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2.

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Das Wasser des Tapti war fast brühwarm. Der Spanier schwamm durch eine milchige Suppe, die ihm jeden Blick verwehrte. Genausogut hätte es auch Nacht sein können.

Juan verfügte über einen guten Orientierungssinn, der ihn nie im Stich ließ. Rein instinktiv ahnte er die Richtung, wo die große Galeone lag. Rechts versetzt von ihr lag die „Ghost“, doch die interessierte ihn nicht. Ruthland würde noch seine Quittung erhalten, aber er war nicht so gefährlich wie César Garcia.

Der Regen trommelte gleichmäßig rauschend auf das Wasser. Nach einer Weile drangen verzerrte Laute an sein Ohr. Er verstand jedoch kein Wort, denn Nebel und Regen verzerrten und verschluckten alle Geräusche.

Er schwamm ruhig und bedächtig und nicht sonderlich eilig, obwohl es unwahrscheinlich war, daß man ihn auf der großen Galeone hörte.

Er schrak nur einmal heftig zusammen, als ein überlautes Brüllen und Fauchen an seine Ohren drang. Im Wasser, das den Schall besser trägt, hörte es sich nach einem urweltlichen Röhren an. Die Bucht wurde wie von einem wilden Ungeheuer aufgewühlt und schien zu kochen.

Durch den düsteren Nebel stachen bunte Blüten hervor. Sie glühten ein paarmal kurz auf und erloschen dann.

Die Spanier feuerten wieder auf ihren unsichtbaren Gegner ohne zu wissen, daß er längst verschwunden war.

Don Juan de Alcazar konnte sich ein mitleidiges Grinsen nicht verkneifen. Sollen sie feuern, dachte er, das dezimiert nur ihre Bestände an Pulver und Kugeln. Sie schienen eine Menge davon zu haben.

Die Geschosse orgelten etwa zehn Yards hoch über ihn hinweg und schlugen dann im Wasser ein, das wild aufschäumte, bevor die Kugeln versanken. Er glaubte das Pfeifen und Jaulen noch zu hören, obwohl es schon wieder verklungen war.

Wie er vorausberechnet hatte, traf er genau auf das Schiff und schwamm nicht daran vorbei. Er war sogar etwas früher angelangt, als er vermutet hatte.

Seine Finger berührten Holz. Er blickte nach oben, sah aber nicht mal die eigene Hand vor Augen. Also würde ihn erst recht keiner bemerken. Es war auch nicht anzunehmen, daß sie auf der großen Galeone mit Besuch rechneten. In solchen Dingen waren seine Landsleute mitunter von erschreckender Sorglosigkeit.

Direkt vor ihm, nur durch die Bordwand getrennt, erklangen Stimmen. Kanonen wurden ausgewischt und zum Nachladen bereitet. Im Innern der Galeone war ein Rumpeln und Rollen zu vernehmen.

Mit der ausgestreckten Hand tastete er weiter, bis er die Jakobsleiter zwischen den Fingern fühlte. Langsam und bedächtig, so wie er schon geschwommen war, begann er aufzuentern.

Einige bange Sekunden verstrichen, bis er das Deck erreichte. Wenn er jetzt jemandem in die Arme lief, oder gerade in diesem Augenblick eine Gestalt auftauchte, dann war seine Mission gescheitert.

Aber niemand war da. Das Schiff sah in dem Nebel aus, als sei es von allen verlassen worden. Nur die Stimmen waren zu hören, ein entferntes Murmeln und Raunen, das keinen Sinn ergab.

An Deck stank es gewaltig nach verbranntem Pulver. Die Rauchwolken waren von keinem Wind vertrieben oder verwirbelt worden. Sie hingen in, um und über dem Schiff, und sie drangen erstickend unter Deck hervor, wo die meisten Kanonen standen.

Die Kerle hatten den Vorteil, daß zumindest ihr Pulver nicht ständig naß wurde. Der Regen konnte nicht auf die Geschütze prasseln. Trotzdem hatten sie an Bord auch einige Schwierigkeiten mit dem Pulver, denn es hatte sich durch den Dauerregen Schwitzwasser gebildet, das alles verklebte und verpappte.

Ein Schatten bewegte sich in seiner unmittelbaren Nähe. Juan wich ihm aus und enterte einen Niedergang ab, der ins Batteriedeck führte.

Beizend und ätzend legte sich ihm Qualm auf die Lungen. Er hörte Männer keuchen und husten, und er hörte auch saftige Flüche.

Sehen konnte er absolut nichts. Er tastete mit den Händen um sich und stolperte fast über eine Kanone.

„Nachladen habe ich gesagt“, brummte eine tiefe Stimme. „Auch wenn ihr nichts seht, könnt ihr die Stücke im Schlaf finden. Oder habe ich euch Kerlen das nicht beigebracht?“

„Ich kriege keine Luft mehr“, stöhnte ein Mann in seiner unmittelbaren Nähe. „Ich ersticke fast.“

Der Kerl hustete zum Gotterbarmen.

„Den anderen geht’s nicht besser. Los, an die Arbeit!“

Die Stimme erklang weit hinter ihm. Offenbar war der Sprecher der Stückmeister.

Don Juan erschien das alles wie ein Traum. Es hingen zwar ein paar Laternen an den Decksbalken, aber man sah sie und ihr schwaches Licht erst dann, wenn man direkt davor stand. Und da war es auch nur ein verschwommener Fleck, ein fahles Glosen, um das sich dichter Rauch legte.

Männer stöhnten leise und unterdrückt, und immer wieder hörte er sie husten. Er konnte nicht anders – der Qualm reizte seine Schleimhäute, und er mußte ebenfalls husten.

Keiner kümmerte sich darum, als er losprustete. Es dauerte lange, bis er sich wieder beruhigt hatte.

Eine andere Stimme war jetzt zu hören. Wuchtige Schritte dröhnten durch das verqualmte Deck. Der Mann blieb vor einer Laterne stehen.

Juan sah nur den Kopf, und der glich einer schwarzen, formlosen Masse. Kein Gesichtszug war zu erkennen.

Ihm konnte das nur recht sein, denn so fiel er hier auch nicht weiter auf. Niemand würde in ihm einen Fremden vermuten.

„Nichts überhasten, Brillon“, sagte die befehlsgewohnte Stimme. „Wir feuern erst beim nächsten Glasen wieder. Es ist also noch Zeit, die abgefeuerten Stücke in Ruhe nachzuladen. Hier sind zehn andere Leute. Schicken Sie dafür zehn nach oben, damit sie nicht in diesem bestialischen Qualm ersticken.“

„Zehn Leute, Don Juarez“, erwiderte der Stückmeister. „Ich schicke sie sofort an Deck.“

„Recht so. El Lobo del Mar kann uns hier nicht mehr entwischen. Er liegt da drüben genauso fest wie wir auch, solange kein Wind geht. Und er ist angeschlagen, das wissen wir genau.“

Don Juan stand da in dem Qualm und Nebel und konnte sich nicht verkneifen, bis an die Ohren zu grinsen.

Wenn du wüßtest, mein Lieber, dachte er. Dann würde dir deine Ruhe sehr schnell vergehen.

Dieser Juarez mußte der Erste Offizier Juarez Molina sein, den sie schon einmal kennengelernt hatten, wenn auch nur flüchtig, als damals die Sklaven übergeben wurden. Aber Don Juan sah ihn noch deutlich vor sich, diesen Mann mit dem kurzen Stoppelhaarschnitt und der steifen linken Hand, deren Finger etwas nach innen gekrümmt waren. Er konnte die Hand nur sehr umständlich bewegen, und dann auch nur, wenn er die Rechte zu Hilfe nahm und sie wie einen toten Gegenstand bewegte.

Männer drängten sich um ihn. Sie sahen zwar auch nichts, aber sie hatten den Vorteil, hier an Bord zu Hause zu sein, und da kannten sie sich natürlich selbst bei Finsternis aus.

Juan wurde mit der Menge weitergeschoben, bis er vor einer Kanone landete. Zwei riesige Fässer mit Schießpulver standen daneben, aus denen jetzt Pulver geschaufelt wurde.

Da wollte Don Juan auch nicht faul herumstehen und griff fleißig zu.

Der Stückmeister Brillon ließ die Culverinen immer mit zehn Pfund Pulver laden, wie Juan sofort herausfand. Für einen Siebzehnpfünder wurden in der Regel aber meist zwölf Pfund genommen, englische Pfund natürlich.

Also knauserte der Kerl ein bißchen herum und sparte Pulver, wobei er auch gleichzeitig an der Kernschußweite knauserte, die je nach Ladung zwischen drei- und vierhundert Yards lag. Möglicherweise aber traute er seinen eigenen Geschützen nicht, oder es lag daran, daß seine Leute oftmals noch Steinkugeln verwendeten.

Die Dons spürten mehr, als sie sahen, daß an dem Geschütz bereits jemand hantierte und Pulver einfüllte. Wenn das ein anderer tat, so schonte man seine eigenen Knochen, und das war nicht schlecht.

Don Juan bemaß die Menge sehr großzügig mit drei Schaufeln. Und weil immer noch genügend Pulver hineinging, gab er noch mal soviel wie bisher hinzu. Mehr als die doppelte Ladung befand sich jetzt in dem Stück. Das würde einen feinen Krach geben, und die Kugel würde auch viel weiter als sonst fliegen, vorausgesetzt, die Kanone explodiert nicht. Viel Freude würden sie an dem Ding beim Abfeuern jedenfalls nicht haben.

Er hatte keinerlei Skrupel, als er zur nächsten Kanone ging und dem Don half, Pulver hineinzufüllen. Und dem Spanier war es nur recht, daß ihm jemand half, denn er hustete pausenlos. Vielleicht hielt er Juan auch für den Stückmeister Brillon persönlich.

Als es bei der zweiten Culverine auch so hervorragend klappte wie bei der ersten, wurde er etwas dreister und stieß die Kerle grob zur Seite, die gerade beim Einfüllen waren.

Er war erstaunt darüber, wie leicht sie sich schubsen ließen und sofort ihren Platz räumten. Man mußte nur burschikos genug auftreten.

Einen anderen Mann schnauzte er laut an, und der sprang so schnell zur Seite, daß er über ein Brooktau stolperte und zu Boden ging. Der Kerl wagte keine Widerrede.

Vier Kanonen hatte Juan bisher auf diese Weise präpariert. Einige davon würde die riesige Pulverladung zerreißen.

Sollten sie auseinanderfliegen. Garcia war ihr Todfeind und würde kein Erbarmen kennen, sie umzubringen. Dazu war ihm jedes Mittel recht.

Also war Juan auch jedes Mittel recht. Die Spanier hätten immerhin auf die gleiche Idee verfallen können, oder?

Bei der fünften Culverine war Schluß. Sie war bereits geladen, und für Juan gab es nichts mehr zu tun. Er durfte nur noch mithelfen, die großen Pulverfässer an das Schott zu schieben.

An einen Querbalken gelehnt, blieb er stehen und überlegte.

Er hatte jetzt alle Trümpfe in der Hand und konnte praktisch über das Schicksal des Schiffes und seiner Männer entscheiden. Er war der Herr über Leben und Tod.

So konnte er zum Beispiel die Laterne vom Decksbalken nehmen und sie in die noch immer offenen Pulverfässer werfen.

Zweifellos würde es einen Brand geben, der nicht mehr zu löschen war, selbst bei dem Regen nicht. Pulverfässer gab es massenhaft, die sich bei der Hitze entzünden würden. Damit wäre das Schicksal des Schiffes besiegelt. Übrig bliebe dann nur eine kleine Ratte namens Ruthland, die sich im starken Schatten Garcias versteckte und agierte. Den Kerl konnten sie wie eine flügellahme Ente rupfen.

Er konnte auch hingehen, den Kapitän in seiner Kammer überraschen und ihn blitzschnell töten. Sein Tod würde mit Gewißheit etliche Veränderungen mit sich bringen, denn César Garcia war es, den der Haß trieb.

Die Verlockung war da, schlagartig, während Juan an dem Balken lehnte. Das Stimmengewirr um sich herum nahm er kaum zur Kenntnis.

Das Problem, das sie augenblicklich am Hals hatten, wäre mit einem Schlag gelöst, und er würde vielen Sklaven ein hartes Schicksal ersparen, denn Sklaven würde Garcia früher oder später wieder einfangen.

Juan seufzte leise. Er sah im Geist das Schiff auseinanderfliegen, sah brennende Menschen und hörte ihre Entsetzensschreie. Schweratmend und von dem Qualm halb betäubt stand er da, bereit, der Versuchung zu erliegen.

Es war ja alles so einfach!

Der Spanier rang lange Zeit mit sich selbst. Er stand unter ungeheurer Anspannung.

Nach einer endlos scheinenden Ewigkeit hatte er sich entschieden und stieß sich von dem Balken ab.

Das war nicht sein Stil, er konnte nicht über seinen eigenen Schatten springen. Der Gegner war völlig ahnungslos und wußte nicht, daß er seit einiger Zeit auf ein imaginäres Ziel feuerte, auf ein Schiff, das längst verschwunden war und sich heimlich abgesetzt hatte.

Das wäre heimtückisch und hinterhältig und entsprach viel eher dem miesen Charakter eines Francis Ruthland.

Wäre er jetzt auf der „Ghost“ gewesen, hätte er vermutlich nicht lange gezögert und das Schiff in die Luft geblasen. Hier jedoch war es etwas anderes, er brachte es nicht fertig.

Oder? Er dachte an die beiden Schiffbrüchigen auf dem Floß, die sie gerettet und in diese Bucht gebracht hatten. Diese zwei Bastarde hatte Garcia ihnen auch heimtückischerweise untergeschoben und sie so in die Bucht gelockt, um über sie herzufallen.

Eigentlich war es nicht mehr als recht und billig, sich auf die gleiche infame Art zu revanchieren. Auge um Auge, Zahn um Zahn! Oder?

Da war wieder dieses „Oder“, ein Stolperstein, über den er nicht hinwegkam.

Zum Teufel! Er brachte es doch nicht fertig und brauchte mit sich selbst auch nicht darüber zu debattieren. Es führte zu nichts. Er ließ es dabei bewenden, den Spaniern einen kräftigen und nachhaltigen Denkzettel verpaßt zu haben.

Aus, finito!

Fast wütend stieß er sich ab und bahnte sich rücksichtslos einen Weg durch die Leiber. Er stieß Männer zur Seite und ging blind auf den Niedergang zu, bis er ihn erreichte.

Kurz darauf befand er sich an Deck, wo die Luft zwar etwas besser, aber feucht, schwer und naß war.

Als er abentern wollte, sah er sehr undeutlich die Schatten zweier Männer. Sie hielten sich ganz in seiner Nähe auf und sprachen miteinander.

Es waren César Garcia und sein Erster Offizier Juarez Molina.

„… nichts sehen in dem Nebel“, hörte er Garcia sagen. „Nicht mal die Hand vor Augen. Lassen Sie nachher den Schußwinkel der Stücke etwas erhöhen, Señor Molina. Ich bin sicher, daß es bei dem Bastard dann erneut einschlagen wird. Er rechnet nicht damit, und so wird er eine höllische Überraschung erleben.“

„Davon bin ich überzeugt. Wir hätten aber auch etwas mehr Pulver nehmen können, um den gleichen Effekt zu erzielen.“

„Das ist mir zu riskant“, wehrte Garcia scharf ab. „Uns ist schon einmal ein Rohr an Deck krepiert.“

Juan zog sich lautlos ein paar Schritte zurück. Sie sahen ihn nicht, und er hatte sie auch nicht mehr im Auge. Aber er verstand jedes Wort.

„Es gibt allerdings noch eine andere Möglichkeit“, sagte Garcia nach einer Weile des Schweigens. „Wir könnten die große Jolle abfieren und mit ein paar Männern besetzen lassen. Die Männer nehmen zwei Drehbassen mit und feuern dem Bastard aus allernächster Nähe grobgehacktes Blei in die Wasserlinie. Bevor man unsere Leute bemerkt, sind sie in dem Nebel schon wieder verschwunden.“

Garcias schien von seiner Idee begeistert zu sein. Juan hörte ihn leise lachen.

„Ein guter Gedanke“, lobte der Erste. „Damit wird er ganz sicher nicht rechnen. Ein Blitzangriff aus dem Nichts heraus, ein schneller Vorstoß, wobei er eine klaffende Wunde erleidet. Es ist nicht mal ein Risiko dabei. Wir könnten die große Jolle nehmen. Sie liegt auf der Backbordseite.“

„Sehr gut, mein Lieber. Dann lassen Sie zwei Drehbassen in die Jolle schaffen. Feuern Sie auch in ein paar Minuten, damit die Kerle keinen Verdacht schöpfen. Nach dem Angriff sofortige Rückkehr an Bord. Señor Virgos soll das Unternehmen leiten. Verklaren Sie ihm das. Noch etwas: Den Schußwinkel lassen Sie so, wie er ist. Die andere Überraschung dürfte wesentlich nachhaltiger sein.“

Dieser Bastard, dachte Juan, nachdem der Erste gegangen war und nach Virgos brüllte. Diesmal wird er eine Pleite mit seiner Anschleicherei erleben. Er blieb auf seinem Posten und hörte, wie Virgos mit dem Ersten Offizier zurückkehrte. Der Kapitän verklarte seinen Plan noch mal in allen Einzelheiten und schärfte dem Mann ein, überaus vorsichtig zu sein.

Virgos trommelte eine Handvoll Leute zusammen. Erneut wurde erklärt, was bevorstand.

Als Juan sich noch weiter zurückzog, stolperte er über einen Gegenstand nahe der Nagelbank. Es rumorte leise, aber niemand achtete darauf.

Juan tastete um sich und fand eine Axt. Offenbar hatte sie der Schiffszimmermann liegenlassen.

Er wollte sie gerade zur Seite schieben, als ihm etwas einfiel. Er nahm die Axt an sich und ging zur Backbordseite. Dort befand sich ebenfalls eine Jakobsleiter, und darunter mußte die große Jolle liegen, auch wenn er sie in dieser milchigen Suppe nicht sehen konnte.

Schnell blickte er sich um, enterte dann ab und legte die Axt unter die Ducht in der Jolle. Es war eine große Jolle, die bewegungslos auf dem Wasser lag. Danach enterte er blitzschnell wieder auf.

Er war gerade zum richtigen Zeitpunkt wieder oben. Drei Mann waren inzwischen damit beschäftigt, eine Drehbasse in die Jolle zu bringen.

„Vorsichtig abfieren“, sagte Virgos, der anscheinend Profos oder Decksältester war. „Vier Mann nach unten. Steckt die Drehbasse in die Halterung an Backbord, die zweite an Steuerbord und deckt sie gut gegen den Regen ab. Die erste wird abgefeuert, sobald wir die Bordwand erkennen können, dann ein blitzschneller Schwenk, die zweite abfeuern und augenblicklich verschwinden. Und daß mir alles lautlos vonstatten geht!“

Don Juan fühlte sich angesprochen. Er mischte sich unter die Männer und enterte sofort ab. Drei weitere folgten ihm.

Oben wurde die Drehbasse abgefiert. Sie war mit einer Persenning abgedeckt, damit sie nicht naß wurde.

Es ging alles ziemlich lautlos vor sich. Daher zuckte Juan leicht zusammen, als ein überlautes Bersten erklang. Auf der Steuerbordseite feuerten sie vier Kanonen ab. Der ganze Schiffsrumpf bebte und schwankte.

Keiner schenkte dem anderen Beachtung. Jeder war beschäftigt, und außerdem sahen sie sich gegenseitig ohnehin nur als Schatten.

Die Drehbasse wurde in die Halterung gesteckt. Ein weiterer Mann enterte inzwischen ab.

Don Juan hatte ein lausiges Gefühl in der Magengrube. Wenn jemand entdeckte, daß er nicht zu diesem Haufen gehörte, stand ihm ein unangenehmer Tag bevor, der vielleicht damit enden würde, daß er später an der Rah zappelte. Juan fand den Gedanken nicht gerade erheiternd.

Der Knall war verklungen, und erst jetzt wurde ihm bewußt, daß er nicht lauter als sonst auch gewesen war. Daraus war zu folgern, daß sie nicht die präparierten Kanonen abgefeuert hatten, sondern erst die anderen, die schon lange abgekühlt waren.

Na, wenn schon! Früher oder später würden sie auch die anderen Stücke abfeuern, und dann war die Überraschung perfekt.

In dem Augenblick wurde die zweite Drehbasse abgefiert.

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 663

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