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Schattenarbeit auf psychologischer Ebene

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Wenn man sich mit der Schattenarbeit auf der psychologischen Ebene beschäftigt, muss man sich erst einmal im Klaren darüber sein, dass man etwas „sehr ungewöhnliches“ betreibt. Schattenarbeit bedeutet hier, dass man sich mit der eigenen Destruktivität mit der inneren Dunkelheit und mit den hausgemachten Dämonen beschäftigt – wobei es diesmal keine Schutzgeister sind, sondern Quälgeister, die einen manipulieren, täuschen und steuern. Jeder Mensch, der sich mit einer effektiven Schattenarbeit beschäftigen will, muss sich darüber im Klaren sein, dass man sich selbst mit deutlichem Abstand betrachten muss, frei nach dem Motto „Ich bin nicht ich!“. Es wird einfacher, wenn man seine eigenen Verhaltensmuster, Taten, Ansichten und sogar Gedankengänge so betrachtete, also, ob man neben sich selbst herläuft.

Dies funktioniert nicht nur in der Theorie, sondern auch in der Praxis, wobei dies etwas schwieriger ist, da man seine Denkmuster, ähnlich einem „Allwissenden Romanerzähler“ verändern muss, so als ob man wirklich die eigene Handlung gerade in einem Buch liest bzw. sie via Hörbuch vorgelesen bekommt.

Dies kann so weit gehen, dass man seine Taten penibel beschreibt und ggf. auch bewertet, wobei die Bewertung hier eine ehrliche Kritik (wortwörtlich „Kunst der Bewertung“) sein muss, ohne dass man das Ego beweihräuchert bzw. es niederdrückt. Wenn man will, kann man sich im Rahmen dieses Gedankenexperimentes einen „äußeren Freund“ erschaffen, der einen beobachtet, beschreibt und der auch auf Fragen antworten kann. Sicher, am Anfang wird es befremdlich und sogar albern sein, wenn man beginnt, Selbstgespräche zu führen, doch man wird mit der Zeit erkennen, dass man hier wirklich wertvolle Tipps erhalten kann, Tipps, die sich auf das alltägliche Verhalten beziehen. Dieser „äußere Freund“, darf auch hin und wieder vergessen werden, doch niemals vollkommen. Es wäre utopisch, wenn man plötzlich permanent sich selbst äußerlich betrachten und bewerten sollte. Gerade in emotionalen Situationen wird es so gut wie unmöglich sein, doch da unsere Gedanken und Erinnerungen ohne Weiteres in die Vergangenheit reisen können, kann man versuchen, hier noch einmal einen neutralen und nüchternen Blick zu bekommen. Auch dies wird nicht immer möglich sein, denn es ist ein wahrer Geistesakt, wenn man in egogeladenen Situationen sachlich und neutral eine Betrachtung starten kann.

Man kann den äußeren Freund im Idealfall als eine autarke Energie sehen, die ruhig und gelassen neben dem Ego steht, wenn dieses sich aufregt und voller Zorn und Hass am liebsten Dinge (verbal und/oder tatkräftig) zerstören will. In diesem Fall, kann man – mit deutlicher Übung und Geduld – es bewirken, dass die Energie des selbst erschaffenen „äußeren Freundes“, der ruhig schweigt und helfend agiert, wenn man selbst seinen Aggressionen freien Lauf lassen will. Wenn man wütend, zornig und hassend agiert, kann man sich so codieren bzw. programmieren, dass der „äußere Freund“ sanftmütig verzeiht und beschwichtigend handelt.

So kann man mit diesem psychologischen Trick beginnen sich selbst zu erkennen, sich selbst zu verstehen und sich selbst auch vollkommen zu analysieren, sodass man irgendwann folgende magischen Wörter wahrlich aussprechen kann:

GAHOACHMA - GAHOACHMA (Henochisch für: Ich bin, der ich bin!)

… und …

hyha rXa hyha - Ehjeh Asher Ehjeh (Hebräisch für: Ich bin, der ich bin! Ich war, der ich bin! Ich werde sein, der ich bin! Ich war, der ich war! Ich werde sein, der ich war! Ich bin, der ich war! Ich war, der ich sein werde / der ich gewesen sein werde! Ich werde sein, der ich sein werde / der ich gewesen sein werde. Ich bin, der ich sein werde / der ich gewesen sein werde!)

Man wird beginnen ein Verständnis zu entwickeln, dass man – wenn man wahrlich für sich „Ehjeh Asher Ehjeh“ oder „Gahoachma“ sagen kann – eine innere Meisterschaft begonnen hat. Doch der Weg, dass man sich selbst zu einem Meister macht, ist sehr lang, steinig und teilweise auch qualvoll. Dennoch lohnt sich dieser Weg, der in der rückblickenden Sicht eine prächtige goldene Straße ist, die schnurgerade verläuft.

Doch die wenigsten Meister fallen vom Himmel, und wenn sie fallen, ist es pure Absicht gewesen. Genau deswegen muss man erst einmal begreifen, dass die meisten (menschlichen bzw. gesellschaftlichen) Schatten entweder erkannt, angeschaut, analysiert und harmonisiert werden (zumindest in rudimentären Zügen), oder dass sie mit aller Gewalt und ohne Rücksicht auf Verluste im Außen und im Gegenüber bekämpft werden.

Leider ist bei den meisten Menschen der Kampf im Außen der Fall, da es sehr schwierig ist, ein bzw. sein Bewusstsein über den jeweiligen individuellen bzw. sogar kollektiven Schatten zu stellen, sodass man sich selbst im Licht erkennen kann. Da die Integration des eigenen Schattens eine absolut essenzielle Notwendigkeit für die eigene Selbstevolution ist, kann man ohne Weiteres sagen, dass man durch die Erschaffung eines echten Bewusstseins, sein gesamtes System heilen kann.

Doch was ist jetzt eigentlich Schattenarbeit auf der psychologischen Ebene? Was ist denn dieser Schatten überhaupt? Ist es wirklich eine Metapher oder ist hiermit der „reale Schatten“ eines festen Körpers gemeint? Nun, der Schatten ist in diesem Fall ein klassischer Archetypus, der die unverarbeiteten, verdrängten und dunklen Seiten in jedem Menschen repräsentiert, vertritt und teilweise auch nach außen bzw. auf das Umfeld projiziert. Zugegeben, der Begriff „Schatten“ ist hier etwas theatralisch ausgedrückt, denn letztendlich ist der Schatten etwas ganz Natürliches. Zwar wird ein Schatten immer mit der Abwesenheit von Licht assoziiert, doch muss man immer bedenken, da wo Schatten ist, ist auch immer Licht. Ohne Materie, ohne etwas Festes und ohne Lichtquelle, gibt es keinen Schatten – denn selbst ein Fenster wirft ein Schatten, weil das Glas das Licht bricht! Je heller das Licht und je massiver bzw. je undurchsichtiger ein Gegenstand ist, desto deutlicher wird man einen Schatten sehen. Wenn man also beginnt, sich selbst zu transformieren und transzendent zu werden, werden die eigenen Schatten minimiert bzw. im Grunde sogar aufgehoben. Dennoch zeigen die magische, die psychologische und auch die profane Praxis immer wieder, dass es diesen Schatten, bzw. diese Schattenanteile, in jedem von uns gibt. Sie gehören zu unseren menschlichen bzw. materiellen Existenzen. Viele Menschen – gerade sogenannte Lichtarbeiter, die mal wieder im hellsten Sonnenlicht stehen und mit einer Taschenlampe noch mehr Licht „bringen“ wollen – verleugnen diesen eigenen Schatten. Hierdurch kann dieser Archetypus, die innere Energie immer mächtiger und penetranter werden, sodass man irgendwann eine regelrechte Macht geschaffen hat, welche man nicht mehr dementieren kann. Fakt ist, dass jede Verleugnung, jedes Wegsperren oder auch jedes Vergessen des eigenen Schattens, zu einer negativ Spirale wird, die sich irgendwann selbst ernähren muss, indem hierdurch immer wieder und wieder die Schattenthematiken ins Bewusstsein gedrückt werden.

Natürlich muss „unser Schatten“ als Synonym gesehen werden. Dieses Synonym steht erst einmal für alle negativen, gesellschaftlich oder sozial unerwünschten Tendenzen. Gleichzeitig muss man aber auch hier aufmerksam sein und reflektieren, dass dies Tendenzen sind. Außerdem, „wer“ definiert, dass sie unerwünscht sind.

Die verschiedenen Kulturen und Gesellschaften haben schon immer ein Korsett und eine Schablone von Normen und Idealvorstellungen angefertigt, sodass negative und unerwünschte Züge, die nun mal in Persönlichkeitsstrukturen enthalten sein können, unterdrückt wurden. Diese Unterdrückung – oder teilweise sogar Verteufelung – führt dazu, dass sich solche Muster in das Unbewusste oder Unterbewusste des Menschen verlagern, wo sie „reifen“ oder „gären“. Je stärker die eigenen Persönlichkeitsstrukturen abgeschoben und pervertiert werden, desto schneller beginnt die Schattenentwicklung. So ist es nicht wirklich verwunderlich, dass bereits in den ersten Lebensjahren die ersten Schattenstrukturen gezüchtete werden. In den verschiedenen Kulturen und Gesellschaften gibt es stets Anforderungen, Erwartungen, Gebote und vor allen Dingen Verbote, die den Alltag bestimmen. Natürlich wird es immer wieder Verhaltensmuster geben, die in einem sozialen Gefüge nicht funktionieren. Mord, Totschlag, sexuelle Gewalt etc. sind oft ausgelebte Schattenextreme, die nicht toleriert werden können. Doch leider wird in der Gesellschaft viel, viel mehr tabuisiert, sodass man definitiv nicht das gesamte Spektrum eines Selbst (welches von einem Ich unterschieden werden muss) entfaltet kann. Man kann in Bezug auf den Menschen sagen, dass es nichts gibt, was es nicht gibt. Alle nur denkbaren Exzesse sind möglich.

Wenn man diese aber – auf Grund des manchmal überschätzen „gesunden Menschenverstand“ – nicht ausleben kann bzw. darf, kann man auf anderen Ebenen ein mögliches Ventil schaffen. Klar ist, dass es gerade in der westlichen Gesellschaft viele Verhaltensregeln aber auch Möglichkeiten gibt, überwindbare Schatten auszuleben. Egal, ob es nun in den sexuellen Bereich geht oder um einen anderen. Doch selbstverständlich gibt es Tabus, die man nicht tolerieren kann. Hier kann die Astralebene Hilfe leisten, da auf der Astralebene alles möglich und letztlich auch alles erlaubt ist.

Doch der Schatten im Inneren des Menschen wird meist mit der Abwesenheit von Licht assoziiert, also mit der Abwesenheit von Liebe, Information und Reflexionsvermögen.

In Bezug auf das Licht ist es rein physikalisch absoluter Blödsinn, denn wo man einen Schatten „sieht“, muss auch immer eine Lichtquelle und ein Objekt existieren, welches aus Materie bzw. aus einer lichtundurchlässigen Substanz besteht, sodass ein Schatten überhaupt entstehen kann. Gut, dies ist jetzt keine bahnbrechende Erkenntnis, dennoch laufen bei jedem Menschen autonome Prozesse ab, wenn bestimmte Vokabeln fallen. Daher kann man gar nicht oft genug betonen – und somit eine positive Manipulation bedingen – dass ein Schatten ohne eine Lichtquelle nicht existieren kann. Schwierig ist es nur, diese (innere!?) Lichtquelle zu finden. Das archetypische Bild des Schattens wurde in vielen Märchen, Mythen, Erzählungen und Sagen als das Böse schlechthin verwendet. Immer, wenn es um einen Widersacher, um den Teufel, um Dämon, Monster oder auch Hexen geht, wird das Bild einer gefährlichen Schattenfigur typisiert. Auch die „gefährlichen“ Märchentiere (Wölfe, Schlangen etc.) sind alles Schattenfiguren, von denen etwas Bedrohliches und Furchterregendes ausgeht. Zum Glück haben diese Bilder jedoch nichts mit der persönlichen Schattenarbeit zu tun. Es sind genormte und vereinfachte Sichtweisen, die man eher als eine Art „Aufmerksamkeitserreger“ sehen kann. Im heutigen Kabarett, wäre jede zynische Bemerkung ein solcher Schatten. Sicherlich, wenn es um die psychologische Komponente der Schattenarbeit geht, verwendet man schnell und gerne die Vokabel des „inneren Dämons“. Doch wie schon kurz erwähnt, wird hier das Bild des Dämons aus christlicher Perspektive gesehen, was für einen magisch arbeitenden Menschen lächerlich und anmaßend ist. Zwar sind religiöse Schattenaspekte wie „die böse Hexe“ in den Märchen viel eher in einem völkischen Kontext zu sehen, doch greifen hier eher andere Mechanismen, als die, die für die innere Schattenarbeit sinnig sind. Doch zum Glück gibt es in der Literatur und in den Unterhaltungsmedien immer mehr und mehr hervorragende Beispiele, wie man sich seiner Schattenarbeit nähern kann. Die literarische Darstellung des Dr. Jekyll und des Mr. Hyde ist hier absolut perfekt, denn genau dieses Beispiel zeigt uns, wie die Schattenthematik auf psychologischer Ebene agiert. Zwar wird die Novelle „Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ als virtuose Darstellung des Doppelgängermotivs gesehen, doch könnte man sie genauso gut als korrekte Schattenarbeitsdarstellung feiern.

Da das Doppelgängermotiv in der Literatur primär mit dem Verderb der eigenen Identität assoziiert wird und dadurch die fokussierte Angst der Menschen charakterisiert, kann man hier eine sehr deutliche Parallele finden. Die Angst über einen möglichen Verlust der eigenen Identität bzw. der eigne Untergang in der Masse, sind deutliche Schattenthematiken.

Wenn man sich nun die beiden Gestalten aus der Geschichte des Schriftstellers Robert Louis Stevenson aus dem Jahr 1886 ansieht, kann man sagen, dass beide „Wesen“ der Schatten des anderen ist. Die Gestalt des Dr. Jekyll und des Mr. Hyde bezieht sich jeweils auf das Verhalten des anderen, sodass man sagen muss, dass die beiden Individuen sich durch eine gekonnte Integration des Schattens (jeder der beiden ist der Schatten des anderen) zu einem höheren Wesen entwickeln könnten. Zu einem inneren Meister, zu einem magischen Menschen, der stirbt und neu geboren wird und dadurch einen magischen Namen bekommt. In diesem Fall wäre das aus „Doktor Jekyll“ und „Mister Hyde“ das Wesen Hy’Kel entstanden, ein Wesen, das keinen Wert auf irgendwelche Titel legt, das sein Wirken begonnen hat und sich nicht an Äußerlichkeiten wie Anreden und Ränge der Menschen stört. Gleichzeitig wäre es aber auch ein gebildetes Wesen, das sich gewählt und diplomatisch ausdrücken und – wenn gewollt – auch einen gesellschaftlichen Umgang pflegen kann!

Natürlich besitzt dieses Beispiel, dieses „Hy’Kel Wesen“, ein paar Hürden. Es wird nicht einfach sein, seine animalische und seine akademische Natur so zu vereinen, dass man beide durch einen bewussten Gedankenimpuls befreien kann. Die gesamte Idee wird wertlos, wenn eine der beiden Seiten doch eine autarke Kontrolle erlangen kann, sodass man eben nicht Herr seiner „Fragmente“ ist. Genau dies ist das Problem in der Geschichte von Robert Louis Stevenson! Das Hyde-Fragment ist zum Teil unkontrollierbar! Freilich ist dies eine sehr überspitze Darstellung, doch in jedem Menschen sind stets mehrere Persönlichkeiten und Anteile enthalten. Bevor man also die Kontrolle über sich erhält und sich selbst „erheben“ kann, muss man definitiv die verschiedensten Schattenthematiken individuell analysiert haben. Man wird überrascht sein, wie vielseitig die eigenen Schatten sein können.

Eine winzige, dennoch gut verwendbare, Testmöglichkeit, beinhaltete der Satz „Was trifft, betrifft!“, was soviel bedeutet, dass man überraschenderweise vollkommen unlogisch und paradox handeln kann, wenn der richtige „Knopf“ im Inneren gedrückt wird. Es ist ein typisch menschliches Verhalten, das der eigene Schatten ähnlich einem Projektor arbeiten kann. All die angeblichen Unzulänglichkeiten, die jeder Mensch besitzt, all die negierten Eigenschaften werden in perfekter Art und Weise auf Personen und/oder Objekte im eigenen Umfeld projiziert. Diese Projizierungen werden natürlich besonders deutlich gesehen und bemerkt. Doch sie werden als „Fremdeigenschaften“ bzw. als Eigenschaften des Menschen, der einem gegenübersteht, interpretiert. Auf die Idee, dass es sich bei dem bemängelten Verhalten um eine Spiegelung der eigenen Unzulänglichkeiten handelt, kommt man meist nicht. So kann man ohne Weiteres sagen, dass jeder Mensch eine Art Projektor in seiner Stirn und in seinem Solarplexus besitzt. Dieser Projektor überträgt und überzeichnet die geschaute Realität mit den eigenen Schattenbildern. Und da es menschlich ist, sich nicht mit den eigenen projizierten Schattenbildern auseinanderzusetzen, wird meist eine aggressive Reaktion hervorgerufen. Die angebliche Unzulänglichkeit des Gegenübers wird nicht akzeptiert, nicht kritisiert, sondern einfach als dumm und schändlich abgetragen. Dass dies natürlich absolutes Konfliktpotenzial besitzt, dürfte klar sein. Daher ist es essenziell, dass man den eigenen Schatten erkennt! Das Erkennen bedingt dann auch eine Transformation und eine Integration, denn nur so wird man den ersten Schritt auf dem Pfad des Reifeprozesses ausführen können, der letztlich in der eigenen Ganzwerdung enden wird. Es gibt hierfür sogar sehr schöne Sprichwörter, die man wortwörtlich verwenden kann:

„Über seinen Schatten springen“ oder „Einen Schatten haben“.

Doch leider ist ein solcher Schattensprung nicht immer einfach, denn wenn die Schatten einmal verdrängt werden, sich tief in das eigene Unterbewusste eingenistet haben, beginnen sie dort zu arbeiten und sich ein regelrechtes Schattenimperium aufzubauen. Der innere Schatten ist hier der absolute Herrscher!

Das Problem mit diesem Imperium und diesem Herrscher ist eine/seine große Macht, denn wenn das Tagesbewusstsein sich wagen sollte, in dieses Herrschaftsgebiet einzutreten, wird es nicht nur überrannt, nein, es wird regelrecht vernichtet, aufgelöst und in das Schattenimperium vollkommen integriert werden. Es entsteht eine Dynamik und eine Wirksamkeit des inneren Schattens, die definitiv das Tagesbewusstsein so stark verändert, dass man von einer Besessenheit sprechen kann. Da der Schatten Nahrung bzw. Energie benötigt, wird er sich diese, ähnlich einem parasitären Wesen, welches einen energetisch besetzt hat, in der Außenwelt holen. Der Schatten wächst durch die angeblichen Unzulänglichkeiten.

So ist es vollkommen logisch, dass man sich selbst immer wieder in Situationen wiederfindet, in denen man sich herrlich dem Selbstmitleid ergeben kann. Egal, ob bewusst oder unbewusst, das eigene Programm des Egos wird immer wieder Situationen selbst kreieren oder sich zielsicher in entsprechende Situationen hinein manövrieren, in denen Selbstmitleid hervorragend passt. Selbstmitleid ist hier die beste Nahrung für den inneren Schatten. Wenn der innere Schatten ein Politiker wäre, dann würden folgende (typisch menschliche) Aussagen, die perfekten Werbeslogans darstellen!

Die Welt ist böse! Keiner liebt mich! Alles hat keinen Sinn! Ich bin so arm! Egal, was ich mache, es geht schief! Ich bin doch sowieso der Sündenbock für alle! Ich kann mir nichts leisten und nicht am Leben der Gesellschaft teilnehmen! Die anderen sind an meiner misslichen Lage schuld! Ich bin zu dick/dünn/dumm/schlau/schön/hässlich/arm/reich/alt/jung!

Das Ego des Menschen wird immer irgendetwas finden, um zu jammern. Irgendwas wird immer die Stimmung trüben und irgendwer muss hierfür die Schuld tragen. Gerade in der westlichen Gesellschaft kann man dies sehr deutlich beobachten, denn gerade im Konsumrausch und im Jammertal wird es immer für das Ego einen Grund geben, sich zu beklagen! Dieses Beklagen, dieses Jammern, ist die Nahrung des inneren Schattens und durch die Nahrungssuche, die absolut geschickt und individuell verläuft, können somit nicht nur Neurosen entwickelt werden, sondern auch das Krankheitsbild der Paranoia.

Der innere Schatten ist daher ein Gegner, der niemals zu unterschätzen ist, der immer da ist (zumindest im Hintergrund) und ein gewaltiges Machtpotenzial darstellt. Doch der innere Schatten existiert nur durch die Tatsache, dass man in selbst erschaffen hat. So kann man sich diesen Umstand aber auch zunutze machen, denn der innere Schatten ist auch ein Faktor der Macht, der die Gesamtheit der individuell und kollektiv-unbewussten Anteile des Ichs beinhaltet. Diese Macht kann man energetisch verwenden, verwenden, um sich selbst zu erkennen und auch zu verstehen. In diesem Prozess kann man die verschiedensten emotionalen bzw. energetischen „Ablagerungen“ illuminieren, welche dann aufgelöst werden können. Jede emotionale bzw. energetische „Ablagerung“ wird als Nahrung verwendet, die den Schatten wachsen lässt. Man kann es als ein „Naturgesetz“ definieren, dass das, was verborgen ist, durch die emotionalen Wasser „hochgespült“ werden will, damit es „angeschaut“ und „integriert“ werden kann. Wenn der Schatten „ungesehen“ wieder versinkt und seine eigenen „Egospielchen“ beginnt, wird das Leben indirekt gesteuert. In diesem Fall wird der Schatten zurecht mit dem Dunklen assoziiert, da er vom Licht bzw. von der Information (selbstständiges Agieren und Ausleben der Fähigkeiten) abgeschnitten ist.

So ist es in diesem Fall sogar „in Ordnung“ wenn man in Bezug auf den eigenen Schatten die Vokabeln „böse“ oder „Widersacher“ wählt, auch wenn eine Theatralik nicht förderlich ist. Doch wenn man seinen inneren Schatten als das „Bösen“ oder als den „inneren Widersacher“ erkennt, kann man aktiv gegen dieses Prinzip arbeiten! In diesem Kontext ist der Schatten stets das, was man selbst nicht mag, d. h., der Widersacheraspekt bezieht sich auf Persönlichkeitsaspekte, welche man vor sich und vor anderen Menschen verbergen will. So muss man ganz deutlich sagen, dass die Rechnung von Carl Gustav Jung (Ich + Schatten = Selbst) absolut korrekt ist. Um hier eine sinnige Lösung zu finden, muss man erst einmal anfangen die sog. Schattenbilder zu erforschen, da diese einen gewissen Stellenwert im kollektiven Unterbewusstsein besitzen.

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Magisches Kompendium - Schattenarbeit

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