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Der Ursprung

1. Zusammenfassung der „Poetik“ von Aristoteles.

Aristoteles definiert die Kunst als Nachahmung. Nachahmung, welche sowohl auf Handlungen wie auf Charakteren beruht. In der Tragödie werden Charaktere nachgeahmt, die besser sind als wir, wogegen in der Komödie Charaktere nachgeahmt werden, die schlechter sind als wir oder schlechter sind als sie in Wirklichkeit vorkommen.

Die Überzeichnung von schlechten Charakteristika in Komödien (wie bspw. Geiz/Dummheit/Schadenfreude/Arroganz/vorgetäuschte Ironie/Häme) vermittelt das Gefühl oder die Empfindung von „Lächerlichkeit in der Hässlichkeit“ beim Leser bezogen auf den jeweiligen Handelnden in Ausübung oder bei Auftreten dessen überzeichneter schlechter Charakteristika. Die Maske der Lächerlichkeit ist hässlich und verzerrt, allerdings ohne die Empfindung des Schmerzes in sich zu tragen.

Eine Tragödie erzeugt „elios“ und „phobos“ (Jammern und Schaudern bzw. Mitleid und Furcht) beim Leser. Dabei darf nicht gezeigt werden wie makellose Männer einen Umschlag vom Glück ins Unglück erleben oder wie Schufte einen Umschlag vom Unglück ins Glück erleben oder wie der ganz Schlechte einen Umschlag von Glück ins Unglück erlebt.

Der Held steht zwischen diesen Möglichkeiten, der trotz seiner sittlichen Größe und seines hervorragenden Gerechtigkeitsstrebens, aber nicht wegen seiner Schlechtigkeit und Gemeinheit einen Umschlag ins Unglück erlebt, sondern aufgrund eines Fehlers.

Ereignisse und Handlungen müssen aus der Notwendigkeit und gemäß der Wahrscheinlichkeit aus vorangegangenen Ereignissen und Handlungen entstehen. Es macht nämlich einen großen Unterschied ob ein Ereignis an das nächste Ereignis angehängt wird oder ob es als Folge bzw. Resultat des vorangegangenen Ereignisses hervortritt.

Man muss auch bei den Charakteren - wie bei der Zusammenfügung der Geschehnisse - stets auf die Notwendigkeit oder Wahrscheinlichkeit bedacht sein, d. h. darauf, dass es notwendig oder wahrscheinlich ist, dass eine derartige Person derartiges sagt oder tut, und dass das eine mit Notwendigkeit oder Wahrscheinlichkeit auf das andere folgt.

Der Grund ist, dass das Mögliche auch glaubwürdig ist, nur glauben wir von dem, was nicht wirklich geschehen ist, nicht ohne weiteres, dass es möglich sei, während im Falle des wirklich Geschehenen offenkundig ist, dass es möglich ist - es wäre ja nicht geschehen, wenn es unmöglich wäre.

Ein Ganzes ist, was Anfang, Mitte und Ende hat. Ein Anfang ist, was selbst nicht mit Notwendigkeit auf etwas anderes folgt, nach dem jedoch natürlicherweise etwas anderes eintritt oder entsteht. Ein Ende ist umgekehrt, was selbst natürlicherweise auf etwas anderes folgt, und zwar notwendigerweise oder in der Regel, während nach ihm nichts anderes mehr eintritt.

Eine Mitte ist, was sowohl selbst auf etwas anderes folgt als auch etwas anderes nach sich zieht.

Demzufolge dürfen Handlungen, wenn sie gut zusammengefügt sein sollen, nicht an beliebiger Stelle einsetzen noch an beliebiger Stelle enden, sondern sie müssen sich an die genannten Grundsätze halten.

Man muss die Handlungen zusammenfügen und sprachlich ausarbeiten, indem man sie sich nach Möglichkeit vor Augen stellt. Denn wenn man sie so mit größter Deutlichkeit erblickt, als ob man bei den Ereignissen, wie sie sich vollziehen, selbst zugegen wäre, dann findet man das Passende und übersieht am wenigsten das dem Passenden Widersprechende.

Es ist offensichtlich, dass man auch bei der Konstruktion von Geschehnissen von denselben Verfahren Gebrauch machen muss, wenn es darum geht, diese Geschehnisse als notwendig oder wahrscheinlich hinzustellen. Allerdings besteht insofern ein Unterschied, als sich diese Wirkungen bei Geschehnissen ohne lenkende Hinweise einstellen müssen, während sie bei allem, was auf Worten beruht, vom Redenden hervorgerufen und durch die Rede erzeugt werden müssen. Denn welche Aufgabe hätte der Redende noch, wenn sich die angemessene Wirkung auch ohne Worte einstellte?

Die Peripetie ist der Umschlag dessen, was erreicht werden soll, in das Gegenteil, und zwar, gemäß der Wahrscheinlichkeit oder mit Notwendigkeit.

Die Wiedererkennung ist, wie schon die Bezeichnung andeutet, ein Umschlag von Unkenntnis in Kenntnis, mit der Folge, dass Freundschaft oder Feindschaft eintritt, je nachdem die Beteiligten zu Glück oder Unglück bestimmt sind.

Am besten ist die Wiedererkennung, wenn sie zugleich mit der Peripetie eintritt.

Die beste unter allen Wiedererkennungen ist diejenige, die sich aus den Geschehnissen selbst ergibt, indem die Überraschung aus dem Wahrscheinlichem hervorgeht.

Es ist offenkundig, dass auch die Lösung der Handlung aus der Handlung selbst hervorgehen muss.

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Die vorangegangene Zusammenfassung hat die wichtigsten Inhalte des Original-Textes zum überwiegenden Teil wörtlich übernommen. Die „Poetik“ von Aristoteles umfasst etwa 25 Dina4 – Seiten und obwohl die angewendete Sprache darin so klar und deutlich ist, sind deren vermittelte Inhalte, unter Berücksichtigung aller beschriebenen Elemente im Originaltext, in einer praktischen Umsetzung ausgeschlossen.

Die Kunst-Ästhetik bezüglich der Strenge der Form ist in unserer Zeit nicht mehr vorhanden.

Das ändert nichts daran, dass man sich das theoretische Idealbild, dass so manche griechischen Autoren umgesetzt haben, einmal vor Augen führt, um zu realisieren wo die intellektuelle und künstlerische Elite bereits vor knapp 2400 Jahren schon einmal war.

Diese Stücke gehören nach wie vor zum Grund-Repertoire aller großen Theaterhäuser weltweit.

Zum Glück ist das Verfassen eines Drehbuchs in unserer Zeit mit deutlich weniger großem Aufwand und Kunstverständnis möglich, von daher würde ich sagen, wir beginnen jetzt damit.

Die Kunst des Drehbuchs

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