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VORWORT DES HERAUSGEBERS

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Es ist mir eine große Freude, die Memoiren der Theologin Ruth Paskert herausgeben zu können. Sie ist einen außergewöhnlichen Lebensweg gegangen. Ich hatte Kontakt zu ihr in ihrer letzten Lebenszeit, wo sie im Ruhestand in Spanien lebte. Die Verbindung war entstanden durch unsere Gemeindepädagogin, Frau Johanna Schade, die auch im Burckhardt-Haus in Berlin Dahlem als Gemeindehelferin ausgebildet worden war. Ruth Paskert war neugierig auf unsere kirchlichen Verhältnisse in der DDR. Wir schrieben uns und später telefonierten wir miteinander. Sie schickte mir ihre Memoiren, die ich schon damals nicht nur lesenswert fand, weil sie die Zeit vor meiner Zeit (Ich bin Jahrgang 1938) behandelte, sondern eben auch, weil sie die theologische und politische Auseinandersetzung, die Theologie Bultmanns und die Jahre der Bekennenden Kirche am Beispiel der Schwesternschaft von Kaiserswerth, sehr persönlich und problemnah erzählte. Da gab es schon Bezüge zu unserer Auseinandersetzung mit dem Formationszwang der Geschichte und ihrer sogenannten Gesetzmäßigkeit. Ich hatte das schon in meiner Ausbildung verstanden, bekam in der DDR keinen Studienplatz, studierte in Berlin-Zehlendorf Evangelische Theologie und Philosophie, machte nach dem Mauerbau dann doch in Halle meine Abschlüsse und wurde in ständiger Auseinandersetzung mit dem bei uns herrschenden System Pfarrer in einem dörflichen Gemeindebereich mit starkem Anschluss an die Gesamtkirche.

Von Ruth Paskert habe ich gelernt, fromm, treu, ehrlich, fleißig und bei allem fröhlich zu bleiben. Sie war von einem großen Vertrauen beseelt, dass es EINER gut mit ihr meint. Sie hatte eine gewaltige Sehnsucht nach Gerechtigkeit und versuchte immer wieder für andere stark zu sein und sich für sie einzusetzen. Glauben und Leben bildeten bei ihr eine Einheit.

Ihre Lebensdaten:

Sie wurde am 24. 6. 1910 in Essen geboren. Ihr Vater war Eduard Paslack, ein Bahnbeamter und Zugführer, der später seinen Namen in Paskert ändern ließ. In ihrem Elternhaus erlebte sie eine tiefe und streng pietistische Erziehung, Gebet, Gesang, Musik, Gottes Wort. Besuche am Sonntag bei Kranken prägten ihre Kindheit. Sie besuchte die Volksschule und trat 1928 in eine Ausbildung bei den Kaiserswerther Diakonissen ein. Dort machte sie auch das Abitur. Am 15. 4. 1936 wurde sie als Diakonisse eingesegnet. Aber sie will mehr. Sie möchte Gemeindehelferin werden und tritt später aus der Kaiserswerther Schwesternschaft aus, obwohl die innere Verbindung immer gehalten hat, teilweise auch durch Freundschaften aus dieser Zeit. Im Herbst 1944 wurde ihre Familie aus Übach-Palenberg bei Aachen evakuiert. Ende 1944 erhielt Ruths Bruder eine Pfarrstelle in Odenhausen an der Lahn (heute Lollar). Dort ins Pfarrhaus zogen Anfang 1945 die Eltern mit Tochter Ruth; sie waren ausgebombt worden. Von dort aus begann Ruth Paskert ein Theologiestudium im nahen Marburg, besonders bei Rudolf Bultmann, der für seine besondere Art des Umgangs mit biblischen Texten bekannt wurde, Thema Entmythologisierung. Von Odenhausen aus gab es auch einen intensiven Kontakt zu dem evangelikalen Pfarrer Hans Bruns, der dort für den Deutschen Gemeinschafts- Diakonissenverband arbeitete und ein erklärter Gegner der Theologie Rudolf Bultmanns war. Der Bruder von Ruth Paskert war aber Schüler von Karl Barth gewesen und war dessen Familie freundschaftlich verbunden (Er war Cellist im Barthstreichquartett). So kam es im Pfarrhaus Odenhausen oft zu heftigen theologischen Debatten. Später, am 22. 5. 1955 wurde Ruth Paskert durch Oberkirchenrat Boue als Landespfarrerin für den Dienst an 200 Gemeindehelferinnen der Rheinischen Landeskirche ordiniert.

Alle ihre Aufgaben erfüllte sie mit großem Eifer und einem inneren Glücksgefühl, mit hoher Verantwortungsbereitschaft und Einsatzkraft und einem gläubigen Herzen. Sie schied mit 60 Jahren aus ihrem letzten Amt, einer Pfarrstelle in einer Oberhausener Gemeinde; danach hatte sie mehrere Wohnsitze und kam zuletzt nach Spanien, wo sie auch am 16. Januar 2004 im Alter von 93 Jahren starb und in La Nucia/​Alicante beigesetzt wurde.

Dieser Lebenslauf wird Sie, lieber Leser, sehr nachdenklich machen. Wir leben nicht den Dingen verhaftet und dem Raum, den wir meinen ständig füllen zu müssen, sondern wir leben in der Zeit von Ewigkeit zu Ewigkeit.


Ordination


Kaiserwerth – Ruth und Beate

Memoiren der Theologin Ruth Paskert

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