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Tafel von Nalvage

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Die dritte henochische Schöpfungsperiode hatte ihre Wirkzeit in Krakau. An einem Freitag den 13ten (am 13.03.1584 – nach den Aufzeichnungen von John Dee; nach dem gregorianischen Kalender war es ein Dienstag) erreichte Dee zusammen mit seiner Frau Krakau. Edward Kelley kam einige Tage später – wie Dee am Karfreitag (30.03.1584) schrieb. Die Arbeit von beiden fand dann nach knapp zwei Wochen „Eingewöhnungsphase“ wieder statt bzw. am 10.04.1584 findet man einen weiteren Eintrag im Tagebuch des Dr. John Dee. Dies war auch der Tag, an dem der Engel Nalvage eine wichtige Tafel bzw. ein wichtiges henochisches Lamen diktierte.

Die Arbeit an diesem Tag war ähnlich wie die der anderen Channelings. Dee und Kelley bereiteten sich meditativ mittels verschiedener Gebete vor und deklarierten Krakau als „heiligen Ort“. Die Arbeit erfuhr sehr schnell einen Engelskontakt, welcher sich natürlich im Schaustein abspielte, wobei in der Tagebuchaufzeichnung die Formulierung so gewählt ist, dass Kelley natürlich die Energie „Nalvage“ im Schaustein sah. Es wird die Kleidung des Engels – eine weiße Seidenrobe, worüber ein dreiteiliger, grüner Umhang getragen wird – recht genau beschrieben. Nach einem sehr langen Monolog der Energie Nalvage (welcher letztlich sehr viele Tadelungen und teilweise sogar Schmähreden enthielt), wird verkündet, dass Nalvage seinen Auftrag erfüllt habe und den beiden als Lehrer, aber auch als Freund diente.

Nach dieser Strafpredigt sieht Kelley, dass Nalvage mit einem Stab auf verschiedene Buchstaben des Tisches zeigt. Dieser Tisch ist natürlich der „heilige Tisch“ bzw. die „Tabula Sancta“ – das magische Sprachrohr oder der „Kontaktapparat“, welcher von 88 henochischen Buchstaben (21 x 4 plus die 4 Buchstaben in den Ecken) umrahmt wurde und in dessen Mitte ein großes Hexagramm gezeichnet war, in dessen Zentrum wiederum ein Fragment aus den ersten henochischen Buchstabentafeln bzw. ein Fragment aus dem henochischen Buchstaben-Lamen existierte. Stück für Stück wurden verschiedene Buchstaben berührt, welche Kelley bzw. Dee in sein Tagebuch überführte.

Die Tafel, die durch Nalvage diktiert wurde, besitzt im Zentrum ein Quadrat, welches sich aus insgesamt 6 x 6 Buchstaben zusammensetzt. Diese 6x6 Buchstaben besitzen eine weitere Aufteilung, welche aus 4 Quadraten besteht, die sich aus 3 x 3 Buchstaben zusammensetzen. Zusätzlich bekam dieses 6x6 Quadrat noch vier weitere, jedoch außerhalb stehende Buchstaben, welche in jede Richtung zeigten bzw. die an jeder Kantenlänge des Quadrates vorkamen.

Dieses Gebilde ist die „Tafel des Nalvage“, die manchmal auch in deutscher Literatur als „Tisch des Nalvage“ bezeichnet wird. Primär ist es eine Auflistung von Gottesnamen, sodass auch die Bezeichnung „Tafel Gottes“ ab und zu in der Literatur fällt.

Die „Tafel des Nalvage“ wurde jedoch nicht in einem Stück bzw. „brav in Reihe“ diktiert. Nein, es wurden einzelne Namen bzw. Buchstabenkombinationen vorgeschrieben, die in „bekannter Art und Weise“ niedergeschrieben werden sollten. Diese „bekannte Art und Weise“ bezieht sich auf die Namen der Söhne des Lichtes, der Söhne der Söhne des Lichtes, Töchter des Lichtes und die Töchter der Töchter des Lichtes bzw. die „geheimen Namen Gottes“, die die Engel nicht kennen, die sie aber dennoch diktieren können, sodass sie im Sigillum Dei Aemeth eingebracht werden konnten (Sabathiel, Zedekiel, Madimiel, Semeliel, Nogahel, Corabiel, Levanael). Näheres im Kapitel „Sigillum Dei Aemeth“.

Dies bedeutet, dass die Buchstaben in Form eines Dreieckes nach und nach diktiert wurden, bis sich aus zwei diagonalen Dreiecken ein Quadrat bildete. Diese Methode wurde für die vier „inneren Quadrate“ verwendet, wodurch das 6x6 Felder bzw. Buchstaben messende Hauptquadrat entstand.

Hier einmal die originale Darstellung und eine „lesbare Kopie“.




Moment mal! Warum sind hier zwei „lesbare Versionen“ abgedruckt? Nun, es gibt hier Unterschiede! Diese Unterschiede beziehen sich auf den linken „äußeren, senkrechten Strang“. Wie man im Original relativ gut erkennen kann, lautet die senkrechte Buchstabenfolge „L,U,A,H“. Im Druck des Buches „A True and Faithful Relation (of What passed for many Years Between Dr. John Dee and some Spirits)“ auf Seite 76 findet man jedoch eine andere Buchstabenfolge. Hier kann man beim linken „äußeren, senkrechten Strang“ die Folge „L,V,A,S“ lesen! Und jetzt? Bevor man sich nun zu wilden Vermutungen und inneren Diskussionen hinreißen lässt, muss man erst noch einmal kurz wissen, was diese Tafel ist?!

Zum Glück gibt die Energie Nalvage hier ein paar deutliche Hinweise. So heißt es in den Aufzeichnungen von John Dee:

1. The Substance is attributed to God the Father.

2. The first circular mover, the circumference. God the Son, The finger of the Father, and mover of all things.

3. The order and knitting together of the parts in their due and perfect proportion, God the Holy Ghost. Lo, the beginning and end of all things.

1. Die Substanz / Essenz ist Gott dem Vater zugeordnet.

2. Der erste kreisförmige Beweger / Erzeuger / Gründer (im Sinne der Evolution), der Umfang/Ausmaß, Gott der Sohn, der Finger des Vaters, und Beweger / Kontrolleur / Beherrscher aller Dinge.

3. Die Ordnung und das Zusammenfügen / Zusammenschluss / Bindung der Teile in ihrem perfekten Verhältnis / ihren perfekten Proportionen, Gott der Heilige Geist. Siehe / Erkenne, der Anfang und das Ende aller Dinge.

Gut, es ist ein typisches Channeling, wo man vielleicht beim ersten Lesen ein „Hä? Was?“ artikulieren möchte, es beim zweiten oder dritten Lesen aber wieder herunter schluckt. Denn im Grunde ist es sehr klar, deutlich und einfach. Es wird eine klare Hierarchie gezeigt, die aber mit weiteren, erklärenden Worten von Nalvage deutlicher wird.

Lo, it is divided into 4 parts : whereof two are dignified : one not yet dignified, but shall be: the other without glory or dignification. […] Understand God, as the substance of the whole, (as above said.) […]The substance of this part is called Vita. […]Called Vita Suprema. See here three small lines. Say Gaudturn, Say Prafentia, Laudantes or Triumpbantes […] The Continent, Vita […]Say Potestas … Motus …Ministrantes. This Continent is also Vita; non dignificata, fed dignificanda.

Siehe, er der ist in vier Teile geteilt, zwei davon stehen in Würde/Beherrschung; einer ist es noch nicht, wird es aber sein, der andere ist ohne Ehre/Achtung und Würde/Beherrschung. […] Erkenne Gott als die Essenz/Substanz des Ganzen / des Alles (wie es oben gesagt wurde). […] Die Essenz/Substanz dieses Teiles heißt „Vita“ (Leben). […] Es heißt Vita Suprema (sterbliches Leben). Siehe hier drei kleine Zeilen. […]Sprich Gaudium (Freude), Sprich Prasentia (Gegenwart), Laudantes (Preisung) oder Triumpbantes (Triumphierung) […] Der Inhalt: Vita (Leben) […] Sprich Potestas (Kraft / Macht / Gewalt), Motus (Bewegung), Ministrantes (Diener / Bediensteter). Sein Inhalt ist auch Vita (Leben) […] noch nicht edel, aber der Veredelung würdig.

OK, im Klartext heißt das, dass John Dee bzw. Edward Kelley durch die Energie Nalvage die Anweisung bekam, dass die Tafel vier Bereiche bzw. Sektoren haben würde – die Anweisungen kamen VOR der Übermittlung der Tafel. Ich habe hier nur die ersten ZWEI SEKTOREN aus der Originalschrift zitiert und absichtlich Einschübe und Bemerkungen von Edward Kelley fortgelassen (deswegen die Auslassungszeichen […]), da diese nicht von Belang sind. Fakt ist, dass zwei der Sektoren bereits den Zugang zu der göttlichen Energie besitzen, d. h., sie besitzen „Würde“ bzw. „Beherrschung“. Ein weiterer Bereich steht kurz vor dieser Würdigung und das vierte Fragment kann es schaffen, veredelt oder würdevoll zu werden.

Wenn man dann einmal die Tafel in vier Teile spaltet – also in vier Quadrate á 3x3, erhält man folgende Aufschlüsselung:

Sektor EINS:

Gaudium (Freude), Praesentia (Gegenwart), Laudantes / Triumphantes (Preisung / Triumphierung).

Sektor ZWEI:

Potestas (Kraft / Macht / Gewalt), Motus (Bewegung), Ministrantes (Diener / Bediensteter).

Sektor DREI:

Actio (Ausführung / Verrichtung), Factum (Tat, Handlung, Werk), Confirmantes (mutige Bestätigung).

Sektor VIER:

Luctus (Trauer), Discordia (Uneinigkeit, Zwietracht, Streit), Confundantes (störendes, Vermengen bzw. Verwirren).

Wenn man sich nun die Bereiche bzw. Sektoren 3 und 4 ansieht, versteht man sofort, warum Nalvage davon sprach, dass der dritte Bereich kurz vor einer Würdigung steht, und dass das vierte Fragment eine Veredelung oder eine Würdigung „schaffen kann“. Der „Sektor DREI“ beschreibt typische materielle Handlungen bzw. Arbeiten, die in der Materie ausgeführt werden. Dies gilt auch für den Sektor VIER, wobei diese Handlungen auf das Ego des Menschen zielen, denn auch die Trauer entsteht durch „egoistische Verlustängste“.

Gut, wenn ein geliebter Mensch stirbt, will man nicht wirklich hören, dass die eigene Trauer durch „egoistische Verlustängste“ genährt wird. Doch wenn man es außerhalb des Menschseins betrachtet und versteht, dass der verstorbene Mensch die materielle Begrenztheit verlassen hat und wieder zurück in eine höhere, energetische Emanation gewechselt ist, kann man es nicht ganz von der Hand weisen, dass das menschliche Ego (zu Recht) trauert. Doch dies gehört zum Menschsein dazu und darf nicht abwertend gedeutet werden.

Wichtig ist hierbei, dass es in den Sektoren NICHT um die Inhalte mit den Buchstaben geht. Es geht hierbei sinngemäß um die Grundenergie, die sich „hinter den Buchstaben“ oder „zwischen den Buchstaben“ befindet. Wenn man so will, sind die Linien die energetische Kittmasse bzw. die verschiedenen Attribute Gaudium (Freude), Praesentia (Gegenwart), Laudantes / Triumphantes (Preisung / Triumphierung) im SEKTOR EINS (LINKS OBEN), Potestas (Kraft / Macht / Gewalt), Motus (Bewegung), Ministrantes (Diener / Bediensteter) im SEKTOR ZWEI (LINKS UNTEN), Actio (Ausführung / Verrichtung), Factum (Tat, Handlung, Werk), Confirmantes (mutige Bestätigung) im SEKTOR DREI (RECHTS OBEN) und Luctus (Trauer), Discordia (Uneinigkeit, Zwietracht, Streit), Confundantes (störendes, Vermengen bzw. Verwirren) im SEKTOR VIER (RECHTS UNTEN) sind es.


Neben den Einteilungen der Sektoren, gab es noch eine zusätzliche bzw. ergänzende Erklärung von Nalvage, sodass man die Sektoren bzw. die 3x3 Quadrate systemisch aufstellen kann, bzw. die Göttlichkeit namentlich erkennen kann.

Quadrat EINS: Iad (Gott), Moz (Freude), Zir (Gegenwart)

Quadrat ZWEI: Iad (Gott), Bab (Kraft / Macht / Gewalt), Zna (Bewegung)

Quadrat DREI: Iad (Gott), Sor (Ausführung / Verrichtung), Grv (Tat, Handlung, Werk)

Quadrat VIER: Iad (Gott), Ser (Trauer), Osf (Uneinigkeit, Zwietracht, Streit)

Da nun noch vier lateinische Begriffe vorhanden sind, ist es klar, dass diese den vier Außenfragmenten zugeordnet sind. Und hier findet man auch endlich eine Erklärung, welche Buchstaben im äußeren Bereich stehen. Denn auch im Buchdruck des Exemplares „A True and Faithful Relation (of What passed for many Years Between Dr. John Dee and some Spirits)“ findet man auf Seite 76, neben der Tafel, die schriftliche Aufschlüsselung:

If substantia be in forma Crucis, then the Son is the Image of his Father.

Laudantes … Luach. […] Bear with me, for it keasie for you, but bard for me.

Ministrantes … Lang. --- Confirmantes … Sach. --- […] Confundantes Vrch.

Wenn die Essenz/Substanz in der Form des Kreuzes ist, dann ist der Sohn das Bild / Abbild des Vaters.

Laudantes … Luach. […] Habt Geduld mit mir, den für euch ist es leicht, aber schwer für mich.

Ministrantes … Lang --- Confirmantes … Sach --- […] Confundantes … Vrch.

So wurde mit der Zuordnung am linken, äußeren Rand des Quadrates begonnen und es setzte sich entgegen des Uhrzeigersinnes fort. Hier noch einmal die Aufschlüsselung und auch noch einmal ein Auszug aus dem Tagebuch von John Dee::

LUAH: (Preisung / Triumphierung) // LANG: (Diener / Bediensteter).

Sach: (mutige Bestätigung) // Vrch (störendes, Vermengen bzw. Verwirren).


Doch wieder muss nun die Frage gestellt werden „Und jetzt?“ Was macht man denn jetzt mit dieser Tafel? Ist diese Buchstabenfolge wirklich fundamental für die dritte henochische Schöpfungsperiode oder ist es einfach ein „interessantes Sammelsurium“? Nun, dass solche Buchstabentafeln für Dee und Kelley immer eine Besonderheit waren und sicherlich nicht aus Langeweile angefertigt worden sind – sonst müsste den beiden Magiern beim Liber Loagaeth sehr langweilig gewesen sein – ist klar, doch welche Essenz (oder Substanz) steckt in dieser Tafel? Ist es wirklich die Essenz Gottes und die fortwährende Evolution des Seins, die in diesem Sinne „der Sohn Gottes“ ist und daher der Beherrscher aller Dinge? Zusätzlich dann auch noch die „Ordnung aller Dinge“ in absoluter Perfektion? Die Antwort darauf lautet: JA!

Man muss die Aufzählung der Energie Nalvage natürlich metaphorisch sehen. Die Essenz/Substanz Gottes ist in diesem Fall das Wort bzw. die Buchstabenkombination IAD, was Gott bedeutet. Der Name ist an den vier Ecken angeordnet und symbolisiert, dass alles von Gott umgeben und gleichzeitig auch durchdrungen ist, sodass es keine Abkehrung geben kann. Gleichzeitig werden durch die verschiedenen lateinisch genannten Attribute die „grundsätzlichen Qualitäten“ eines Lebens beschrieben, welches sich auf die eigene Evolution bezieht, bzw. sich einen Platz im Großen Werk erarbeitet hat. Daher hat die Tafel mehr einen philosophischen und meditativen Wert, wobei der meditative Wert zweigeteilt ist. Man kann durch eine „Achtsamkeit“ MIT der Tafel wirklich sehr schön über sein Leben sinnen und „wie“ man lebt bzw. „wo“ man gerade in seinem Evolutionsspiel ist. Gleichzeitig kann eine Fokussierung der Tafel – ähnlich wie bei den Arbeiten des Liber Loagaeth – neue Energiebahnen bilden, sodass die henochischen Energien – z. B. beim Zitieren der Schlüssel – reibungsloser fließen. Doch die Tafel von Nalvage ist kein Portal. Man kann die Tafel auch als Lamen verwenden, wobei der energetische Nutzeffekt davon abhängt, wie sehr man sich vorher mit der Tafel verbunden hat – sprich, wenn ich sie nur ausdrucke und verwende, ist das Ergebnis nicht so gut, als wenn ich die Tafel auf eine Goldplatte (oder ein anderes Metall) übertrage und dieses „Schmuckstück“ wie einen Talisman rituell-energetisch lade. So kann man die Tafel von Nalvage als „energetische Einstiegshilfe“ zur dritten henochischen Schöpfungsperiode verstehen – also ein Werkzeug, das verwendet werden will.

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Henochische Magie - Band 8

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