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2.

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Gegen zwei Uhr nachts – es war der 19. Juli 1595 – sichtete Blacky auf der „Isabella“ die kleine Jolle, die die Ankerbucht ansteuerte. Diese Ankerbucht, wo „Isabella“ und „Empress“ lagen, befand sich südlich der Ankerbucht des Korsen auf der Insel Cozumel.

Die Besatzungen beider Schiffe waren noch wach. Hasard wartete bereits ungeduldig auf das Auftauchen der Jolle, in der sich Ferris Tucker und Dan O’Flynn befanden.

Schon seit Stunden hatte er sich gefragt, ob das Unternehmen der beiden Männer nicht doch zu riskant war. Sie hatten den Auftrag gehabt, dem Korsen jenes Buch zu entwenden, in welchem er nach Aussage eines seiner Kerle die Positionen seiner zahlreichen Perlenverstecke eingetragen hatte. Der Mann, der das verraten hatte, war infolge einer Schußverletzung gestorben, hatte aber noch mitteilen können, daß della Rocca über seine Perlenverstecke genau Buch zu führen pflegte.

„Die Jolle hält auf uns zu!“ rief Blacky.

Sofort reckten sich Köpfe nach vorn. Die Jolle war nur ein kaum sichtbarer Schatten, der langsam näher glitt.

„Na endlich“, sagte Ben Brighton erleichtert, der neben dem Seewolf auf der Kuhl stand. „Offenbar haben sie es doch geschafft.“

„Das bleibt noch abzuwarten“, sagte Hasard. „Gewißheit haben wir erst, wenn sie da sind. Trotzdem bin ich erleichtert, denn die beiden sind heil und gesund, wie es den Anschein hat.“

Jetzt waren auch die beiden Gestalten in der Jolle zu sehen.

Smoky und der Profos reckten ebenfalls die Köpfe vor. Edwin Carberry grinste über sein narbiges Gesicht.

„Ist doch immer wieder eine Freude, wenn die alten Rübenschweine wohlbehalten aufkreuzen, was, wie?“ meinte er. „Dan schwenkt etwas in den Händen“, fügte er hinzu.

„Klar, womit soll er sonst schwenken“, brummte Smoky und starrte ebenfalls angestrengt in die Dunkelheit, wo die Gestalten jetzt immer deutlicher zu erkennen waren.

Der Profos, der sich durch Smokys Worte veralbert fühlte, wollte erst zu einer geharnischten Antwort ansetzen, aber dann winkte er ab, denn neben ihnen tauchte nun auch noch Mac Pellew auf, und dessen Gesicht sah im schwachen Licht der Sterne mehr als grämlich aus. Es war so leidvoll verzogen, als kehrten die beiden Männer gerade von einer Seebestattung zurück.

„Sie sind es“, murmelte Mac, aber das klang keinesfalls fröhlich. Es klang dumpf, traurig und hohl.

„Klar sind sie es“, erwiderte Carberry ungehalten. „Aber das ist noch lange kein Grund, so sauertöpfisch in die Gegend zu plieren. Freu dich lieber, daß sie wieder zurück sind.“

„Ich freu mich ja auch, aber alles zu seiner Zeit. Wenn man sich vorher schon freut, kann man sich nachher nicht mehr so freuen.“

„Mann, hat der wieder Ansichten“, sagte Smoky erschüttert. „Eines Tages verwandelt er sich noch in ein Faß Essig oder in eine riesige Trauergurke.“

„Eine dürre Trauergurke“, verbesserte Carberry grinsend. „Sagen wir mal, eine sehr dürre grämliche Seetrauergurke, wenn’s das gibt.“

Immer deutlicher waren die beiden Männer in der Jolle zu erkennen. Dan schwenkte erneut triumphierend den Gegenstand, bis ihn auch die anderen erkannten.

Grinsen erschien in den Gesichtern, denn jedem war klar, um was es sich bei dem Gegenstand handelte.

„Die Kanonensöhne haben es also geschafft und dem Korsen das Buch geklaut“, sagte Ben Brighton erleichtert. „Das Feuer muß sie so abgelenkt haben, daß sie nichts bemerkten.“

Auf der Kuhl der „Isabella“ hatten sich mittlerweile alle Seewölfe versammelt. Auch Old O’Flynn mit den Zwillingen, Martin Correa und den beiden Dänen Sven und Nils waren dabei. Jeder wartete sehnsüchtig auf die Neuigkeiten.

Dan O’Flynn und Ferris Tucker enterten auf und wurden sofort von den anderen umringt.

„Alles glattgegangen“, berichtete Dan, während er das „Logbuch der Perlen“ dem Seewolf übergab. „Wir hatten nicht die geringsten Schwierigkeiten, das Buch zu mausen.“

„Hat euch niemand bemerkt?“ fragte Hasard erstaunt.

„Nein. Auf der Back der ‚Bonifacio‘ befand sich nur ein Ankerposten, und der hatte nur Augen für das ausgebrochene Feuer. Inzwischen stürzten aus den Hütten Männlein und Weiblein, die mächtig aufgeregt waren. Wir konnten mit der Jolle direkt und ungesehen am Heck des Schiffes anlegen und dann aufentern. Wir nahmen uns gleich gezielt die Kapitänskammer vor, und nach einer Weile wurde Ferris fündig.“

„Und wo befand sich das Buch?“ fragte Hasard, während er es in der Hand hielt und musterte.

Der rothaarige Schiffszimmermann Ferris Tucker grinste breit.

„Hinter der Kopfvertäfelung der eingebauten Koje. Die Vertäfelung sieht wie ein Kassettenmuster aus, die sich durch Leisten voneinander abheben. Nun, eine Leiste war etwas dunkler als die anderen infolge häufiger Benutzung. Ich brauchte nur noch in ein kleines Fach hinter einem aufspringenden Türchen zu greifen, und damit war das Problem auch schon gelöst.“

„Ihr seid sicher, daß es das richtige Buch ist?“ fragte Hasard.

„Ganz sicher. Wir haben beim Licht einer kleinen Kerze einen kurzen Blick hineingeworfen. Es ist das Buch mit den Angaben der Perlenverstecke.“

Hasard betrachtete es lächelnd. Das Buch war in Schweinsleder gebunden und sah kostbar aus. Er nickte zufrieden und setzte sich auf die Kuhlgräting.

„Das habt ihr prächtig hingekriegt“, lobte er. „Im nachhinein erschien mir das Unternehmen fast etwas zu riskant, aber ihr habt es geschafft. Jetzt wollen wir mal einen Blick hineinwerfen. Schirmt die Lampe ein wenig ab, damit wir nicht meilenweit zu sehen sind.“

Die Lampe wurde abgeschirmt, bis ihr Lichtschein nur noch die unmittelbare Umgebung erhellte. Wieder standen alle herum, um einen Blick in das geheimnisvolle Buch zu werfen.

„Jetzt brauchen wir nur noch zu den vorgegebenen Stellen zu segeln und ein bißchen buddeln“, sagte Paddy Rogers. „Noch einfacher hätte der Korse es wirklich nicht machen können.“

Als Hasard die erste Seite aufschlug, fielen ihm die Zwillinge Hasard und Philip fast über die Schulter, so neugierig waren sie.

Der Seewolf stieß einen leisen bewundernden Pfiff aus und blickte aufmerksam auf das, was della Rocca pedantisch genau aufgezeichnet hatte.

„Donnerwetter“, sagte er anerkennend. „Der Korse scheint ein hervorragender Kartograph zu sein. Von dem können wir fast noch etwas lernen.“

Er zeigte die Seite kurz herum und sah, daß die anderen ebenfalls anerkennend nickten. Selbst Dan O’Flynn, der sich aufs Kartographieren verstand, schloß sich davon nicht aus.

„Der Mann ist schon fast ein Genie“, sagte er. „Offenbar ist er sogar in der Lage, aus der Sicht eines Vogels seine Zeichnungen anzufertigen. Wahrhaftig, sehr erstaunlich.“

Die Zeichnungen waren kunstvoll mit Tusche und spitzem Federkiel angefertigt worden. Della Rocca hatte offenbar sehr viel Zeit damit verbracht, die Karten zu zeichnen. Aber er war wirklich ein Könner, das ließ sich nicht bestreiten.

Schon auf den ersten Blick wurde Hasard jedoch sehr schnell klar, daß es gar nicht so einfach war, die Aufzeichnungen zu entziffern.

„So einfach ist das nicht“, sagte er zu Paddy Rogers und den anderen, die gebannt auf die erste Seite blickten. „Mit dem Hinsegeln und Buddeln ist es nicht getan. Vorher muß erst noch der Grips ein wenig angestrengt werden.“

Der Kutscher war ebenfalls interessiert näher getreten und warf einen Blick über Hasards Schulter. Er hatte schon einmal eine geheimnisvolle Schatzkarte enträtselt und damit bewiesen, daß er logisch denken konnte.

Auf den ersten Blick schaute alles relativ einfach aus, so sahen es die meisten.

Auf dem Blatt war der Verlauf einer Küstenlinie mit einigen Buchten ausgezeichnet. Das Wasser war schraffiert und hob sich somit vom Land deutlich ab, das der Korse weiß gehalten hatte. Es war von einem Kreuz durchbrochen, auf das zwei gestrichelte Linien in einem Winkel von fünfundvierzig Grad zuliefen, die sich im Kreuz trafen. Der jeweilige Anfang der beiden Linien war markiert. Bei der einen stand die Zeichnung eines Baumes, bei der anderen war die exakte Darstellung einer Felsspitze zu sehen. Die letztere Linie war allerdings etwas länger gehalten als die andere.

Hasard blickte stirnrunzelnd darauf. Dann wanderte sein Blick langsam weiter nach oben auf den linken Rand des Blattes. Hier war kunstvoll eine Kompaßrose eingezeichnet.

Dann stutzte der Seewolf, als sich sein Blick auf die rechte obere Seite konzentrierte.

„Eine Zahlenreihe“, sagte er. „Aber keine weiteren Angaben. Im Augenblick werde ich daraus noch nicht schlau. Sehen wir uns einmal die weiteren Seiten an.“

Er blätterte um und stellte fest, daß sich die gleiche Anordnung auch auf der nächsten Seite befand. Wieder befand sich links oben die Kompaßrose, während rechts oben die rätselhafte Zahlenreihe stand.

„Das sind wieder andere Zahlen“, sagte Dan O’Flynn. Er blickte auf die Zeichnung darunter. Es war wieder ein Ort mit einem Kreuz, drei gestrichelten Linien und einem Anfangspunkt, der die gestrichelten Linien markierte.

Die Neugier der Seewölfe wurde immer größer. Hasard war so dicht umlagert, daß er sich kaum noch bewegen konnte.

„Hier bedeuten die Anfangspunkte ein Inselchen vor der Küstenlinie“, sagte der Kutscher. „Das ist klar zu erkennen. Dann befindet sich eine Kerbe zwischen zwei Felsen, und hier hat der Korse eine Kokospalme aufgezeichnet. Das ist ganz eindeutig.“

„Das sind Peilungen, die er mit großer Akribie durchgeführt und aufgezeichnet hat“, meinte Hasard. „Leider geben sie uns noch keinen genaueren Aufschluß. Die Insel kann sich an jeder beliebigen Stelle der Karibik befinden.“

Der Kutscher nickte bekräftigend.

„Wir werden das schon noch herausfinden“, murmelte er. „Wie sieht es denn auf den anderen Seiten aus?“

Der Seewolf blätterte weiter und zählte leise mit.

Das in Schweinsleder gebundene Buch hatte achtundzwanzig beschriebene Seiten. Die Seiten dahinter waren leer, und würden von nun auch leer bleiben. Dabei stellte sich heraus, daß alle weiteren Positionen nach dem gleichen Schema abgefaßt waren. Zeichnung, Kompaßrose und rätselhafte Zahlenreihe. Jede der Zeichnungen war mit sehr großer Sorgfalt ausgeführt worden. Der Korse war ein Meister darin und mußte sehr viel Zeit und Geduld aufgebracht haben.

„Auf jeder dieser Zeichnungen befindet sich eine Truhe mit Perlen“, sagte Hasard in die entstandene Stille. „Das können wir als sicher voraussetzen. Aber dieser Korse ist auch ein ganz gerissener und durchtriebener Hundesohn. Er hat die Zeichnungen bewußt so angelegt, daß niemand etwas damit anfangen kann – auch wir nicht jedenfalls vorerst nicht. Die Zeichnungen taugen einfach nichts, solange wir nicht wissen, um welche Küste es sich handelt.“

Die gespannten Gesichter wurden länger. Einige blickten enttäuscht auf das Buch.

„Soll dann das ganze Unternehmen umsonst gewesen sein?“ fragte Ferris Tucker. „Wir können ja schlecht sämtliche Küsten absegeln und sie mit den Karten vergleichen. Viele ähneln sich ja auch und sind kaum zu unterscheiden. Palmen und Felsspitzen finden wir ebenfalls auf den meisten Inseln.“

„Umsonst war das Unternehmen nicht“, meinte Hasard nachdenklich. „Wir müssen nur versuchen, die Systematik zu durchschauen. Der Korse hat das so aufgezeichnet, daß es ihm selbst keine Mühe bereitet, die Stellen wiederzufinden, sonst hätte er sich die ganze Zeichnerei ersparen können. Folglich muß es einen Hinweis geben, wie die Zeichnungen zu enträtseln sind.“

Unbewußt blieb sein Blick wieder an der Zahlenreihe hängen, doch er brachte sie vorerst in keinen Zusammenhang mit den Zeichnungen, weil sie einfach keinen Sinn ergaben.

„So’n Scheiß“, sagte der Profos enttäuscht. „Da klaut man diesem Rübenschwein das Buch, und dann können wir nichts damit anfangen, weil dieser Kerl alles verschlüsselt hat.“

„Schatzkarten sind überhaupt so ’ne Sache“, nörgelte Mac Pellew herum. „Da zerbricht man sich den Schädel, jagt einem Phantom nach und findet doch nichts. Ich habe überhaupt nichts dafür übrig, wenn man sie nicht gleich enträtseln kann.“

„Klar, dir muß ja immer alles gleich in den Schoß fallen“, sagte Carberry, „weil du zu faul zum Denken bist. Für dich ist so eine Schatzkarte nur etwas wert, wenn alles haarklein verzeichnet ist und genau drinsteht, daß unter Palme elf von links eine Truhe vergraben ist, die Perlen oder Goldstücke enthält. Und selbst dabei würdest du dich noch verzählen.“

„Dann grübel du doch darüber nach“, sagte Mac sauer. „Aber bei deinen paar trockenen Bröseln da oben kommt erst recht nichts raus.“

Der Profos sah den Zweitkoch der „Isabella“ gallig an.

„Bei dir schwimmen die Brösel doch in Essigbrühe, du aufgedockter und achtmal kalfaterter Plattfisch. So ein quergebraßter Seesack wie du kann mich doch gar nicht beleidigen.“

„Gebt mal Ruhe, ihr beiden!“ rief Ben Brighton. „Euren Disput könnt ihr später unter Deck fortsetzen.“

„Das hat man nun davon“, knurrte Mac, „kaum ist so’ne Mistkarte an Bord, schon gibt es Ärger.“

Hasard und Dan O’Flynn störten sich nicht an dem Stunk zwischen dem Profos und Mac Pellew. Der Kutscher winkte nur ärgerlich ab und beugte sich wieder über die Seiten des Buches.

„Das sind alles Perlenverstecke“, betonte er noch einmal nachdrücklich. „Darauf verwette ich meinen Kopf. Ihr habt doch selbst einmal beobachtet, wie der Korse so ein Versteck ausgrub, mit Perlentruhe und Totenschädel. Kann es nicht sein, daß wir anhand dieser Beobachtung Klarheit in eine der Zeichnungen kriegen?“

„Du meinst, er hat das Versteck ebenfalls eingezeichnet, so daß wir jetzt Rückschlüsse ziehen können?“

„Genau das meine ich, Sir. Dazu bedarf es natürlich eines sehr sorgfältigen Studiums der einzelnen Karten. Immerhin sind achtundzwanzig Verstecke eingezeichnet.“

„Eine gute Idee“, lobte Hasard. „Doch das wird uns auch nicht viel weiterbringen.“

Er sah, daß Dan O’Flynn plötzlich grinste, als hätte er einen Sieg errungen.

„Hast du etwas herausgefunden?“ wollte Hasard wissen.

„Ja, und ich glaube, ich bin mir meiner Sache ziemlich sicher. Ein Teil des Schleiers ist bereits gelüftet.“

„Und der wäre?“

Dan O’Flynn deutete auf eine der Zahlenreihen.

„Hier liegt das Geheimnis“, sagte er sehr bestimmt. „Es befindet sich in den Zahlenreihen.“

„Sehr schön, und was sagen die aus?“ fragte Ben Brighton. Er hatte die Arme in die Hüften gestemmt und blickte auf die Karte.

„Die Zahlenreihe gibt uns die betreffende Küste an“, sagte Dan O’Flynn. „Der Korse hat einen verschlüsselten Text gebraucht, bei dem er anstelle der Buchstaben Zahlen eingesetzt hat. So gesehen ist das doch ganz einfach.“

„So gesehen, ja“, gab Hasard überrascht zu. „Aber sehr viel weiter sind wir deshalb immer noch nicht.“

„Man muß nur die Zahlen entschlüsseln, dann haben wir die entsprechenden Buchstaben. Zugegeben, da ist noch eine kleine Nuß zu knacken, aber das sollte zu schaffen sein.“

„Dann sieh mal zu, wie du diese Nuß knackst“, lautete Hasards bissiger Kommentar. „Die Nuß mag zwar klein sein, dafür ist sie aber auch steinhart. Vielleicht schaffst du es ja, sie zu knacken, aber nach Möglichkeit noch in diesem Jahr.“

„Hm.“ Dan O’Flynn kratzte sich grinsend den Schädel. „Wir werden unser Bestes versuchen. Was meinst du, Kutscher? Du hast doch schon Erfahrung im Entziffern von Schatzkarten.“

„Zusammen sollten wir es schaffen“, versicherte der Kutscher. „Aber es wird nicht einfach sein.“

„Sollen wir nicht gleich damit anfangen?“ fragte Hasard junior begeistert. „Philip ist auch dafür. Wir können ja schon mal daran herumknobeln. Je eher wir es wissen, desto besser ist es für uns.“

Hasard bremste den Eifer seiner Söhne jedoch.

„Heute nicht mehr, dafür ist es zu spät. Ihr könnt morgen früh damit beginnen, dann langt es immer noch. Dann haben wir auch Zeit und Muße dazu.“

„Schade“, sagte Philip bedauernd. „Ganz sicher werde ich heute nacht kein Auge zutun. Wenn ich so etwas sehe, dann läßt es mir keine Ruhe mehr.“

„Wenn ihr morgen nicht ausgeschlafen seid, hängt ihr mit dicken Klüsen über dem Buch“, erklärte Old O’Flynn, „und dann findet ihr erst recht nichts heraus.“

Das sahen die Zwillinge schließlich auch ein, obgleich sie mit der Schatzsuche am liebsten schon morgen in aller Frühe begonnen hätten.

„Bin mal gespannt, wann der Korse das Fehlen seines Buches bemerkt“, sagte Ferris. „Möglicherweise gibt das noch Mord und Totschlag bei der Horde, denn er wird natürlich einen seiner Kerle als Dieb vermuten. Aber sein Gesicht dürfte immer länger werden, wenn er feststellt, daß seine Verstecke bereits ausgeräumt sind.“

„Noch ist es nicht soweit, Ferris“, entgegnete der Seewolf. „Zuerst muß mal die Nuß geknackt werden. Della Rocca wird vermutlich alle die Verstecke aufsuchen, die er noch im Kopf hat, sobald er das Verschwinden des Buches bemerkt hat. Habt ihr übrigens alle eure Spuren bei dem nächtlichen Besuch verwischt?“

„Uns hat niemand gesehen, Sir, dazu waren alle viel zu abgelenkt, als sie das Feuer sahen. In der Kapitänskammer haben wir das Geheimfach wieder verschlossen. Da deutet nichts auf unsere Anwesenheit hin. Auch als wir von Bord gingen, hat uns niemand bemerkt!“

Die meisten warfen noch einen Blick in das Buch mit den achtundzwanzig Perlenverstecken. Dann kehrte nach und nach Ruhe auf der „Isabella“ ein. Auch die Mannschaft der „Empress“ ging wieder an Bord. Die Zwillinge konnten den neuen Tag jedoch kaum erwarten.

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 510

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