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GRAN SOL 1990

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In diesen Wochen geht es wieder um die eine Geschichte in der Mitte der Zeit, die mit „Es begab sich aber zu der Zeit …“ anfängt und die uns alle angeht. Wie komme ich dazu, so anmaßend zu sein, ein Stück meiner Geschichte aufzuschreiben und anderen zu schicken? Bevor ich mich nach zwei Jahren Unterbrechung entschloss, mein Studium fortzusetzen, mich loszureißen aus der lieb gewordenen Jugendarbeit in der Synode an der Ruhr und lange ängstlich zögerte, hatte ich einen Traum, der mir zur Entscheidung verhalf. Ich kletterte auf ein unendlich hohes Gerüst und als ich oben war, schien es mir unmöglich, wieder hinunter zu kommen. Verzweifelt sah ich in die Tiefe. Da rief eine Stimme: „Sie soll sich doch fallenlassen. Wir fangen sie schon auf!“ Ja, da musste ich wohl loslassen und mich fallen lassen: Ich wusste nicht, wer die „Wir“ waren – und wusste es doch und wagte den Absprung – wagte ihn immer wieder – und machte Erfahrungen mit Gott und mit Menschen, gute und böse! Und nun habe ich in diesen Wochen eine neue Erkenntnis gewonnen und zwar beim Lesen einer von Karl Barth übersetzten Schrift der Krimiautorin Dorothy Sayers: Gott gibt sich in die böse, verlorene Welt hinein, - in Denken und Handeln böser Menschen und er nimmt uns in das Geschehen hinein mit all unserer Judas, Pilatus, ja in Hitler (so D. Sayers) – in Dresden und Hiroshima und in uns, im Guten und Bösen, wir stecken überall mittendrin, aber mit IHM, und er ist immer schon vor uns drin, in der Sprache der Bibel, als Löwe aus dem Stamm Juda, als das Lamm, - und als das Kind, in dem Gott seine Liebe zur verlorenen Welt anschauen lässt und uns einlädt zur alles überwindenden Liebe! Vielleicht müssen wir deswegen so alt werden und auch dieses Christfest noch erleben!

Verknüpfen wir immer wieder neu unsere Lebensgeschichte mit der Geschichte dieses Kindes, so gefährlich das auch manchmal ist, wie meine Geschichte zeigt. Aber wir werden aufgefangen. Das ist meine Erfahrung!!

In diesem Sinne aus Spanien herzliche Grüße, Ruth Paskert.

Memoiren der Theologin Ruth Paskert

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