Читать книгу Wüsste es Knigge besser? - Frauke Weigand - Страница 6

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1.Begrüßung und Anreden


1.1Wer grüßt zuerst im Privatleben?

Grundsätzlich grüßt derjenige zuerst, der einen Raum betritt bzw. sich zu einer Gruppe gesellt. Ansonsten ist die Rangordnung maßgebend: der Jüngere grüßt den Älteren bzw. der Herr grüßt die Dame.

1.2Wer grüßt zuerst im Geschäftsleben?

Wie auch im Privatleben, grüßt derjenige zuerst, der einen Raum betritt bzw. sich zu einer Gruppe gesellt. Wobei es im Geschäftsleben noch eine zweite Regel gibt: der Chef wird immer zuerst gegrüßt. Am besten achten Sie darauf, welche Regel die Mehrheit der Mitarbeiter anwendet.

Ansonsten gilt im Berufsleben, der Rangniedere grüßt den Ranghöheren, hier gilt nicht „Ladies First“, es sei denn, alle Personen sind gleichrangig. Akademische Titel sind ranghöher als Adelstitel, das heißt ein Graf grüßt den Professor zuerst. Bei der Begrüßung von größeren Gruppen (ab ca. fünf Personen) grüßt man der einfachheithalber der Reihe nach. Treffen sich Geschäftsführer und Angestellte auf dem Flur, grüßt der Angestellte den Geschäftsführer zuerst.

1.3Wie sieht ein Händedruck aus?

Hier ist Mittelmaß angebracht, keinen „Schraubstock Griff“, aber auch keinen „weichgespülten Griff“. Bitte nicht zu lang die Hand schütteln oder festhalten. Der Händedruck sollte zwei bis drei Sekunden erfolgen, dabei schaut man seinem Gegenüber in die Augen.

Ausnahme: Dies gilt nicht bei der Begrüßung von Frauen in arabischen und einigen asiatischen Ländern. Frauen dürfen dort niemals in der Öffentlichkeit Männern in die Augen schauen bzw. die Hand reichen.

Übrigens: Sonnenbrillen werden bei der Begrüßung abgesetzt, damit man seinem Gegenüber in die Augen schauen kann.

Ausnahme: Sie treffen sich beispielsweise auf der Skipiste oder tragen eine Brille mit Dioptrien.

Noch etwas: Die Hände sollte man beim Begrüßen nie über Kreuz reichen. Dieser Aberglaube geht auf die Kreuzigung zurück. Das Handreichen über die Türschwelle oder über den Tisch gilt ebenso als schlechtes Omen.

1.4Wer gibt wem zuerst die Hand?

Der Ranghöhere entscheidet, ob er seinem Gegenüber die Hand reicht. Im Privaten ist das immer die Frau, der wesentlich Ältere bzw. der/​die GastgeberIn.

1.5Steht man zur Begrüßung auf?

Wenn Wert auf Etikette gelegt wird, steht der Mann nach wie vor immer noch auf.

Ausnahme: Wenn ein Kind begrüßt wird. Normalerweise erheben sich heutzutage auch Frauen bei der Begrüßung. Ausnahme hier: Bei festlichen Empfängen können Frauen sitzen bleiben. Auch ältere Menschen müssen sich nicht unbedingt erheben. Im Geschäftsleben hat sich als Zeichen der Wertschätzung durchgesetzt, dass sich jeder für jeden erhebt, unabhängig von der Hierarchie oder des Geschlechts.

1.6Wie ist das mit dem Handkuss?

In Deutschland ist dies nicht mehr üblich, außer bei hochoffiziellen Anlässen (wie beim Opernball). Männer sollten den Handkuss zur Begrüßung von Damen nur weitergeben, wenn sie diesen perfekt beherrschen und es ihrem Style entspricht. Der Handkuss ist lediglich ein angedeuteter und lautloser Kuss. Die Hand der Dame wird dabei nicht nach oben „gerissen“, sondern der Mann beugt sich zur Hand der Dame. Nur Damen ohne Handschuhe gibt man einen Handkuss und normalerweise nur in geschlossenen Räumen. Der Handkuss ist bei uns in Europa – in Österreich, in Polen und in den baltischen Staaten noch weit verbreitet. Auch wenn Sie, als Dame, diese Begrüßung nicht mögen, dulden Sie diese! Es wäre äußerst unhöflich, sich dieser Art von Begrüßung zu entziehen. Der Herr will Sie durch diese Begrüßung besonders ehren und bringt Ihnen damit einen besonderen Respekt entgegen.

1.7Wie stellt man sich richtig vor?

Man stellt sich selbstbewusst und natürlich vor, blickt seinem Gegenüber freundlich lächelnd in die Augen und sagt: „Ich heiße …“ oder: „Mein Name ist …“ (Vor- und Nachname nennen). Veraltet sind Floskel wie: „Ich bin Frau/​Herr …“ oder „Gestatten Sie, dass ich mich vorstelle …“ Ein eigener akademischer – bzw. adliger Titel wird bei der Selbstvorstellung nicht genannt.

1.8Wie reagiert man, wenn sich jemand nur mit dem Vornamen vorstellt?

Das heißt nicht „Sie können mich duzen“. Geduzt wird oftmals spontan in Sportgruppen, bei künstlerischen Berufsgruppen oder unter Jugendlichen. In adligen Kreisen duzt man sich, auch ohne sich zu kennen, in Bayern und Österreich.

1.9Wie stellt man andere vor?

Hier gibt es drei Grundregeln:

1 Der Herr stellt sich zuerst namentlich der Dame vor.

2 Eine offensichtlich jüngere Person wird der Älteren vorgestellt.

3 Bereits Anwesenden wird der neu eingetroffene Gast vorgestellt.

Im Geschäftsleben wird dem Ranghöheren zuerst die rangniedere Person vorgestellt.

1.10Wie antwortet man auf eine Vorstellung?

Antworten Sie einfach mit herzlichen Worten, wie: „Ich freue mich, Sie kennen zu lernen.“ oder „Schön, Sie endlich persönlich kennen zu lernen.“

Im Umgang mit hochgestellten Persönlichkeiten passen beispielsweise auch diese Worte: „Danke, dass ich die Ehre haben darf …“

1.11Wie verhält man sich, wenn man den Namen nicht verstanden hat?

Am besten nochmals nachfragen, etwa so: „Verzeihung, aber ich habe Ihren Namen nicht verstanden.“

1.12Wie und wann übergibt man Visitenkarten?

Die Visitenkarte wird nach dem Händedruck überreicht. Übergeben Sie diese mit Blickkontakt und achten Sie darauf, dass Ihre Visitenkarte wie neu aussieht. Handschriftliche Ergänzungen auf einer Visitenkarte sind nur zulässig, wenn sich kürzlich etwas darauf geändert hat. Erklären Sie dies kurz Ihrem Gegenüber. Eine übergebene Visitenkarte, auch wenn es versehentlich die falsche Person war, die diese erhalten hat, wird nicht wieder zurückgenommen. Eine erhaltene Visitenkarte wird angeschaut und in ein Etui oder in die Jackettasche gesteckt, nicht einfach in der Hosentasche verschwinden lassen. Damit signalisiert man dem Gegenüber das Interesse an seiner Person.

Bei gesellschaftlichen Anlässen bitte auf den Tausch von Visitenkarten verzichten.

1.13Zieht man bei der Begrüßung den Handschuh aus?

Die Handschuhe werden bei der Begrüßung ausgezogen. Eine Ausnahme gibt es, wenn Damen feine Handschuhe zum Abendkleid tragen. Diese können anbehalten werden. Wenn Sie sich im Freien (beim Wintersport) begegnen, behalten die Grüßenden die Handschuhe an.

1.14Wie ist das mit der korrekten Anrede?

Akademische Grade (in Deutschland ab dem Doktortitel) werden in Verbindung mit dem Namen genannt. Wenn die Person mehrere akademische Titel hat, wird der höchste Titel genannt. Nicht genannt werden Zusätze sowie akademische Diplome. Ausnahme in Österreich: Hier ist es üblich, auch beispielsweise Frau Magistra/​Herr Magister zu sagen. Bei Adelstiteln fallen Präpositionen wie „von“ weg. Faustregel: Oskar Graf von Dracula wird angesprochen mit „Graf Dracula“. Nicht üblich die Anrede: „Herr Graf“, denn das ist nur dem Personal vorbehalten. Ein akademischer Grad wird dem Adelstitel vorweg gestellt, also: „Dr. Graf Dracula“. Eine Ausnahme gibt es bei Freifrau/​Freiherr. Hier ist die korrekte Anrede: „Frau von …“ bzw. „Herr von …“ besser noch die französische Version „Frau Baronin“ bzw. „Herr Baron“ verwenden. In Deutschland sind mit dem Gesetz über die Aufhebung des Adels 1919 Adelstitel nur noch Bestandteil des Nachnamens. Jedoch sind diese Titel im gesellschaftlichen Umgang noch gebräuchlich. Wenn Sie bei der Anrede absolut sicher gehen wollen, erkundigen Sie sich im Vorfeld im „Genealogischen Handbuch des Adels“ nach der korrekten Anrede.

1.15Wie redet man Personen mit Amts- und Funktionsbezeichnungen an?

Wie Bundeskanzlerin, Präsident, Minister, Landrat. Die Bezeichnung wird nur verwendet, wenn diese Person in dieser Funktion Auftritt. Hier lautet die korrekte Anrede: „Frau Bundeskanzlerin“, „Herr Minister“ … Bei Gericht gilt: „Herr Rechtsanwalt“, „Frau Verteidigerin“ … Kirchliche Würdenträger wie Kardinäle oder Bischöfe werden traditionell mit „Eure Eminenz“ bzw. „Eure Exzellenz“ oder etwas moderner mit „Herr Kardinal“ oder „Herr Bischof“ angesprochen.

1.16Wie ist das bei der Briefanschrift?

Hier ist es etwas einfacher, man schreibt in der schriftlichen Anrede alle akademischen Titel, wie Herr Prof. Dr. med. Vor- und Nachname bzw. bei Adelstiteln wie Freifrau/​Freiherr: „Frau/​Herr Vorname ‚von‘ Nachname“.

1.17Wie ist die Anrede mit Fräulein?

Volljährige Frauen werden mit „Frau“ angesprochen. Hat eine weibliche Ansprechperson einen Titel, so kann er in der weiblichen Form gebraucht werden, zum Beispiel Frau Architektin Vor- und Nachname.

1.18Wie ist das mit dem Duzen und Siezen?

Als Faustregel für jene, die ihre wilden Jugendzeiten hinter sich gelassen haben, gilt auch heute noch: Damen bieten zuerst den Herren und der Ältere bietet dem Jüngeren das „Du“ an. Im Berufsleben entscheidet die Hierarchie. Der in der Hierarchie Ranghöhere bietet unabhängig vom Alter das „Du“ an. Bei gleicher Hierarchie entscheidet das Dienstalter. Sollte dieses auch in etwa gleich sein, ist das Lebensalter maßgebend. Generell gilt: Zwingen Sie niemanden das „Du“ auf und gehen Sie nicht leichtfertig mit dem Duzen um, denn es bedarf sehr viel Fingerspitzengefühl ein bereits angebotenes „Du“ zurückzunehmen!

1.19Kann man ein angebotenes Du ablehnen?

Ja, allerdings sollten Sie dazu eine Begründung geben, zum Beispiel: „Ich freue mich, dass Sie mir das ‚Du‘ anbieten, aber haben Sie bitte Verständnis dafür, dass ich im Beruf grundsätzlich nicht duze.“ Wenn Sie ein angebotenes „Du“ ablehnen wollen, sagen Sie dies mit Einfühlvermögen. Humor wirkt manchmal Wunder!

Wüsste es Knigge besser?

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