Читать книгу Seewölfe - Piraten der Weltmeere 663 - Fred McMason - Страница 6

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Begonnen hatte es damit, daß sie zwei Schiffbrüchige auf einem Floß an Bord genommen hatten. Sie wollten in dieser Bucht abgesetzt werden, um sich zu ihren spanischen Landsleuten durchzuschlagen – hatten sie erklärt.

Hasard hatte eingewilligt. Schiffbrüchigen wurde grundsätzlich geholfen, auch wenn sie auf der Gegenseite standen wie diese beiden Spanier.

Sie hatten die Bucht angelaufen, und dann waren plötzlich die beiden Schiffe wie aus dem Nichts aufgetaucht. Versteckt hinter einem Mangrovenwald hatten sie gelauert.

Damit war der Überraschungsangriff perfekt gelungen, und die Arwenacks waren ahnungslos in die Falle gegangen.

Der Regen troff Hasard von den Haaren ins Hemd. Er sah die anderen wie durch einen dunstigen Schleier – Gestalten, die hin und her eilten und mitunter nicht zu erkennen waren, so hüllte sie dieser lauwarme Monsunregen ein.

Zum Glück war er so dicht, daß auch der Gegner Schwierigkeiten hatte, das Ziel zu erfassen. Zwei Gegner waren es: die spanische Kriegsgaleone „Aguila“ und die zweimastige Karavelle „Ghost“, unter dem Kommando von Francis Ruthland, jenem Bastard, dem die Arwenacks ihr Desaster in Surat zu verdanken hatten.

Was den Kapitän der „Aguila“ betraf, so hatte César Garcia eine ganz spezielle Rechnung mit dem Seewolf zu begleichen. Der Mann, der sich nicht scheute, profitbringend Sklaven zu verkaufen, hatte den Seewolf seit etlichen Monaten verfolgt, bis er die Spur in Indien aufgenommen hatte.

Sein grenzenloser Haß hatte ihn getrieben und stachelte ihn immer noch an. Wie es schien, hatten er und Ruthland sich verbündet, um El Lobo del Mar gemeinsam zur Strecke zu bringen.

Hasards Blick wanderte durch den Regen wieder zu dem Viermaster, nachdem er kurz die Karavelle gemustert hatte. Von der „Ghost“ mit ihren kleinen Geschützen war nicht viel zu befürchten, aber die „Aguila“ war ein Brocken!

Sie war eine Viermastgaleone mit je zwölf Culverinen, die unter Deck standen. Das waren vierundzwanzig Geschütze. Auf der Kuhl standen auf jeder Seite nochmals vier Geschütze, ganz abgesehen von den vielen Drehbassen vorn und achtern. Insgesamt waren es zweiunddreißig Langrohrgeschütze gegen zwölf Culverinen der Schebecke.

Demnach muß die kleine Krücke mitgerechnet werden, dachte der Seewolf. Die „Ghost“ war wie ein übler Skorpion und konnte gefährliche Stiche austeilen.

„Diese Bastarde verstehen ihr Handwerk“, knurrte Ben Brighton. „Das muß ihnen der Neid lassen.“

„Ja, sie verstehen es“, sagte Hasard mißmutig. „Dieser Giftzwerg hat auch keine Trottel an Bord, und er selbst ist ein erbarmungsloser Tyrann. Soll ja schon gegen Drake gekämpft haben.“

„Ja, so habe ich es auch gehört.“

Es wehte nur ein kaum spürbares Lüftchen in dieser Bucht, und so konnte der Spanier nicht näher an die Schebecke heran. Seine Culverinen waren nicht besser oder schlechter als die der Arwenacks. Er hatte nur wesentlich mehr davon – dreimal so viele Geschütze –, die er auch rigoros einsetzte.

Hasard erwog, den Rückzug anzutreten, denn hier lagen sie wie auf dem Präsentierteller. Schon der nächste Treffer konnte ihnen schweren Kummer bereiten.

Seine übliche Taktik ging hier nicht auf. Er konnte keinen Konterangriff fahren, eine Breitseite abfeuern und wieder blitzschnell verschwinden. Er konnte der Galeone auch keinen Treffer ins Ruderblatt beibringen. Aber zurückziehen konnten sie sich, wenigstens vorerst, bis der Wind wieder wehte. Sie hatten gegenüber der Galeone und der Zweimastkaravelle den Vorteil, daß sie die Schebecke stehend aus der Gefahrenzone rudern konnten.

Drüben, in dem Vorhang aus dichtem Regen, blitzte es erneut auf. Fünf rötliche Feuerzungen waren es, die aus dem riesigen Schatten stachen wie glühende Lanzen. Der größte Lärm wurde wiederum vom Regen verschluckt.

Hasard spürte den Abschuß der Stücke mehr, als daß er ihn hörte. Es war wie ein Fauchen von heißem Sand, der über eine ausgedörrte Wüstenlandschaft fegte. Das Prasseln des Regens verstärkte dieses Fauchen noch.

Am Fockmast schlug das Segel stärker, wie Hasard mit Besorgnis sah. Der Mast hatte gleich beim ersten Treffer etwas abgekriegt, und auch mit dem Ruder war etwas nicht in Ordnung, wie er an Pete Ballies verzweifelten Bewegungen sah.

Don Juan trat neben ihn. Sein Gesicht war hart und kantig. Vom Kinn tropfte Wasser in einem dünnen Rinnsal.

Als er etwas sagen wollte, schlug es auch schon ein, und sie zogen unwillkürlich die Köpfe ein. Juan glaubte, das Bersten und Splittern überlaut zu hören.

Es war nur eine gewaltige Wasserwand, die vor der Schebecke in die Höhe stieg. Fünf rauschende Fontänen, jetzt wie ein Riesenschleier zu einer einzigen vereint.

Ein Siebzehnpfünder pochte rumorend gegen den Rumpf, war aber wirkungslos. Das Wasser hatte ihn gebremst und ihm die Kraft genommen. Dennoch hörte es sich an, als schlüge ein gewaltiger Hammer an das Schiff.

Von der „Aguila“ klang dumpfes Gebrüll herüber. Auch auf der „Ghost“ schrien sich ein paar Kerle die Kehlen heiser. Das Gebrüll erstarb erst dann, als sie erkannten, daß sie nur das Wasser in der Bucht kräftig aufgewühlt hatten.

„Wir haben nur zwei Möglichkeiten“, sagte Don Juan de Alkazar verbissen, als es ruhiger wurde. „Sofortiger taktischer Rückzug oder …“

Seine weiteren Worte wurden von einem Belfern unterbrochen, das wie das Kläffen eines wütenden Köters klang.

Es waren Drehbassenschüsse von der „Ghost“. Ruthland ließ außerdem zwei seiner kleineren Geschütze feuern. Es waren Dreipfünderkugeln, die weit Backbord voraus von der Schebecke ins Wasser klatschten und von Edwin Carberry verächtlich als „Fliegendreck“ bezeichnet wurden.

„Und die zweite Möglichkeit?“ fragte Hasard gelassen. „Die erste habe ich nämlich schon in Erwägung gezogen.“

„Brandsätze“, erwiderte der Spanier lakonisch.

„Auch bereits in Erwägung gezogen, Juan. Es besteht die Möglichkeit, daß die Dinger bei dem Dauerregen nicht zünden. Oder aber das Feuer frißt sich von innen durch die Lunte, und dann fliegt uns das höllische Zeug um die eigenen Ohren. Außerdem wäre bei diesem Dreckwetter der Effekt zu schwach und würde fast ungesehen verpuffen.“

„Wir haben aber keine andere Chance gegen die beiden. Jedenfalls nicht, solange sich der Wind vornehm zurückhält. Im Augenblick sind wir völlig manövrierunfähig.“

„Die anderen auch.“

„Stoiker, was?“ fragte Don Juan und wischte sich das Wasser aus dem Gesicht. „Du hast ja die reinste Bierruhe weg.“

„Ich habe nur bemerkt, daß wir so gut wie außer Schußweite sind, die Kerle aber trotzdem drauflosballern, was das Zeug hält.“

„Und jetzt willst du abwarten, bis sie ihr Pulver und alle Kugeln verschossen haben uns sich ergeben?“ fragte Juan sarkastisch.

Hasard war vor Wut innerlich bis zum Bersten gefüllt, aber das zeigte er nicht. Er war nicht darüber wütend, daß die Kerle sie jetzt rücksichtslos angriffen, er war ärgerlich, weil die ganze Mission als gescheitert angesehen werden mußte.

Es war alles schiefgegangen, was nur schiefgehen konnte. Diese Falle war nur der krönende Abschluß von allem. Es war eine peinliche Niederlage, die sie erlitten hatten, und das nagte und fraß an ihm.

Das alles hatten sie einem hinterhältigen Schurken zu verdanken, der jetzt über sie triumphierte.

Er verstand den offenen Haß, den Garcia ihm gegenüber hegte, und er verstand auch, daß der Mann ihn hartnäckig gejagt hatte. Aber dieser spanische Kapitän, mochte er auch noch so ein gnadenloser Bastard und Tyrann sein, kämpfte wenigstens offen. Er wollte den Seewolf im Kampf zur Strecke bringen.

Dagegen war nichts einzuwenden. Er, Hasard, wollte seine Gegner auch im offenen Kampf stellen.

Aber da agierte aus dem Hinterhalt diese feige und hinterhältige Ratte namens Francis Ruthland, der den offenen Schlagabtausch scheute, weil er ein Feigling war, ein erbärmlicher Schurke, der sofort die Flucht ergriff, wenn man ihm gegenübertrat.

Diese Sorte Mensch war dem Seewolf ein Greuel. Es waren widerliche Halunken, die von hinten mit dem Messer zustießen.

Ratten waren das, feige Kanalratten!

„Dein Gesicht spiegelt deine Seele wider“, sagte Juan. „Aber das ist noch keine Antwort auf meine Frage. Du denkst über diese miesen Halunken nach?“

„Besonders über einen Halunken, Ruthland nämlich“, erwiderte Hasard. „Den anderen mögen ähnliche Motive plagen, wie du sie einmal hattest.“

Der Seewolf grinste bei den Worten ein bißchen, denn auch der Spanier Don Juan war von der spanischen Krone auf ihn angesetzt worden, um ihn zur Strecke zu bringen. Garcia tat es allerdings auf eigene Rechnung.

„Aber welche Motive hat dieser Ruthland? Er kriegt nicht mal die Prämie, die auf meinen Kopf ausgesetzt ist. Warum bereitet uns dieser Bastard eine Schwierigkeit nach der anderen? Warum betreibt er das intrigenhafte Spiel mit Verleumdungen und Anschwärzungen?“

„Ich habe es dir schon mal erklärt“, sagte Juan verdrossen. „Der Kerl will in den Ostindienhandel einsteigen, und er will alles für sich, alles. Wir sind für ihn lästige Konkurrenten, die ihm etwas vor der Nase wegschnappen. Du kennst Kerle dieser Art selbst zur Genüge. Es sind skrupellose Halunken, nur auf ihren Profit bedacht, die keinen anderen neben sich dulden.“

„Ich kenne ihn nicht mal persönlich, sondern nur nach deiner und Blackys Beschreibung.“

Ihr Gespräch wurde unterbrochen, als Ferris Tucker vor ihnen auftauchte. Seine roten Haare klebten am Schädel, und er blies sich die Wassertropfen aus dem Gesicht.

„Mit dem Ruder ist was nicht in Ordnung“, erklärte er. „Pete sagt, es klemme bei jeder Bewegung und bliebe hängen. Ich kann aber jetzt nicht nachsehen. Die Pinne läßt sich jeweils nur ein kurzes Stück nach beiden Seiten bewegen, dann ist starker Widerstand zu spüren.“

„Wir pullen die Schebecke aus der Bucht“, sagte Hasard. „Die Sicht wird immer schlechter. Es sieht auch noch nach Nebel aus. Uns bleibt mit dem beschädigten Ruder nichts anderes übrig, als uns vorläufig abzusetzen. Sag den anderen Bescheid, Ferris. Sie sollen die Riemen an Deck bringen.“

„Aye, aye, Sir. Stinkt mir zwar, daß wir uns zurückziehen, aber es ist die vernünftigste Lösung.“

Hasard blickte zum Ufer hinüber. Dort war der Nebel jetzt hellgrau geworden mit feinen Gespinsten wie Schlieren. Aus dem weiter entfernten Dschungel kroch dicklicher Nebel nach, eine Wand, die sich brühwarm und unaufhaltsam näher heranschob.

Irgendwo dort hinten hatten die Spanier eine kleine provisorische Siedlung angelegt, die sie „Esperanza“ nannten. Etliche Hütten standen dort bereits. Die Dons hatten es wieder mal sehr eilig, von fremdem Land Besitz zu ergreifen, obwohl sie dazu ganz sicher keine offizielle Erlaubnis hatten. Aber darum hatten sie sich noch nie gekümmert. Das Land wurde okkupiert, und damit hielten sie sich für die rechtmäßigen Besitzer.

Der Nebel wurde schnell dichter. Die „Aguila“ wurde bereits von den ersten Schwaden erfaßt. César Garcia sah offenbar seine Felle davonschwimmen, wenn der Gegner unsichtbar für ihn wurde.

Er ließ erneut die Rohre sprechen, bevor das Wild im schützenden Nebel verschwand.

Drüben blitzte es auf. Aber es war ein trübes Blitzen, und der Knall wurde ebenfalls stark gedämpft und vom Nebel geschluckt.

Noch bevor die weißliche Wolke auf sie zukroch, hatten die Arwenacks die langen Riemen an Deck gebracht, mit denen die Schebecke stehend gepullt werden konnte.

Über das Aufblitzen hatten sie nur müde gelächelt. Eine Wasserwand war aus der Bucht aufgewachsen und mehr als fünfzig Yards vor dem Schiff in sich zusammengefallen. Es war wie das letzte Aufbäumen eines müden Riesen, der nicht mehr die Kraft hatte, mit großen Steinen weit zu werfen.

„Pullt so leise, wie es geht“, sagte Hasard. „Je später sie merken, daß wir uns verdrückt haben, um so besser für uns. Wir verholen weiter flußabwärts in die nächste Bucht. Dort verstecken wir uns, bis wir das Ruder in Ordnung gebracht haben.“

Buchten gab es in und um Surat auf dem Tapti zur Genüge. Es war ein Dschungelfluß, der etliche Verstecke, Buchten und kleine Seitenarme aufwies. Manche waren von Mangroven durchsetzt wie diese hier, in denen man sich gut verstecken konnte.

In dem alles verschlingenden Nebel setzten sie sich unmerklich ab, bis sie den Ausgang der Bucht erreichten.

Hasard schien es, als habe der Regen ein wenig nachgelassen, aber es war wirklich nur sehr wenig. Sie mußten unbedingt nachher das Pulver kontrollieren, denn bei diesem strömenden Monsunregen stellte das immer wieder ein Problem dar. Aber daran würde Al Conroy mit Sicherheit zuerst denken.

„Meinst du die Bucht auf der rechten Seite des Tapti, wo ich schon einmal mit Blacky war?“ fragte Don Juan.

„Genau die meine ich. Warum fragst du?“

„Gestattest du, daß ich mich für ein paar Stunden absetze?“ antwortete der Spanier mit einer Gegenfrage.

Hasard sah ihn nur undeutlich, obwohl er dicht neben ihm stand. Er sah eine gesichtslose große, schlanke Gestalt, die im Nebel auf und ab zu wogen schien und in den Konturen verzerrt war.

Ungläubig blickte er den Spanier an. „Ich verstehe kein Wort, mein Freund. Wohin und warum willst du dich absetzen, ausgerechnet jetzt?“

„Ich habe eine kleine Idee, und es juckt mich, sie möglichst augenblicklich in die Tat umzusetzen. Der Zeitpunkt könnte gar nicht günstiger sein. Allerdings bestehe ich auf einem Alleingang, sonst wird es nicht klappen.“

„Darf man Näheres erfahren?“

„Eine Augenblicksidee“, erwiderte Don Juan. „Ich habe vor, zur ‚Aguila‘ hinüberzuschwimmen und aufzuentern. Zwei Jakobsleitern hängen noch außenbords, wie ich gesehen habe.“

„Was hast du vor?“ fragte Hasard überrascht. „Du willst doch nicht dem ehrenwerten Capitán Garcia einen guten Tag wünschen?“

„In gewisser Weise schon. Ich schleiche mich an Deck und kümmere mich um ein paar seiner Kanonen. Die werde ich so manipulieren, daß unsere Freunde keinen Spaß mehr an ihnen haben.“

„Du bist verrückt“, sagte Hasard trocken. „Entschuldige, aber du mußt lebensmüde sein.“

„Ich bin der letzte Lebensmüde. Ich stelle mir das unter den jetzigen Umständen gar nicht so schwierig vor. Es gehört nur eine Portion Frechheit dazu, und die habe ich ja schon oft unter Beweis gestellt.“

„Man wird dich erkennen“, wandte Hasard ein.

„Erkennst du mich, wenn ich einen Schritt von dir entfernt bin?“

„Nein, ich sehe nur verschwommen deine Umrisse.“

„Drüben ist der Nebel noch dichter, so dicht, daß man nicht mehr die eigene Hand vor Augen sieht. Außerdem sind viele Männer auf dem Schiff, die ständig durcheinanderhasten. Sie haben immerhin fast drei Dutzend Geschütze zu bedienen.“

„Ein Wahnsinnsunternehmen“, sagte der Seewolf. „Du fällst trotzdem auf. Du bist doch klatschnaß, wenn …“

„Aye, Sir, die anderen auch, mein Freund. Ich werde mich in nichts von ihnen unterscheiden. Es regnet schon seit Ewigkeiten, und drüben hat niemand einen trockenen Faden am Leib. Nun entscheide dich endlich, die Zeit drängt.“

Hasard wußte, daß er Don Juan nichts ausreden konnte. Sie hatten alle ihre eigenen Dickköpfe, wenn sie sich in eine Sache verrannt hatten. Er selbst schloß sich da nicht aus.

Es war ein Husarenstück, was Juan da vorhatte, und es konnte verdammt schiefgehen. Aber ein Risiko war schließlich immer dabei.

„Nun, ich …“, sagte Hasard.

„Immer wieder Dank für deine gütige Erlaubnis.“

Don Juan hatte es auf seine Weise ausgelegt. Er sagte noch: „Wir treffen uns dann in der Bucht.“

Der Schatten vor Hasard war plötzlich weg. Der kompakter werdende Nebel hatte ihn schon verschlungen.

Der Spanier enterte über die Backbordrüste ab und glitt lautlos ins Wasser, während die Schebecke immer noch langsam gepullt wurde. Der Seewolf hörte es nicht mal plätschern.

„Der verrückte Spanier“, sagte Dan O’Flynn tonlos. „Der ist einfach abgehauen.“

„Ja, einfach abgehauen. Aber so ist er eben. Ich kann nur hoffen, daß er sich das reichlich überlegt hat.“

„Das tut er immer, auch wenn er verrückt ist“, sagte Dan. „Aber so verrückt ist er eigentlich gar nicht. Er ist eben ein Draufgänger, und da unterscheidet er sich von uns absolut nicht.“

Hasard blickte scharf über Bord, doch er sah nicht mal das Wasser, und er hörte auch nicht das geringste Geräusch.

Der „verrückte Spanier“ war verschwunden. Er kann sich in dem Nebel nicht orientieren, überlegte Hasard. Der Kerl schwamm einfach drauflos, obwohl er absolut nichts sah.

Die leichte Strömung erfaßte die Schebecke und trug sie weiter flußabwärts. In ein paar Tagen würde der Tapti anschwellen und zu einem reißenden Strom werden, der alles mit sich riß. Der Dauerregen würde ihn immer höher steigen lassen, bis er zu einem tosenden und sich dahinwälzenden Ungeheuer wurde, das seine Massen in den Golf von Cambay schleuderte.

Bis dahin, so hoffte Hasard, würden sie alles hinter sich haben.

Es dauerte dennoch eine ganze Weile, bis sie die Bucht erreichten. Auf dem Fluß herrschte noch gute Sicht, doch weiter oben griffen die Spinnenarme des Nebels bereits aus dem Dschungel nach den Ufern und zogen sich schleierartig über das Wasser.

Auch das Rauschen des Monsunregens hielt an. Es war allerdings etwas schwächer geworden.

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 663

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