sogar so weit treiben, dass man eine Besessenheit, eine parasitäre Besessenheit, auch als eine Art Zombiefizierung deklariert. Auch hier ist des Öfteren der Mensch nicht mehr wirklich her seiner Sinne, und verhält sich wie ein lebendiger Toter.

Hinzu kommt die Thematik, dass in der Voodoo-Religion die Lebenden mit den Toten sehr eng verbunden sind, hier ihre Ahnen, ihre Verstorbenen, ihre Egungun ehren, sie wahrnehmen, mit ihnen sprechen, mit ihnen arbeiten, mit ihnen leben, sodass in diesem Zusammenhang der Tod etwas ganz Natürliches, Lebendiges und Alltägliches ist. Und dass auch hier manchmal die Angst keimt, dass die Verstorbenen wieder zurückkehren, weil sie vielleicht doch nur scheintot waren, was ohne weiteres möglich ist, denn es wäre nicht der erste Mensch, der „aus Versehen“ lebendig begraben wurde, da hier eben der Puls nicht mehr zu fühlen war, jedoch nur eine temporäre Vergiftung vorlag, und die Hirnaktivität noch vollkommen vorhanden war. Doch eine solche Angst existierte nicht nur in Afrika und in der Karibik, nein, eine solche Angst existierte auch in Europa. Gerade dadurch, dass sich in den verstorbenen Menschen Faulgase entwickeln, können diese aufblähen, teilweise Geräusche von sich geben, sich hierdurch sogar bewegen, existierte auch in Europa die Angst, dass einige Leichen einfach wiederkommen. Daher ist es nicht überraschend, dass man bei Ausgrabungen Leichenfunde gemacht hat, wo diese gefesselt waren, gepfählt waren (der berühmte Pflock durchs Herz), sodass hierdurch definitiv verhindert wurde, dass die Lebenden von den Toten belästigt werden würden. Diese Angst ist im Grunde in allen Kulturen irgendwann einmal thematisiert worden. Es ist ja auch irgendwie verständlich, denn der Tod ist im Endeffekt etwas Unverständliches. Und wenn der Mensch etwas nicht versteht, dann wird hier versucht eine Erklärung zu generieren. Natürlich kann es auch sein, dass die gefesselten und gepfählten Menschen einfach Verbrecher waren, und man hier eine klassische Hinrichtung fand. Möglich ist es! Dennoch wäre es sehr verwunderlich, denn in den entsprechenden Epochen, in denen man die Toten datieren kann, existierte sehr deutlich die Angst vor Wiedergängern/Widergängern. Und die klassische „Totenwache“ war nicht nur eingesetzt, um zu verhindern, dass der Leichnam gestohlen wurde, nein, die Totenwache hatte auch den Auftrag, einen Wiedergänger/Widergänger zu erschlagen, wenn er sich vom Totenbett erheben würde. Wenn man also wirklich nur scheintot war, wenn man eine temporäre Lähmung hatte, und man sich plötzlich wieder bewegen konnte, würde man spätestens dann erschlagen werden. Keine guten Aussichten!

Auch in der Voodoo-Religion ist dieses Phänomen belegt, doch in der Voodoo-Religion geht es auch darum, dass hier durch reale Vergiftungen, man könnte auch sagen, „bewusst herbeigeführte pharmazeutische Vergiftungen“, ein Mensch so vergiftet wurde, dass er im physischen Sinne nicht wirklich tot ist, im psychischen Sinne aber auch nicht mehr wirklich lebt. So gibt es die ersten schriftlichen Belege von dem französischen Ethnologen Michel Leiris (20.4.1901 bis 30.9.1990), der einen Zombie definierte und erklärte. Nach Michel Leiris waren Zombies Menschen, die man bewusst in einen Scheintod versetzte, welcher künstlich/pharmazeutisch induziert wurde, um diese dann zu beerdigen, nach einer gewissen Zeitspanne wieder auszugraben, zu erwecken, wodurch die kognitiven Fähigkeiten extrem eingeschränkt/zerstört waren, und man diese Menschen als billige Arbeitssklaven, als Lasttiere verwendete.

Zwar wird hier darauf noch eingegangen, dass die besagten Zombies dann glauben würden, dass sie tot seien, da sie ja letztlich begraben wurden, doch kann man davon ausgehen, dass die kognitiven Fähigkeiten so dezimiert wurden, dass ein solcher Gedankengang im Grunde kaum noch möglich ist. Natürlich ist dies sehr schwer zu belegen und zu beweisen, doch man kann sich sicher sein, Religion hin oder her, Glaube hin oder her, dass sich der Mensch, der vermeintliche Zombie, der Leibeigene, der Sklave, dass Lasttier, doch irgendwann befreien würde.

Etwas spannender und auch konkreter wurde es, als der Ethnobotaniker Edmund Wade Davis in den frühen 1980ger Jahren in Haiti speziell auf die Suche nach dem Zombiegift, nach dem Zombiepulver ging. In seinem Buch „Die Toten kommen zurück“ geht er hier darauf sehr genau ein, sodass letztlich der Film „Die Schlange am Ende des Regenbogens“ (von 1988, vom Regisseur Wes Craven) diese Thematik aufgriff und sehr populär machte. Nun ja, und hier haben wir auch ein kleines Problem. Mittlerweile wird Edmund Wade Davis sehr deutlich kritisiert, von seinem Buch wird sich distanziert, sodass die Thematiken, die eigentlich wissenschaftlich das Zombiepulver, dass Zombiegift belegen sollten, mittlerweile sehr kritisch beäugt werden müssen. Primär ging es um das Gift Tetrodotoxin, welches in einigen Proben, die von wissenschaftlichen Instituten analysiert wurden, als „verschwindend gering“ bestätigt wurden, während andere wieder ausführten, dass hier „signifikante Mengen“ existierten. Dies war in den späten 1980er Jahren, sodass hier Edmund Wade Davis, ähnlich einem Pingpongball, hin und her geschleudert wurde. Gelobt, verachtet, um dann wieder gelobt zu werden, um dann erneut verachtet zu werden. Wissenschaftler lieferten sich wilde Gefechte, sodass hier Methoden der Untersuchung kritisiert wurden, lächerlich gemacht wurden, da es immer darum ging, ob das Gift TTX (Tetrodotoxin) nun in ausreichender Menge vorhanden war, oder nicht. Irgendwann ist man zum Glück mal auf die Idee gekommen, dass TTX einmal überhaupt auf die Behauptung „Zombiegift“ zu untersuchen, was bedeutete, dass geschaut wurde, ob es überhaupt irgendwie möglich ist, einen Menschen durch die Applikation von Tetrodotoxin so zu „schädigen/manipulieren/vergiften“, dass dieser, ähnlich einem Zombie, agiert. Da TTX sich auf die Natriumkanäle in den Nervenmembranen auswirkt und diese blockiert, führt dies unter anderem zu Lähmungen, Sprachstörungen, Taubheit, Atemproblemen, bis hin zu einem Atemversagen und natürlich letztlich zum Tod. Lähmungen! Sprachstörungen! Taubheit! Nun ja, mit etwas Wohlwollen, kann man hier einen „wandelnden Toten“ möglicherweise klassifizieren.

Das große Problem war aber, dass Edmund Wade Davis in seinem Buch (bzw. in seinen Büchern, denn er schrieb ein Folgebuch, welches den Titel „Die Schlange am Ende des Regenbogen“ trug) postulierte, dass die haitianischen Zauberer, hier wurde kein großer Unterschied gemacht, sodass alle über einen Kamm geschoren wurden, egal, ob es nun ein Houngan/Oungan, eine Mambo, ein Bokor/Bocor/Bòkò/Azeto, eine Caplata oder sogar ein Bokonon war, die vermeintlichen Zombies, die vermeintlichen Sklaven, die vermeintlichen Lasttiere, in eine pharmazeutisch induzierte Trance hielten. Tja, und dies vermag TTX eben nicht. Trance ist hier definitiv falsch! Eine innere irreparable Beschädigung des Nervensystems jedoch nicht! Anders sieht es wieder aus, wenn man hier Nachtschattengewächse verwendet, die Atropin beinhalten, wie zum Beispiel der Stechapfel. Man erkannte jedoch schnell, dass Edmund Wade Davis versuchte, wilde Erklärungen zu konstruieren, wobei er auch hier von einzelnen Wissenschaftlern unterstützt wurde, von anderen Wissenschaftlern aber wieder attackiert und regelrecht zerrissen wurde. Um eine entsprechende Trance zu induzieren, müssten die atropinhaltigen Pflanzenteile regelmäßig in die Nahrung gegeben werden. Gut, dass ist kein großes Problem, wenn man sowieso schon in der Trance ist, und eigentlich nicht mehr klar erkennt, was man hier zu sich nimmt. In diesem Kontext könnte man hier einen entsprechenden Sklaven basteln. Zusätzlich müssten hier aber auch noch Bromide gegeben werden, da diese Bromsalze (die in anorganischen, aber auch in organischen Verbindungen vorkommen) Psychosen, Krampfanfälle und auch eine Somnolenz, eine Bewusstseinsstörung, die sich eben durch Benommenheit und starker Schläfrigkeit, aber auch Bewusstseinsstörungen bei einer erhaltenen Ansprechbarkeit zeigt, bedingen können. Bromsalze kommen unter anderem in Meeresalgen vor, wobei es hier aber auch Salzablagerungen gibt, die Brom beinhalten. Also müssten die haitianischen Voodoosi/Voodonsi nicht nur TTX verwenden, sondern auch Nachtschattengewächse, primär Stechapfel, und irgendwelche Bromsalze. Naja, definitiv nicht ausgeschlossen, aber auch nicht ganz so einfach, oder doch? Nun, eine Vergiftung mit Bromsalzen, was im Übrigen als Bromismus beschrieben wird, passt schon ganz gut auf eine klassische Zombiefizierung, denn nicht nur, dass hier Hautausschläge zu beobachten sind, sodass hier auch eine optische Hässlichkeit, eine Veränderung vonstattengeht, nein, auch eine Vergrößerung der Pupillen, und eben auch die körperliche Lähmung, die körperliche Erstarrung (Stupor), ein wankender Schritt, unkontrollierte Zuckungen und eben eine Gewalttätigkeit, die sich primär Nachts bzw. bei Fehlen von Licht offenbart. Ja, klingt nach einem Zombie. Es klingt danach, doch ein paar Jahre war dann erst einmal Ruhe vor den Zombies.

Doch 1994 war es dann soweit, dass hier weitere Untersuchungen unternommen wurden, um das klassische Zombiegift zu thematisieren. Es wurde erst einmal postuliert, dass Edmund Wade Davis klassisch einem Betrug zum Opfer gefallen ist, sodass darauf geachtet wurde, dass Davis nicht selbst als Betrüger tituliert wurde. Nachdem dies abgearbeitet war, wurde noch einmal das Gift TTX genauer betrachtet, gerade in Bezug auf das Zombiegift, sodass man der Meinung war, dass hier ein wilder Mix aus Knochensplittern, Pflanzen, Krötensekreten und eben Tetrodotoxin zusammengepanscht wurden, um einen Menschen zu zombifizieren. In Bezug auf die Kröte wurde hier irgendwann einmal die Art „Bufo marinus“ betitelt, die eben auch giftige, halluzinogene Sekrete ausscheidet. Ferner wurde darauf gebaut, dass das Gift des Kugelfisches, also das Tetrodotoxin, verwendet wurde, um eben den Zustand des Scheintods zu erreichen. Und ja, es wurde bereits bestätigt, dass durch TTX die Atmung des Opfers angegriffen wird, letztlich auch das Herz, aber auch die Muskulatur, genauso wie unendlich viele der verschiedenen Stoffwechselfunktionen, die dann im Körper herabgesetzt werden. Und wenn die Dosis zu hoch ist, erfolgt klassisch der klinische Tod. Nun, da man aber hier von einem „Zombie-Pulver“ immer sprach, wurde weiter vermutet, dass hier der Giftcocktail zusammen mit klassischem „Juckpulver“ (hier können die feinen Härchen der Kerne der Hagebutten genommen werden, aber auch gemahlene Glaswolle, genauso wie die so genannte Juckbohne [hier gibt es die sogenannte afrikanische Juckbohne, Mucuna pruriens]) verabreicht wurde, sodass man dann eben durch Kratzen, das eigentliche Gift kutan bzw. subkutan aufnimmt. Im Übrigen, der Kugelfisch kommt in den Gewässern vor Togo, Ghana, Benin und Nigeria vor, genauso wie in den Gewässern von Haiti. Das Gift sitzt primär in der Haut, in der Leber und während der Laichzeit auch in den Eierstöcken. Dies würde aber bedeuten, dass man entweder die richtige Phase abpassen muss, einen Kugelfisch zu fangen, der im Übrigen eher scheu ist, oder dass man hier speziell immer seine Leber verwenden muss, bzw. Teile der Haut. OK, d.h. also, dass letztlich das Tetrodotoxin „EIN Gift“ ist, das letztlich den Menschen tötet bzw. so weit schädigt, dass man „organisch“ von einem Zombie sprechen kann. Das Tetrodotoxin ist eben ein Alkaloid, das in Aceton gut löslich ist, in Wasser jedoch sehr schlecht löslich ist, was dann wieder bedeutet, dass es sinnig ist, hier eine Pulvergrundlage zu verarbeiten. Ach so und ja, es stimmt, Tetrodotoxin vor allem in Kugelfischen und Igelfischen enthalten ist. Aber auch bei den westamerikanischen Wassermolchen (Taricha), den Stummelfußfröschen (Atelopus) und auch einigen Krebsen, Schnecken und Seesternen wurde das TTX entdeckt. Auch die „blaugeringelte Krake“ besitz Tetrodotoxin, was bedeutet, dass man eben auch andere Quellen nehmen bzw. finden kann, auch wenn der Kugelfisch wirklich „der Klassiker“ für TTX ist. Wie ich schon erwähnt habe, blockiert das TTX die spannungsaktivierten Natriumkanäle in den Neuronen, sodass hier keine Aktionspotentiale mehr ausgelöst werden können. Kurz gesagt bedeutet das, dass jegliche Nerven- und Muskelerregung unterbunden sind, wodurch dann die Folge motorische und sensible Lähmungen sind.

Diese ganzen Symptome der Vergiftung, die eben nach einer Aufnahme des Giftes eintreten, beginnen innerhalb einer recht kurzen Zeit. Es kommt natürlich wieder auf die Masse des Menschen an und wie seine Konstitution ist, aber dennoch kann man in etwa von 45 Minuten ausgehen. Dann geht es los, dass das Opfer diverse Lähmungserscheinungen zeigt, darunter die Lähmung der Skelettmuskulatur und somit auch der Atemmuskulatur, was dann definitiv bemerkt wird. Im weiteren Verlauf werden dann Koordinations- und Wahrnehmungsprobleme auftreten, sodass man hier recht schnell Hilfe benötigt – oder eben unfähig ist, sich zu wehren. Hier einmal eine Abbildung des Kugelfischs und die Formel des TTX:

Gut, doch wie geht es weiter? Letztlich ist alles ohne weiteres denkbar, auch wenn es immer noch keine 100-prozentigen Beweise gibt. Hinzu kommt der Umstand, dass in den verschiedenen Versuchen eben unterschiedliche Ergebnisse produziert wurden. Dies war eben auch der primäre Punkt der negativen Kritik. Edmund Wade Davis wollte hier selbstverständlich einen wissenschaftlichen Beweis, sodass er in seinen Anfangsjahren der Zombiepulvererforschung dem Columbia Presbyterian College in New York eine Probe schickte, und hier Schnelltests von Professor Leon Roizin durchführen ließ. Auch hierbei soll berichtet worden sein, dass das Pulver im Vorfeld aus einem „Schädel eines toten Babys“, „blauen Eidechsen“, „einer großen Kröte“, „Juckbohnen“ und irgendwelchen „Innereien eines Fisches“ hergestellt wurde. Aha! Der Schädel eines toten Babys?! Gut, im Mittelalter musste man auch den Oberschenkelknochen eines Vatermörders finden, den Kopf eines Ziegenbock, der eine Frau entjungfert hat, den Kopf einer Katze, die neun Tage lang mit Menschenfleisch gefüttert wurde, um den Satan zu beschwören, also kann man bei einem Zombiepulver selbstverständlich auch den Schädel eines toten Babys nehmen. Ohne Worte! Aber Dramaturgie und Show ist hier immer vorhanden. So mag man meinen? Wie „so mag man meinen“? Was soll das denn bedeuten? Das bedeutet, dass Edmund Wade Davis bei der Suche nach dem eigentlichen Zombiepulver wortwörtlich über Leichen ging. Na gut, das heißt nicht, dass er Menschen tötete, aber er beauftragte Grabräuber entsprechende „Ingredienzien des Friedhofs“ zu organisieren, da ihm von den jeweiligen Bokor/Bocor/Bòkò/Azeto, mit denen er zusammenarbeitete, gesagt wurde, dass hier Reste von Leichen essenziell sind.

Also der Schädel eines Babys?! Nun ja, es ging erst einmal um verweste Fleischreste, eines verstorbenen Menschen. Hier wurde ein verstorbenes Kind wieder ausgegraben, und es wurde mit einem Stock das verweste Gehirn herausgeholt. Hiervon soll es Fotos geben, sodass Edmund Wade Davis hierfür sehr stark kritisiert wurde. Dass eine Kinderleiche geschändet wurde, zeigt, dass Edmund Wade Davis ethische und moralische Grenzüberschreitungen für seine Zielsetzung ausführte, und sich hierbei eben auch Hilfe holte, sodass man auch hier wieder sagen kann, dass Grabräuberei auf Haiti nicht so unüblich ist, wie es zum Glück in Deutschland der Fall ist.

Gut, Pulver hin, Pulver her, Leon Roizin führte entsprechende Experimente aus, sodass er Teile des Pulvers Ratten kutan (auf der Haut) auftrug. Er rasierte den Ratten den Rücken kahl, und rieb die entsprechende Stelle mit dem Pulver ein. Hier wurde dann der Beweis erbracht, dass die Ratten nach einer kurzen Zeit vollständig komatös waren, sich nur noch bewegten, wenn sie extrem stimuliert wurden, möglicherweise mit Elektroschocks, und das nach einer weiteren Zeit, kaum noch ein Herzschlag zu spüren war, jedoch, durch ein EKG erkannt wurde, dass das Tier noch lebt. Nun, mittlerweile sind diese Aussagen aber auch widerrufen worden, sodass hier eigentlich Professor Leon Roizin sehr deutlich Abstand nahm bzw. immer noch nimmt. Andere Forschungen haben ergeben, dass das besagte Pulver einen sehr hohen pH-Wert hatte, was also bedeutet, dass hier das Pulver alkalisch ist, was jedoch für das Gift Tetrodotoxin sehr ungünstig ist, da dieses bei einem pH-Wert, der über 9 liegt, in wirkungslose Bestandteile zerfällt. Da das Pulver aber angeblich einen pH-Wert von über zehn hatte, würde hier das TTX wirkungslos enthalten sein.

Tja, man könnte nun sagen, dass hier bewusst ein Schwindel inszeniert wurde, man könnte aber auch genauso gut sagen, dass Edmund Wade Davis einfach betrogen wurde, selbst davon aber nichts wusste, und sich eben darauf verließ, das richtige Pulver zu haben. Und da in den religiösen Breiten der Glaube felsenfest existiert, dass die „lebenden Toten“ künstlich durch „Zombiepulver“ erschaffen werden können, ist hier sehr vieles denkbar. Doch egal, ob es jetzt erst einmal Betrug oder Wahrheit ist, man muss sich erst einmal vorstellen, dass hier eine entsprechende Dosierung gefunden werden muss, um das Gift auch zu verabreichen. Natürlich, TTX wirkt in geringen Mengen, doch wenn ich hier einen Giftcocktail über die Haut, oder auch über die Schleimhäute, wenn ich dieses Pulver ins Gesicht puste, einem Menschen appliziere, dann muss ich vorher aber verdammt viele Experimente durchgeführt haben, um zu gucken wie konzentriert mein Pulver denn sein muss. Frei nach dem Motto „Versuch und Irrtum“, und vielleicht wird es dann ja auffallen, dass irgendwo ein Berg Leichen herumoxidiert, wo dann die Versuche eben fehlgegangen sind. In der Sklavenzeit wäre dies sicherlich denkbar gewesen, zumindest wenn es hier Sklaven gewesen wären, die von den Plantagenbesitzern getötet wurden.

Man könnte sich auch vorstellen, dass hier entsprechende Tests in der eigentlichen Rebellion, im Sklavenaufstand gemacht wurden, sodass man hier eben auch ausreichend Probanden hatte. Denkbar ist es, doch gibt es hier keine 100 %ige Sicherheit, denn es heißt, dass Edmund Wade Davis es geschafft haben soll, von sieben (manchmal wird auch von acht berichtet) unterschiedlichen Bokor/Bocor/Bòkò/Azeto eine Probe des Zombiepulvers bekommen zu haben. Respekt! Dafür, dass er ein Fremder ist, dafür dass die magischen Bestandteile grundsätzlich geheim gehalten werden und dafür, dass uneingeweihten Menschen gegenüber definitiv ein aggressives Misstrauen aufgebracht wird, ist es sehr „respektabel“, dass hier gleich sieben oder acht verschiedene Bokor/Bocor/Bòkò/Azeto sich darauf einließen, ein gigantisches Geheimnis „mal eben“ preiszugeben. Der größte Knackpunkt ist natürlich das Gift Tetrodotoxin (TTX), denn die Dosierung ist so minimal, dass es so gut wie unmöglich ist, in einem Pulver die entsprechende Menge zu applizieren, dass der individuelle Mensch, entsprechend reagiert – also sich zu einem Zombie verwandelt. TTX ist eins der stärksten Gifte überhaupt, was bedeutet, dass hier die letale Dosis in etwa 10 µg, also 0,01 mg, also 0,00001 g, pro Kilogramm Körpergewicht des Menschen ist. Wow! Wie schwer ist denn so ein Mensch, ganz genau? Wie schwer ist denn sodass Opfer, welches Kleidung trägt, 180 cm groß ist, und einen Bauch hat? 95 kg? 110 kg? Nicht immer ganz einfach dies abzuschätzen. Natürlich kann man sein Opfer vorher nackt und mit entleerten Darm wiegen, sodass man hier einen exakten Wert hat. Vielleicht lässt man ihn auch noch ein bisschen schwitzen, sodass hier keine Wassereinlagerungen existieren. Und dann sagen wir einfach mal, dass unser Opfer exakt 100 kg wiegt. Somit ist die letale Dosis von TTX bei diesem Opfer auf 0,001g einzugrenzen! Dann hoffen wir doch mal, dass jeder Voodoo-Priester in seinen eigenen vier Wänden eine Analysenwaage hat, die auf drei Stellen hinterm Komma genau wiegt. Oder wie soll man sonst 0,001 g exakt dosieren? Eine Messerspitze? Ein Teelöffel? Außerdem müsste in diesem Kontext das Gift schon entsprechend zubereitet sein. Wenn man jetzt wirklich den Kugelfisch nimmt, wobei man hier auch noch berücksichtigen muss, dass die verschiedenen Körperregionen über verschiedene Giftkonzentrationen verfügen, dann stellt sich doch wirklich die Frage, wie viel „Kugelfisch“ man abschneiden muss, um es dem Opfer zu applizieren?! Diese Frage musste sich auch Edmund Wade Davis gefallen lassen, sodass er hierauf den Klassiker brachte: „Versuch-und-Irrtum!“ Ja, Naturvölker agieren so. Aber dann befindet man sich voraussichtlich nicht im Mikrogramm, bzw. im Milligramm Bereich, da hier die Spannweite viel zu gering ist. Das Thema „Versuch-und-Irrtum“ kann ohne weiteres bei Tollkirschen mal verwendet werden, sodass man hier schaut, ob ein Mensch eine Tollkirsche, zwei Tollkirschen oder auch drei Tollkirschen „aushält“, da man hier einfach die Früchte nimmt, ohne diese exakt abzubiegen. Bei TTX ist dies jedoch eine ganz andere Thematik.

Dennoch ist es richtig, dass Tetrodotoxin hier eben Nervenimpulse blockiert, was dann wieder die Muskelkontraktion betrifft, sodass eben der Mensch Lähmungserscheinungen erhält, und sich eben nicht mehr wehren kann. Zwar wird auch gerne argumentiert, dass eine Verhärtung des Muskeltonus zwingend notwendig ist, um einen echten „Toten“ zu simulieren, doch kann man dies in meinen Augen getrost vergessen, denn wenn ein Mensch sich nicht mehr bewegen kann, und der Bokor/Bocor/Bòkò/Azeto hier ganz bewusst eine Zombiefizierung vorhat, dann werden seine Helfer sicherlich nicht den nächsten Notarzt, den nächsten Leichenbestatter, die nächste Klinikleitung kontaktieren, um hier den Tod erst einmal feststellen zu lassen. Nein, das Opfer wird beerdigt. So einfach ist das. Wer würde sich ohne weiteres gegen einen Bokor/Bocor/Bòkò/Azeto stellen, in einer Religion, wo eben der Ausspruch existiert „Nenpòt Bocor posib pou yon witcher, li gen pouvwa sekrè!“, was so viel bedeutet wie „Einem Bokor ist alles möglich, er hat geheime Kräfte!“. Sicherlich nicht viele Menschen. Man sieht also, dass das Thema „Zombiefizierung und Zombiepulver“ nicht leicht zu greifen ist.

Und jetzt? Nun, die Angst vor Zombies ist in der Voodoo-Religion real. Giftcocktail hin, Giftcocktail her, sie ist einfach vorhanden. Und selbstverständlich kann man Menschen mit pflanzlichen und tierischen Giften umbringen, manipulieren, und letztlich auch zombifizieren – in der Theorie auf jeden Fall, in der Praxis ist verdammt vieles möglich und denkbar. Und wenn man die Zombiefizierung wirklich als Strafe deklarieren will, sodass zum Beispiel ein Mensch, der jemanden umgebracht hat, der Familie als Sklave, als Packesel, als Lasttier, dienen soll, dann ist es ohne weiteres denkbar, dass hier die Voodoopriester, und hierbei ist es wirklich egal, ob es nun ein Houngan/Oungan, eine Mambo, ein Bokor/Bocor/Bòkò/Azeto, eine Caplata oder ein Bokonon ist, eine gezielte Vergiftung durchführt, den Verbrecher bewusst begraben, sodass hier auch ein Sauerstoffmangel existiert, wodurch weitere Hirnschädigungen eintreten können/eintreten werden, und der vermeintliche Tote eben nach einer gewissen Zeit wieder ausgegraben wird, durch ein großes Ritual „wiederbelebt“ wird, um dann, ganz offiziell, der Familie übergeben zu werden. Und diese ist dann stolzer Besitzer eines Zombies, eines „Zombie cadavres“.

Was man dann mit einem solchen Zombie alles machen kann, ist natürlich fraglich. Gut, dass hier die Bezeichnung als Lasttier verwendet wird, zeigt, dass man mit diesem Zombie, mit diesem „ehemaligen Menschen“ alles machen kann, was man möglicherweise auch mit einem Pferd, einem Esel oder einem Maultier machen kann. Das Dumme ist nur, die Tiere sind deutlich stärker, und letztlich auch intelligenter. Was soll man also mit einem solchen Zombie machen? Unkraut jäten? Wasser aus dem Fluss holen, aus dem Brunnen, von der Wasserstelle? Gemüse putzen, Kartoffel schälen, allgemeine Küchenarbeiten? Putzen? Wie viel Intelligenz benötigt man, um ein Haus ordentlich zu halten?

Wie viele Sinneswahrnehmungen müssen funktionieren, um hier als vernünftiger Arbeiter zu agieren? Denn auch wenn hier beim Zombie eine pharmazeutische Vergiftung vorliegt, muss der Körper dennoch ernährt werden. Nahrung kostet Geld. Oder kann der Zombie als Wache eingesetzt werden? Auch dann, wenn Nachts eine erhöhte Aggressivität gezeigt wird? Es wird natürlich immer irgendwelche Aufgaben geben, die eine gewisse körperliche Kraft benötigen, hier aber wenig mentales Denken. Und wenn es nur ein Loch graben ist. Und genau hierfür werden dann Zombies, diese untoten Sklaven, diese Lasttiere eingesetzt. Und selbstverständlich kann ein Mensch auch einiges tragen, was wiederum bedeutet, wenn man dann dem Zombie seine Einkäufe übergibt, dann muss man diese selbst nicht schleppen, sondern hat seinen braven Diener, der einem hinterher trottet. Möglicherweise muss man ihn an einer Leine führen, und gegebenenfalls auch etwas dirigieren, aber das muss man bei einigen Pferden, Eseln und Maultieren auch.

Wenn man sich dann aber von der materiellen Ebene in die feinstoffliche Ebene bewegt, dann gibt es auch hier das Gerücht, dass ein „Astralzombie“ geschaffen werden kann. Nun, dies ist richtig, dies ist nicht unmöglich, und kann auch mit der Vokabel „Echse“, „Exe“ oder auch einfach „Fleisch-Taxi“ betitelt werden. Wenn es um die Begrifflichkeit der „Echse“ geht, dann ist man schnell in den Bereichen, die sich auf die Thematiken der Sterngeborenen beziehen, sodass man hier, in sehr großen Anführungszeichen, energetische Verschwörungstheorien deklarieren kann, um anzuzeigen, dass hier etwas Unerklärliches erklärt werden soll. Hierbei geht es aber nicht um die Reptoiden / Reptiloiden, sondern es geht um Existenzen, Entitäten, Wesen, eigenständige Individuen, deren Geist, deren Willen und deren Lebensfunke vollkommen zerstört und gebrochen wurde. Letztlich ist es egal, ob man diese Wesen nun Echsen, Exen, Fleischtaxis oder auch Reptoide / Reptiloide nennt, denn man kann hier eine Art Sammelbegriff sehen, und man muss hierbei reflektieren, dass es sich um die Astralebene handelt, sodass hier die eigene Bildsprache zu berücksichtigen ist. Es geht also einfach darum, dass irgendein Wesen durch eine (metaphorische) Foltermaschinerie gejagt wurde, wodurch der Lebensfunke, das innere Licht Stück für Stück minimiert wurde. Man kann es sich bildlich so vorstellen, dass die eigene Identität, der eigene göttliche Funke, wie ein leuchtender Brilliant im eigenen Inneren existiert. Jedes Mal, wenn ein Wesen durch die besagte Foltermaschinerie gejagt wird, und hier einen „energetischen Tod“ erleidet, wird etwas Dreck auf den Brillanten geschleudert. Nach Äonen der Qualen, der Folter und der energetischen Tode ist dieser innere Brilliant, der innere Funken, das innere Licht verschüttet. Hierdurch vergisst man seine eigentliche Aufgabe, seine eigentliche Herkunft, seine Möglichkeiten und seine energetischen Ursprünge. Eine solche Thematik wird jedoch meist von hochschwingenden, ausschließlich feinstofflichen, bzw. diskarnierten, Energien vollzogen, die man dann primär im Bereich der Malachim findet.

In der astralen Sicht, in der energetischen Interpretation der Energien durch die Bildsprache der Menschen, tauchen hier wirklich Kreaturen auf, die an Reptoiden / Reptiloiden bzw. Echsen erinnern. Man könnte hier aber auch eine Assoziation mit einer beliebten Rasse im Fantasy-Genre ziehen, und zwar mit den beliebten „Orks / Orcs“. Nun, diese tummeln sich in vielen Fantasy-Bereichen und sind hier meistens auf der einen Seite die blutrünstigen Bösewichte und auf der anderen Seite nicht wirkliche Intelligenzbestien. Kampfkraft und Stärke ja, Intelligenz und Taktik nur bedingt. Erinnert ein wenig an ein Lasttier, an ein Zombie, nicht wahr? Wenn man sich dann noch vorstellt, dass hier energetische Manipulationen ausgeführt werden, sodass man hier ganz klar sagen kann, dass man sich auf der Astralebene befindet, wo letztlich die Fantasie das maximale Limit ist, dann kann man sich sicherlich vorstellen, dass hier entsprechende, rein energetische Mutationsprozesse vollzogen werden, wodurch die besagten Wesen im Grunde keinen eigenen Willen mehr besitzen, und nur noch als „ausführende Energien“, die wortwörtlich jeden Befehl befolgen, verstanden werden können. So sind hier die Echsen, die Reptoiden / Reptiloiden, einfach nur Marionetten, die jedoch auf den verschiedenen feinstofflichen Ebenen eine gewisse energetische Gewalt anwenden können. Ob nun Zombie oder Echsen / Reptoiden / Reptiloiden, es sind einfach dienende Kräfte, die zwar über gewisse Stärken verfügen, selbst aber dumm und unselbstständig sind. Und genau solche Menschen gibt es auch im materiellen Dasein. Genau deswegen kann man sie auch einfach als „Fleischtaxi“ oder als „Exe“ bezeichnen. Natürlich ist der Begriff „Exe“ auf eine ausführende Datei bei einem Computerprogramm gemünzt, da genau hier die Endung “EXE“ verwendet wird, und in ausgeschriebener Form “executable“ lautet, was aus dem Englischen kommt und einfach nur „ausführbar“ heißt. Doch genau dies sind ja letztlich die Zombies, die Echsen, Reptoiden / Reptiloiden, die Exe’en, die Menschen, die nur noch als Hülle dienen. In diese Hüllen dringen liebend gern feinstoffliche Wesen ein, um hier zu ankern. Im Grunde kann man dies mit einer Besessenheit im Voodoo vergleichen, wobei hier keine bewusste Invokation ausgeführt wird, und auch kein religiöses Gebaren im Vorfeld nötig war. Nein, die feinstofflichen Energien verwenden die menschlichen Fleischtaxis nach eigenem Gutdünken.

So bleibt zum Abschluss nur zu sagen, dass die Reptoiden / Reptiloiden, Echsen, Exe’en, Fleischtaxis arme, unschuldige, gefolterte und mutierte Wesen / Energien / Entitäten / Seelen / Geister sind, die in eine Vernichtungsmaschinerie eingesponnen wurden, und ihr eigenes Licht, ihren göttlichen Funken, vollkommen verdrängt, vergessen und missachtet haben, sodass dann eine gezielte energetische Mutation begonnen wurde, um neue Diener, neue Arbeiter zu ersinnen! Zombies eben! Gut, in der Voodoo-Religion wird dies natürlich nicht so betitelt, doch die endgültige Bezeichnung Zombie, passt hervorragend.

Es geht ganz einfach darum, dass hier eine verlorene Seele von dem großen Ganzen des menschlichen Selbst abgetrennt wird, wobei man hier wieder reflektieren muss, dass im Voodoo der Glaube existiert, dass jeder Mensch zwei energetische Anteile, zwei Seelen in sich trägt, wobei es einmal hier den „großen Engel“, den „Gros-Bon-Ange“ bzw. den „Gwobonanj“ gibt, der direkt nach dem physischen Tod die Fleischfülle, den Körper verlässt, um dann zum Schöpfungsprinzip zurückzukehren, um hier entsprechend weitere Anweisungen zu erhalten, und dann eben noch den zweiten Teil der Seele, den „kleineren Engel“, der die Bezeichnung „Ti-bon-ange“ bzw. „Ibonanj“ trägt. Hier ist das eigentliche Ego, was für die Persönlichkeit, den Charakter aber auch für die Willenskraft des Menschen verantwortlich ist, betitelt. Dieses Fragment bleibt noch bis zu drei Tagen im Körper des verstorbenen Menschen, und verlässt dann die physische Hülle nach Ablauf dieser Spanne, um sich wieder mit dem großen Engel zu vereinen. Hier existiert aber die Überzeugung, dass man innerhalb dieser drei Tage, den Menschen zurückholen kann, sodass man hier den klassischen Zombie erschafft. Dies wird dadurch erreicht, dass der „Ti-bon-ange“ bzw. „Ibonanj“, der „kleinere Engel“ von einem Bokor/Bocor/Bòkò/Azeto, bzw. einer Caplata eingefangen wird, eingefangen in eine Flasche, in ein tönernes Gefäß. Diese Flasche, dieses Gefäß kann dann, wie eine Urne, im eigenen Heim aufbewahrt werden. Gut, hier muss man wieder das haitianische Voodoo thematisieren, wie auch das Voodoo im Süden der USA. In den Breiten des afrikanischen Voodoos sehen die Totenkulte doch wieder etwas anders aus, auch wenn hier ebenfalls die Angst existiert, dass der kleinere Engel, dass der „Ti-bon-ange“ bzw. „Ibonanj“, gefangen werden kann. Doch selbstverständlich liegt auch hier eine Assoziation nahe, die man auf den Islam münzen kann und natürlich auf die Dschinns. Der klassische Geist in der Flasche, der Geist in der Wunderlampe, die gefangene Energie, die von den Menschen versklavt wird. Ob Dschinn oder Seele, man benötigt ein Gefäß. Dass man, wenn man einen Dschinn fängt, hier eine feinstoffliche Entität besitzt, die man, wenn es eine wahre Gefangenschaft ist, einmalig nur befreien kann, um dann schleunigst das Weite zu suchen, dann sieht es aber auch anders aus, wenn der Dschinn hier in eine Art Arbeitsverhältnis gesetzt wird, und durch Blut bezahlt wird. Und die Seele des Verstorbenen, der kleinere Engel? Was macht man mit der Flasche? Man könnte letztlich die Familie erpressen, ja, kann man machen, sodass man einfach sagt, dass man hier den kleinen Engel, den Ti-bon-ange bzw. Ibonanj des Mannes, der Frau, der Eltern, des Sohnes oder von wem auch immer gefangen hat, dass man diesen erst dann frei lässt, wenn man eine gewisse Summe bekommt. Kann klappen, kann aber auch so enden, dass man zusammengeschlagen oder auch getötet wird. Gut, in der Magie ist letztlich jeder Gedanke möglich, sodass man hier auch im energetischen Kontext die Seele versklaven kann. Doch man könnte sich viel effektiver ein Psychogon oder auch ein Egregor erschaffen, der in diesem Kontext auch wieder in einem Arbeitsverhältnis steht. Was will man mit der Seele eines verstorbenen Menschen?

Soll diese etwas bewachen, soll diese etwas anlocken, soll diese im energetischen Bereich, auf der Astralebene arbeiten, also da, wo Gedanken alles erschaffen können? Oder ist es einfach nur ein Instrument der Macht? Egobeweihräucherung, da man es geschafft hat, eine Seele zu fangen? Hierauf gibt die Religion keine Antwort. Es wird nur gesagt, dass der Bokor/Bocor/Bòkò/Azeto, bzw. die Caplata die entsprechende Macht besitzt, und dass man diesen Charakteren alles zutrauen kann. Und hier spaltet sich wieder die Magie von der Religion, denn wenn man dies aus einem magischen Blickwinkel betrachtet, werden die eigenen höheren Anteile, das eigene höhere Selbst, alle Hebel in Bewegung setzen, um eben nicht in einem versklavten Verhältnis zu existieren. Auf der anderen Seite sind heute immens viele Menschen versklavt, und das Herrschaftsprinzip ist der Kapitalismus und der unendliche Konsum. Und hier hat das höhere Selbst kaum eine Chance einen Befreiungsschlag zu initiieren. Und dass hier die Religion Voodoo nun einfach davon ausgeht, dass man dann eine versklavte Seele als Diener besitzt, der dann einem sein Leben lang zu Diensten steht, als energetischer Wächter, als energetische Putze, als energetischer Organisator, ist einfach eine religiöse Sicht, über die man nicht diskutieren kann. Wie gesagt, magisch gesehen sind Psychogone oder auch Egregoren deutlich effektiver. Etwas spannender wird es, wenn man die Seele eben auch als energetische Währung begreift, und diese an andere, feinstoffliche Entitäten schlichtweg verkauft. Auch sind hier die Vodun / Loas / Iwas zu nennen, denn wenn man eine solche Seele hat, dann kann man diese auch in einem Ritual einem entsprechenden Prinzip opfern. Und ob Baron Samedi oder Maman Brigitte wirklich abgeneigt sind, steht auf einem ganz anderen Blatt.

So muss man sich erst einmal damit zufriedengeben, dass Voodoo eine Naturreligion ist, den Animismus vertritt, sodass letztlich alles beseelt ist, und dass hier der religiöse Glaube im Alltag fest verwurzelt ist. Materielle Zombies gibt es, die durch Vergiftungen erschaffen werden, feinstoffliche Zombies gibt es, die durch Rituale erschaffen werden. Über Glauben braucht man nicht diskutieren, denn jede Religion hat ihre Knackpunkte. Doch es ist natürlich ein interessanter Ansatz, wenn gesagt wird, dass die Christen in die Kirche gehen, um etwas über Gott zu erfahren, während die Voodoosi/Voodonsi in ihrem Hounfour tanzen, um selbst Gott zu werden/zu sein. Dies zeigt auch wieder, dass die Religion Voodoo daran interessiert ist, dass die Menschen ihr Leben so gut wie es geht leben, sodass es hier eben NICHT primär um religiöse Glaubensvorstellung geht, die mit Peitsche und Machete verbreitet werden, sondern viel eher um die Erkenntnis, was es für Möglichkeiten in der eigenen Lebensführung gibt, welche Philosophie für das eigene Leben sinnig ist, welche ethischen Normen und Blickwinkel und wie man den anderen Ebenen, den Vodun / Loas / Iwas, genauso wie den eigenen Verstorbenen, den Ahnen, den Egungun nahe sein kann. Es geht hier also um eine Lebensmaxime, die darauf aus ist, dass die Familie über alles gesetzt wird.

Wenn z. B. Bruder A zwei Kinder hat, doch sehr arm ist, Bruder B hingegen alleine lebt und reich (wie man das auch immer definieren mag) ist, dann „muss“ Bruder B den Bruder A unterstützen. Sollte Bruder B sich weigern, ist es vollkommen legitim, dass Bruder A zu einem Houngan/Oungan, zur Mambo, zum Bokor/Bocor/Bòkò/Azeto, zur Caplata oder auch zum Bokonon geht und hier eine „magische Bestrafung“ fordert. Gut, dies würde definitiv keine Zombiefizierung sein, und auch keine Seelenextraktion, aber vielleicht ein kleines Geschwür, ein Denkzettel, Durchfall, Hämorrhoiden?! In der Voodoo-Religion wäre es legitim. Da die Voodoo-Religion aber die Familie immens schätzt und schützt, würde so etwas eigentlich nicht passieren. Natürlich sind die magischen Vertreter, die Priester, hier also primär der Houngan/Oungan und die Mambo auch Ansprechpartner, wenn es um Erziehungstipps geht. Diese werden im Übrigen meist auf Grundlage von verschiedenen mündlichen Überlieferungen gegeben, die in Liedern und Folklore thematisiert werden. Das würde im christlichen Kontext bedeuten, dass der Priester von nebenan mit den Songs „Kumbaya my Lord“, „Ave Maria“ und „Ihr Kinderlein kommet“ durch die Dörfer und Kindergärten zieht, und den Eltern erst einmal schwer wichtig ein Liedchen vorsingt, sodass die Kinder hier eine christliche Erziehung genießen. Gut, interessante und auch irgendwie lustige Vorstellung, doch man muss hierbei bedenken, dass auch die Voodoo-Priester die Macht der Rechtsprechung besitzen, egal ob dies von offizieller Seite anerkannt wird oder nicht. Im religiösen Sinne ist dies einfach so. Ein Houngan / Oungan, eine Mambo, ein Bokor/Bocor/Bòkò/Azeto, eine Caplata oder auch ein Bokonon haben hier deutliche Möglichkeiten, als „Exekutive“, als ausführende Gewalt, als „Judikative“, als rechtsprechende Gewalt, als „Kontemplative“, als umsetzende Gewalt und in Teilen auch als „Legislative“, als gesetzgebende Gewalt zu agieren. Und schon sind wir wieder bei der Thematik einer bewussten, gezielten und moralisch angeordneten Zombiefizierung. Die Voodoo-Priester kennen sich nun einmal mit den Pflanzen aus. Sie erfüllen die Rolle von geistigen Führern, genauso wie sie die Rolle von Psychologen, Ärzten, Wahrsagern, Musikern, Apothekern und Therapeuten erfüllen. Hinzu kommt noch die Rolle als Ritualleiter und somit auch als Vermittler zwischen den verschiedenen Ebenen, sodass hier eben die Vodun / Loas / Iwas kontaktiert werden, eingeladen werden, genauso wie die Ahnen, die Egunguns.

Und auch wenn sie energetisch sehr gute Kontakte haben, müssen einige Umsetzungen eben auch real vollzogen werden. Kräuterextrakte, Kräutermischungen, ein entsprechender Sud, eine „magische Schutzimpfung“, ein Exorzismus, der aber auch wieder durch die Einnahme von Kräutern unterstützt wird, dies alles zeigt, dass das phytomagische Wissen, genauso wie das reale pharmazeutische und botanische Wissen definitiv vorhanden ist, und auch genutzt wird.

Tja, und wenn man sich die pharmazeutischen Wirkweisen von Pflanzen anschaut, wenn man sich die verschiedenen Inhaltsstoffe anschaut, wenn man versteht, wie diese biochemisch wirken, wie diese physiologisch wirken und was hierfür Effekte, Kaskaden, Nebenwirkungen und natürlich auch Hauptwirkungen erzielt werden, kann man manchmal die Magie nicht von der Hand weisen. Dies war in Europa vor vielen 100 Jahren nicht anders. Auch hier existierten das Wissen und die Weisheit, dass Pflanzen heilende Kräfte haben, wobei man mittlerweile sagen kann, dass in Europa eigentlich so gut wie alle Pflanzen erfasst, erforscht und pharmazeutisch ausgelotet wurden. In Afrika kann man dies nicht sagen. Nicht nur das Afrika ein großer Kontinent ist, nein, die Flora und auch die Fauna ist ein wenig komplexer als in Zentraleuropa. Natürlich wurde auch in Europa entsprechend gearbeitet, sodass auch hier Gifte zusammengerührt wurden, da wir in unseren Breiten auch einen absoluten Killer besitzen. Den Knollenblätterpilz. So wurden hier zum Beispiel auch Berührungsgifte ersonnen, denn wenn man den sehr giftigen „grünen Knollenblätterpilz“ sammelt, diesen dann letztendlich zerstößt bzw. zerquetscht, die entstandene Masse 24 h in Alkohol stehen lässt, es abfiltriert und letztendlich mit einer Salbengrundlage vermischt, die auf der einen Seite eine Trägersubstanz ist, und auf der anderen Seite die Eigenschaft hat die Haut eines Menschen „durchlässig“ zu machen, hat man ein entsprechendes Gift. Dies wurde definitiv vollzogen, wobei auch noch andere „Hexensalben“ eine Verwendung fanden, Hexensalben die eben auch Atropin beinhalteten, um hier eine bewusste „Selbstvergiftung“ durchzuführen, um in einen Rauschzustand zu gleiten. Ob nun Tollkirsche, Bilsenkraut, Stechapfel, Engelstrompete, es gibt unendlich viele Pflanzen in Europa, die giftig sind, giftige Bestandteile beinhalten, die auch eine psychedelische Wirkung haben, und die in der Magie eine Verwendung fanden, zum Teil auch noch finden. Dass hierdurch natürlich auch viele Unfälle passiert sind, sollte einleuchten sein. Dies alles ist kein Spaß, dies ist sehr gefährlich, und man sollte es definitiv nicht ausführen, da der Körper selbst alle Drogen im biochemischen Kontext erschaffen kann. Denn auch hier ist natürlich die Dosierung das größte Problem. Wann setzt der Rausch ein, wann setzt der Tod ein, wann passiert überhaupt nichts? Und dies gilt auch für die verschiedenen Voodoogifte, sodass man hier erneut postulieren kann, dass irgendwie durch „Versuch und Irrtum“ eine passende Dosierung ersonnen werden muss.

Ob nun in der Magie, in der Wissenschaft, in der Naturreligion, die Prämisse „Versuch und Irrtum“ ist sehr weitläufig, und wenn man zum Beispiel auf die Idee kommen würde, die verschiedenen Voodoogifte, es muss ja nicht nur das Zombiepulver sein, nein, man kann hier selbstverständlich auch andere Gifte verwenden, einfach dem Opfer dadurch zu applizieren, dass man hier Pulver oder auch eine entsprechende Paste auf die Türschwelle streicht, dann ist das erst einmal eine Idee. Doch dies soll zum Beispiel eine sehr gängige Methode sein, um die Gifte den Opfern zu applizieren. Aha! Die Türschwelle?!

Bei der Türklinke würde ich es sogar noch verstehen, da man diese irgendwie anfassen muss. Aber die Türschwelle? Kann ich mir sicher sein, dass ich diese Stelle auch wirklich mit meinem Fuß treffe? Außerdem müsste dann die Aufnahme des Giftes über die Fußsohlen erfolgen, und wenn man dann hier Haiti oder auch Benin, Togo, Ghana oder Nigeria als Beispiel nimmt, mit der Annahme, dass hier permanent barfußgelaufen wird, dann müsste trotzdem irgendwie die Hornhaut „berechnet“ werden. Und dies wird sicherlich nicht einfach. Wenn man davon ausgeht, dass Menschen die größtenteils ihres Lebens barfuß laufen über eine recht stabile und dicke Hornhaut verfügen und eine Hornhaut so gut wie keine „pharmazeutischen Bestandteile“ ins Blut lässt, wird es schon recht unsinnig, ein Gift so auszubringen, dass man eben mit seinen nackten Füßen hier eine Aufnahme des Giftes erlebt. Es müsste außerdem ein Gift sein, das systemisch wirkt, also irgendwie in den Körper gelangt, um dann die Wirkung zu entfalten, da alle Gifte, die topisch wirken, d.h., dass das Gift NUR da wirkt, wo es aufgebracht wird, bei den Fußsohlen Sinn und Zweck verfehlen würde. Wenn man diesen Gedanken jetzt logisch weiterdenkt, wird man schnell herausfinden, dass diese Methode sicherlich nicht die sinnigste Art und Weise ist, jemanden zu vergiften, da man letztlich damit rechnen muss, dass auch andere Personen dieses Gift aufnehmen, bzw. dass hier überhaupt keine Aufnahme stattfindet, es sei denn, man würde das Gift anderthalb Meter vor und hinter der Türschwelle ausbringen. Ein wenig auffällig. Gerade wenn es darum geht, dass die Gifte über die Haut, oder auch über die Schleimhäute, aufgenommen werden, muss man sich doch einiges einfallen lassen. Gut, man kann hier eine giftige Pulvermischung der Person einfach ins Gesicht pusten, sodass hier durch Mund, Nase und Augen einiges aufgenommen wird. Wenn es hierbei „nur“ um einen Mord gehen würde, dann wäre dies eine Möglichkeit, die aber recht dumm ist, da man mit einer einfachen Schusswaffe oder einem Messer zum Teil bessere Wirkungen erzielen würde. Dazu muss man nicht ein Gift an mischen. Tot ist tot, egal, ob hier eine gewisse Dramaturgie verwendet werden soll oder nicht. Wenn es dann jedoch um eine „Bestrafung“ gehen würde, tja, dann wäre natürlich eine „dramaturgische Vergiftungsoperation“ viel effizienter, da auch mit dem Glauben und den Ängsten des Opfers gespielt werden kann. Doch wenn ich dann in diesem Konzept primär auf den Noceboeffekt aufbaue, dann kann ich auch irgendein Pulver nehmen, ohne hier einen entsprechenden Mord zu riskieren. Es geht ja letztlich „nur“ um eine Bestrafung. So hat man hier also wirklich ein Problem, dass man erst einmal schauen muss, wie man das Gift dem Opfer appliziert. Was sind die Zielsetzungen? Ein Mord, eine Bestrafung oder doch nur ein Denkzettel? Wie groß, wie schwer ist das Opfer, wie ist der Stoffwechsel, wie ist der allgemeine Gesundheitszustand? All dies sind Punkte, die berücksichtigt werden müssen.

Eine Aufnahme über die Haut bedingt ein Giftgemisch, welches definitiv berechnet und ausgelotet sein muss. Es gibt hier keinen einzelnen Bestandteil, es gibt hier nicht „mal eben“ DIE Super-Gift-Pflanze, die auf der einen Seite „langsam tötet“, zusätzlich psychische Effekte auslöst und ohne weiteres mit Hilfe eines keratolytischen Effektes die Hautbarriere durchdringen kann. Und was will man jetzt mischen? Nun, man könnte hier eine schon genannte Pflanze nehmen, die im Mittelalter den klangvollen Namen „Königin der Giftmischer, Verbrecher und Zauberer der ganzen Welt“ erhielt, und die eigentlich „Datura“ heißt, und eine ganze Gruppe von Pflanzen bezeichnet, die zu den Nachtschattengewächsen gehören, wobei man hier primär den Stechapfel, den „gemeinen Stechapfel“ (Datura Stramonium) nennen muss. Wobei die übergeordnete Bezeichnung „Datura“ über 20 verschiedene „Datura-Pflanzen“ abdeckt, die alle primär mit dem Gift Atropin (und entsprechende Derivate wie Hyoscyamin und Scopolamin) versetzt sind, und entsprechend wirken. Doch die Dosierung ist hier nicht so einfach, es sei denn, man fügt sich hier eine entsprechende Salbe oder einen entsprechenden Auszug der Pflanzen selbst zu, vollkommen bewusst, vollkommen gezielt. Es ist eben kein großes Geheimnis, dass Atropin bzw. die verschiedenen Atropinderivate „tolle magische Effekte“ ergeben. Wie gesagt, dies wussten letztlich alle Naturreligionen, da auch die „Hexen Europas“ die sogenannten Hexensalben aus Tollkirsche, Stechapfel und Alraune (diese ist jedoch primär im Mittelmeerraum zu finden) herstellten, einen Besenstil einrieben und dann nackt auf diesem ritten. Man muss bedenken, dass die Vaginalschleimhaut ein sehr gutes Absorptionsvermögen besitzt und die Salbenbestandteile recht schnell in die Blutbahn gerieten. Kein Wunder, dass man auf so einem Besen „fliegen“ konnte. Männer haben es da schwieriger, wobei man hier „Hexenzäpfen“ anbieten könnte, da die Hämorrhoidal-Arterien den Wirkstoff sofort und unter Ausschluss des sog. First-Pass-Effekts (Umwandlung eines Arzneistoffes während dessen erster Passage durch die Leber), dass Atropin in den Blutkreislauf bringen würde, was in diesem Kontext bei den „Hexenzäpfchen“ sogar zu einer erhöhten Wirkung führen würde, da einfach mehr „Wirkstoff“ im Blut ist. Doch jemand mit einem Zäpfchen zu vergiften, könnte noch schwieriger sein, als Gift auf eine Türschwelle auszubringen.

Außerdem ist das doch bestimmt so gut wie unmöglich, mit primitiven Methoden hier eine genaue Dosierung zu erreichen, oder? Naja, so ganz stimmt das nicht, denn wenn man mal die Verwendung des Stechapfels (Datura) in Bezug auf die Stichwörter „Überfall“, „Betäubung“ und „Naturreligion“ reflektiert, dann findet man hier Hinweise, dass in Indien Diebesbanden den Stechapfel verwendeten, um ihre Opfer zu betäuben. Es wird berichtet, dass sie sehr gute Erfolge hatten, und zwar nicht nur in Bezug auf das Diebesgut, nein, laut dem portugiesischen Forscher Cristoval Acosta, waren diese Diebesbanden, die eigentlich Prostituierte waren, und ihre Kunden betäubten, so geschickt in der Anwendung der Samen des Stechapfel, dass sie hier sehr genaue Zeitangaben berechnen konnten, sodass die Vergiftung entsprechend dosiert wurde, und die Opfer für einige Stunden bewusstlos waren. Stechapfel ist in diesem Kontext sowieso sehr beliebt, denn auch die indigenen Völker des kolumbianischen Hochlands haben den Frauen und Sklaven eines toten Königs die Samen der Datura gegeben, damit diese lebendig mit ihrem verstorbenen Herrn begraben werden konnten. Es ging hier also um eine bewusste Betäubung, es ging hier nicht um Strafe, nicht um eine absichtliche und heimtückische Vergiftung, nein, es ging ganz einfach darum, dass hier der Herrscher auch im Leben nach dem Leben eine entsprechende Dienerschaft hatte. Solche Vorstellungen findet man in einigen Kulturen. Doch da es hier um die pharmazeutische Sichtweise geht, muss man erst einmal sagen, dass die pharmakologischen Ergebnisse der Datura sehr zuverlässig, definitiv bekannt und berechnend und einsetzbar waren. Natürlich wurde hier auch wieder die Prämisse „Versuch und Irrtum“ vorgenommen, doch da der Stechapfel mit seinem Atropin sehr aktiv ist, werden durch mäßige Dosierungen Halluzinationen und Wahnvorstellungen erzeugt, auf die geistige Verwirrung, Orientierungslosigkeit und Gedächtnisverlust folgen. Gut, eine Überdosis zieht dagegen Bewusstlosigkeit und Tod nach sich – wer hätte das gedacht! Wenn es aber darum geht, jemanden erst einmal zu betäuben, um ihn dann ganz in Ruhe das Zombiegift zu applizieren, dann ist Stechapfel hier die Wahl der Voodoosi/Voodonsi. So ist es keine große Überraschung, dass eine Datura Art, die auf Haiti heimisch ist, den interessanten Namen „Zombiegurke“ besitzt, und wenn man auf Haiti im Voodoo bleiben will, dann kann man erst einmal sagen, dass es hier primär drei Arten des Konsums gibt. Es sind die drei Klassiker, Essen, Trinken und Rauchen. Dass die Samen gegessen werden, bedingt natürlich den größten Rausch, genauso wie das Trinken eines Aufgusses, sodass hier das Rauchen eigentlich die leichteste und einfachste Methode ist. Da die Pflanze „Datura Stramonium“, also der gemeine Stechapfel, so gut wie überall vorkommt, wird sie auch manchmal als „Ackerunkraut“ betitelt, was bedeutet, dass sie wirklich sehr häufig anzutreffen ist. Hier einmal eine Abbildung der Datura Stramonium und der Formel des Atropins (welches „optisch aktiv“ ist und sich drehen kann, sodass ich hier beide Varianten zeige):

Gut, jetzt hat man ein Bestandteil, man hat den Start, sodass man das Opfer erst einmal gefügig bzw. bewusstlos vor sich liegen hat, ist aber noch kein Schritt weiter, da man immer noch kein Zombie hat. Und jetzt? Jetzt muss man weitere pflanzliche und auch tierische Bestandteile verwenden. Aha! Welche denn?

OK, fangen wir doch mal kurz an eine kleine Übersicht einzufügen, was man so alles für das Zombiegift braucht. Erst einmal geraspelte Menschenknochen! OK, das hat Edmund Wade Davis in seinen Berichten zwar angegeben, doch ist dies absoluter Blödsinn. Pharmazeutisch haben Menschenknochen jetzt nicht wirklich irgendwelche Besonderheiten. Wenn es um das Calcium geht, kann ich auch Milch verwenden. Nein, die geraspelten Menschenknochen sind einfach nur schaurige Dramaturgie, Sympathiemagie, und eben in der Religion Voodoo beheimatet. Pharmazeutisch vollkommen uninteressant, und auch im magischen Kontext sind die „geraspelten Menschenknochen“ auch nicht wirklich spannend, da man hier auch mit Blut arbeiten könnte. Ja, es hat zwar eine schaurige Dramaturgie, und man kann, aus dem Blickwinkel der Sympathiemagie, hier unendlich viel hinein interpretieren, doch geht es hier primär um die pharmazeutische Perspektive. Gut, dann kann man die geraspelten Menschenknochen also von der Zombiepulverliste streichen, da sie nur zum Zwecke der Dramaturgie verwendet werden. Was gibt es noch? Eine Schlange! Aha! Welche? Die Chilabothrus striatus, die „Boa Hispaniola“, oder auch die „Haiti-Schlankboa“! Eine Boa? Ja! Eine Boa! Im Ruhrpott könnte man jetzt sagen „Boah! Eine Boa! Watt kann die denn? Würgen!“ Und das war es auch schon! Die Haiti-Schlankboa kann bis zu 3 m groß werden, primär die Weibchen, sie ist eine Würgeschlange, sodass hier Ratten, Mäuse und Vögel als Beutetiere zu deuten sind, und das war es auch schon! Sie hat kein Gift, sie hat keine giftigen Bestandteile, keine besonderen Drüsen oder sonst irgendetwas, was eine pharmazeutische Wirkung hat. Also hat man auch hier schon wieder ein Bestandteil, der überflüssig ist, und offensichtlich ausschließlich der Dramaturgie dient. Gut, was kommt jetzt? Nun, jetzt kommt eine Tarantel! Echt jetzt? Eine Tarantel? Ja, und zwar die „Phormictopus cancerides“, die „Braune Haitivogelspinne“, die – sehr streng genommen – nicht so ganz eine Tarantel ist, aber durch die englische Bezeichnung für Vogelspinne, „Tarantula“ wird es sich hier um diese handeln. Außerdem, in seltenen Fällen werden auch Vogelspinnen, Theraphosidae, als Tarantel bezeichnet. Nun, wie der Name schon sagt, kommt sie unter anderem auch auf Haiti vor, aber auch in weiten Teilen von Südamerika, und ist hier mit einer Größe von 75-85 mm eine normale Vogelspinne. Diese Spinne besitzt Brennhaare, die sie auch abschießen kann, sodass man hier von einer Bombardierung spricht, und die bei einem Menschen allergische Reaktion hervorrufen können, also leichte Entzündungen, Ausschläge und eben einen starken Juckreiz. Dieser Juckreiz kann mehrere Stunden und sogar bis zu Tagen anhalten.

Hier findet man also eine Erklärung, warum Haitivogelspinnen möglicherweise im Zombiepulver verarbeitet werden sollen. Es geht um die Brennhaare. Einverstanden, dieser Bestandteil könnte Sinn machen! Wobei diese Brennhaare über keine eigentlichen Gifte verfügen, und man davon ausgeht, dass allein die mechanische Reizung dieser Brennhaare das Jucken verursacht. Bei den Spinnen sind also andere Brennhaare von Mutter Natur „verbaut“ worden, als bei manchen Raupen oder Insekten. Da die Brennhaare der Spinnen über winzige Widerhaken verfügen, ist hier also eine Pulverisierung denkbar, wobei man auch hier wieder darauf achten muss, dass die Brennhaare nicht ihre Wirkung verlieren, wenn diese zu stark gepulvert, zerstoßen, gemörsert werden. Im Folgenden will ich einmal eine Abbildung einer Haitivogelspinne wiedergeben:


Und jetzt? In Afrika kommen zum Beispiel diese Tiere nicht direkt vor, wobei die Haiti-Schlankboa vollkommen irrelevant ist, und die Braune Haitivogelspinne vielleicht als Lieferant für Brennhaare dienen kann. Aber hier könnte man eben auch afrikanische Spinnen nehmen, die entsprechende Brennhaare besitzen. Daher gilt bis jetzt, dass in Afrika und auch in Haiti entsprechende Bestandteile zusammen gemischt werden können. Und was ist mit diesen blauen Eidechsen? Nun die Haiti-Ameive kann auch eine bläuliche Färbung haben, meist aber bräunlich. Auch der Hispaniola-Maskenleguan (Leiocephalus schreibersi) bzw. der Glattkopfleguan (Leiocephalus) ist hier denkbar, wie auch der Rotkehlanolis (Anolis carolinensis). Doch da diese Tiere keine nennenswerten Gifte haben und auch sonst im pharmazeutischen Kontext keine Relevanz besitzen, sind diese Bestandteile eher als Glaubens- oder Füllmaterial zu sehen, wie eben auch die Haiti-Schlankboa. Wenn man Glaubens- oder Füllmaterial verwenden will, wird man immer fündig werden, egal, ob es nun auf Haiti oder irgendwo in Afrika ist.

Gut, was kommt jetzt in das Zombiepulver? Als Nächstes kommt die weit verbreitete Sonchus oleraceus, die „Gemüse-Gänsedistel“, die eigentlich weltweit vorkommt. Die primären Wirkstoffe sind hier unter anderem Eisen, Phosphor, Beta-Carotin und Vitamin C sowie verschiedene Eiweiße. Im Volk wurde die Gänsedistel unter anderem zur Behandlung von Warzen eingesetzt, wobei sie auch gegen Fieber hilft, bei Regelschmerzen während der Menstruation und auch bei Entzündungen auf der Haut hilfreich eingesetzt werden kann. Warum diese Distel dann im Zombiepulver verwendet wird, ist fraglich, es sei denn, sie soll ein wenig den Juckreiz mindern, sodass hier „nach und nach“ der Reiz auftaucht, und man nicht sofort ein Brennen spürt. Hier eine Abbildung:


Weitere Bestandteile sind die Blätter des Cashewbaum, wobei hier auch zum Teil die Früchte verwendet werden, da diesen medizinische und rituelle Wirkungen im Voodoo zugesprochen werden. Die Cashewäpfel beinhalten das Cashew-Schalenöl, welches toxisch bis hautreizend wirkt. Doch auch die Cashewkerne können hier verwendet werden, wobei hier eigentlich primär der positive Effekt zu nennen ist, da die Cashewkerne sehr viele Mineralstoffe beinhalten, wie zum Beispiel Magnesium, und auch hier Aktivitäten von Enzymen steuern, und auch wieder Eisen beinhalten. Viel spannender ist jedoch, dass ein Cashewbaum auf Haiti mit der Liebe assoziiert wird, was in diesem Kontext nicht wirklich zum Zombiepulver passt. Hingegen passt das Cashew-Schalenöl ganz gut in das Zombiepulver, da man hier einmal eine Trägersubstanz generieren kann, im Öl selbst Phenolalkanamine enthalten sind, die sehr schnell aushärten, wobei der primäre Bestandteil die Anacardsäure ist, sodass auch hier wieder ein Juckreiz, ein Kratzen möglich ist, wobei auch bakterizide Wirkungen existieren. Doch eine antibakterielle und antibiotische Wirkung ist hier wohl nicht das primäre Ziel, sondern eher die Hautreizung. Der Cashewbaum kommt primär in den Ländern, Togo, Nigeria und Ghana vor, in Ausnahmefällen aber auch in der Karibik, wobei hier die Population definitiv nicht so stark ist wie in Afrika. Somit ist dieser Bestandteil auch wieder in beiden Voodooheimaten denkbar.

Hier entsprechende Abbildungen:

Als Nächstes wird dann die sogenannte Juckbohne (Mucuna pruriens) thematisiert, die auch manchmal als „Seidenbohne“ bezeichnet wird. Hierbei handelt es sich um eine Pflanzenart aus der Unterfamilie der Schmetterlingsblütler (Faboideae), und die als primäre Aufgabe einfach das „Juckpulver“ stellt, sodass hier eine Verwendung existiert, damit das Gift TTX, durch das Kratzen, durch das blutig Kratzen der Haut, in den Blutkreislauf des Opfers dringt. Da auch in Afrika die Thematik der Zombies gegeben ist, will ich hier sagen, dass diese Pflanze auch in Afrika bekannt ist, genauso wie auf Haiti. Ursprünglich stammt sie zwar aus Ostindien, aus Kaschmir, fand aber dann eine Verbreitung, sodass heutzutage die gesamten Tropen als Heimat deklariert werden können. Dies umfasst die Karibik, genauso wie die Länder Benin, Togo, Ghana und Nigeria. Wenn es also um das Zombiegift geht, welches mit der Hilfe von Juckpulver appliziert werden soll, dann findet man diesen Bestandteil im afrikanischen Voodoo, genauso wie im haitianischen Voodoo. Hier eine entsprechende Zeichnung der Juckbohne:


Wenn man sich dann auf die Kalabarbohne (Physostigma venenosum) bezieht, dann findet man auch hier wieder einen Schmetterlingsblütler, wobei die Herkunft sich hier speziell auf Westafrika bezieht, primär auf Nigeria. Es ist eine Pflanze, die hochgiftig ist, und zu Muskelkrämpfen führt. Speziell geht es hier um die Samen, da hier ausschließlich die Giftstoffe zu finden sind. Alle anderen Pflanzenteile sind in diesem Kontext ungefährlich. In den Pflanzen sind entsprechende Alkaloide vorhanden, die eben die Muskelkrämpfe auslösen können, speziell ist hier Physostigmin zu nennen. Wenn die Samen zu einem Pulver vorsichtig verrieben werden, und dieses Pulver einem Opfer ins Gesicht geblasen wird, dann würde eine Applikation über die Bindehaut der Augen erfolgen, sodass hier nach relativ kurzer Zeit ein Zittern der Glieder einsetzt, eine beschleunigte Herzfrequenz, Schweißausbrüche und natürlich allgemeines Unwohlsein. Mit der Zeit würden Entzündungen in den Luftwegen entstehen, genauso wie an den Bindehäuten der Augen selbst. Auch der Kehlkopf wäre betroffen, sodass hier eine entsprechende Heiserkeit, bis hin zu einem Verlust der Sprache möglich ist. Da jedoch das Physostigmin als Gegenmittel zum Atropin verwendet werden kann, würde dies eigentlich gegen die Nutzung der Kalabarbohne sprechen, es sei denn, dass Atropin, der Stechapfel, wird wirklich nur verwendet, um das Opfer vorab zu betäuben.

Doch wenn man sich ein wenig auf die Historie der Kalabarbohne bezieht, und hier schaut, wie die kulturellen Verwebungen sind, dann wurde die Kalabarbohne bewusst für Vergiftungen eingesetzt, für Vergiftungen in Ritualen, um hier ein entsprechendes „Gottesurteil“ herbeizuführen, d. h. also, dass den „möglichen Verbrechern“ die Bohne gegeben wurde – die Samen – und dass es dann den Vodun oblag, zu richten, ob der Mensch es überleben würde, oder nicht. Nun ja, man kann hiervon ausgehen, dass sicherlich einige der Verurteilten an den Samen starben, während andere es knapp überlebten, da es hier natürlich auf die körperliche Konstitution ankommt. Jeder Mensch reagiert anders. Bei diesem Gottesurteil muss man aber wieder reflektieren, dass es hier eher um eine Schuld bzw. um eine Schuldfrage ging, nicht um eine direkte Verurteilung. Es wurde geschaut, ob hier eine Schuld vorliegt, oder ob die Person unschuldig ist. Nun ja, man wird es selber wissen, ob man ein Verbrechen begangen hat, oder nicht. Gleichzeitig wird man auch wissen, dass andere Menschen bei diesem Gottesurteil verstorben sind, sodass man hier lieber ein Geständnis abgeben konnte, um dann eine Wiedergutmachung zu geben – egal, ob man es jetzt war oder nicht. Bevor man stirbt, ist eine Wiedergutmachung die bessere Alternative. Da auch das Zombiepulver für eine Verurteilung verwendet wird, möglicherweise hier auch für eine Schuldfrage, kann man hier also wieder klassische Parallelen ziehen.

Doch da die Pflanze primär in Afrika auftaucht, stellt sich jetzt die Frage, was es mit dem Voodoo in Haiti? Nun, erst einmal muss man sagen, dass die Kalabarbohne auch in Brasilien heimisch ist, obwohl sie dort „eingeschleppt“ wurde, hat sie trotzdem dort Fuß gefasst.

Daher kann es sein, dass auch einzelne Gewächse auf Haiti existieren. Viel wichtiger ist aber, dass das Physostigmin zu der Gruppe der Indolalkaloide gehört, genauso wie Ajmalin, Reserpin, Yohimbin und auch die große Gruppe der Vincaalkaloiden, sodass man hier Pflanzen findet, die in den Familien der „Immergrün“ (Vinca), der „Schlangenwurz“ (Rauwolfia / Rauvolfia) und auch die Hundsgiftgewächse (Apocynaceae) vorhanden sind. Und hier gibt es eben auch Vertreter auf Haiti, auf Kuba, allgemein in der Karibik. Es ist definitiv nicht die exakt gleiche Substanz, auch die Wirkung ist nicht absolut identisch. Auch die molekulare Struktur ist deutlich abweichend, dennoch sind hier starke Ähnlichkeiten vorhanden, sodass die Vergiftungserscheinungen ohne weiteres als „sehr ähnlich“ beschrieben werden können. Man muss einfach daran denken, dass das Zombiepulver hier nicht auf eine deutsche Arzneimittelreinheit basiert, sondern auf eine naturmagische und naturreligiöse Zusammensetzung. Somit findet man also auch entsprechende Pflanzen im Bereich des haitianischen Voodoos, sodass also auch hier die Möglichkeit gegeben ist, die besagten Bestandteile zusammenzufügen.

Nun ja, Möglichkeiten sind immer und überall vorhanden, doch wenn man jetzt noch einmal die Kritik aufgreift, dass TTX möglicherweise hier falsch tituliert wird, als primäres Zombiegift, dann sind hier immer noch im Allgemeinen der Cholinesterasehemmer Physostigmin zu nennen, da dieser Giftstoff in vielen Pflanzen vorkommt, selbstverständlich aber auch im Giftstoffgehalt starken Schwankungen unterworfen ist, da auf der einen Seite einmal die Standortbedingungen berücksichtigt werden müssen, also Qualität des Bodens, Wasserangebot, wie viel Licht bekommt die Pflanze, welche Mineralien nimmt sie auf etc., und auf der anderen Seite man nicht ohne weiteres sagen kann: „Iss diese Pflanze, und du wirst 3,579 mg Physostigmin aufnehmen“. Man müsste in diesem Kontext also Pflanzenauszüge erschaffen, sodass man hier eine bessere Dosierung, eine gezieltere Dosierung erreichen kann. Gleichzeitig ist es im chemischen Kontext nicht ganz so einfach, dass das Physostigmin aus den Pflanzen herausgelöst werden kann, da es hier wieder darauf ankommt, ob die Substanz lipophil oder hydrophil ist, bzw. eher basisch oder sauer. Dennoch muss ja irgendwo die Grundidee einer Vergiftung bzw. einer Zombiefizierung mit der Hilfe von Pflanzengiften herkommen. Fakt ist, dass Acetylcholin zu den wichtigsten Neutrotransmittern im Körper gehört, und wenn hier eine Hemmung erfolgt, eben durch Physostigmin, dann werden alle Reizweiterleitungen gestört. Acetylcholin existiert im zentralen Nervensystem, genauso wie im peripheren Nervensystem, was wieder bedeutet, dass hier eine Hemmung ein Herzrasen, eine Bradykardie auslösen kann, aber auch eine Hypertonie, also einen klassischen Bluthochdruck, sodass hier natürlich Schwindel, Verwirrtheit, Kopfschmerzen, aber auch Müdigkeit und eine große Schwäche, eine Asthenie vorhanden sind, wie auch eine immense Unruhe, eine Agitiertheit, möglicherweise ein Zittern des Körpers, also ein Tremor, dann selbstverständlich auch Albträume, Müdigkeit sind möglich, da diese natürlich noch forciert werden, da man hier permanent in einem Dämmerzustand ist, sodass hier jeglicher Cholinesterasehemmer als primäre Bestandteil auch ohne weiteres gehandelt werden kann.

Auch die Dosierung ist etwas einfacher, denn während beim TTX noch 10µg pro Kilogramm Körpergewicht des Menschen als letale Dosis gilt, ist die Dosierung bei einem Cholinesterasehemmer bei ca. 10 mg pro Kilogramm Körpergewicht. Dass in diesem Kontext dann ein Herzstillstand, und auch eine Atemlähmung, stattfinden, gleichzeitig aber auch die Möglichkeit besteht, dass der Herzschlag minimiert wird, genauso wie die Atmung, sodass hier ein Scheintod eintritt, zeigt eine weitere Möglichkeit, dass eigentlich ein Cholinesterasehemmer primär als Zombiegift gehandelt werden könnte. Also ist die Kalabarbohne (Physostigma venenosum) hier wirklich ein heißer Kandidat, ein Kandidat für das Zentrum des Zombiepulvers. Doch nicht nur die Kalabarbohne ist hier zu nennen, sondern auch ein Stoff, der in Bärlappgewächsen (Lycopodium) vorkommt, und zwar „Huperzin A“. Es ist ein Lycopodium-Alkaloid, und wenn man dann noch weiß, dass es immens viele Arten gibt, dann wird die Wahrscheinlichkeit immer größer. Und da das Gewächs Lycopodium clavatum (gewöhnlicher Bärlapp) auch in der Karibik vorkommt, ist hier eine mögliche Quelle auch für das haitianische Voodoo denkbar. Tja, die Kalabarbohne (Physostigma venenosum), die eben auch Gottesurteilbohne genannt wird, ist wirklich der Klassiker, wenn es um die Aufzeichnungen von Edmund Wade Davis geht, zumindest, wenn es um das Physostigmin geht. Doch, es gibt hier weitere Quellen und Möglichkeiten, nämlich die Früchte des Mancanilla-Baum (Hippomane mancinella), die man dann verwenden kann. Auch hier ist das besagte Physostigmin enthalten, und das der Mancanilla-Baum in der Karibik, aber auch in Westafrika vorkommt, zeigt wiederum, dass es hier ausreichend Pflanzen gibt, die die entsprechenden Gifte besitzen, sodass der jeweilige Bokor/Bocor/Bòkò/Azeto, oder die Caplata, definitiv nicht auf „ein einziges Rezept“ für sein Zombiepulver angewiesen ist, da die jeweiligen primären Wirkstoffe, in einigen Pflanzen vorhanden sind. Ob man jetzt die Kalabarbohne nimmt, oder die Äpfel des Mancanilla-Baumes, oder auch Teile eines der unzähligen Gewächse irgendeines Schlangenkrauts nimmt, obliegt dem Hersteller des Zombiepulvers. Zum Schluss wieder eine Abbildung der Kalabarbohne, Bärlapps bzw. des Schlangenkrauts, des Mancanilla-Baum, und der Formel des Physostigmin:

Die dritte Pflanze, Albizia lebbeck, die im Zombiepulver eine Verwendung finden soll, finden kann, ist eine Art von Albizia, die in den tropischen und subtropischen Regionen vorkommen kann. Es geht hier letztlich wieder um eine Gattung, die zwischen 100 und 150 Arten umfasst, sodass auch hier wieder in Benin, Togo, Ghana und Nigeria, genauso wie auf Haiti, entsprechende Ableger existieren. Die Bestandteile in den verschiedenen Arten umfassen eine gigantische therapeutische Breite. So können hier äußerliche Anwendungen stattfinden für Furunkel und Geschwüre, einige Bestandteile sind giftig, können aber auch wieder bei Schlangenbissen angewendet werden, als entsprechendes Antidot, manche Bestandteile werden bei Magen-Darm Problemen eingesetzt, wieder andere sind krampflösend, die nächsten sind aber auch wieder verkrampfend, und wieder einige gehen auch auf die Zellteilung, da sie Zellgifte sind, ähnlich wie die Bestandteile der Indolalkaloide, sodass also auch hier eine breite Vergiftung denkbar ist, was bedeutet, dass auch hier wieder das Nervensystem des Opfers nachhaltig geschädigt werden kann, genauso wie die mentalen und kognitiven Fähigkeiten.


Doch es gibt auch noch weitere Pflanzen, bzw. Nüsse und Bohnen, die im klassischen Zombiepulver eine Verwendung finden sollen! Doch bei allen Pflanzen muss man immer daran denken, dass die Quelle primär der Ethnobotaniker Edmund Wade Davis ist, der nach seinem Expeditionen für das Zombiepulver auch den Spitznamen „Indianer Jones der Ethnobiologie“ von einigen Kollegen erhalten hat. So findet auch noch die Muskatnuss einen Weg ins Zombiepulver, genauso wie die Ackerbohne. Eigentlich zwei sehr bekannte Bestandteile einer jeden Küche, sodass man hier erst einmal nichts Besonderes finden kann. Zumindest auf den ersten Blick nicht. Wenn man sich dann die Muskatnuss etwas genauer anschaut, dann erfährt man, dass hier der Stoff Myristicin enthalten ist, was auf der einen Seite ein Pestizid ist, welches bei Insekten aber auch bei Spinnentieren, speziell er bei Milben und bei Zecken, eingesetzt wird, aber auch hierbei eine neurotoxische Wirkung besitzt. Gut diese ist natürlich sehr gering, und man muss schon wirklich hohe Dosen, bzw. konzentrierte Dosen hier zu sich nehmen. Doch die Muskatnuss, bzw. der Inhaltsstoff, hat psychotrope Wirkungen, sodass entsprechende Halluzinationen möglich sind. Es besitzt gleichzeitig kanzerogene und gentoxische Eigenschaften, was bedeutet das auf der einen Seite Schäden an der DNA möglich sind, genauso das hier Zellwucherungen entstehen, und man Krebs bekommt. Nebenbei sei erwähnt, dass Myristicin aber auch im Dill, in Liebstöckel und auch in Petersilie vorhanden ist, wobei es hier primär um die ätherischen Öle dieser Gewürzpflanzen geht. Das bedeutet, um wirklich hier Myristicin herauszubekommen, muss man doch einige Klimmzüge machen. Doch man muss nicht unbedingt eine Extraktion bewerkstelligen, denn man kann in etwa sagen, dass 3-4 ganze Muskatnüsse bereits für Erwachsene lebensgefährlich sein können. Im Normalfall wird man nicht 3-4 Muskatnüsse essen, da man diese eben als Gewürz verwendet, und somit reibt. Wenn man aber in diesem Kontext 6-7 Muskatnüsse reibt, und dieses Pulver mit dem Zombibasispulver vermengt, wird man auf jeden Fall ausreichend Myristicin in seiner Pulvermischung haben. Es geht hierbei natürlich nicht um die tödliche Dosis, nein, es geht hier um die psychedelische Wirkung. Hier einmal eine Abbildung der Muskatnuss und die Formel des Myristicin:

Doch was nützt eine psychedelische Wirkung, wenn diese nicht wirklich dort ankommt, wo sie ankommen soll, also im Zentralnervensystem, im ZNS. Die verschiedenen Stoffe, die verschiedenen Gifte, die verschiedenen Substanzen die sich im Zombiepulver befinden, gelangen auf der einen Seite ins ZNS, auf der anderen Seite jedoch nicht zu 100 %. Die sogenannte Blut-Hirn-Schranke ist hier eine natürliche Schutzbarriere, die verhindert, dass eine äußere Schadenseinwirkung das Gehirn letztlich erreicht. Ob dies Gifte oder Parasiten sind, ist in diesem Kontext irrelevant, da die Blut-Hirn-Schranke einfach ein eigener Schutzmechanismus ist, der hervorragend funktioniert. Doch wie gesagt, einige Stoffe können die Blut-Hirn-Schranke überwinden, und einige Stoffe können auch wieder andere Stoffe huckepack nehmen, sodass man hier von einem Carrier spricht. Dies ist in den pharmazeutischen Breiten sehr nützlich, denn man will ja einige Medikamente direkt ins ZNS geben, und es ist nicht immer schön, wenn man hier so genannte „intrathekale Applikationen“ vollzieht, oder Medikamente „intra Omaya“ gibt, sodass diese eben direkt ins zentrale Nervensystem gehen. So werden hier also sogenannte Transportproteine, Carrierproteine verwendet, die eben Substrate durch entsprechende Membranstrukturen transportieren. Natürlich gibt es hier nicht DAS Carrierprotein, welches alle denkbaren Substanzen aufnehmen bzw. umschließen kann. Es muss stets substanzspezifisch verwendet werden, sodass hier geschaut wird, wie das eigentliche Wirkstoffmolekül aussieht, um dann ein entsprechendes Transportprotein zu kreieren. Einige Wirkstoffmoleküle benötigen keine Transportproteine, da sie die Blut-Hirn-Schranke überwinden können. So zählt zum Beispiel das Physostigmin zu den Stoffen, die die Blut-Hirn-Schranke überwinden können. Überraschenderweise wird dies in der Voodoo-Religion nicht so gemacht. Hier werden sich nicht irgendwelche molekularen Strukturen angeschaut, um dann das Zombiepulver entsprechend zu verändern. Und dennoch wurde es – unbewusst oder bewusst – vollzogen. Und hier kommt die Ackerbohne ins Spiel.

Die Ackerbohne, die auch unter den Namen Dicke Bohne, Favabohne / Fababohne , Feldbohne, große Bohne, Pferdebohne, Puffbohne, Saubohne, Säubohne, Schweinsbohne oder auch Viehbohne bekannt ist, gehört wieder zu den Schmetterlingsblütler, bzw. wenn man es dann eben auf die Gattung münzen will, zu den Vicia. Und dies ist auch schon die Besonderheit, denn dadurch, dass die Ackerbohne den Stoff Phytohämagglutinin enthält, kann sie nur gekocht verzehrt werden, da bei einem rohen Verzehr, wieder Gesundheitsschädigungen auftreten können. Viel interessanter ist aber, dass diese Bohne auf einen Gendefekt wirken kann, und zwar den sogenannten G6PD-Mangel, der zum Favismus führen kann, was hier zu einer Blutarmut führen kann, zusammen mit Fieber, Schüttelfrost, extremen Schmerzen im Magen-Darm-Bereich, sodass hier auch eine körperliche Schwäche eintritt, und gegebenenfalls auch ein Schock.

In Europa sind noch nicht einmal ein Prozent der Menschen von diesem Gendefekt betroffen. Wenn es aber um die Bevölkerung in den Malariagebieten geht, wozu eben auch Haiti und die Länder Togo, Benin, Ghana und Nigeria zählen, sieht es schon anders aus. Hier ist ein deutlich höherer Prozentsatz von diesem Gendefekt betroffen, was wiederum bedeutet, dass die Ackerbohne hier die beschriebenen Krankheitszustände bewirken kann. Schon das Einatmen des Blütenstaubs kann dazu führen, sodass die in Europa beliebte „dicke Bohne“ in der Karibik und auch in weiten Teilen Afrika sehr gefährlich sein kann. Doch dies ist gar nicht das Spannende, denn die Ackerbohne besitzt sehr besondere Begleitstoffe. Zu nennen ist hier einmal der Stoff L-Dopa (Levodopa) und einmal die Gruppe der Lektine. Vorab aber einmal eine Zeichnung der Ackerbohne und des Stoffes L-Dopa:

Die Lektine, genauso wie L-Dopa sind wichtig, wenn es um eine „Kommunikation der Zellen“ geht, da gerade die Lektine sich an eine äußere Membranoberfläche anlagern können, sodass hier eine entsprechende Thematisierung als Botenstoffe gerechtfertigt sind. Auch das L-Dopa ist hier ein Stoff, der durch die Blut-Hirn-Schranke geht. Und schon wieder ist die Blut-Hirn-Schranke ein Thema. Es bringt nichts, wenn das Zombiepulver ausschließlich im Magen-Darm-Trakt wirkt, und der Geist des Opfers unberührt bleibt. Nein, irgendwie muss auch das zentrale Nervensystem des Opfers geschädigt werden. Und genau deswegen ist die Blut-Hirn-Schranke hier eine immens wichtige Verteidigung, die aber offensichtlich durchdrungen werden kann, da die Lektine eben auch Carrierproteine sind/sein können.

Diese Verteidigungslinie, diese so genannte Blut-Hirn-Schranke, die aus Endothelzellen besteht, ist extrem miteinander verknüpft, und besitzt zusätzlich sehr viele Abwehrproteine, sodass eben hier Schadstoffe abgewehrt werden.

Ein Durchdringen dieser Blut-Hirn-Schranke ist definitiv nicht einfach, denn immer noch forscht die Pharmazie, und letztlich auch die Medizin, an Möglichkeiten, dass die Permeabilität der Blut-Hirn-Schranke so zu beeinflussen ist, dass man sehr gezielt und sehr dosiert Medikamente direkt ins zentrale Nervensystem transportieren kann. Dies ist das Ziel, doch es ist nicht einfach, denn wenn man sich einmal die verschiedenen Kapillargefäße in der Blut-Hirn-Schranke anschaut, und diese ausrollen würde, hätte man in etwa eine Strecke von 600 km. Das ist schon ein ganz großes Stück. Doch neben den Schutzfunktionen vor Fremdstoffen und vor toxischen Metaboliten, regelt die Blut-Hirn-Schranke letztlich auch die schwankenden Möglichkeiten der Hormone und der Neurotransmitter, genauso wie eine zu große Schwankung des pH-Wertes des Bluts hier geregelt wird. Man sieht also, dass die Blut-Hirn-Schranke gigantisch wichtig ist, man weiß aber immer noch nicht zu 100 %, wie die Blut-Hirn-Schranke vollkommen funktioniert, da man hier eben dann auch eine Durchlässigkeit bewerkstelligen könnte. Fakt ist, dass die Endothelzellen der Blut-Hirn-Schranke eben auch eine Unterstützung erhalten, da sie von Basalmembran umgeben sind, genauso wie von Perizyten und Astrozyten. Perizyten und Astrozyten sind wichtige Bauteile der Zellen, wobei die Perizyten in den Außenwänden der Blutkapillare agieren und somit zu der Klasse der Bindegewebeszellen zählen, während die Astrozyten essenziell für das zentrale Nervensystem sind, da sie in ihrer Mehrheit die „Gliazellen“, also die klassischen Zellen im Nervengewebe, bilden. Und im Zusammenspiel der verschiedenen Zellen, Membranen und Bauteile, kann eben eine Durchlässigkeit erreicht werden, genauso wie ein immens starker Schutz. Auch hier greift wieder das Schlüssel-Schloss-System. Nur wenn man den richtigen Schlüssel hat, kann man die Blut-Hirn-Schranke durchdringen. Doch Schlüssel gibt es eben einige. Diese Schlüssel müssen zum Beispiel eine gewisse „fettvorliebe“ besitzen, also es müssen lipophile Stoffe sein, da hier eine passive Diffusion möglich ist, sodass eben bestimmte Stoffe – Proteine unter anderem, genauso wie Aminosäuren etc. – die Blut-Hirn-Schranke durchdringen, bzw. passieren können. Doch eben nicht alle Proteine können die Blut-Hirn-Schranke überwinden. Die besagten Transportproteine, die sogenannten Carrier-Proteine schaffen es jedoch. Und hier haben wir dann wieder die Gruppe der Lektine zu betiteln. Doch auch der Stoff L-Dopa ist hier zu nennen, wobei dieser zwar die Blut-Hirn-Schranke überwinden kann, jedoch einige Verluste hinnehmen muss. Doch manchmal reicht es ja aus, dass auch nur 10 % ankommen. Wobei es hier primär um die Verstoffwechselung von L-Dopa zu Dopamin geht, dass klassische Glückshormon, da Dopamin, bzw. L-Dopa in der Parkinsontherapie angewendet wird, um eben hier helfend einzugreifen. Es geht darum, dass die verschiedenen Symptome, das Zittern, also der Tremor, aber auch das Restless-Legs-Syndrom, was eben die klassische Bewegungsstörung bei Parkinson ist, hier behandelt werden kann.

In diesem Kontext ist also L-Dopa eine Art Unterstützung für den Körper, sodass hier das Opfer / der Zombie sich zumindest wieder bewegen kann. Zwar nicht so schnell wie ein normaler Mensch, aber auch nicht vollkommen starr und steif ist. In diesem Kontext sieht man also, dass Pflanzen hier sehr wichtig sind, gleichzeitig muss man aber immer reflektieren, dass es hier um eine „Hinterhofpulvermischung“ geht, die eben „Pi mal Auge“ abgefasst wird, hierbei eine Testreihe nach dem Motto „Versuch-und-Irrtum“ hinter sich hat, manchmal funktioniert, manchmal nicht funktioniert, manchmal tödlich ist, und manchmal eben auch so einschlägt, dass man hier einen Zombie erschaffen kann.

Neben Pflanzen werden aber auch Tiere verwendet, bzw. Teile von Tieren oder auch nur deren Sekrete. So sind hier auch die „borstigen Ringelwürmer“ zu nennen, wobei man dann, im Speziellen, den Hermodice carunculata, den Bart-Feuerwurm, betiteln muss. Er gehört zur Gattung der „Vielborster (Polychaeta)“, die eben eine Klasse der Ringelwürmer (Annelida) sind. Diese sind meistens Meerestiere, manchmal frei beweglich, meistens aber ortsgebunden, sodass man hier auf Haiti sicherlich fündig werden kann, da die Karibikgewässer doch einiges an Leben zu bieten haben. Da auch die Länder Benin, Togo, Ghana und Nigeria über Küstenabschnitte verfügen, hier jedoch auch wieder andere Verhältnisse herrschen, könnte es auch hier möglich sein, dass entsprechende Vielborster (Polychaeta) vorhanden sind. Doch da es auch Arten gibt, die im Süßwasser vorkommen, sind auch hier wieder die verschiedenen Flüsse und Seen mögliche Lebensräume. Einige Arten verfügen eben über Abwehrmaßnahmen, sodass auch hier Gifte verwendet werden, und wenn man die Ringelwürmer in einer sehr großen Anzahl zusammen fügt, dann kann man auch eine entsprechende Menge an Gift generieren. Im speziellen Fall des Feuerwurms ist es auch wieder so, dass er über seine Borsten ein giftiges Sekret entlässt, was sehr starke Hautreizungen erzeugt, sodass hier ein brennender Schmerz existiert. Doch dies ist eine Eigenart, die sehr viele Ringelwürmer besitzen. Somit muss man diese Ringelwürmer eben als Quelle eines der giftigen Bestandteile des Zombiepulvers akzeptieren/deklarieren. Auch hier will ich einmal eine Abbildung zeigen, die verschiedene Vielborster (Polychaeta) zeigt:


So ist zum Schluss nur noch die Aga-Kröte (Bufo marinus / Rhinella marina), zu nennen, die auch einfach Aga oder Riesenkröte genannt wird, und hier eine Amphibienart aus der Gattung der Echten Kröten (Bufo) innerhalb der Familie der Kröten (Bufonidae) ist. Große Exemplare dieser Art können Körperlängen von über 22 Zentimetern erreichen, sodass diese Kröte zurecht zu der Gattung der Goliathfrösche gehört. Doch was ist das Besondere an dieser Kröte? Nun, die Aga-Kröte besitzt „paratoidale Drüsen“ auf ihrem Rücken, die geradezu ein Sammelbecken toxischer Stoffe sind. Tja, diese ist aber NICHT in Afrika verbreitet, sondern nur in Mittel- und Südamerika und mittlerweile auch in Australien und auf einigen Inseln, wo die Kröten „eingeschleppt“ wurden. Auch auf Haiti wurde die Kröte eingeschleppt.

Bei dieser Kröte geht es ganz einfach darum, dass sie eine psychoaktive Substanz produziert, da sie sich in diesem Zusammenhang gegen Angreifer und Fressfeinde zur Wehr setzt. Es kann sogar so weit gehen, dass die Kröte das Gift regelrecht verspritzt. Doch der Mensch ist in diesem Kontext kein Fressfeind, sondern maximal ein „Parasit“, ein „Stalker“, „eine Nervensäge, die die Kröte ableckt“ - und ja, das ist wortwörtlich gemeint. Dies liegt ganz einfach daran, dass im Hautsekret der Aga-Kröte verschiedene „Bufotoxine“ zu finden sind, die eben eine entsprechende Wirkung auf den menschlichen Geist haben, sodass auch hier wieder klassische psychedelische Halluzinationen entstehen. Primär sind hier die Stoffe „Bufotenin“, „Bufotalin“ „DMT (Dimethyltryptamin), 5-MeO-DMT (5-Methoxy-N,N-dimethyltryptamin) und sogar Katecholamine (also z.B. Adrenalin und Noradrenalin) zu finden. Wow! Was für ein Cocktail! Wenn man natürlich hier zu viel Sekret ab bekommt oder aufnimmt, können nicht nur Hautreizungen auftreten, zuerst in den Schleimhäuten, dann aber auch auf der normalen Haut, nein, wenn der Cocktail oral aufgenommen wird, kann hier auch der Tod einsetzen. Man muss erwähnen, dass das Sekret der Kröte als Verteidigung gedacht ist und nicht als tödliche Waffe wie z. B. das Gift der schwarzen Mamba, welche ihre Opfer dann frisst. Daher ist die Giftkonzentration immer noch „recht gering“. Also haben wir hier wieder Substanzen, die eine psychedelische Wirkung hervorrufen, sodass man nicht mehr zwischen Traum, Realität, Astralreisen oder Entführung von Außerirdischen unterscheiden kann. Perfekt, wenn man sich ein Opfer auserkoren hat, welches man zu einem Zombie machen will, bzw. welches man als Arbeitssklave verwendet. Ach so, kurz erwähnt. Man kann die Kröte in Deutschland ohne weiteres kaufen. Es ist jedoch verboten, aus dem Sekret Drogen zu machen! Wer hätte das gedacht! Wenn man jetzt KURZ auf die einzelnen Stoffe eingeht, ist es interessant, dass das Bufotenin ein halluzinogenes „Tryptamin-Alkaloid“ und eben recht eng mit dem menschlichen Neurotransmitter Serotonin verwandt ist. Wenn es um die eigentliche psychedelische Wirkung geht, dann kann man hier das LSD nennen, wobei die Effekte deutlich schwächer ausgeprägt sind, da LSD doch wieder an anderes Kaliber ist. Doch auch das DMT ist nicht ohne. Es ist auch, wie das Bufotenin, ein halluzinogenes Tryptamin-Alkaloid, aber, es ist deutlich effektiver, was bedeutet, dass hohen Dosen „geraucht“ oder „injiziert“ werden können, sodass es dann hier eines der stärksten bekannten Halluzinogene ist.

Wenn man es aber „schlucken“ will, muss man einen Trick verwenden, da sonst der Stoff von der menschlichen Leber „zu schnell“ (durch den First-Past-Effekt) umgewandelt wird und keine Wirkung mehr zeigt, sodass das Rauchen bzw. das Einatmen via Pulver effektiver ist. Sehr interessant ist noch die Tatsache, dass man beim DMT keine Toleranz im pharmazeutischen Sinne erfährt, was bedeutet, dass es zu keiner Gewöhnung kommt, sodass das DMT stets eine bestimmte Wirkung hat, ohne bei wiederholter Einnahme eine Abschwächung zu erfahren. Der Grund dafür ist unklar, doch man vermutet die starke Ähnlichkeit bzw. die chemische Verwandtschaft mit einem endogenen Neurotransmitter – dem Serotonin! Dies alles kann man auch über das 5-MeO-DMT sagen, nur mit dem Zusatz, dass die Dosis beim Rauchen bzw. Inhalieren ca. 10-20mg betragen soll und die Wirkung dann auch nur 10-20 Minuten anhält. Einen chemischen Sprung macht man aber, wenn man sich dann das Bufotalin bzw. Bufadienolide anschaut. Zwar kling Bufotalin und Bufotenin echt ähnlich, doch das Bufotalin gehört zu einer ganz anderen „chemischen Gattung“. Es gehört zu der Gruppe von Herzglykosiden, so wie auch die Inhaltsstoffe der heimischen Pflanze „Fingerhut“. Bufotalin bzw. Bufadienolide haben jedoch KEINE halluzinogene Wirkung, aber der Stoff verändert den Herzrhythmus und somit Atmung und Blutdruck, sodass hier auch wieder eine klare Gefahr zu sehen ist. Hier einmal eine Abbildung der Kröte und die Formeln der Stoff Bufotenin, DMT, 5-MeO-DMT und Bufotalin:


Da es aber in ganz Afrika keine Aga-Kröte gibt, dann findet man doch in diesem Kontext sicherlich keine Bestandteile im afrikanischen Zombiepulver, oder? Oder gibt es irgendwo in Afrika ähnliche Stoffe? Nun, DMT existiert auch in verdammt vielen Pflanzen. Und ja, diese Pflanzen existieren auch in Afrika. Hier ist die Pflanzengattung der Mimosengewächse zu nennen, die Gattung Acacia, wovon es sehr viele Arten gibt. Zu nennen sind hier folgende Pflanzen, die alle in Afrika vorkommen, und die auch alle DMT beinhalten: Daga- Akazie (Acacia laeta), Schwarzdorn-Akazie (Acacia mellifera), Ägyptischer Schotendorn (Acacia nilotica), Queensland-Akazie (Acacia podalyriaefolia), Vielstachelige Akazie (Acacia polyacantha), Gummiarabikumbaum (Acacia senegal) oder auch Paperbark Acacia (Acacia sieberiana)! Auch hier wieder ein Bild von Akaziengewächsen


Nachdem jetzt die verschiedenen Bestandteile des Zombiepulvers thematisiert und auch beschrieben wurden, stellt sich natürlich jetzt die Frage, wie man die einzelnen Bestandteile zusammen mischt? Nun, es gibt hierauf keine klare und 100 % richtige Antwort. Es sollte mittlerweile verstanden worden sein, dass man hier mit einem sehr experimentellen Pulver arbeitet, hochgiftige Substanzen verwenden würde – wenn man diese denn in seinem Besitz hätte, bzw. irgendwoher organisieren könnte – sodass hier die magische Komponente eigentlich vollkommen irrelevant ist, da man einfach ein Gift hat. Fakt ist, dass das Zombiepulver in der Voodoo-Religion – egal, ob es nun im haitianischen Voodoo oder im afrikanischen Voodoo verwendet wurde – als eine Art Strafe, als eine Art Urteil, als eine Art Vollstreckung verwendet wurde, und eigentlich auch noch verwendet wird. Doch eine Strafe, ein Urteil, eine Vollstreckung wird hier in diesem Kontext mit Gift vollzogen. Natürlich kann man hier einen magischen Akt aufbauen, natürlich kann man hier auch magisch arbeiten, doch ich kann auch mit einem Schwert magisch arbeiten, und später, aus Gründen der Strafe, eines Urteils, einer Vollstreckung, jemanden den Kopf abschlagen.

Ist dann das Schwert magisch? Ist die Arbeit magisch? Das Zombiepulver besitzt einen kulturellen Wert, da das Zombiepulver einen Einblick in die Möglichkeiten des Voodoo gibt. Dieser Einblick offenbarte, dass die kundigen im Voodoo, egal ob diese nun die Titel Houngan/Oungan, Mambo, Bokor/Bocor/Bòkò/Azeto, Caplata oder Bokonon tragen, Fachkenntnisse besitzen, die sich auf die jeweilige Flora und Fauna beziehen, sodass hier Krankheiten gebracht, aber auch Krankheiten genommen werden können. In den Industrieländern hat dies die Pharmazie übernommen, sodass hier entsprechende Pülverchen, Säfte, Injektionen etc. kreiert werden, um den Menschen zu helfen. Die Mediziner erstellen eine Diagnose, die Pharmazeuten suchen einen Weg der Hilfe. Im Zusammenspiel zwischen Medizin und Pharmazie ergibt sich dann irgendwann – so zumindest die primäre Hoffnung – eine Heilung. In der Voodoo-Religion, also in einer Religion wo der Animismus existiert, die Beseeltheit der Natur, wird sich stärker auf den Glauben und auf die Naturgeister verlassen, als auf irgendwelche studierten Menschen, die sich in ihren Arbeiten wohl fühlen. Im Animismus finden Glauben und Wissen ein besonderes Gleichgewicht, sodass auf der einen Seite definitiv nicht alles geglaubt wird, auf der anderen Seite definitiv auch nicht alles gewusst wird, man aber dennoch einen Weg findet, um sein Leben zu leben. Hierbei gilt eigentlich die Prämisse, dass jeder Mensch für seine Taten selbst verantwortlich ist, und wenn diese Taten schändlich sind, dass dieser Mensch von den Vodun / Loas / Iwas gerichtet wird. Doch manchmal muss es hier offensichtlich eine Art der Unterstützung geben, einen kleinen Schubs in die richtige Richtung, sodass hier eben doch nachgeholfen wird, um eine Bestrafung auszuführen. Genau hier greift eben das Zombiepulver in die kulturellen Schablonen der Voodoogemeinschaften ein, sodass hier die „lebenden Toten“ erzeugt werden, um den Opferfamilien dienlich zu sein. Grundsätzlich eine sehr menschliche Idee, sodass die Person, die Schaden verursacht hat, den Schaden auch wieder ausbügeln muss. Dieser Schaden soll eben dadurch ausgebügelt werden, dass hier ein gigantischer Giftcocktail das Opfer geistig und letztlich auch körperlich vernichtet. Und selbstverständlich haben die verschiedenen Bestandteile aus den Pflanzen und aus den Tieren klare pharmazeutische Wirkungen auf den menschlichen Organismus. Das Gift Tetrodotoxin (TTX) ist eben eines der stärksten Gifte, und greift entsprechend das menschliche System an. Doch auch Stoffe wie Bufotenin, Dimethyltryptamin (DMT), 5-MeO-DMT, Bufotalin oder allgemein die Bufotoxine dienen dazu, dass psychedelische Wirkungen den Menschen verwirren, sodass hier auf der einen Seite ein Albtraum erfahren wird, auf der anderen Seite aber auch eine Wehrlosigkeit initiiert wird, sodass man sich gegen die Vergiftung nicht wehren kann. Doch auch Stoffe wie Levodopa, Calciumoxalat-Kristalle, in Zusammenhang mit Saponinen, Glykoside und Alkaloide, meist vom Dieffenbachie (Dieffenbachia seguine) genommen, oder auch ein klassisches Juckpulver, welches von der Juckbohne, Mucuna pruriens, genommen wird, finden hier Verwendung, eben eine Reizung auszuführen, sodass die Pulvermischung, durch immenses Kratzen, sich mit dem Blut des Menschen vermengt. Doch auch Stoffe wie Physostigmin (meist von der Kalabarbohne genommen) und letztlich auch Atropin (meist von der „Zombie-Gurke“, dem Stechapfel genommen) tragen dazu bei, dass das berühmte Zombiepulver eine Wirkung hat, die meist tödlich ist.

Wenn man jetzt darauf wartet, dass hier Gramm genaue Zusammensetzungen gegeben werden, dann wird man definitiv enttäuscht werden! Es kann hier keine exakte Aufschlüsselung geben, ab wann dieses Zombiepulver giftig ist, ab wann es nur ein wenig giftig ist, ab wann es einen Menschen physisch und psychisch zerstört, und ab wann man seinen eigenen Zombiesklaven im Keller einschließen kann. Nicht nur, dass der Gesetzgeber hier andere Sichtweisen hat, wenn es darum geht, wilde Giftmischungen zu veröffentlichen, die man auch haargenau dann nachvollziehen kann, nein, auch die Zielsetzungen, warum ich das Kapitel überhaupt erschaffen habe, steht dem im Weg. Es geht hier um Aufklärung, es geht hier um Sichtweisen, es geht hier um Blickwinkel, sodass man versteht, wie Voodoo agiert, wie das Wissen existiert, und wie komplex die jeweiligen Handhabungen sind. Deswegen habe ich letztlich DAS Zombiepulver, oder auch DAS Voodoopulver schlechthin beschrieben, da man hier eine Schablone findet, welche man auf alle Gebiete anwenden kann. Natürlich geht es hier nicht um die einzelnen Inhaltsstoffe, sondern um das Wissen, was die einzelnen Tiere für Stoffe haben, wie diese verschiedenen Stoffe wirken, und welche Möglichkeiten die komplette Flora des jeweiligen Landes hat, egal ob es jetzt Haiti, Benin, Togo, Ghana oder Nigeria ist. Mutter Natur gibt alles, Vater Himmel, oder auch der Geist des Menschen, verknüpft alles, sodass hier die entsprechenden Möglichkeiten angenommen, eruiert, transformiert und angewendet werden.

Und was ist jetzt mit den Zombies? Nun, Zombies gibt es! Sie entstehen u. a. durch verschiedene Gifte, doch nicht alle Bestandteile „dieses Zombiegiftes“ sind rein biochemisch nötig! Wenn man sich die aktuelle Welt anschaut, dann existieren ausreichend Zombies, die nicht mit TTX und DMT vergiftet und gefügig gemacht wurden. Nein, hier reicht der Konsumterror, das TV-Programm, die Nachrichten und der Wille, so viel wie nur irgend möglich zu erhalten, gleichzeitig aber so wenig wie irgendwie nur möglich dafür zu tun! Jeder will alles, am besten aber für nichts. Und diese Zombiefizierung läuft unter anderem auch energetisch ab. Doch dies ist ein ganz anderes Thema, denn die Zombiefizierungen im Voodoo beziehen sich darauf, dass Menschen hier einen besonderen Dienst verrichten sollen. In diesem Kontext wird auch immer eine gewisse Dramaturgie „erwartet“, sodass es in diesem Kontext eigentlich normal ist, dass hier Leichenteile verwendet werden, genauso wie Graberde, oder andere „schaurige Bestandteile“. Nun, dies alles ist vollkommen überflüssig, egal, ob es jetzt um die biologischen, pharmazeutischen, chemischen oder energetischen Komponenten geht. Irgendwelche geriebenen Knochen haben überhaupt keinen Effekt. Gut, wenn hier spitze Knochensplitter sind, könnte man sich daran verletzen, dies ist aber auch wirklich alles. Alles andere fällt wieder in den Bereich der Sympathiemagie, sodass man sich hier eben vorstellt, dass man die Essenz eines Menschen verwendet, um einen anderen Menschen zu versklaven.

Doch man kann die schönsten, schaurigsten, gruseligsten und interessantesten Bestandteile für sein Voodoopulver verwenden, die jeweiligen Gifte, egal ob es jetzt das Tetrodotoxin ist, oder auch die verschiedenen Substanzen die die Aga-Kröte produziert, dies alles hat eine reale, biochemische Wirkung, und selbst wenn man nicht daran glaubt, selbst wenn man der Meinung ist, dass Zombiepulver eine Albernheit einer rückständigen Religion ist, wird der aufgeklärte, westliche, europäische Verstand zugrunde gehen, wenn hier das TTX seine tödliche Wirkung entfaltet. Wenn das DMT seine Wirkung entfaltet, wird der aufgeklärte, westliche, europäische Verstand vielleicht nicht zugrunde gehen, vielleicht wird er in diesem Kontext nur andere Welten betreten, und überrascht sein, was es noch alles gibt. Doch selbst wenn hier ganz bewusst keine tödlichen Gifte verwendet werden würden, sodass das Opfer „nur“ betäubt, unter Drogen gesetzt oder narkotisiert wird, ist der Effekt natürlich nicht von der Hand zu weisen. Man muss sich vorstellen, dass das Opfer betäubt oder auch paralysiert wird, sodass es dann von den jeweiligen Helfern des Bokor/Bocor/Bòkò/Azeto, oder der Caplata, vollkommen bewusst, dramaturgisch gezielt, magisch ausgeführt, beerdigt wird. Es wird darauf geachtet, dass das jeweilige Opfer wirklich in einen Sarg gelegt wird, beerdigt wird, und dort auch zurückgelassen wird. Es wird davon berichtet, dass das Opfer in etwa 2-3 Tage begraben sein soll, wobei man sich dann hier selbst ausrechnen kann, was so etwas mit der Psyche eines Menschen macht. Wenn hier auch noch ein gewisser Sauerstoffmangel hinzukommt, ist es auch wieder möglich, dass hier Schädigungen auftauchen, die irreparabel sind. In diesem Kontext spricht man von einer hypotoxischen Hirnschädigung, sodass hier das Gehirn eine Unterversorgung erleidet, wodurch eben dann schwerste Störungen der jeweiligen Hirnfunktionen auftreten können. Im medizinischen Normalfall kann dies natürlich auch auftauchen, gerade dann, wenn die Menschen reanimiert werden müssen, sodass sie hier zu lange ohne Atmung sind. Im Voodoo wird dies jedoch bewusst gemacht, sodass auch hier ein Sauerstoffmangel herbei geführt wird. Es geht hierbei nicht immer darum, dass der Mensch klinisch tot ist, und wiederbelebt wird. Nein, eine hypotoxische Hirnschädigung kann auch durch ganz andere Thematiken erreicht werden. Im Allgemeinen sind hier eigentlich Vergiftungen, Hirnblutungen, Herzstillstand, Unfälle aller Art und auch schwere allergische Reaktionen zu nennen. Nun, dass hier nicht ein Begraben eines lebendigen, atmenden Menschen aufgeführt wird, sollte klar sein. Da hier bewusst eine schwere Schädigung in Kauf genommen wird, sind hier primär Orientierungs- und Gedächtnisstörungen vorhanden, die sich jedoch auch auf motorische Störungen erweitern können. Man kann davon ausgehen, dass die bewusste Beerdigung eines lebenden Menschen auch in Haiti, genauso wie in den verschiedenen afrikanischen Ländern, von den Behörden nicht gern gesehen wird. Doch Voodoo ist Voodoo! Und man kann sich sicher sein, dass der Bokor/Bocor/Bòkò/Azeto oder die Caplata, zusammen mit ihren Helfern, darauf achten werden, dass auf der einen Seite das Opfer massiv bestraft wird, eben durch das lebendige Beerdigen, gleichzeitig aber nicht an dem irgendwann auftretenden Sauerstoffmangel stirbt. Dennoch wird hier eine Schädigung des Gehirns bewusst in Kauf genommen.

Da das menschliche Gehirn bei einer hypotoxischen Situation bereits nach einigen Minuten mit dem Absterben von Nervenzellen reagiert, kann man sich auch hier vorstellen, was es bedeutet, dass das jeweilige Opfer 2-3 Tage lang beerdigt bleibt. Gleichzeitig muss man sich aber auch vorstellen, dass hier der Mensch nicht sofort erstickt. Der normale Mensch nutzt bei einem normalen Atemzug nur einen geringen Teil seiner Lungenkapazität. Man kann erst einmal davon ausgehen, dass die erwachsene Lunge etwa ein Gesamtfassungsvermögen von ca. 5,5-6 Litern besitzt. Der Wert schwankt natürlich stark, da die biologische Bauweise von Frauen und Männern unterschiedlich ist, genauso wie es auf die Größe der Person ankommt. Daher sind diese 5,5-6 Liter eher eine Art Richtwert. Doch der Atemzug eines Menschen nimmt in etwa nur 0,5 Liter auf. Hinzu kommt, dass der Sauerstoffgehalt in der Luft bei ca. 21 % liegt (20,95 Vol.-%), hierbei aber die gesamten 21 % bei weitem nicht verwendet werden. Nein, die ausgestoßene Luft des Menschen beinhaltet in etwa immer noch 16 % Sauerstoff, sodass man hier grob sagen kann, dass der Mensch für einen Atemzug ca. 5 % Sauerstoff seiner Umgebung benötigt. Würde der Mensch die ganzen 21 % aufnehmen, wäre jede Mund-zu-Mund-Beatmung tödlich, da hier die Person, die Hilfe benötigt, keinen Sauerstoff erhalten würde. Gut, der Mensch verbraucht also 5 % Sauerstoff. Jetzt kann man weiter davon ausgehen, dass der Mensch, der sich einen Zombiefluch aufgeladen hat, der also hier von der Gemeinschaft gerichtet werden soll, in einem Sarg liegt, der in etwa 2 Meter lang, 90 cm breit und 80 cm hoch ist. Dies würde in etwa ein Volumen von 1,44 m3 Luft bedeuten, was dann 1440 Liter Luft sind. Wenn man jetzt davon ausgeht, dass man im Schlaf in etwa 14 Atemzüge macht, man ca. 0,5 Liter Luft pro Atemzug aufnimmt, dann wird man mit dem Volumen von 1440 Liter ca. 800 Minuten Sauerstoff haben. Wenn man den Sauerstoffgehalt zu 100% aufnehmen würde, also die 21 % Sauerstoff der Luft, dann würden die 1440 Liter bei 14 Atemzügen pro Minute, also 7 Liter, „nur“ etwas über 200 Minuten überleben. Da man aber nur 5 % verwendet, wird man also über 800 Minuten kommen – zumindest in der Theorie. Tja, 800 Minuten sind etwas mehr als 13 Stunden. Etwas weit weg von 2-3 Tagen. Gut, in Haiti und auch in den afrikanischen Ländern werden nun keine Eichensärge verwendet. Es können hier einfache „Holzkisten“ sein, es kann auch nur ein Tuch sein. Ein Tuch wäre gut, wenn man nicht zu tief begraben wird. Hier würden die Lufteinschlüsse in der aufgelockerten Erde mehr Luft zur Verfügung stellen, als ein hermetisch abgeriegelter Sarg. Aber auch eine Holzkiste ist nicht so schlimm, denn auch hier werden große Spaltmaße existieren, sodass hier Luft eindringt. Außerdem soll das Begrabenwerden eine Strafe sein, sodass man sich auch hier vorstellen kann, dass ein Luftrohr existiert, sodass hier etwas Luft das Opfer erreicht. Eine andere Möglichkeit ist aber der Gedanke, dass dann Helfer oder der Bokor/Bocor/Bòkò/Azeto oder die Caplata selbst, das Opfer nach Erfahrungswerten „ausgraben“, sodass hier eine „eigene Zeit“ existiert, wann das Opfer ausgegraben wird. Dies kann nach 10 Stunden sein, nach 24 Stunden oder auch länger.

Ein anderer Punkt, der aber manchmal gerne vergessen wird, und den Hersteller des Zombiegiftes betrifft, ist der eigene Schutz. Man hantiert hier mit immens tödlichen Giften, die eben auch über die Haut aufgenommen werden, was bedeutet, dass man sich hier auch selbst schützen muss, bevor man eben ein Opfer seiner eigenen Unvorsichtigkeit wird.

Doch was ist, wenn hier eigentlich doch keine konzentrierten Gifte verwendet werden, sondern nur berauschende Drogen, und man sich auf der einen Seite auf den Glauben der jeweiligen Menschen stürzt, und auf der anderen Seite auf die Einfältigkeit und auf die Ängstlichkeit? Was wäre, wenn man sich einen Menschen aussucht, der in den Augen der Gemeinschaft eine Schuld auf sich geladen hat, eine Schuld, die nicht gesühnt werden kann, die eine Todesstrafe beinhalten soll, und diesen nur betäubt, bzw. unter einem Drogeneinfluss setzt, diesen theatralisch beerdigt, ihm glaubhaft versichert, dass er tot ist, und ihn nach kurzer Zeit wieder ausgräbt, ohne dass hier physische Schädigungen eintreten. Dass in diesem Kontext psychische Schädigungen sicherlich auftreten, dürfte nicht überraschend sein. Was wäre also, wenn dies alles nur eine gigantische Dramaturgie ist, und sich darauf beruft, dass die Menschen einfach an Zombies glauben?! Der Glaube versetzt Berge und wenn dann wirklich die Kriminellen bestraft werden sollen, hier in eine Zeremonie beerdigt wurden, im Kontext tot waren, wieder ausgegraben wurden, um den Menschen zu helfen, denen sie Schaden zugefügt haben, dann ist es denkbar, dass hier eine entsprechende Möglichkeit existiert. Wenn in diesem Zusammenhang die Zombies, die Straftäter, immer wieder unter Drogen gesetzt werden, sodass hier eine Art Dämmerzustand beibehalten wird, dann festigt sich dieser Gedanke immer mehr und immer mehr. Vielleicht hatte der Ethnobotaniker Edmund Wade Davis eine spannende Geschichte niedergeschrieben, über das ominöse Zombiegift, über besondere Wirkmechanismen, Giftcocktails und Tierfragmente, die manchmal mehr und manchmal weniger sinnhaft anmuten. Möglich ist so vieles. Eine weitere Möglichkeit ist auch die, dass hier geistig behinderte Menschen einfach als „Zombies“ tituliert, als billige Sklaven missbraucht und als Menschen ausgenutzt werden. Das Familien ihre Kinder verkaufen, kommt auch heute noch vor. Und wenn man jetzt davon ausgeht, dass die verschiedenen Strukturen im Voodoo sehr klar patriarchalisch sind, ist es zumindest nicht von der Hand zu weisen, dass behinderte Familienmitglieder wirklich als Arbeitssklaven verkauft werden.

So bleibt zum Schluss nur noch zu sagen, dass die Angst vor den Zombies, vor der Zombiefizierung, in den Voodoogemeinschaften existiert. Dies alles ist aber auch ein Sinnbild der vergangenen Sklaverei, sodass hier die Individualität fortgenommen wird, man nur noch ein Werkzeug ist, keine Rechte mehr besitzt, und im Grunde bis zum Ableben arbeiten muss. So sind hier die eingebrannten Muster im kollektiven Unterbewusstsein als Rollenbilder zu verstehen, da durch ethische und moralische Perversionen, die Sklaverei Alltag war, und in den Köpfen manchmal noch hochkocht. So ist das mit den Mustern, so ist das mit den Menschen, und irgendwie ist dies dann auch so mit den Zombies!

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Voodoo, Hoodoo & Santería – Band 5 Zombies, Voodoo-, Hoodoo- und Santería-Exorzismen und Kurzrituale

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