Читать книгу Henochische Magie - Band 1 - Frater LYSIR - Страница 5

Die 1001 Geschichten über John Dee und Edward Kelley

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Um die beiden Personen John Dee und Edward Kelley ranken sich unendlich viele und vor allem teilweise vollkommen unterschiedliche Geschichten bzw. Berichte. Daher ist es (beinahe) passend, dass man hier wirklich die Zahl „1001“ nimmt. Allein die Daten der Sterbetage der beiden Magier zeigen, dass es da doch viele „offene Fragen“ gibt. John Dee, geboren am 13.07.1527 und gestorben am 12.12.1608 bzw. am 26.03.1609. Edward Kelley, geboren am 01.08.1555 und gestorben am 26.08.1594 bzw. am 23.05.1595 bzw. am 16.03.1597 bzw. am 29.09.1597.

Doch bei den ganzen Geschichten um John Dee, Edward Kelley und die henochische Magie, muss man stets berücksichtigen, dass sie auf Aufzeichnungen beruhen, die von dem Mediziner Hans Sloane fast über 150 Jahre nach dem Ableben von John Dee, der Library of the British Museum gespendet wurden, woraus die Magier des 20. Jahrhunderts (aus der Sloane Collection) die henochische Magie publik machten. Ferner muss man bedenken, dass das Mittelalter nicht unbedingt die Zeit war, wo alles haarklein aufgeschrieben wurde. So muss man die folgenden Informationen über John Dee und Edward Kelley erst einmal als „gegeben“ deuten, d. h., man muss selbst stets skeptisch bleiben und nicht alles wortwörtlich auf die „Goldwaage“ legen. Es geht bei diesen Informationen um einen groben Überblick. Es ist keine Biografie. Es soll primär um die henochische Magie gehen. Es geht im Großen und Ganzen auch nicht darum, ob die beiden Magier die henochische Magie ge- oder erfunden haben. War es wirklich ein Erzengel, der ihnen alles diktierte, oder war es ein menschliches Ego, dass eine besondere Sprachbegabung hatte und – ähnlich wie John Ronald Reuel Tolkien in Bezug auf das Elbische – eine Sprache erfunden hat. Es geht in diesem Kapitel um eine Schablone für eigene Ideen und Vorstellungen. Dies ist absolut bedeutend in Bezug auf die henochische Magie, denn die henochische Magie ist etwas, das in der magischen bzw. spirituellen Szene sehr kontrovers diskutiert wird. Mal sind die „Erfinder“ dieser Magie (John Dee und Edward Kelly) einfach nur mittelalterliche Geheimagenten, die in der henochischen Sprache schlicht nur geheime Botschaften geschmuggelt haben, damit „Krone und Vaterland“ auch stolz sein können. Wieder andere sehen die Ideen und Entdeckungen von John Dee und Edward Kelly als Möglichkeit, sich selbst zu erkennen, sich selbst zu harmonisieren und zu verstehen, welche Möglichkeiten das eigene Sein bietet. Wenn man die henochische Magie einfach als „Möglichkeit“ versteht und Dee und Kelley einfach nur als „Namenspaten“ sehen will, kann man für sich ein eigenes System konzipieren. Die henochische Magie ist kein starres System. Es ist mit einem Grundprinzip oder mit einem Skelett zu vergleichen. Es ist eine Schablone, die man individuell einsetzen kann. Das „Skelett“ der henochischen Magie bietet die Möglichkeiten, dass jeder der will, diese Vorlage verwenden kann, um einen vollkommen neuen und individuellen Körper zu erschaffen. Man kann Haut, Muskeln, Organe, Blut und Hormone „erzeugen“ und diese mit dem „henochischen Skelett“ verbinden. Hierzu benötigt man natürlich „magisch-anatomische“ Kenntnisse. Es bringt nichts, wenn man z. B. die Regeln und Muster eines anderen Systems 1:1 auf das henochische System anwenden will. Man muss schauen, welche Arbeitsweisen, individuell für einen selbst am besten sind, sodass man diese auswählen und forcieren kann!

Ist es daher wichtig, ob dieses Skelett „von höheren Mächten“ diktiert wurde? Diese Frage muss sich jeder selbst beantworten, da es hierbei um Selbstvertrauen und Demut geht. Solange man sich selbst treu bleibt, ist es im Grunde egal, ob es eine menschliche oder eine kosmische „Eingebung“ oder „Erdichtung“ war.

Wenn man durch die „henochische Idee“ sich selbst evolutionieren, sich selbst für die Mächte des Kosmos öffnen und sich somit selbst initiieren kann, sollte man maximal einen historischen Wert entwickeln, in Bezug auf die „Erfindung“ bzw. das „Geschenk der Engel“. Wer waren also die beiden Menschen, die Kontakt zu den Engeln hatten?

John Dee war ein Astrologe/Astronom, Alchemist, Politiker, Agent, Mathematiker und natürlich Magier. Man konnte ohne Weiteres sagen, dass John Dee ein Universalgelehrter war. Er war weiterhin ein Experte auf den Gebieten der Kryptologie, der Sprachen (u. a. Hebräisch, Griechisch, Latein) und auf den Gebieten der Geografie, der Navigation und der Architektur. Zusätzlich gehörten auch klassische Gebiete, wie z. B. Malerei, Dichtkunst, Dramatik (verfassen von Theaterdramen), Musik und Philosophie zu seinem Intellekt. Sehr interessant ist sein Spagat zwischen der Theologie und der Hermetik, da diese beiden Bereiche nicht immer leicht zu vereinen sind – gerade dann nicht, wenn die Kirche eine so hohe Toleranz besitzt, wie sie im Mittelalter besaß. „Du lästerst Gott? Verbrennt ihn.“

Dee bezog sich sehr stark auf die Astrologie, da er davon ausging, dass die Astrologie exakt mathematisch berechnet werden konnte – etwas, dass man eher heute mit dem Begriff der Astronomie verbindet. Doch die „mathematische Berechnung“ – so seine Überzeugung – könne „geistige Wahrheiten“ und „globale bzw. internationale Tendenzen“ vorhersagen. Dadurch, dass er aber auch stark in der rituellen Magie beheimatet war, musste er hier und da politisch agieren, um nicht angeklagt zu werden, auch wenn die Inquisition bzw. die Kirche in England recht wenig Macht hatte. Da hohe Ämter stets (damals wie heute) politische Ämter waren, schaffte Dee es, zum Hofastrologen Elisabeths I zu werden. Wer ein Universalgelehrter war, musste außerdem eine gute Bibliothek besitzen, da man nicht alles via Channeling oder Intuition „wissen“ kann. So heißt es in der Literatur, dass die Bibliothek von John Dee im Jahre 1583 ca. 2500 Bücher und über 170 Manuskripte enthielt, andere Quellen sprechen von über 4000 Büchern.


John Dee soll in einem gutbürgerlichen Elternhaus aufgewachsen sein, da sein Vater Rowland Dee Kaufmann (Textilkaufmann und Schneider am königlichen Hofe) war. Eine andere Quelle spricht davon, dass der Vater von John Dee ein „kleiner Staatsbeamter“ war, was nun etwas ganz anderes als Kaufmann bzw. Schneider ist. Zum Glück kann man aber hier einen „gleichen Nenner“ finden, der einfach „finanziell abgesichert“ lautet. Die Mutter von Dee (Johanna Wild bzw. Dee), war die Tochter von William Wild, der angeblich seinen Stammbaum bis zu Roderic den Großen, Prinz von Wales, zurückführen konnte. Dies alles sind deutliche Indizien, dass John Dee zumindest in einem „sozial starken und gebildeten Haushalt“ aufwuchs.

Im Alter von 8 Jahren besuchte Dee eine „gehobene Schule“, letztlich eine Kaderschmiede der intellektuellen Elite. Im Alter von 16 Jahren (im Winter 1542) studierte John Dee am St. John's College in Cambridge (welches erst 1511 gegründet wurde) alte Sprachen (Latein, Griechisch und Hebräisch) sowie Mathematik, Astrologie und Philosophie. Es wird gemunkelt, dass Dee äußerst diszipliniert war und jeden Tag maximal 4h schlief, 2h für Essen und Trinken opferte und ansonsten ausschließlich lernte und studierte.

Dies ist sicherlich möglich, denn wenn man sich selbst im Zustand des „Flow“ befindet (ein Zustand, der eine vollkommene Vertiefung in eine Tätigkeit beschreibt, sodass man überhaupt nicht mitbekommt, wie die Zeit vergeht und dass man hart arbeitet. Man könnte Schaffensrausch oder Funktionslust dazu sagen), bemerkt man nicht, dass man „hart arbeitet“. Vier Jahre später erwarb er seinen ersten Abschluss und wurde im selben Jahr zum Trinity College der University of Cambridge gerufen, welches auch im Jahr 1546 entstand. Hier wurde er Dozent für Griechisch (d. h. er war mit 19 Jahren bereits „Professor“), doch er blieb nur knapp 1 Jahr aktiv als Dozent am College, da er bereits 1547 zu reisen begann und in den Niederlanden enge Freundschaften zu Gerard Mercator (einem Kartografen und Geografen), Gemma Frisius (einem Kosmologen), dem Orientforscher Antonius Gogava und vielen anderen großen Philosophen der damaligen Zeit aufzubauen pflegte. 1548 ging Dee nach Cambridge zurück, um einen weiteren Abschluss zu machen. Kurz darauf verließ er Cambridge wieder, um weiter in Belgien zu studieren. Auch hier schloss er enge Freundschaften zu der damaligen intellektuellen Elite und traf auch seine alten Freunde Frisius und Mercator wieder. Manche Quellen drücken sich hierbei teilweise sehr ungeschickt aus, da Dee in der Zeit, wo er in Belgien (in Löwen) studierte, angeblich auch Agrippa von Nettesheim (ein sehr berühmter Magier des Mittelalters) getroffen haben soll. Gleichzeitig wird aber auch angemerkt, dass Agrippa von Nettesheim „nur“ an der Universität Löwen studierte, deren eigene Geschichte zurück bis in das Jahr 1425 reicht. Da Agrippa von Nettesheim am 18.02.1535 verstarb, kann John Dee ihn nicht im Jahr 1548 in Löwen getroffen haben – es sei denn via Séance.

In der Zeit 1548 – 1550 machte Dee seinen Doktor und ging anschließend nach Paris. Hier hielt er viele wissenschaftliche, öffentliche Vorlesungen ab, sodass er schnell großes Ansehen genoss. Ihm wurde sogar eine „königliche Professur“ angeboten, doch da Dee wieder zurück nach England wollte, lehnte er diese dankend ab. Dee blieb nur knapp 1 Jahr in Paris.

1551 kehrte Dee nach England zurück, wo er Edward Tudor bzw. Eduard VI., dem dritten Monarch der Tudordynastie vorgestellt wurde. Dieser verstarb aber schon ein paar Jahre später (im Februar 1553 wurde er todkrank) und die jüngere Schwester, Maria Tudor, folgte auf dem Thron, obwohl sie erst ausgeschlossen wurde, da sie nur seine Halbschwester war. Da aber die Cousine von Eduard VI., Jane Grey, zwar als Erbin benannt, jedoch nach 9 Tagen wieder abdanken musste, wurde Maria Herrscherin. Dee soll beauftragt worden sein, ihr ein Horoskop zu erstellen, dies war ein weiterer Schritt in die „adligen Kreise“ der englischen Herrschaft. In diesem Zuge sollen sich die ersten schriftlichen Kontakte zwischen Prinzessin Elisabeth (später Königin Elisabeth I.) und Dee entwickelt haben, was dazu führte, dass Dee auch für Elisabeth ein Geburtshoroskop anfertigen sollte.

John Dee hatte stets adelige Gönner (die Herzogin von Northumberland, den Earl of Leicester, den Earl of Pembroke), die ihn großzügig finanziell unterstützten, sodass er auch eine Stelle als Mathematik Dozent in Oxford ablehnen konnte. Nebenbei war John Dee auch Berater (1551-1583) für die Unternehmen, die sich auf Handel und Entdeckungen spezialisierten. Doch auch, wenn Dee immer ein großes Ansehen genoss, wurde er im Jahr 1555 (im Geburtsjahr von Edward Kelley) inhaftiert.

Ein gewisser George Ferrys verleumdete Dee, dass er eines seiner Kinder durch Schwarze Magie getötet habe und ein anderes erblinden ließ. Die zusätzliche Beschuldigung, dass Dee via Zauberei König Maria töten wolle, brachte wahrscheinlich das Fass zum Überlaufen, da England relativ human in Bezug auf die Hexenverfolgung reagierte. Doch Dee kam bald wieder aus dem Gefängnis frei, da das Königshaus deutlich intervenierte und die Inquisition letztlich „nachgab“. So wurde John Dee am 29. 08.1555 von allen Anklagepunkten freigesprochen.

Da sich natürlich die Kirche nicht ohne Weiteres geschlagen geben wollte, musste Dee noch einmal eine „Befragung in religiösen Angelegenheiten“ über sich ergehen lassen, die von Bischof Bonner am 19.11.1555 abgehalten wurde. Da Dee aber sehr christlich war, war dies kein Problem für ihn. Ein paar Monate später (Januar 1556) wandte er sich an die Königin mit einem „Bittgebet für die Wiederherstellung und Erhaltung der antiken Schriftsteller und Denkmäler“, was nichts anderes als die Bitte war, eine königliche Bibliothek einzurichten, sodass historische und vor allem handschriftliche Dokumente sicher aufbewahrt werden konnten. Leider wurde seine Idee abgelehnt.

Drei Jahre später, als Königin Maria durch ihre Schwester Elisabeth „beerbt“ wurde, bemühte sich John Dee vermehrt um die Gunst der neuen Königin. Erneut schrieb er ihr Horoskope und errechnete den „günstigsten Termin“ für ihren Krönungstag, den 14.01.1559. Seit jenem Datum war er „königlicher Hofastrologe“.

Auf einer seiner Reisen durch Europa entdeckte Dee ein Buch von Johannes Trithemius (eigentlich Johannes Heidenberg), welches sich speziell mit Magie und Alchemie, aber auch mit Kryptografie beschäftigte. Dieses Werk soll Dee sehr inspiriert haben, da er in den kommenden drei Jahren viele Schriftstücke verfasste, sodass er im Jahr 1562 nach Antwerpen aufbrach, damit seine Werke gedruckt werden konnten. Sein berühmtester Druck war „Monas Hieroglyphica“, welches eine Widmung an Kaiser Maximilian II. enthielt. Diese Widmung war natürlich ein gerissener Schachzug, da Dee sofort ein Exemplar Kaiser Maximilian II. in Presburg präsentierte.

Dee reiste im selben Jahr aber wieder nach England zurück, wo er beinahe das Dekanat von Gloucester übernahm – eine Zusammenfassung von etwa zehn Pfarreien – doch da verschiedene Berater der Königin ihr davon abrieten, wurde einem anderen Bewerber der Vortritt gelassen. So arbeitete Dee weiter als Hofastrologe, Philosoph und Mathematiker. Dies zeigt sich deutlich, als er im Februar 1570 das Vorwort der ersten englischen Übersetzung von Euklids Elementen verfasste.

In den kommenden Jahren reiste John Dee sehr viel, gründete seine „Heimatadresse“ aber in dem südwestlichen Londoner Stadtbezirk „London Borough of Richmond upon Thames“ (Mortlake). Dort blieb er bis 1583 wohnen. Durch seine Reisen sammelte er sehr viele Bücher und Schriftstücke, sodass er letztlich seine Bibliotheksidee aus dem Jahr 1556 selbst verwirklichte.

Zu erwähnen ist jedoch noch das Jahr 1572, wo John Dee das Erscheinen eines neuen Sterns am Nachthimmel postulierte. Es war ein Komet, der sich der Erde näherte. Fünf Jahre später, als der Komet immer deutlicher zu sehen war, soll Königin Elisabeth I. mehrere Tage bei Dee residiert haben, um sich von ihm alles über diesen Kometen anzuhören. Dies ist nicht verwunderlich, denn die kosmische Erscheinung am Himmel, erschreckte den königlichen Hof.

Im Jahr 1582 soll John Dee Edward Kelley kennengelernt haben. Wobei auch das Jahr 1583 gehandelt wird.

Edward Kelley war ein bekannter Alchemist, Gehilfe eines Apothekers (manche Quellen schreiben, er war Apotheker – was aber kaum einen Unterschied macht), aber auch ein Lebemann. Gleichzeitig ist aber auch sehr wenig über ihn bekannt, da er kaum im „Rampenlicht“ stand. Die Bemerkungen in John Dees Tagebuch sind zwiespältig! Kelley soll eine unentschlosse Persönlichkeit gewesen sein. Er soll sehr misstrauisch, labil und vorsichtig gegenüber Menschen gewesen sein, gleichzeitig soll er aber auch sehr schnell reizbar gewesen sein und seine Wutausbrüche sollen auch oft in körperlicher Gewaltanwendung gegipfelt haben. Zwar war Kelley auch sehr spirituell und einfühlsam, doch wären seine „Löweneigenschaften“ (Kelley wurde am 01.08.1555 geboren) deutlich erkennbar.

Kelley war auch als Gemeindeschreiber tätig, doch da er nicht stets ehrlich war – er beging Urkundenfälschungen – wurde er seines Amtes enthoben und ihm wurden beide Ohren abgeschnitten. Ob dies wirklich stimmt, sei in den Raum geworfen, da andere Quellen berichten, dass er „nur“ am Pranger gestanden habe. Letztlich irrelevant, da man sich darüber im Klaren sein muss, dass solche „nichtigen Dokumente“ sicherlich nicht über 400 Jahre aufbewahrt wurden. Sicher, die damalige Justiz war bieder und hitzköpfig, sodass es mich nicht verwundern würde, wenn beide Beschreibungen richtig wären.


Durch seine pharmazeutischen Kenntnisse, wandte er sich stärker der Alchemie zu, und versuchte so seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Da Gerüchte umgingen, dass der Kaiser Rudolf II. von Habsburg eine offene Tür für Alchemisten hatte, reiste Kelley nach Prag. Hier traf er John Dee und eine fruchtbare Arbeit begann.

Als es mit der henochischen Magie losging, waren John Dee 50 Jahre und Edward Kelley 27 Jahre alt. Sie arbeiteten 7 Jahre zusammen und erschufen und entdeckten ein sehr interessantes magisches System. Doch diese „Entdeckung“ ist in der Literatur sehr weit gefächert. Es gilt mal wieder der Ausspruch „3 Bücher und 7 Meinungen bzw. Quellen“, die zwar stets behaupten, authentisch zu sein, dennoch sehr widersprüchliche Aussagen treffen. Eine echte, wahre und 100% richtige, zertifizierte Aussage, wird man nicht bekommen. Es gibt aus der damaligen Zeit zwar Dokumente, doch sind diese im Grunde nicht einzusehen. Ferner war Edward Kelley nun nicht so bekannt, wie andere berühmte Zeitgenossen, die von vielen Geschichtsschreibern eine regelrechte Unsterblichkeit bekamen.

Sicher, Edward Kelley war Magier und Alchemist – doch schon bei der Begegnung zwischen Dee und Kelley gibt es literarische Differenzen. Mal heißt es, dass Edward Kelley im Jahr 1582 von England nach Prag ging, um dort am Hofe des Kaisers „Rudolf II. von Habsburg“ seine Dienste anzubieten, da der Kaiser eine große Begeisterung für die Alchemie besaß und alle Alchemisten, die ihn überzeugen konnten, großzügig aushielt. So heißt es weiter, dass Kelley erst in Prag John Dee kennenlernte, welcher am Hofe des Kaisers als Astrologe tätig war.

Andere Quellen berichten, dass Kelley sich bereits in England mit John Dee traf, bzw. er bot seine Dienste als Hellseher an. Es wird hier sogar das genaue Datum – Donnerstag, 08.03.1582 – genannt. Es heißt weiter, dass Dee nach zwei Tagen Kelley erlaubte ihm eine Kostprobe zu geben. Kelley soll nur eine Kristallkugel aufgestellt haben und empfing dann auch schon die erste Vision von Erzengel Uriel. Uriel gab Kelley „eine geheime Signatur“ und erste Anweisungen für die Herstellung des „Sigillum Dei Aemeth“ – welches aus reinem Wachs erstellt werden sollte.

Zusätzlich gab es die Anweisung die „Tabula Sancta“ zu erschaffen, einen Tisch aus Lorbeerholz mit den Maßen „zwei Ellen hoch und zwei Ellen im Quadrat“. Da die Elle im Normalfall zwischen 55 und 65 cm maß, wäre es kein spannender Tisch gewesen. Da jedoch die englische Elle aber 1,143 Meter maß, wäre der Tisch schon mal über 2 Meter hoch gewesen. Bei den Visionen muss man daran denken, dass die geistige Welt stets auf das Grundwissen des Mediums zurückgreift. Es ist sehr, sehr selten, dass dem Medium fachspezifische Dinge mitgeteilt werden, die der Mensch selbst noch nie gehört hat. Ähnlich einer Tastatur benutzt die geistige Welt das Medium als Übermittler. Da Edward Kelley Engländer war, ist es logisch, dass er – wenn Uriel nur „Elle“ erwähnt hätte – primär an eine „englische Elle“ gedacht hätte. Als Gegenargument kann man jedoch aufführen, dass die Elle auch eine biblische Maßeinheit war und sich primär zwischen 55 und 65 cm bewegte, was dazu führen würde, dass ein ganz normaler Tisch entstehen sollte.

Diese Vision muss Dee schwer beeindruckt haben, denn offensichtlich fertigte er umgehend das Sigillum Dei Aemeth und die „Tabula Sancta“ an, da es bereits 4 Tage später – also am 14.03.1582 – richtig losging. Erzengel Michael erschien in einer Vision und gab die Anweisungen, wie man den magischen Ring erstellen könne, ähnlich dem, der einst von König Salomo getragen wurde. So steht es zumindest in einer der historischen Aufzeichnungen (Sloans MS 3677), die man in der britischen Nationalbibliothek einsehen kann. Hier sei kurz erwähnt, dass sich diese Manuskripte – mit dem Kürzel „Sloane“ – auf Sir Hans Sloane (16.04.1660 – 11.01.1753) beziehen, der ein irischer Botaniker und Mediziner war. Er verfügte auch über eine gigantische Büchersammlung, die er nach seinem Tode der Library of the British Museum, vermachte. Er soll sehr viele „Originale“ besessen haben, die u. a. direkt von John Dee stammen. Dazu aber später viel, viel mehr. Jetzt geht es erst einmal um Dee und Kelley.

Wieder andere Quellen berichten, dass Edward Kelley von einem gewissen „Clerkson“ am 08.03.1582 mit John Dee bekannt gemacht wurde. Kelley stellte sich jedoch hier (angeblich) unter dem Namen Edward Talbot vor, der einmal als sein „echter Name“ und mal einfach als ein „alias“ gedeutet wird. Dies ist aber letztlich irrelevant, da es auf die Magie der beiden keinen Einfluss zeigte – maximal einen Blick auf den Charakter von Edward Kelley / Edward Talbot freigibt! Nun, egal welcher Name nun stimmte, zu dieser Zeit soll Dee magisch nicht weiter gekommen sein, da er selbst ein „blindes drittes Auge“ hatte und stets auf Fremdmedien angewiesen war. Jedem Magier sollte dies zu denken geben, denn man hat nicht umsonst Blockaden in den Chakren. Sicherlich, es ist vollkommen normal, dass die eigenen höheren Anteile dem Tagesbewusstsein nicht sofort alle Informationen geben. Doch mit der Zeit und wachsender Evolution kann man alle Blockaden (gerade die des dritten Auges, da der Mensch primär ein visuelles Wesen ist) auflösen. Eine „Aussprache“ mit dem eigenen Höheren Selbst würde auf jeden Fall eine Erklärung bieten – auch für das Tagesbewusstsein. Leider wird nirgendwo berichtet, ob Dee jemals seine verschiedenen Blockaden auflösen konnte. Es werden zwar hier und da Hinweise gestreut, doch können diese auch geschickt aus einem „Ego“ herauskommen. Allein dadurch, dass Dee seine Chakren und somit seine Energiekörper nicht vollkommen im „Griff“ hatte, sollten seine Aussagen und Ideen stets durch einen „Egofilter“ laufen.

Da also Dee nicht weiterkam, jedoch davon regelrecht besessen war, mit der höheren geistigen Welt in Kontakt zu treten (deutliche Zeichen für ein Egoproblem Dee’s), soll ihm Edward Kelley gerade recht gekommen sein. Die mediale Gabe von Kelley muss (auch in dieser Version der Geschichte um Dee und Kelley) John Dee schwer beeindruckt haben, da er Kelley sofort in seine Dienste stellte. Es heißt weiter, dass beide im Jahr 1583 zusammen durch Europa reisten, um schließlich im Jahr 1584 (andere Quellen setzen dieses Ereignis ans Ende der 1580ger Jahre) als Alchemistenduo in den Dienst des Oberstlandeskämmerer und oberster Burggraf von Böhmen (Wilhelm von Rosenberg) zu treten.

Wilhelm von Rosenberg war ein „akademischer Sammler“, der ca. 11.000 Bände besaß und für die damalige Zeit eine der größten Adelsbibliotheken unterhielt. Da er auch wieder ein Verehrer der Alchemie war, scheint es nicht verwunderlich, dass er Dee und Kelley großzügig unterstützte. So soll er Edward Kelley die Burg Liběřice und den Gutshof Nová Libeň (heute ein Stadtteil von Prag) geschenkt haben.

Da Wilhelm von Rosenberg von Edward Kelley (wie Dee) schwer beeindruckt war, empfahl er Kelley dem Kaiser, Rudolf II. von Habsburg. Dieser wollte Kelley als Alchemisten testen, ließ ihn durchsuchen und nur mit „normalen alchemistischen Werkzeugen und Substanzen“ einsperren und war überrascht, dass Kelley in weniger als 24h Gold produzierte. Kelley soll hier einfach den Trick verwendet haben, Gold in einem doppelten Boden zu schmuggeln. Nun, Kelley wurde am Hofe des Kaisers – wie auch Dee – angestellt, wobei Dee als Astrologe arbeitete und Kelley als Alchemist.

Doch der „goldige Erfolg“ ließ auf sich warten, da Kelley natürlich nicht materielles Gold erschaffen konnte. In dieser Zeit (1589) trennte sich Kelley von Dee bzw. Dee von Kelley, da es schon zuvor Spannungen zwischen ihnen gab, die u. a. darin begründet waren, dass der 33 jährige Kelley die junge Ehefrau des 62 Jahre alten Dee „haben“ wollte. Er umschrieb es jedoch so, dass Erzengel Uriel in einer Vision einen Frauentausch verlangte. Dies ergab letztlich die Spaltung zwischen Dee und Kelley. Hinzu kam, dass Kelley immer hochnäsiger wurde und sich auch am Hofe des Kaisers mehr und mehr Feinde machte. Da es mit seiner Goldproduktion nichts wurde (mal war eine schlechte Planetenkonstellation schuld, dann wieder die unreinen chemischen bzw. alchemistischen Ingredienzien) erschlug Kelley 1591 einen seiner Kritiker und versuchte vom Hofe zu fliehen. Er wurde aber – da Rudolf II. von Habsburg einen Haftbefehl erließ – schnell gefangen und musste bis Oktober 1593 eingekerkert auf Burg Pürglitz (Burg Křivoklát) leben. Danach werden die Gerüchte über seine letzen Jahre immer wilder, da wohl auch Wilhelm von Rosenberg und Elisabeth I. versuchten, Edward Kelley aus der Gefangenschaft von Rudolf II. von Habsburg zu befreien.

In einer Geschichtsversion starb Edward Kelley im Jahr 1595 (am 23.05.1595) an den Folgen eines Beinbruches, welchen er sich bei einem Fluchtversuch zugezogen haben soll. Welche Flucht jedoch – immerhin war er „nur“ bis Oktober 1593 gefangen – wird nicht näher beleuchtet.

In einer anderen Geschichtsversion konnte er Rudolf II. von Habsburg noch einmal für sich gewinnen und verbrachte die letzen 4 Jahre am kaiserlichen Hof, wo er dennoch im Jahr 1597 (am 29.09) verstarb.

In einer dritten Geschichtsversion brach sich Kelley das Bein, überlebte dies aber, und wurde Ende 1593 aus der Haft entlassen, um dann 1594 erneut gefangen genommen worden zu sein, worauf er sich mittels Gift am 26.08.1594 das Leben nahm.

Die vierte Geschichtsversion berichtet, dass Kelley die Gunst des Kaisers zurückerobern konnte, da er nach seiner Gefängnisentlassung noch einmal „großartige alchemistische Arbeiten leistete“ (es wird nicht erwähnt, was das für „großartige alchemistische Arbeiten“ waren). Da diese glamouröse, magisch-alchemistische Seifenblase jedoch bald wieder zu zerplatzen drohte, soll Edward Kelley sich vor den Augen seiner Frau und seiner Tochter umgebracht haben – 16.03.1597.

Nun, letztlich ist es egal, wie Kelley gestorben ist, denn nach der Trennung zwischen Dee und Kelley gab es keine neuen henochischen Erkenntnisse – zumindest nicht von diesen beiden Magiern. Daher zurück in die Zeit, wo John Dee und Edward Kelley gut zusammenarbeiteten!

In der Zeit, wo John Dee das Medium Edward Kelley kennenlernte, fokussierte sich John Dee sehr stark auf die Alchemie. Zwar versuchte er, auch stets seine medialen Fähigkeiten zu verbessern, in dem er via Kristallkugelschau Kontakt zu der geistigen Welt aufnahm, doch waren offensichtlich seine eigenen Ansprüche zu hochgeschraubt.

Er berichtet zwar in seinen Tagebüchern über seine Erlebnisse, dennoch war es Edward Kelley, der letztlich den „medialen Durchbruch“ erzielte. Da die Magie letztlich alles miteinander verbindet – Energiearbeit, Alchemie, Ritualistik etc. – ist es nur ein logischer Schritt gewesen, dass sich Dee auch verstärkt mit der Hermetik beschäftigte bzw. mit den Schriften des „Dreifachen Hermes“, Hermes Trismegistos.

Da jedoch das englische Königshaus eher an der Astrologie und nicht an der Alchemie bzw. der Hermetik interessiert war, ging Dee – zusammen mit Kelley – auf das Angebot des polnischen Edelmannes Albert Lasky ein. Albert Lasky hatte sehr viel für die Alchemie übrig – was u. a. auch damit zu erklären ist, dass den Alchemisten stets die materielle Idee der Goldherstellung anhaftete, obwohl dies ausschließlich einen geistigen Prozess (Blei / unedel / profaner Mensch transformiert zu Gold / edel / Selbst-Bewusst-Seins-Mensch) beschreibt. So konnten Dee und Kelley in Polen alchemistische Experimente und regelrechte Studien vollführen, die alle durch den Edelmann Albert Lasky finanziert wurden. Doch Dee und Kelley blieben nicht lange in Polen, da – so heißt es zumindest in dieser Vision der 1001 Geschichten über Dee und Kelley – der Kaiser Rudolf II. ins Blickfeld der beiden Magier rückte, da auch dieser eine offene Tür für Alchemisten hatte und letztlich auch ein größerer Finanzier gewesen wäre. Doch Kaiser Rudolf II. war nicht ganz so leicht zu überzeugen. Zwar blieben Dee und Kelley einige Zeit an seinem Hof, doch wurden sehr schnell Vorwürfe der Hochstapelei laut, sodass Dee und Kelley wieder verschwinden mussten. Ähnlich erging es den beiden angeblich auch mit dem König von Polen Stephan Báthory, sodass sie 1585 eilig das Land verlassen mussten.

Dafür sollen die beiden Magier aber in den Jahren 1586 bis 1588 bei dem böhmischen Grafen Rosenberg residiert haben, wo es letztlich auch zur Trennung (1587) von Dee und Kelly kam. So soll Dee zwischen 1588 und 1589 als Magier quer durch Europa gereist sein, immer auf der Suche nach einem Gönner, der ihn unterstützen würde. Doch er fand nirgendwo einen Gönner, der ihn so behandelte wie der englische Königshof. So reiste er schließlich nach England zurück und fokussierte sich wieder verstärkt auf Elisabeth I., wodurch er eine leitende Position im Manchester College einnehmen konnte. Doch es lief nicht so gut für Dee, da immer wieder Stimmen laut wurden, dass er ein „dunkler Zauberer“ sei.

Als im Jahr 1603 Königin Elisabeth I. kinderlos starb, folgte ihr ein Ururenkel des englischen Königs Heinrich VII. auf den Thron. Es war König Jakob I., der eigentlich schon seit 1567 – jedoch als Baby, da er 1566 geboren wurde – als Jakob VI. König von Schottland war. Dee versuchte sich zu rehabilitieren, und wieder einen angesehen Posten am königlichen Hof zu bekommen, doch scheitere er, mit diesem Wunsch. Dies alles setzte Dee gesundheitlich stark zu, sodass er sich immer weiter zurückziehen musste und sich gezwungen sah, einen Großteil seines Besitzes zu veräußern. Letztlich starb Dee, wobei es ja auch hier verschiedene Daten gibt.


John Dee, der Mathematiker, Astrologe, Alchemist und Magier, war zwar stets bemüht auch seine energetischen Fähigkeiten zu schulen, doch auch wenn er selbst hier und da Visionen hatte, wäre er ohne Edward Kelley nicht weit gekommen. Vielleicht war Edward Kelley wirklich ein besonders Medium, wobei ich aus eigener Erfahrung sagen kann, dass mittlerweile viele Menschen einen sehr engen und vor allem authentischen Kontakt zu den Engeln und der geistigen Welt haben. Es besteht zwar das Gerücht, dass Kelley bereits 4 Jahre vor dem eigentlichen Ereignis die Hinrichtung der Königin von Schottland (Maria Stuart) und den Krieg bzw. das Auslaufen der spanischen Flotte gegen England voraussagte, doch gibt es hier keine Zeitzeugen, die die Vision unabhängig voneinander bestätigen konnten. Im Nachhinein sind Visionen immer leicht zu deuten und ein Zeitraum von 4 Jahren ist sehr groß. Wenn man heute in einem Channeling sagen würde, dass man sich IN DER ZUKUNFT in einer Finanzkrise oder sogar in einem Krieg befinden würde, wäre es kein Channeling, keine Prophezeiung, sondern normaler Menschenverstand.

In Bezug auf seine praktischen, medialen Arbeiten „verwendete“ John Dee lieber Menschen, die, nach seiner Einschätzung, ein „natürliches Medium“ waren, was im Kontext zu John Dee Charakter bzw. Syntax bedeutet, dass „die Gabe zum Kontakt zur geistigen Welt von Gott gewollt wurde“. Zwar fungierte Dee auch hin und wieder als Medium, doch trat er bei solchen Arbeiten lieber in den Hintergrund.

Eine Besonderheit, die noch zu erwähnen ist, ist das Gerücht über die zum Teil wissenschaftlichen Methoden. Dee soll diese mit der rituellen Magie verbunden haben, sodass man teilweise von einer gewollten „magischen Beweisführung“ sprechen könnte. Er soll seine magischen Arbeiten stets wie ein naturwissenschaftliches Experiment gegliedert haben, d. h., er führte jeweils eine sehr strukturierte Planung aus, zeichnete alle Ergebnisse genau auf, und analysierte so seine Fortschritte bzw. seine Fehlschläge.

Die Grundarbeit der beiden Magier, die Engelsvisionen, geschahen durch einen sogenannten „Schaustein“, ein polierter Edelstein bzw. ein Kristall, der von Kelley als Fokussierung (ähnlich der Spiegelmagie, „Scrying Mirror“) benutzt wurde. Der Kristall gehörte jedoch Kelley, der ihn als „Gabe der Engel“ deklarierte, da die Engel ihm diesen Kristall wortwörtlich durch sein westliches Fenster brachten. Dies soll erst einmal unkommentiert bleiben, obwohl eine solche Erzählung als eine beliebte Egogeschichte von Männern gedeutet werden kann. Mittelalterliche Magier berichten sehr gerne, dass die Engel oder Götter physisch erschienen und irgendwelche tollen Dinge bzw. Werkzeuge den Menschen gaben. Dies ist meist nicht mehr als die Aufpolierung eines menschlichen Egos und recht erbärmlich. Zwar könnte es auch eine „Begegnung der dritten Art“ gewesen sein, doch ist dies eher unwahrscheinlich. Da jedoch die Engel oder die „guten Geister“ den Stein physisch Dee und Kelley brachten, ist es nicht verwunderlich, dass diese Geister auch bei den magischen Sitzungen der beiden Magier aus dem Schaustein heraus kamen und im Zimmer umher flogen. Wie viel Wahrheit steckt in diesen Aussagen und Behauptungen? Wird hier nur dem Ego eines magischen Menschen gehuldigt, sodass man den Bericht als überflüssige Geschichten deklarieren kann. Vielleicht, denn selbst wenn es eine energetische Manifestation gegeben hätte, sollte der Schutzkreis oder das Beschwörungsdreieck die energetischen Wesen begrenzen. Doch was ist Realität? Was ist Wahrheit? Kommt es nicht immer auf einen individuellen Betrachtungswinkel an?

In den verschiedenen Arbeiten von Dee und Kelley entstanden auch die 48 bzw. 19 henochischen Schlüssel (der 19. Call gilt für die 30 Aethyre, wo 30-mal ein individueller Name eingesetzt wird – manche Quellen rechnen daher den 19. Call so um, dass es insgesamt 30 Calls sind, da immer ein anderer Name eingesetzt wird). Die Schlüssel bzw. die Calls wurden von Erzengel Gabriel bzw. Nalvage diktiert, jedoch rückwärts, da die „Engelssprache“ (die später von Dee und Kelley als „henochisch“ bezeichnet wurde) so machtvoll war/ist, dass eine unbeabsichtigte Aussprache verheerende Wirkungen nach sich ziehen würde. Nun, auch das ist Blödsinn, denn man kann die Calls sooft zitieren, wie man will, wenn keine innere Energetik vorhanden ist, man selbst seine Chakren und Energiekörper nicht öffnet, spricht man irgendwelche sinnfreien Zungenbrecher aus.

Man muss die henochische Sprache IN SICH SELBST zum Schwingen bringen – alles andere sind Egowarnungen, da man ja mit „ach-so-gefährlichen“ Dingen arbeitet.

Das Arbeiten von Dee und Kelley erinnerte ein wenig an eine telegrafische Übermittlung oder an ein kosmisches Bingospiel. In seiner Vision sah Kelley die Engel, die die entsprechenden henochischen Buchstaben zeigten bzw. diese präsentierten. Kelley gab diese Informationen an Dee weiter, der an einem „magischen Tisch“ saß, wo alle henochischen Buchstaben auf Buchstabentafeln aufgeschrieben waren. Dadurch, dass Kelley vom Engel die Reihe und Spalte bekam, (es wird berichtet, dass der Engel auf diese Bereiche der Tafel stets nur deutete) konnte Dee in einem sehr langsamen Diktat die henochische Sprache niederschreiben. Die Ansammlungen dieser magischen Tafeln heißen „Liber Loagaeth“ (wortwörtlich für „Rede von Gott.“). Die Originalaufzeichnungen, sowie sie heute im Britischen Museum zu sehen sind, sind jedoch größtenteils sehr, sehr rudimentär. Erst die Magier des Golden Dawn im 20. Jh. strukturierten das System so, wie es heute oft verwendet wird. Dies gilt speziell für die „henochischen Pyramiden“, die „henochische Aussprache“ und die allgemeine Arbeitsweise mit dem Henochischen. Die henochische Magie wäre in der Versenkung verloren, wenn John Dee nicht ausführliche Tagebücher verfasst hätte, die bis heute noch erhalten sind. Dee versuchte, so genau wie möglich, die Arbeiten und die medialen Eindrücke von Edward Kelley festzuhalten. Da Dee ein frenetischer Schriftsteller war, ist es nicht verwunderlich, dass er seine magischen Operationen so genau festhielt. Es ist sowieso sehr, sehr sinnig ein magisches Tagebuch zu führen und auch wenn Dee sicherlich nicht der Erste war, der ein „Buch der Schatten“ hatte, waren seine Tagebücher doch ausschlaggebend für das Überleben der henochischen Magie. Doch nicht alle henochischen Fragmente kamen allein aus der geistigen Welt.

Dee war auch ein begeisterter Forscher, der gern in alten Skripten „wühlte“, um vergessenes oder verborgenes Wissen erneut ans Tageslicht zu holen. So soll Dee u. a. Schriften des Propheten Enoch bzw. Henoch besessen haben, wobei es nicht ganz klar ist, um welche apokryphen Schriften es explizit ging. Es gibt insgesamt 3 Henoch-Bücher, wobei das erste primär in äthiopisch und sekundär in Aramäisch verfasst war, mit winzigen griechischen Fragmenten – es trägt auch den Namen „Äthiopisches Henochbuch“. Das zweite Henochbuch, mit dem Titel „Slawisches Henochbuch“ soll nur in Kirchenslawisch existieren. Hierbei handelt es sich um eine traditionelle Liturgiesprache, die von der orthodoxen Kirche primär verwendet wurde. Diese Sprache wurde jedoch erst 860 entwickelt – weit, weit nach Henoch, was wiederum bedeutet, dass das zweite Henochbuch eine Übersetzung war. Das dritte und letzte Henochbuch – das hebräische Henochbuch – war in Hebräisch verfasst.

Da Dee definitiv ein Gelehrter und ein typischer Renaissancemensch war, erkannte er für sich (so sagt er über sich selbst), dass materieller Reichtum irrelevant sei und nur die göttliche Weisheit zählen würde. Gleichzeitig muss er aber dennoch sehr genau gewusst haben, dass man göttliche Weisheit leichter erlangen kann, wenn man sich nicht um Profanitäten wie Geld kümmern muss. Dem ungeachtet, versuchte Dee, sich magisch zu evolutionieren und in bzw. durch die henochischen Magie war dies ohne Weiteres möglich.

Die Arten der magischen Operationen waren jedoch im Gegensatz zu den heutigen Operationen vollkommen anders. Im Grunde liefen die Vorbereitungen stets so ab, dass Dee und Kelley sich ca. 1h vor der eigentlichen Arbeit energetisch via Gebete hochfuhren, sodass sie „innerlich und äußerlich“ mit Gott verbunden waren. Dies ist für viele spirituelle Menschen heutzutage vollkommen utopisch, da man noch nicht einmal für 10 Minuten den gedanklichen Fokus auf eine magische Arbeit setzen kann – geschweige denn über 1h.

Durch die Vorbereitungen wurde ein ekstatischer Zustand erreicht bzw. zumindest angestrebt. Nachdem dieser Zustand erreicht wurde, wurde der Schaukristall verwendet, d. h., „die guten Geister“ wurden gebeten zu erscheinen. Das Schauen selbst übernahm aber primär Edward Kelley, da John Dee nicht über die „medialen Fähigkeiten eines Edward Kelley“ verfügte. Kelley diktierte Dee alles, was er sah bzw. wahrnahm bzw. was die Engel oder guten Geister im zeigten und Dee schrieb alles gewissenhaft auf.

John Dee soll mit der Zeit auch immer wieder Abschriften und Kopien erstellt haben, sodass einige der Exemplare von einem gewissen Robert Cotten – zusammen mit Dee’s Bibliothek – erworben wurden. Dee soll primär die henochischen Calls, die Buchstaben- und Zahlentafeln kopiert haben, sodass diese Informationen es auch in die „heute Zeit“ geschafft haben. Ein weiterer „günstiger Umstand“ war das Sicherheitsdenken von John Dee, da er große Teile seines magischen Tagesbuches in einem Geheimfach – munkelt man – gehabt haben soll, sodass diese eher durch Zufall gefunden wurden. Hierbei sollen die Texte seines „De Heptarchia Mystica“ und des „Liber Loagaeth“ gewesen sein. Erst im Jahr 1662 – also ca. 54 Jahre nach Dee’s Tod – wurden diese gefunden. Es dauerte 10 weitere Jahre, bis die Texte von Dee in die Hände eines gewissen Elias Ashmole gerieten, der sie zu schätzen wusste. Elias Ashmole war Wissenschaftler, Magier und Alchemist. Aus seinen eigenen Tagebüchern her ist überliefert, dass er am 16.10.1646 Mitglied einer Freimaurerloge wurde, sodass man Ashmole unterstellen kann, sich zumindest magisch interessiert zu haben. Ashmole soll ausgesagt haben, dass viele der Aufzeichnungen wertlos seien – in Bezug auf das magische Wissen – und dass man sehr viel „filtern“ musste, sodass man das „Wichtige vom Unwichtigen trennen konnte“. Natürlich handelte ein großer Teil des magischen Tagesbuches von John Dee, aber auch von anderen magischen und rituellen Arbeiten, die keinen direkten Bezug zu der henochischen Magie hatten, ist die Rede.

Man konnte immer wieder lesen, dass die „guten Geister“ bzw. die Engel Kelley immer wieder prächtige Visionen zeigten, die aber keinen direkten „magischen Wert“ hatten, sondern primär astralen Lightshows glichen. Dies ist ein wichtiges Indiz, dass Kelley entweder nur etwas frei erfunden hat und im Schaustein nichts sah, oder dass er durch astrale Parasiten schlicht weg verar… ähm… betrogen wurde. Immer wieder wurde darauf beharrt, dass Kelley weitere Arbeiten ausführen solle, da „beim nächsten Mal wichtige Informationen gegeben werden“! Doch es blieb eher dabei, dass belanglose Halbwahrheiten in den Visionen entstanden und Prophezeiungen gegeben wurden, die offensichtlich nur auf der Astralebene Substanz hatten. Immer wieder gab es religiöse Abschweifungen, und wenn der Ton der Engel heute noch wie damals wäre, würde es kaum Channelings geben. Dies zeigt aber wieder sehr deutlich, dass die Engel sich direkt auf die Charakterzüge eines Menschen beziehen und auch dessen Filter verwenden. Da Dee sehr, sehr gläubig war, waren auch die Gespräche sehr hierarchisch. Bei meinen Kommunikationen mit den Ebenen der Engel ist es primär geschwisterlich, auch wenn es ab und zu Situationen gibt, wo Engel in „Angebermontur“ erscheinen (Golde Rüstung, große Energieflügel etc.), sodass ich weiß, dass es um etwas „Offizielles“ geht. Dies ist aber eine spezielle Codierung meiner Bildsprache und hat mit der allgemeinen energetischen Realität wenig zu tun.

Doch es gibt auch Abschnitte in den Aufzeichnungen von John Dee, die deutlich zeigen, dass es hochproduktive Zeiten gab. In diesen Zeiten wurde u. a. das magische System der henochischen Magie rudimentär übermittelt – doch eine rudimentäre Übermittlung stellt noch kein geschlossenes System da. Es wurden auch andere magische Systeme angeschnitten, doch stets sieht man, dass es Grundzüge waren, die nicht bis ins kleinste Detail ausgearbeitet worden sind. Doch genau dies macht die Arbeit authentisch. Die geistige Welt produziert keine vorgefertigten Systeme für faule Menschen. Die geistige Welt bietet ein Fundament und gewisse Spielregeln oder Gesetzmäßigkeiten, sodass der kreative, magisch bewusste Mensch etwas Individuelles erschaffen kann.

Da die henochische Magie auch heutzutage nicht wirklich bekannt ist, bzw. von der breiten esoterischen, spirituellen oder magischen Masse als zu kompliziert und zu schwierig abgetan wird, ist es nicht verwunderlich, dass es um diese Magie regelrechte Verschwörungstheorien gibt. Mal ist das henochische eine Sprache des alten Atlantis, dann wieder eine Magie, die ein paar Jahrhunderte vorher von „Christian Rosenkreuzer“ (selbst eine legendäre Figur der christlichen Mystik des 15. Jahrhunderts) gefunden bzw. erfunden wurde und letztlich hat es auch etwas mit den „Großen Alten“ zu denen, jenen Wesen, die H.P. Lovecraft in seinen Romanen umsetzte. Es ist daher nicht verwunderlich, dass die henochische Magie in der Szene oft als „das wirksamste oder mächtigste System überhaupt“ deklariert wird oder einfach als „mittelalterliche Chiffre“ vom ersten James Bond, 007 überhaupt; John Dee, der eben auch Geheimagent war oder gewesen sein sollte.

In diesem Zusammenhang ist es immer wieder erstaunlich, wie historische Daten minutengenau, bis in unsere Tage, überlebt haben. So soll John 13.07.1527 um genau 16:11 Uhr geboren worden sein. Da zu der damaligen Zeit jeder sicherlich eine Uhr (oder ein Smartphone?!!?) in der Tasche hatte, und es in den großen Kliniken des Mittelalters natürlich duzende Geburtshelfer gab, ist es logisch, dass jede Geburt minutengenau aufgezeichnet wurde. Ohne Worte! So ähnlich ist es auch mit dem Tod von John Dee. Mal ist er am 12.12.1608 gestorben und mal am 26.03.1609. Letztlich sind beide Daten irrelevant, zeigen aber, wie absurd manche Autoren die henochische Magie vermarkten wollen.

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Henochische Magie - Band 1

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