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State of New-York

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State of New-York

Am 24. Oktober, nachmittags fünf Uhr, ging das neue Dampfboot „DIAMANT“ von New-York nach Albany, und auf seinem Verdeck, die freie, balsamische Luft mit Wonne einatmend, stand ich und betrachtete mit entzücktem Auge die sich immer großartiger und herrlicher ausdehnende Landschaft.

Wohl mochte indessen meine Tracht, die enganschließenden ledernen Beinkleider, hohen Wasserstiefel, die kurze grüne Jagdpekesche und grüne Pelzmütze, sowie der offene Hemdkragen einem an dies alles nicht gewöhnten Auge seltsam erscheinen, wenigstens kleiden sich die Amerikaner nicht so, und manches Auge richtete sich neugierig auf den Fremden. Aber was kümmerten mich die Leute. Mit fröhlichem Wellenschlag rauschten wir an den wundervollen Ufern des Hudson hinauf, der neuen, fremden Welt rasch entgegen; von dort winkten schon die blauen dämmernden Berge lockend herüber, und ein Zauber schien über das ganze Land ausgegossen, dessen jungfräulichen Boden ich jetzt betreten sollte.

Kalt und feucht brach indes die Nacht herein, und als am anderen Morgen aus trübem Gewölk die Sonne wieder hervorschaute, schimmerten schon in ihren ersten Strahlen die Turmspitzen von Albany.

Da der Dampfwagen denselben Morgen nach Utica abging, so benutzte ich diese Gelegenheit. Die damals noch kleine Stadt Albany lockte mich auch sehr wenig, sie genauer kennen zu lernen. Das waren nur eben wieder Häuser mit Läden und Schankwirtschaften und fremden gewinnsüchtigen Menschen – nichts weiter. Die aufzusuchen, war ich nicht nach Amerika gekommen; ich suchte die Natur.

Dampfwagen – ich schreibe das jetzt so leichtsinnig hin und kann mich doch noch recht gut jenes mächtigen Eindrucks erinnern, den dies erste Befahren einer Eisenbahn auf mich machte. Das Klappern und Schnauben der Maschine, das rasche Durchschneiden der Luft, das fremde wunderbare Land, das an beiden Seiten pfeilschnell an uns vorüberflog – ich konnte mich nicht satt an dem allen sehen.

Übrigens fuhr ich meiner sehr beschränkten Kasse wegen dritter Klasse, zwischen einer keineswegs mehr gemischten Gesellschaft. Es waren fast durchschnittlich irische Arbeiter, die irgendwo in das Land hinaufgingen, am Kanal oder der Eisenbahn zu hacken und zu graben. Die Nähe dieser Leute war allerdings nicht angenehm, und ein Teil derselben, nach der gewöhnlichen Art der Iren, außerdem betrunken. Glücklicherweise saß ich aber an einem Fenster und hielt mich so viel wie möglich fern von ihnen, als plötzlich ein wilder Tumult und lautes, schallendes Gelächter aus der ärgsten Gruppe herübertönte. Ich drehte den Kopf dorthin und sah, wie der Zugführer mit einem der Schar, der ebenfalls leicht angetrunken schien, stritt und heftig gestikulierte.

Im Anfang konnte ich nicht verstehen, was die beiden miteinander hatten, aber das Lachen wurde bald allgemein, als sich herausstellte, dass der Bursche auf den falschen Zug gekommen war und nun verlangte, der Zugführer sollte anhalten und ihn aussteigen lassen. Natürlich weigerte sich dieser; der Arbeiter tobte dabei im Anfang, legte sich aber dann, als er sah, dass er damit nichts ausrichtete, aufs Bitten und erklärte, er verlöre sein Brot und mache seine Familie unglücklich, wenn er nicht augenblicklich umkehre und mit dem nächsten Zug von New-Albany, ich weiß nicht mehr wohin, fahre. Der Beamte erklärte ihm endlich, dass er unter keiner Bedingung anhalten könne, dass er aber ihm zu Gefallen etwas langsamer wolle fahren lassen; mehr könne er nicht für ihn tun, und wolle er dann herausspringen, möge er es auf die Gefahr seines eigenen Nackens versuchen.

Der Ire ging mit Freuden auf den Vorschlag ein, und der Führer ließ wirklich den Zug etwas langsamer gehen, mehr aber vielleicht, wie ich ziemlich fest überzeugt bin, den Spaß zu haben, den armen Teufel „über Bord“ springen zu sehen, als ihm irgendeinen Gefallen zu erweisen. Was liegt den Leuten dort an einem Menschenleben!

Der Zug ging jetzt nicht mehr so rasch, aber doch immer noch schneller als vier Pferde in gestreckter Karriere einen leichten Wagen fortreißen könnten, und der Ire schaute unschlüssig aus der halbgeöffneten Tür.

„Jetzt springt oder eure Zeit ist vorbei!“ rief der Zugführer.

„Aber ich breche den Hals“, sagte der Mann; „könnt ihr nicht langsamer fahren?“

„Wenn ihr nicht wollte, lässt 's bleiben“, brummte der andere – „'s wird gleich wieder rascher gehen“, und dabei wollte er die Tür schließen.

„Halt – ich will!“ rief aber der Mann, – „lässt mich hinaus – da kommt Gras –“

„Halt um Gottes willen!“ schrien ein paar Stimmen und fassten ihn am Kragen, – „da unten liegt Holz und ihr brecht Hals und Beine.“

„Jetzt kommt Rasen!“ rief der Führer, – „eins, zwei –“

„Drei!“ schrie der Mann, indem er sich von denen, die ihn halten wollten, losriss, und flog im nächsten Augenblick aus der Tür hinaus, die sich rasch wieder hinter ihm schloss. Ich steckte den Kopf aus dem Fenster, zu sehen, was aus ihm würde, konnte aber nur noch die auf dem Rasen lang ausgestreckte dunkle Gestalt erkennen; denn der Zug schoss in diesem Augenblicke wieder mit rasender Schnelle vorwärts.

„Hol's der Teufel, er hat den Hals gebrochen!“ rief einer der Leute.

„Und was läg' daran?“ sagte der Führer, der sich lachend abwandte, seinem Geschäfte nachzugehen.

Ich habe später nie erfahren können, was aus dem Manne geworden ist.

In der Nacht kamen wir nach Utica, einem damals noch kleinen Städtchen im New-York-Staat, wie denn die meisten amerikanischen Ortschaften, und wenn sie nur aus ein paar Häusern bestehen, gern hochtrabende Namen führen.

Ich stieg aus und trat auf die Straße, wo einige Männer mit einem Wagen hielten. Ich fragte sie nach einem abgehenden Kanalboot, und sie nötigten mich sehr freundlich in den Wagen, wobei mir jeder von ihnen unter einen Arm griff; ich aber, alter Warnungen eingedenk, setzte den Fuß gegen den Schlag und fragte nach der Bezahlung.

„Keine Bezahlung, keine Bezahlung!“ riefen beide, und mit einem Satze saß ich im Wagen, der bald vor einem sehr eleganten Hause still hielt. Mir war nicht wohl bei dieser Gastfreundschaft, denn jedes Licht im weiten Gebäude schien mir zuzurufen: „money is the principal thing, therefore get Money“ wie ich bei Herrn Dr. Flügel in Leipzig so oft übersetzen musste, doch trat ich ein und fragte nach dem ersten abgehenden Kanalboot nach Buffalo (beiläufig gesagt, war meine Ahnung nicht ganz unrichtig, denn ich musste für eine Tasse Tee und ein kleines Butterbrot 50 Cents, ungefähr 20 Gr., bezahlen.) Außerdem war ich übrigens hier in das rechte Haus gekommen, denn die Bootsakkorde wurden hier abgeschlossen und man forderte mir, Kost mit eingerechnet, 6 Dollars bis Buffalo am Eriesee ab. Von dort aus sollte wieder ein Schienenweg nach den Niagarafällen gehen.

Der Preis schien mir etwas teuer, und ich überlegte mir eben, ob ich die ganze Tour nicht am Ende ebenso rasch und weit billiger zu Fuß machen könne, als ein Deutscher, jedenfalls jüdischer Abkunft, der mit den Leuten gut bekannt schien, meine Partie nahm und die Passage für mich mit 4 Dollar ausmachte.

Nun ging ich an Bord, denn die Abfahrt des Bootes sollte gleich stattfinden, und der warme, behagliche Raum, den ich dort traf, tat mir, durchgefroren wie ich war, ungemein wohl.

Der nächste Morgen kam trüb und regnerisch angeschlichen und die Frühstücksglocke rief uns fast zu früh vom Lager.

Ein amerikanisches Frühstück aber ist für den erst kürzlich angekommenen Deutschen ein höchst merkwürdiger Gegenstand. Mit Erstaunen sieht er Kaffee, fettes Schweinefleisch und saure Gurken, mit Kartoffeln, Rüben und Eiern, nebst Butter und Käse hier zusammengestellt, und der Magen muss sich wirklich erst an diese sonderbare Zusammenstellung gewöhnen. Ist das aber einmal geschehen, dann behagt es, wie ich offen bekenne, einem recht hungrigen Christenmenschen besser als trockenes Weißbrot zum dünnen Kaffee.

Nach dem Essen hatte ich vollkommen Zeit, meine Reisegefährten, mit denen ich den engen Raum eines Kanalbootes bewohnte, genauer zu betrachten.

Es waren ungefähr zehn Herren mit drei Damen. Die letzteren wohnten in einem durch einen roten Vorhang von unserer Kajüte getrennten Raume, der die Überschrift „ladies cabin“ nebst der freundlichen Erinnerung „no admittance“ führte.

Unsere Damen bestanden aus zwei alten und einer nicht mehr jungen Frau. Die Bekanntschaft war übrigens, so gern ich sonst in Damengesellschaft bin, eben keine angenehme, denn ich lernte hier eine Unart der Amerikanerinnen kennen, die einen fatalen, ja widerlichen Eindruck auf mich machte. Die Damen schienen keineswegs den unteren Ständen anzugehören, genierten sich aber nicht im mindesten, in fast regelmäßigen Zwischenräumen dermaßen laut aufzustoßen, dass ich mich im Anfang ein paarmal ordentlich erschreckt nach ihnen umschaute. Rührend war in der Tat die Unbefangenheit, mit der sie dabeisaßen, und die übrigen Passagiere nahmen ebenfalls nicht die mindeste Notiz davon. Sie waren jedenfalls schon vollkommen daran gewöhnt.

Ein Kanalboot ist ein sehr langes, schmales Boot, das ungefähr 6 Fuß hoch außer dem Wasser geht, ganz bedeckt und durchaus zur Bequemlichkeit, oder eigentlich Unbequemlichkeit von Passagieren ausgerüstet ist. Es ist rund umher mit Fenstern versehen und kann eine große Menge Leute und in der Mitte auch eine tüchtige Ladung Fracht fassen. Doch geht es sehr langsam, und unser Boot besonders wand sich, von zwei Pferden in gemütlichem Schritt gezogen, schneckenartig durch die Landschaft. Niedere Brücken gehen überall über die Kanäle, oft nur wenige Zoll über das Dach des Bootes erhaben, so dass man, wenn man auf dem Verdeck ist, fortwährend aufpassen muss, nicht über Bord gefegt zu werden, wie ich dies selbst einmal mit angesehen habe. Man muss sich beizeiten flach hinlegen. Ist das Boot aber sehr leicht geladen, dass es recht hoch aus dem Wasser geht, so kann man dabei auch schlecht wegkommen. Ein Passagier hatte vor ganz kurzer Zeit solcher Art ein trauriges Schicksal, indem das hohe Deck des Bootes unter der Brücke zu wenig Raum für ihn bot und ihn auf eine jämmerliche Art zerquetschte.

Langsam und äußerst eintönig ging die Fahrt vonstatten, und die Ufer, die meist durch sumpfiges und Waldland führten, boten gerade nicht viel Interessantes. Bewundernswert erschien mir eine Stelle, ich glaube am Mohwack oder einem anderen kleinen Strome dort in der Nähe, über den der Kanal 20 oder 25 Fuß hoch weglief. Es war ein eigentümliches Gefühl, oben auf dem Wasser zu fahren, und tief unter sich, ganz unabhängig von der Flut, auf der man sich befand, einen anderen Wasserlauf querdurch strömen zu sehen.

Eines schönen Tages saß unser Boot plötzlich mit einem furchtbaren Krach fest, und alles sprang hinaus, zu sehen, was es gäbe. Wir waren denn auch richtig mit einem anderen ganz ähnlichen Boot an einer schmalen Stelle des Kanals, gerade unter einer Brücke zusammengelaufen und hatten dem anderen einige Rippen im Leibe zerbrochen. Wir saßen wie festgemauert, und vergebens waren alle Bemühungen, das Boot wieder rückwärts zu bringen, da die Pferde in dem knietiefen Schlamme nicht zusammen anziehen wollten. Da erbarmte ich mich denn, auf meine großen Wasserstiefel mich verlassend, sprang, mit der großen Peitsche bewaffnet, hinaus, und den beiden Pferden damit einige derbe Hiebe versetzend, machte ich ihnen begreiflich, dass sie wohl könnten, wenn sie nur wollten. Siehe da, sie wollten; im Anziehen aber schlug das eine Pferd hinten aus, gerade in den Schlamm hinein, so dass ich über und über mit der roten Masse bespritzt ward und nun eher einer Forelle als einem Menschen ähnlich sah. Ich kroch zurück und beschloss, das nächste Mal etwas weniger dienstfertig zu sein.

Am 29. Oktober forderte endlich der Kapitän des Kanalbootes die bedungene Bezahlung. Ich kam ganz ruhig mit meinen 4 Dollars an, erstaunte aber nicht wenig, als ich erfuhr, dass der in Utica von einem Fremden gemachte Akkord keineswegs den Kapitän etwas angehe, sondern ich so gut wie jeder andere Passagier 6 Dollars zu bezahlen habe. Das war wieder eine Erfahrung mehr, zwar mit zwei Dollars, aber doch wohl nicht zu teuer erkauft. Überhaupt mag das dem deutschen Einwanderer zur Warnung dienen, sich um Gottes willen nicht mit dritten Personen, sie mögen noch so gut autorisiert scheinen, in den Abschluss irgend eines Vertrags einzulassen. Es ist immer zehn gegen eins zu wetten, dass sie angeführt werden, da solche Leute nicht selten, wenn sie die Sache nicht auf eigene Hand betreiben, von den Beteiligten gemietet sind, um den Fremden zu beschwichtigen, dass sie ihn nur erst einmal in ihr Garn bekommen. Gegen sie klagen kann er nachher nicht, das wissen sie recht gut.

Wir hatten uns bis jetzt ziemlich wohl befunden, da nicht sehr viele Reisende in dem engen Raume mitfuhren. Jetzt dagegen kamen noch fünfzehn Passagiere mehr hinzu, die sämtlich mit unserem Boote nach Buffalo fahren wollten.

So lange es Tag war, ging die Sache noch an; als aber der Abend kam, wusste ich wahrlich nicht, wohin die Leute alle gepackt werden sollten; doch hatte ich ja die Passagierladung des Bremer Eberführers noch in frischem Gedächtnis und hielt von der Zeit an alles für möglich.

Die Schlafstellen auf dem Kanalboote bestanden aus langen viereckigen Rahmen, die abends hängemattenartig an der Decke, einer neben den anderen, die ganzen Wände entlang, angebracht wurden. Jetzt war die Zahl der Passagiere noch gestiegen, und wir wurden daher schichtweise gepackt. Die Rahmen sind mit sehr starkem, grobem Leinenzeuge überzogen, und auf diese kommt gewöhnlich eine kleine schmale Matratze, die wir von Utica Mitgegangenen noch alle hatten, die aber einige der Neuangekommenen entbehren mussten. So der Mann, der über mir schlafen sollte; ich sah wenigstens keine Matratze auf dem oberen Rahmen liegen und kroch also in mein schwankendes Bett, nachdem ich vorher die Stricke untersucht hatte, zu sehen, ob sie auch fest wären, damit ich nicht nachts in die Presse käme. Die zuletzt angekommenen Passagiere blieben noch auf und spielten Karte.

Ein furchtbar beängstigendes, erstickendes Gefühl weckte mich in der Nacht; kalter Angstschweiß stand auf meiner Stirn, und ich konnte keinen Atem holen. Wie Blei lag es auf meinem Magen, auf meiner Brust. Ich versuchte zu schreien, – ich konnte nicht. Fast ohne Besinnung lag ich so mehrere Minuten, ehe ich recht erwachte und klar denken konnte, wo und in welchen Verhältnissen ich sei. Aber das Gewicht blieb auf mir und wich und wankte nicht, und dicht über mir tönte und rauschte es wie ferner Donner. Es war mein Schlafkamerad, der da oben schnarchte, und dass das Gewicht, welches auf meinem Magen lag, auch mein Schlafkamerad sein musste, unterstand jetzt gar keinem Zweifel mehr.

Ich versuchte nun, den Koloss zu bewegen; es war aber eine Unmöglichkeit. Ich stieß, ich rief, – alles umsonst. Wie ein Fels lag er, wenigstens teilweise, auf meiner Brust und schien ganz gefühllos zu sein. Als alle bis dahin gemachten Versuche, ihn zu wecken, erfolglos blieben, erinnerte ich mich zum Glück meiner Halstuchnadel, die ich den Abend vorher nicht abgenommen hatte; mit Mühe brachte ich den Arm herum, nahm die Nadel aus dem Tuche und stach sie mit fester Hand in den auf mir liegenden Fleischklumpen. Ein plötzliches gewaltiges Strecken und Dehnen, das mir augenblickliche Linderung verschaffte, war der Erfolg meines Angriffs, die Bewegungen aber wurden schwächer und schwächer, das Gewicht auf mir ward mit jedem Augenblicke wieder schwerer und unerträglicher, und um nicht eine vollständige zweite Auflage zu erleiden, musste ich meinen Angriff erneuern.

„What the devil is Tat? help, murder!“ schrie eine tiefe Bassstimme über mir, und durch einen plötzlichen Ruck meiner Last fühlte ich mich frei. Wie ein Aal schlüpfte ich unter dem Gewichte hervor und sah nun bei dem matten Scheine der von der Decke herunterhängenden Lampe ein so komisches Bild, wie mir wohl bis dahin nie vorgekommen war.

Der starke schwerfällige Mann, der im oberen Rahmen ohne Matratze schlief, war zu gewichtig für die schon lange Jahre gebrauchte Leinwand gewesen und im Schlafe mit dem schwersten Teile seines Körpers durchgebrochen, der dann den ersten festen Anhaltspunkt auf meinem Magen fand. Durch meinen Nadelstich aufgeschreckt, hatte er sich gedehnt und mich dadurch für einen Augenblick befreit, den ich auch nicht unbenutzt ließ . Als er aber jetzt in seine alte Lage, mit womöglich noch etwas größerer Stärke und Schwere, zurückfiel, war die Stütze verschwunden, die Leinwand gab nach, und der noch nicht ganz Erwachte saß auf meinem Bett, während sein Oberkörper nebst den Füßen noch in seinem eigenen hing, und schrie Mord und Zeter.

Alles sprang auf, zu sehen, was es gäbe, und groß war der Jubel, als man den Dicken so gefangen sah.

Gegen Morgen kamen wir nach Lockport, wo der Kanal einige 60 Fuß steigt, und wo fünf doppelte Schleusen angebracht sind; an einer Seite zum Hinaufgehen, an der anderen zum Herunterkommen der Kanalboote.

In Lockport hörte ich jetzt, dass ich, um den Niagarafall zu besuchen, viel besser tun würde, gleich hier das Boot zu verlassen und zu Fuß nach den gar nicht mehr so weit entfernten Fällen hinüberzugehen. Von Buffalo aus sollte ich viel weiter haben und könnte dorthin später immer kommen. Dem Rat folgte ich und erreichte auch schon nachmittags um zwei Uhr dieses kolossalste Wasserwunder der Erde.

Ich erlasse mir aber jede Schilderung; kalte Zeichnungen und Tausende von guten und schlechten Beschreibungen dieses göttlichen Schauspiels sind schon in alle Weltgegenden ausgegangen – ich will ihre Zahl nicht vermehren. Aber einen gewaltigen Eindruck machte es auf mich; ich konnte nur staunen und beten; es war zu gewaltig groß.

Das Herz noch von dem herrlichen Naturwunder voll, wollte ich nicht in der kleinen Stadt Manchester, die dicht am Falle liegt, übernachten und verfolgte den ersten sich mir zeigenden Weg ins Land hinein, teils um zu jagen, teils um ein Haus für Nachtherberge aufzusuchen.

Dunkler und immer dunkler wurde die Welt, tiefer und immer tiefer der Kot, als ich endlich zum guten Glück den Schein eines Lichtes bemerkte, der wie ein leitender Stern durch die dichter und dichter werdende Finsternis brach. Es war die stille, freundliche Wohnung eines pennsylvanischen Schmieds, der sich hier im Staate New-York angesiedelt hatte, und der mit wohltuender Gastfreundschaft den Hungrigen speiste und dem Müden ein warmes Bett bereitete. Hier sowohl wie bei mehreren anderen Farmern hörte ich, dass Kanada ein schönes Land sei, dass Wild dort im Überfluss die Wälder fülle und Bären und Wölfe nicht selten dem kühnen Jäger zu schaffen machten.

Hier war Aussicht auf ein interessantes Leben. – Kanada – Bärenjagd – schon die beiden Worte genügten, neue fröhliche Bilder vor mir aufzurollen. Wohin ich ging, blieb sich ja überhaupt ganz gleich. Das Land wollte ich kennen lernen, und ob ich damit im Norden oder Süden begann, kam auf eins heraus.

So besann ich mich denn auch nicht lange, und schon am 1. November brachte mich ein Dampfboot von Lewisville, einem kleinen Städtchen am Niagara, nach Toronto, wo ich aber nur eine Nacht verweilte, indem ich sehr spät ankam und gleich am nächsten Morgen früh mit einem anderen Boote weiter nach Hamilton ging.

Hamilton ist ein freundliches Städtchen am Ontariosee in Kanada, und obgleich es nur eine kurze Strecke von der Grenze der Vereinigten Staaten entfernt liegt, kann man doch einen großen Unterschied, sowohl im Allgemeinen als in vielen Kleinigkeiten erkennen. Der größte Teil der in Kanada Angesiedelten besteht aus Engländern, Schotten oder Iren, und diese haben meistens, wie es mir wenigstens in der sehr kurzen Zeit, in der ich dort war und beobachten konnte, vorkam, ihre alten Gewohnheiten beibehalten. Auch ist das Geld dort englisch, obgleich das amerikanische ebenfalls gangbar ist, und umsonst würde man auf der anderen Seite des Sees nach Zepter und Kronen suchen, die hier so häufig wie im Vaterlande Aushängeschilder und Wappen zieren.

Ich hatte mir in Hamilton den Fuß vertreten und musste Freitag, den 3. November, so unangenehm es mir auch war, dort liegen bleiben; doch am Sonnabend früh zog ich, genesen und jubelnd, beim schönsten Wetter wieder hinaus in die liebe herrliche Gotteswelt und hatte, wie das vergnügte Schulmeisterlein Wuz, Mitleiden mit den Leuten in allen Gassen, dass sie dableiben mussten. Von Hamilton ging ich nach Dundas, auch am Ontario, nahm von da nördlichen Kurs an und wanderte auf die Stadt Preston zu, bog jedoch zwei Meilen vorher rechts ab, um nach New-Hope zu marschieren, wo, wie ich gehört hatte, ein alter deutscher Jäger wohnen sollte.

Am Sonntagnachmittag kam ich glücklich nach New-Hope, und dort die Wohnung des alten Deutschen erfragend, langte ich den Abend mit Dunkelwerden, bei derselben an. Er war nicht zu Hause, aber sechs Kinder von jeder Größe schauten mit ihren klaren Augen verwundert zu dem Fremden und seiner ausländischen Tracht empor. Der Wirt mit seiner Hausfrau war in der Kirche, und die älteste Tochter, ein Mädchen von sechzehn Jahren, lehrte die kleineren Geschwister Buchstabieren und Lesen aus einem alten vergriffenen, wer weiß ob begriffenen, Katechismus. Ich setzte mich ruhig in eine Ecke, die Ankunft der Alten erwartend, und lauschte dem Geplauder der Kinder.

Endlich erschienen die beiden Häupter der Familie – der alte Mann gehörte zur Religion der Tunker und ließ den vollen Bart unter dem Kinne wachsen – und begrüßten, als sie nur erst einmal die an ihnen hinaufspringenden Kinder abgewehrt hatten, den Fremdling auf das Herzlichste.

Zuerst schien mich der Alte allerdings meiner Bewaffnung halber mit etwas misstrauischen Augen zu betrachten, denn Kanada stand am Vorabend der nur wenige Wochen später ausbrechenden Revolution, und diese „ruhigen Deutschen“ schienen keine besondere Freude an der wachsenden Unruhe zu finden. Als ich ihm aber sagte, was die Ursache meines Besuches war, wurde er rasch zutraulich, legte seinen Kirchenstaat ab, und wir setzten uns dann zu dem warmen Ofen, den man in Kanada der großen Kälte wegen häufig statt der Kamine findet.

Das Gespräch drehte sich meistens um den Ackerbau und die Jagd. Der Alte schien den ersten aus dem Grunde zu verstehen und liebte die zweite leidenschaftlich. Das war der Mann für mich. Er erzählte mir viel von dem früheren Reichtum an Wild, der aber jetzt der stärkeren Bevölkerung wiche, und klagte über die vielen Jagdverderber, die in den Wald gingen und durch vieles Schießen das Wild verscheuchten, ohne je mehr zu bezwecken, als dass sie einen armen Hirsch verkrüppelten. Ich glaube, er stichelte. Auch rühmte er sich, beim Truthahnschießen selten gefehlt zu haben. Das Truthahnschießen findet hier noch ganz so statt, wie es Cooper so trefflich in seinem „Ansiedler“ beschreibt. Da die Nacht schon weit vorgerückt war, wies mir der Alte ein Lager unter dem Dache an, dem es wahrlich nicht an Luft fehlte; doch schlief ich herrlich.

Er hatte mir am Abend von einem nur wenige Meilen entfernten See gesagt, wo sich eine ungeheure Menge von Enten aufhalten sollte, und mit Tagesanbruch machte ich mich auf, mir einige Braten zu holen.

Mein neuer Bekannter hatte mir wohl ungefähr die Richtung angegeben, in der ich den See finden könne, an einen Weg aber war gar nicht zu denken; doch glaubte ich, das Wasser auch ohne einen Kompass finden zu können, und schritt frisch darauf los; aber immer dichter wurde der Wald, immer häufiger lagen die umgestürzten Bäume querüber und durcheinander, und hoch stand die Sonne schon, als ich endlich den Kompass aus der Tasche nahm, mit seiner Hilfe eine gerade Richtung verfolgte und glücklicherweise an den See gelangte. Ich fand eine große Menge Enten, doch hielten sie sich, wahrscheinlich durch andere Jäger scheu gemacht, sehr in der Mitte auf, wenige nur schwammen um Rande herum.

Das war wieder ein Strich durch die Rechnung, doch schien mir der See nicht groß; ich beschloss daher, ihn zu umgehen.

Ich hatte nach und nach drei Enten geschossen und, ein wenig hitzig geworden, die Tageszeit ganz aus den Augen gelassen; jetzt bemerkte ich plötzlich, wie sich die Sonne schon sehr stark nach Westen neigte. Den See zu umgehen, war, wie ich wohl einsah, vor Sonnenuntergang nicht mehr möglich, denn wie ich an einigen lichten Stellen erkennen konnte, hatte ich noch nicht die Hälfte zurückgelegt, und in Nordosten waren dicke Wolkenmassen zusammengeballt, die die fliehende Sonne fast schon eingeholt hatten und den Wind brausend und pfeifend voranschickten.

Ich sah keine andere Rettung, als hier zu biwakieren; auch konnten meinen Hunger einige Stücke hartes Brot, das ich in der Tasche hatte, wenig stillen, und eine der Enten zu braten, hatte ich mir die Zeit nicht genommen. Außerdem schien das Wetter höchst unbehaglich werden zu wollen. Schon in recht verdrießlicher Stimmung fand ich gerade noch zur rechten Zeit, als ich langsam am Ufer hinzog, ein aus einem Baumstamme ausgehauenes Kanu, das an eine Wurzel befestigt war. Ohne mich zu besinnen, stieg ich ein und ruderte auf das ungefähr 2½ englische Meilen entfernte andere Ufer zu, wobei ein ungeheuer hoher, abgestorbener Baum mir zur Richtschnur diente.

Der Wind blies heftig, und die Wellen schaukelten das nur roh gefertigte und unbehilfliche Fahrzeug dermaßen, dass ich alle Kraft und Geschicklichkeit aufbieten musste, es im Gleichgewicht zu erhalten und durch die Wogen zu führen. Unterdessen fing der liebe Himmel an dermaßen mit Schneeflocken um sich zu werfen, dass ich in kurzer Zeit davon bedeckt war und nur mit Mühe noch den dürren Baum im Auge und dadurch meine Richtung beibehalten konnte. Endlich landete ich, befestigte den Nachen am Ufer und suchte nun einen Weg nach einer Ansiedelung zu finden.

Während der Zeit war es ganz finster geworden, aber kurz vorher hatte ich glücklicherweise einen kleinen Fußpfad entdeckt, von dem der Schnee infolge der Nässe wegschmolz, und der als eine dunkle Linie mich durch den Wald führte. Dem folgte ich denn auch getrost, und nach ungefähr 1½ Stunden blinkte mir endlich der Schein eines fernen Lichtes entgegen, dem ich rasch und freudig zueilte. Bald hatte ich es erreicht und pochte nun an die niedere Haus- und zugleich Stubentür einer Farmerwohnung.

Eine deutsche Stimme fragte: „Wer ist da?“ und wie Balsam träufelte das auf alle meine Organe, vorzüglich aber auf den Magen.

Es war die Frau eines deutschen Wagenmachers, die mir öffnete, deren Mann in das kleine, wenige Meilen entfernte Städtchen geritten war, von ihr aber jeden Augenblick zurückerwartet wurde. Der warme Ofen rief meine schon fast erstarrten Lebensgeister zu neuer Tätigkeit zurück, und eine Tasse warmen Kaffees, den sie mir vorsetzte, brachte mich wieder ganz ins alte Gleis. Ungefähr nach Verlauf einer Stunde kam der Mann, ein freundlicher Deutscher. Er war drei Jahre im Lande und ohne einen roten Pfennig herübergekommen; doch jetzt hatte er schon ein recht hübsches Häuschen, ein Stück Land und genug Arbeit.

Da es die Nacht hindurch sehr stark geschneit hatte, versprach ich mir eine gute Jagd und zog gar bald aus. Weil mein Wirt auf keinen Fall Geld für seine Gastfreundschaft nehmen wollte, überließ ich ihm meine gestrige Jagdbeute. Den linken Lauf meines Jagdgewehres lud ich für diesen Tag mit Rehposten, den rechten mit grobem Schrot, und frische Zündhütchen aufsetzend, trat ich aus dem backofenartig geheizten Zimmer in die frische, kühle Morgenluft hinaus, dieselbe in langen, durstigen Zügen einatmend.

Ich mochte etwas über eine Stunde gewandert sein, ohne mehr als ein Kaninchen und einen Fasan geschossen zu haben, als mir plötzlich ein Mann entgegenkam, aus dem ich von weitem nicht klug werden konnte, den ich aber bald als einen etwas kultivierten Indianer erkannte.

Er war in einen kurzen wollenen Rock gekleidet, in dunkelblaue Tuchhosen, deren breite Nähte nach außen gingen; die Füße hatte er mit Mokassins bedeckt und den Kopf mit einer rotwollenen Schärpe turbanartig umwunden. Die schwarzen, feurigen Augen blitzten darunter hervor, und das schlichte schwarze Haar hing an den Schläfen nieder. In den Ohren hatte er ein paar kristallene Ohrgehänge, der indianische, mit Perlen gezierte Gürtel hielt einen Tomahawk, an der rechten Seite hing ein schlichtes Pulverhorn und eine Kugeltasche, und der lange amerikanische Reifel (die Büchse) gab der ganzen Gestalt ein kühn romantisches Aussehen.

Nach einer kurzen, freundlichen Begrüßung und einem Handdruck versuchten wir uns einander zu verständigen, was gerade keine so leichte Aufgabe war, da er nur gebrochen Englisch sprach und ich von dieser Sprache ebenfalls nur geringe Kenntnis besaß. Auf meine Frage, ob er viel Wild gesehen habe, zeigte er vor sich hin auf den Boden, wo sich eine noch ganz frische Bärenfährte durch den Schnee zog. Er winkte mir mitzugehen, und ich brauche wohl nicht erst zu sagen, dass ich ihm mit vor Freude und Ungeduld klopfendem Herzen folgte.

Die Jagd zeichnete sich durch nichts Besonderes als das Erlegen eines ganz jungen, etwa acht oder neun Monate alten Bären aus, dem kurz vorher wahrscheinlich die Alten weggeschossen waren. Ich selber tat dabei in allem Jagdeifer dem kleinen schwarzen Burschen mit meiner Schrotflinte wenig zuleide. Der Indianer verkaufte das kleine Ding später in Preston für 4 Dollars und vertrank dort wahrscheinlich das Geld; ich verließ ihn wenigstens in solcher Beschäftigung, als ich Abschied von ihm nahm.

Nach dieser Jagd durchstreifte ich wieder eine Zeitlang allein die Waldung, jedoch mit nur sehr geringem Erfolge, denn nicht bekannt mit dem Walde selber und nicht imstande, mich ordentlich zurecht zu finden, durfte ich es nicht wagen, mich sehr weit aus besiedelten Gegenden zu entfernen. Außerdem war ich auch als sehr junger Jäger noch wirklich kaum in der Lage, mir jeden Tag, was ich selber brauchte, sicher und gewiss zu erlegen.

Das Wetter diente auch gerade nicht dazu, den Aufenthalt im Freien angenehm zu machen; ich war noch zu kurze Zeit daran gewöhnt. Dann und wann traf ich allerdings mit Landsleuten zusammen, bei denen ich übernachtete. Die Beschreibung, die mir aber diese von einem kanadischen Winter gaben, war ebenfalls nicht verlockend, und ich beschloss, ehe ich am Ende hier oben festschneite, diesem auszuweichen.

Diesen Entschluss auszuführen, schlug ich eine südliche Richtung ein, dem Ontariosee wieder zu, wo ich, wie mir gesagt wurde, die Straße nach Buffalo erreichen würde.

Hier im Walde sollte ich auch ein für mich mit keinem Erfolg gekröntes Abenteuer haben. Ich sah nämlich, meiner Richtung in einem kleinen Fuß- oder Kuhpfad folgend, plötzlich sieben Wölfe in einer Entfernung von ungefähr 70 Schritten vor mir stehen. Ohne mich zu besinnen, drückte ich mich leise in den Schnee, um eine Kugel in den einen Lauf meines Gewehres zu laden, da ich fürchtete, mit bloßem Schrot nichts auszurichten; doch als ich aufstand, hatten die Wölfe sich empfohlen und ließen mir das leere Nachsehen. Ich war außer mir.

Da sie südöstlich entflohen waren, hatte ich Lust, ihnen nachzugehen, um den Skalp eines solchen Raubtieres – die Regierung hatte 5 Dollars Prämie auf einen Wolfsskalp gesetzt – zu erlangen; wie sich die Sonne aber dem Untergange zuneigte, gab ich die Verfolgung auf.

Die Kanadier behaupten, dass die dortigen Wölfe, als zuerst von den Ansiedlern Schafe eingeführt wurden, sich vor diesen so gefürchtet hätten, dass sie ihnen gar nicht in die Nähe gekommen wären. Nur erst mit der Zeit gewöhnten sie sich an die neuen, wunderlichen Tiere, aber freilich sehr zu deren Schaden, denn kaum hatten sie das erste von ihnen gekostet, als ihnen das Fleisch ausgezeichnet schmeckte und sie nun nicht unbedeutende Verwüstungen in den Herden anrichteten.

Außerdem wird noch dem kanadischen Wolf – ich weiß nicht ob mit Recht oder Unrecht – nacherzählt, dass sein Biss schon tödlich sei, und angerissene Schafe oder Hunde, selbst wenn die Verwundung sonst keineswegs tödlich wäre, derselben erliegen müssten.

Den Tag über hatte ich wohl mehrere Hirsche gesehen, war aber nicht imstande gewesen, an einen in Schussnähe anzuschleichen, und musste mich zuletzt mit einem mir über den Weg laufenden Kaninchen begnügen.

An das Auffinden eines Hauses war übrigens diesen Abend nicht mehr zu denken, da ich mich nicht einmal mehr auf einem Waldwege, sondern im wahren Sinne des Wortes „im Holze“ befand. Ich schleppte daher vor einbrechender Dunkelheit so viel Holz, wie ich nur in der Nähe finden konnte, zusammen, räumte den Schnee vor einem trockenen, umgestürzten Stamme hinweg und zündete unter demselben ein Feuer an, das bald fröhlich in die Höhe flackerte.

Als ich mich gehörig erwärmt hatte, machte ich mich daran, mein Häschen auszuweiden und zu braten, was mit gar wenigen Umständen verknüpft war. Ich reinigte es mit Schnee, so gut ich konnte, und steckte es auf einen Stock, gerade zum Feuer, indem ich ein Stück Baumrinde unterlegte, um das ausbratende Fett aufzufangen und wieder überzugießen. Zwar vermisste ich Salz und Brot sehr, aber der Hunger ist ein gar vorzüglicher Koch. Die beiden Hinterkeulen, die ich zum Frühstück bestimmt hatte, abgerechnet, verspeiste ich den ganzen Braten. Als dies überstanden war, vergrößerte ich mein Feuer, und den Jagdranzen unter dem Kopfe, die Pelzmütze über die Ohren gezogen und die Füße dem Feuer zugekehrt, bereitete ich mich, in Amerika zum ersten Mal eine Nacht im Freien zuzubringen.

Ich schlief gar bald ein, und zwar so fest, dass mich erst die scharfe Morgenluft erweckte. Mein Feuer war niedergebrannt, und der Frost schüttelte mir die erstarrten Glieder. Kaum konnte ich das Feuer wieder anblasen, so zitterte ich; endlich gelang es, und nach und nach tauten meine starren Glieder wieder auf.

Die Morgensonne fand mich schon in die Betrachtung meiner beiden Hasenkeulen vertieft, die ich so lange beschaute, bis ich die Knochen derselben sehen konnte.

Als ich mich gehörig gepflegt hatte, setzte ich, neu gestärkt, meinen Marsch gen Süden fort, und ungefähr gegen zehn Uhr zeigte mir das Krähen eines Haushahnes an, dass ich mich nicht weit von einer menschlichen Wohnung befinden müsse. – Mit langen Schritten marschierte ich darauf zu, und bald begrüßte mich das Gebell einer Meute Hunde.

Der Besitzer des Hauses war im Walde, um Holz zu hauen und „Fenzriegel zu reißen“.

(Fenzriegel sind die langen Stangen, die aufeinander gelegt werden, um die Felder einzuzäunen. Die Einfriedigung selber wird Fenz genannt.)

Die Frau, eine nette Amerikanerin, setzte mir freundlich Milch und Brot vor und versicherte mir, ich könne höchstens 20 Meilen von der Straße nach Buffalo entfernt sein und würde, käme ich etwas weiter südlich, ziemlich viele Farmhäuser antreffen. Geld wollte sie auf keinen Fall für die Erfrischung annehmen, und mit einem herzlichen Dank mich durch die Legion Hunde durcharbeitend, wanderte ich fröhlich weiter, dass der kanadische Wald von deutschen Liedern erschallte.

Am anderen Morgen erreichte ich endlich die gebahnte, von einer Art Postkutsche befahrene Straße nach Buffalo, die sich fortwährend durch Farmen hinzog. Ich war wieder in den kultivierten Teil des Landes zurückgekehrt. Der Landmann baut hier sehr viel Weizen, der vorzüglich gerät, auch Hafer und Gerste, besonders aber Welschkorn, das jedoch im Norden nicht die Vollkommenheit erreichen soll als im Süden. Die Kolben waren klein, und das meiste, welches ich sah, hatte gelbe Körner.

Ungefähr 30 Meilen vor der Stadt holte ich einen Viehhändler aus den Vereinigten Staaten ein, der wieder dahin zurückkehrte. Er war ein freundlicher Mann, und ich beschloss, der Geselligkeit wegen, die dreißig Meilen bis Buffalo mit ihm zurückzulegen. Wir wurden auch sehr bald bekannt mit einander. Er trieb zwei ungeheuer fette Ochsen aus Kanada heim nach den Vereinigten Staaten und ritt dabei ein schrecklich mageres Pferd. Nichtsdestoweniger lud er mich sehr gastlich ein, seine Rosinante abwechselnd mit ihm zu teilen, da er selber gern ein wenig gehen wolle.

Das Reiten wäre nun schon nicht übel gewesen, denn es regnete fein und durchdringend und die Wege waren sehr schlüpfrig geworden, wenn nur der gute Mann nicht das Pferd, auf dem ich ritt, jedem ihm Begegnenden angeboten hätte und sogar willens gewesen wäre, es für zwei Kühe in Tausch zu geben. Es muss wirklich manchmal komisch genug ausgesehen haben, wenn das traurige Tier, auf dem ich ritt, solcher Art den Vorüberziehenden oder uns Begegnenden „spottbillig“ angeboten wurde.

Wenn er sich müde gelaufen hatte, stieg er auf, und ich ging. Er hatte dabei ein Buch mit irgendeinem ungemein rührenden Trauerspiel in der Tasche, und jedes Mal, wenn er sich in seinem Sattel festgesetzt hatte, nahm er es heraus und fing an zu deklamieren, indem er mit der linken Hand das Buch hielt und mit der rechten, in der er zugleich die lange Ochsenpeitsche führte, gewaltig gestikulierte. Bei jeder etwas starken Bewegung, welche die Kraftstellen des Trauerspiels mit sich brachten, die er mit dem rechten Arme und dadurch mit der für die Ochsen so unheilbringenden Peitsche machte, wichen diese, welche die Geißel immer im Auge behielten, scheu zurück, und nur ein den pathetischen Ton öfters sehr prosaisch unterbrechendes „Schü Bock – Oh! Oh!“ brachte die gehörnten „Zuhörer wider Willen“ zu ihrer Pflicht zurück.

Den 11. November abends kam ich zum zweiten Mal zum Niagarafall und konnte seine Pracht und Größe nun auch von der kanadischen Seite bewundern.

Von da wand sich der Weg am Niagaraflusse hinauf dem Eriesee zu. Herrlich ist dieser Weg zu reisen; die Straße schön und trocken, links der prächtige breite, durch den dunkeln Urwald beschattete Niagarafluss, rechts eine blühende Farm neben der anderen mit den schönsten Apfelgärten – es ist ein Anblick zum Bezaubern. Die Strecke, die wir auf diese Art zurücklegten, kam mir nur wie wenige Schritte vor. Einige Meilen von Buffalo entfernt, setzten wir auf einer von Pferden getriebenen Fähre über den Niagara und waren wieder in den United States.

Was ich von Kanada gesehen habe, zeigte mir, dass es, wenigstens in diesen Teilen, ein schönes, fruchtbares Land von gesundem, wenngleich sehr kaltem Klima sei. Eben dieser strengen Kälte wegen möchte ich aber auch Kanada, nicht einmal das am südlichsten gelegene Oberkanada, nie zum Wohnsitze wählen.

Das Land bringt herrliches Getreide hervor, doch ist mit der Schaf- und Schweinezucht in den nicht dicht bewohnten Gegenden wenig zu machen, da die zahlreichen Wölfe dem Vieh sehr nachstellen, wenn sich die Farmer eben nicht dazu bequemen, etwas mehr auf ihr Vieh acht zu haben, als es nur draußen im Freien herumlaufen zu lassen.

Es war Sonntagnachmittag, als ich in die Gaststube des „William Tell“ in Buffalo eintrat und mich, um etwas auszuruhen, in einen Winkel setzte. Die Augen der achtbaren deutschen Handwerker, die gerade im hitzigsten Politisieren begriffen waren, richteten sich zwar im Anfange erstaunt auf den bewaffneten Fremdling, doch bald wieder eifrig ihr Thema verfolgend, vergaßen die Leute bald alle Zuhörer, und ich glaube, es wäre nach deutscher Sitte zu „Schemelbeinen“ gekommen, wenn nicht der Wirt, eine kleine runde Gestalt, sich zwischen sie gerollt und den Frieden mit den versöhnenden Worten: „Ihr seid alle miteinander so dumm wie die Stockfische“ wieder hergestellt hätte. In diesen Worten schien die Gleichheit der Personen anerkannt, und die Gemüter beruhigten sich.

Es war aber auch keine Kleinigkeit, um die sie sich stritten, denn der eine Gast, ein ehrbarer Schuhmacher, wollte auf keinen Fall zugeben, dass „der Engländer“, wegen der damals schon gärenden Unruhen in Kanada, Militär über den Ozean schicken könne, da „der Russe“ ihm so hart auf dem Halse sitze. Ein Schreiner, der ihm gegenüber saß, behauptete dagegen, dass Russland viel zu weit von England entfernt sei, um mit ihm so schnell Krieg anfangen zu können. Da kam er aber schön an, denn der Schumacher bewies ihm haarklein, dass Russland dicht an England grenze – von oben, im Norden – und nur eine breite Strecke Sand zwischen beiden „Fürstentümern“ liege, so dass der Schreiner, vor lauter Verwunderung über seinen gelehrten Widersacher, still schwieg. Doch gab der Schuhmacher zu, dass der Marsch von Russland nach England sehr beschwerlich wäre, da die Soldaten oft bis unter die Arme im Sande waten müssten.

Was der gute Mann für Begriffe von einem solchen Marsche im Sande hatte, oder von woher überhaupt seine geographischen Kenntnisse stammten, kann ich nicht sagen, doch amüsierte mich der Streit sehr. Als mich daher der Schuhmacher um meine Meinung fragte, gab ich ihm natürlich recht, erzählte ihm auch, dass der Russe beabsichtige, Bärenfelle über den Sand zu breiten, um seiner Armee den Übergang zu erleichtern, worüber er ganz erstaunt äußerte: „Es sind doch verzweifelte Kerls!“ – Darüber sind jetzt achtzehn Jahre verflossen.

Den anderen Morgen war ich früh auf den Beinen und beschaute die Stadt ein wenig. Es ist schon ein recht hübscher Platz, wo sehr viele Deutsche wohnen, und muss einst, was es teilweise schon jetzt ist, der Mittelpunkt des nordischen Binnenhandels werden. Eisenbahnen, Kanäle, Dampfboote und Segelschiffe wetteifern miteinander, die Waren und Erzeugnisse zu bringen oder zu holen.

Gegen Mittag ging das Dampfboot „NORTH AMERICA“ nach Cleveland in Ohio ab und ich mit ihm. Eine ungeheure Menge von Passagieren stopfte den „sterage room“, und kaum war es möglich darin auszuhalten, da besonders noch eine Anzahl irländischer und amerikanischer alter Frauen ihre kleinen Pfeifenstummel im Munde hatten und mit den Männern um die Wette qualmten. Aber, lieber Gott, was nahm das für ein schmähliches und rasches Ende!

Der Eriesee, von einem frischen Winde gepeitscht, warf gewaltige Wellen, und das Dampfboot fing bedeutend an zu schwanken. Eine Pfeife nach der anderen wurde da schweigend weggelegt, und die Gesichter verlängerten sich und erblässten auf eine gar verdächtige Weise. Ich bemerkte mit Entsetzen diese Veränderung und flüchtete in einen der obersten Schlafräume – es waren derer drei übereinander –, um außer Schussweite zu sein. Der Erfolg lehrte denn auch, wie richtig ich gerechnet, denn kaum hatte ich mein hohes Lager eingenommen, so ging die Geschichte unten los und artete bald in richtige Seekrankheit aus. So komisch es anzusehen war, so ekelhaft war es, doch lag ich wenigstens in Sicherheit. Ganz besonderen Spaß machte mir ein Liebespärchen, das gleich vom Anfang der Reise mit einander gekost und geherzt hatte. Plötzlich wurde ihr schlecht und ihm nicht viel besser. Sie setzte sich darauf ihm auf den schoss und lehnte ihr Haupt an seine Stirn, und sein Gesicht wurde immer blasser, immer länger, seine Nase spitzer, seine Augen glasiger, bis von beiden fast zugleich der furchtbare Ausbruch erfolgte. Dicht vor ihnen hatte dabei eine Irländerin aus der untersten Volksklasse, den Pfeifenstummel im Munde und mit einem gewissen trotzigen devil may care Zug um den Mund, gesessen und die Gruppen um sich her etwa mit einem Gesicht angesehen, als ob sie hätte sagen wollen: „Untersteht ‘s euch und werdet seekrank, erbärmliches Volk, das ihr seid!“ Sie hielt dabei ein kleines Kind auf dem Schoße; dies forderte indessen plötzlich ihre ganze Aufmerksamkeit, und sie hatte das kleine Persönchen eben wieder vollständig gereinigt und sauber poliert, als der vorerwähnte Ausbruch dem kleinen Staatsbürger von unbewachter Seite wieder alles – und zwar ohne dessen Verschulden – verdarb. Der Grimm der Alten war furchtbar.

Den 14. November endlich, abends, erreichten wir Cleveland. Es war stockfinster, und ich stand in der Tat etwas verlegen am Ufer, da ich nicht wusste, wo ich für die Nacht ein Unterkommen finden sollte. Ein junger Deutscher, der mich beim Schein einer Laterne an den Kleidern für einen Landsmann erkannte, fragte mich, ob ich die Nacht über bei Deutschen bleiben wolle. Auf meine Bejahung führte er mich einige hundert Schritte weit in ein deutsches Gasthaus, wo ich sehr bald zu Bette ging.

Die Betten in Amerika sind fast alle zweischläfrig, d. h. so breit, dass drei Mann sehr bequem darin Platz haben; ich habe auch schon als der vierte in solchem Bette geschlafen.

Es ist das nämlich eine höchst fatale Gewohnheit der amerikanischen Gasthäuser, ihre Fremdenbetten immer gleich auf wenigstens zwei Schläfer berechnet zu haben, und man wird da, selbst in den besseren, sehr häufig mit Leuten zusammengeworfen, deren so unmittelbare Nähe einem gerade nichts weniger als angenehm ist. Man gewöhnt sich zuletzt freilich an alles.

In diesen „Tummelplatz des Traumes“, wie es einige Amerikaner nennen, wies mich ein kleiner buckliger Junge, und auf meine Frage, ob ich „allein darin schlafen“ würde, erwiderte er mir, dass wohl noch ein Fremder mit der Postkutsche kommen könnte.

Gegen Mitternacht ungefähr weckte mich Geräusch. Ich dachte bei mir: „Aha, da kommt dein Fremder“, und da ich mich noch nicht an diese amerikanische Sitte gewöhnt hatte, interessierte es mich doch ein wenig, zu sehen, wer denn eigentlich mein Schlafkamerad sein würde.

Den Kopf wendend, hatte ich indes die ungeheure Freude zu bemerken, dass ein Schwarzer, ein pechschwarzer Kerl, sich eben fertig machte, seine Ebenholzglieder zu mir ins Bett zu legen. Ich rückte auf die äußerste Bettkante und ließ dem Sohne der Finsternis zwei Dritteile des breiten Ruhelagers.

Ich war damals noch zu unbekannt mit den amerikanischen Gebräuchen; wäre mir dieses Abenteuer aber später passiert, so hätte der gute Wirt keinen ganzen Knochen im Leibe behalten.

So sehr ich nämlich auch diesem amerikanischen Vorurteil, die Schwarzen als eine vollkommen untergeordnete Rasse zu betrachten, entgegen bin, so war es doch von dem Wirt, der die Landessitte kannte, eine nichtswürdige Frechheit, mir solchen Schlafkameraden zu schicken, und er hatte es auch jedenfalls nur getan, weil er gemerkt haben mochte, dass ich erst ganz kürzlich von Deutschland gekommen war, und dabei voraussetzte, ich kenne die hiesigen Vorurteile und Sitten noch nicht.

Von Cleveland aus wanderte ich ein Stück Wegs am Kanal hinunter, der bis Portsmouth am Ohio-Fluss geht, nach einem kleinen Städtchen Canton, um dort meinen Schiffskameraden, den Apotheker Vogel, aufzusuchen.

Ich schoss diesen Tag im Kanal mehrere wilde Enten, auch einige Kaninchen am Wege, und blieb die Nacht über bei Amerikanern, die mich freundlich aufnahmen.

Gar sehr amüsierte mich dort ein deutsches Mädchen, das bei den Amerikanern diente, aber erst wenige Monate in der neuen Heimat war und noch sehr wenig Englisch verstand. Doch sprach sie Plattdeutsch und die Amerikaner Englisch, so dass beide Teile einander genug verstanden, um wenigstens zu wissen, was sie eigentlich voneinander wollten, und sich vortrefflich vertrugen.

Am 17. November erreichte ich endlich die kleine Stadt Canton, einen freundlichen Flecken mitten im Holze mit einigen recht hübschen und geschmackvollen Gebäuden.

Meinen Freund fand ich zwar nicht, hörte jedoch, dass er sich in Cincinnati aufhalte, und da ich ohnehin Cincinnati gern sehen wollte, beschloss ich, ihn dort aufzusuchen. Da ich weiter keine Geschäfte in Canton hatte, setzte ich noch denselben Abend meinen Wanderstab weiter. Was lag daran, wohin ich zog?

Ich hatte jetzt den Staat Ohio betreten und fand mich gleich vom ersten Tag an in einem weit mehr angebauten Lande als Kanada. Fast den ganzen Tag marschierte ich zwischen eingefenzten und bebauten Feldern hin, und fast jede halbe Stunde fand ich ein bald größeres, bald kleineres Farmhaus. An vielen Stellen verriet sich auch sehr deutlich deutscher Fleiß, und viele von meinen Landsleuten, die zum Teil schon sehr lange in Amerika waren, traf ich unterwegs.

Was ich dabei über das Land hörte, gereichte ihm überall fast nur zum Vorteil. Diese Leute, die sich hier allerdings mit saurem Schweiß ihr Brot verdienen mussten, waren zufrieden und rieten mir auch überall, zu bleiben und mich zwischen ihnen niederzulassen. Wenn ich fleißig sein wolle, garantierten sie mir mein Fortkommen. Damit war mir aber für jetzt noch nicht gedient, ich hatte meine Wanderung nur eben erst begonnen und noch einen langen Weg vor mir, ehe ich sie zu Ende führte.

Wohin der Weg? Ich wusste es selber nicht, kümmerte mich auch nicht darum. Vor der Hand lag mein Ziel in Cincinnati, und hatte ich das erst einmal erreicht, fand sich das andere auch schon weiter.

Ohne irgendwelche Fährlichkeit erreichte ich am 26. November Cincinnati, die größte Stadt Ohios, am Ohio-Fluss. Dort fand ich glücklicherweise den Apotheker Vogel und in der Freude, die er bei meiner Ankunft zeigte, auch reichliche Belohnung für meine Mühe, ihn aufzusuchen. Ich verlebte dort einige recht frohe Tage in seiner Gesellschaft.

Cincinnati ist unstreitig die schönste und blühendste Stadt des Westens, St.-Louis kaum ausgenommen, und wird nicht mit Unrecht von den Amerikanern – allerdings etwas unpassend für eine Republik – die Königin des Westens genannt. Sie ist der Mittelpunkt des ganzen westlichen Handels. Durch Dampfboote und Eisenbahnen mit den östlichen Städten, jetzt auch durch diese mit dem Norden, Westen und Süden, durch einen Kanal mit dem Eriesee, durch den Ohio und Mississippi noch außerdem mit allen wichtigen Handelsplätzen des ganzen westlichen Gebiets bis nach New-Orleans hinunter verbunden, rechtfertigte sich schon damals vollkommen ihr rasend schnelles Steigen, und sie muss später einmal eine Stadt werden, die ihre Einwohner nach Hunderttausenden zählt.

Deutsche hatten sich besonders viele dort niedergelassen, und ich fand selbst außer Vogel noch einige Schiffskameraden dort. Da ich aber später wieder nach Cincinnati zurück und dann ausführlicher darauf zu sprechen komme, will ich mich jetzt nicht zu lange dabei aufhalten und meinen Streifzug durch die Staaten weiter verfolgen.

In Cincinnati hatte ich bis dahin geglaubt, den Westen der Vereinigten Staaten erreicht zu haben, fand aber hier zu meinem Erstaunen, dass die „Königin des Westens“ trotz ihres Namens schon mit zum Osten gezählt wurde und der eigentliche Westen noch viel, viel weiter dahinten lag. Zum Westen wollte ich aber, die sogenannten Backwoods hatte ich mir fest vorgenommen aufzusuchen, und da man mir sagte, dass die eigentlichen Backwoods erst westlich vom Mississippi begönnen, so beschloss ich eben westlich vom Mississippi zu gehen und den eigentlichen Westen unter jeder Bedingung kennen zu lernen.

Am 6. Dezember sagte ich deshalb dem freundlichen Cincinnati Lebewohl. Am Abend desselben Tages kam ich an die Grenze dieses Staates, die der kleine Fluss Miami bildet, übernachtete dort und setzte am anderen Morgen nach Indiana über.

Zwei Meilen weiter gelangte ich in die kleine, am Ohio gelegene Stadt Lawrencebourg und erkundigte mich da nach dem nächsten Wege nach St.-Louis; aber keine Seele konnte mir diesen angeben, da, wie sie sagten, ihres Wissens noch kein Fußgänger nach der Hunderte von Meilen entfernten Stadt gegangen sei, wohin man auch wohl nur mit Dampfbooten gelangen könne. Mit Mühe und Not erfuhr ich die ungefähre Richtung und machte mich auf den Weg. Ich war während der Zeit ziemlich hungrig geworden; ein armes Kaninchen, für das mir ein Farmer eine reichliche Mahlzeit gab, musste die Zeche bezahlen. Die Nacht schlief ich in einem einsam stehenden Hause bei recht guten Leuten.

Den 8. Dezember hatte ich einen herrlichen Tag zum Marschieren, und auch der Abend brach warm und freundlich herein. Rasch wanderte ich vorwärts, als mir ein Farmer, an dessen Hause ich vorbeiging, sagte, dass ich sechs bis sieben Meilen weiter eine Mühle finden würde, wo ich über Nacht bleiben könnte; denn schon stand die Sonne nicht mehr hoch.

Immer dunkler wurde es. Der Weg zog sich fortwährend durch dichten Wald, und noch zeigte sich keine Mühle; glücklicherweise ging der Mond bald darauf, wenn auch hinter Wolken, auf. Es wurde etwas heller, und ich hatte nun wenigstens nicht zu befürchten, dass ich mich verirren würde. Überdies war die Temperatur angenehm, und musste ich die Nacht im Walde bleiben, ließ es sich auch ertragen.

Endlich sah ich ein Licht von fern durch die Zweige schimmern, und die Hoffnung auf ein gutes Bett und eine Tasse warmen Kaffee wirkte gar angenehm auf den solcher Genüsse noch nicht ganz entwöhnten Europäer. Die Lichter wurden jedoch beim Vorwärtsschreiten zahlreicher und größer, und ich wusste nicht recht, was ich davon denken sollte. War eine Stadt oder ein indianisches Lager vor mir? Meiner Ungewissheit ein Ende zu machen, ging ich rasch darauf zu, da mich zum Überfluss auch mein Weg in gerader Richtung zu den Feuern führte, und bald stand ich vor einem brennenden Stück Wald, das majestätisch durch die dunkle Nacht leuchtete und bei dem schwarzen Hintergrunde und den schauerlich grell beleuchteten Seitenpartien einen eigenen, fast gespenstischen Anblick bot. Dies neue Schauspiel war mir zu wunderbar großartig, als dass ich hätte schnell daran vorbeigehen können; ich ließ mich daher an einem der umgestürzten, glühenden Stämme nieder, mich des großartigen Anblickes herzinnig erfreuend.

Ich mochte wohl eine halbe Stunde so dagelegen und zugeschaut haben, als plötzlich, ungefähr zwanzig Schritt von mir, eine flammende Eiche mit dumpfem Krachen unter tausend sprühenden Funken niederstürzte, so dass glühende Kohlen und brennende Äste überall umherflogen. Solcher Gefahr wollte ich mich denn doch nicht aussetzen und machte mich deshalb wieder auf den Weg, der mir, durch das lange in die Flammen schauen jetzt um so viel dunkler vorkam. Aber der Wald wollte kein Ende nehmen, und ich glaubte daher, dass die Mühle bloß in der Einbildung des guten Farmers bestanden habe. Endlich hörte ich in der Entfernung, zu meiner Rechten, Wasser rauschen und zugleich das schwache Brüllen einer Kuh; sogleich verließ ich in der Richtung des Schalles den gebahnten Weg, gebrauchte aber die Vorsicht, ein Feuer an der rechten Seite desselben anzuzünden, damit ich, im Fall ich mich geirrt hätte, den Pfad und mit ihm die rechte Richtung wiederfinden könnte.

Eine halbe Meile davon leuchtete mir wirklich das helle Dach einer Wohnung entgegen. Näher gekommen, erkannte ich den Mühlendamm, und mehrere Kühe, die die Einzäunung umstanden, begrüßten den Kommenden durch ihr langgezogenes Gebrüll. Dass das Haus bewohnt sei, bewies mir der Lärm drinnen, wo man Tische und Stühle zu rücken schien, und fröhlich den Staub von den Füßen schüttelnd, klopfte ich an die niedere Tür.

Plötzlich war alles still wie im Grabe. Ich klopfte noch einmal – nichts rührte sich, keine Stimme rief mir ein trauliches „come in“ entgegen. Ich habe die Angewohnheit, nach dreimaligem Klopfen jede Tür zu öffnen, und auch hier stieß ich sie etwas ärgerlich auf. – Totenstille herrschte in dem von keiner menschlichen Seele bewohnten Hause; ein paar Sterne schauten trübe durch die fehlenden Schindeln im Dache, der Kamin war eingestürzt, und die Ratten oder sonstigen Nachtwandler, die den Lärm, den ich gehört hatte, mit einigen Überresten von Stühlen und einem alten Tische gemacht hatten, waren in ihre Schlupfwinkel geflüchtet.

Es ist ein schauerliches Gefühl, einen Ort, den man von tätigen Menschen bewohnt zu finden erwartet, öde und verlassen anzutreffen, und sonderbar fröstelnd lief es mir den Rücken hinunter. Ich schloss die Tür und sprang über die Fenz zurück, das verlassene Gebäude seiner eigenen schauerlichen Einsamkeit überlassend.

Mein Feuer war unterdessen fast ganz niedergebrannt, doch fand ich es wieder und verfolgte nun rüstig den früheren Weg. Nach einer Stunde Wanderung hörte ich das Anschlagen von Hunden, und dieser sicheren Bürgschaft für das Nahesein einer menschlichen Wohnung mit vergnügtem Herzen vertrauend, schritt ich rasch auf die endlich gefundene Mühle zu. Hunde bellten, ein Mühlrad rauschte, ein helles Licht strahlte durch alle Ritzen der Blockhütte, und alles zeigte mir, dass ich ein Nachtlager finden würde. Bald saß ich behaglich am prasselnden Kaminfeuer.

Mein Wirt war ein freundlicher Mann, der schon lange Jahre in Indiana lebte, eine Mühle gebaut hatte und sich wohl dabei befand. Nach einem schmackhaften Abendessen führte er mich aus dem Hause, um mir etwas zu zeigen, wobei er sagte: „Ich will Ihnen jetzt einen kleinen Burschen vorführen, wie Sie wohl noch nie einen gesehen haben.“ Er hielt Wort – unter einem umgestürzten Fasse saß ein graues Tier, ungefähr von der Größe einer Hauskatze, aber viel stärker im Leibe, mit kurzen Füßen, durch Kopf und Schnauze einem Fuchse oder noch mehr einer kolossalen Ratte ähnlich, mit hässlich fingerartigen Klauen und einem kahlen, etwa einen Fuß langen Schwanze. Das Tier war ein Opossum (Beuteltier), das den Hühnern unablässig nachstellt und in den Farmen öfters bedeutenden Schaden anrichtet. Die Amerikaner, sowie auch häufig die eingewanderten Deutschen, essen das Fleisch desselben, das eine Delikatesse sein soll, und auch der Müller machte keine Umstände mit seinem Gefangenen. Er warf ihn auf den Boden, schlachtete ihn, schnitt ihm den Schwanz und die Klauen ab, häutete dann das Tier, wusch es aus und machte es ganz appetitlich zurecht, indem er versicherte, dass es ein delikates Frühstück geben solle. Mir wollte aber der Gedanke nicht in den Kopf, an dem rattenähnlichen Geschöpfe zu kauen. Allerdings regnete es die Nacht durch, was nur vom Himmel wollte, und das war schlechter Trost für meine morgige Fußwanderung; doch stand ich früh auf und empfahl mich dem Müller, nur um dem „delikaten Frühstück“ zu entgehen.

Die Straße war schlüpfrig und bodenlos geworden, und nicht ohne Grund befürchtete ich, die Bergströme angeschwollen zu finden; doch vertraute ich meinem guten Glück und wanderte fröhlich fort. Gegen zehn Uhr fing es wieder an tüchtig zu regnen, und nachmittags kam ich an einen stürmenden brausenden Bergstrom, der, gewaltige Baumstämme mit sich fortreißend, dem Ohio zustürzte. Hier war guter Rat teuer, denn durchzuschwimmen wäre wohl möglich, aber auf jeden Fall höchst unangenehm gewesen, da ich außer der Kleidung, welche ich trug, keine andere mit hatte und das Wasser bedeutend kälter war als die Luft.

Nachdem ich meilenweit am Fluss hinauf- und hinuntergegangen war, einen Ausgangspunkt zu entdecken, überraschte mich die Nacht, und ich war genötigt, mein Lager im Walde aufzuschlagen. Ich schlief, von dem Brausen des Wassers eingelullt, sanft bei einem guten Feuer, doch nicht ohne dann und wann aufzuwachen, da ich nicht ganz sicher war, ob mir nicht irgend ein wildes Tier einen Besuch abstatten werde. Am anderen Morgen machte ich mich früh auf und untersuchte den Strom. Er war, wie alle diese Bergwässer, die sehr schnell steigen, über Nacht bedeutend gefallen, und ich hatte schon die Absicht, den Durchgang zu versuchen, als ich zwei Reiter den Berg herunterkommen sah. Nun war ich außer aller Sorge. Sie kamen näher; der eine von ihnen nahm mich hinter sich aufs Pferd, und trocken gelangte ich ans andere Ufer.

Ich wanderte auf dem etwas abschüssigen Wege, bald tief in den Schmutz einsinkend, bald ausrutschend und alle Regengüsse und amerikanischen Straßen vermaledeiend, weiter, als ich plötzlich, nicht weit von dem kleinen Städtchen Versailles, einen Mann mit Büchse und Kugeltasche mir entgegen den Berg herabkommen sah. Er schien im Gehen eben nicht die geradeste Linie zu treffen, und als er näher kam, fand ich auch bald, dass ich mich nicht geirrt hatte, sondern dass er ordentlich betrunken war. Bei mir angelangt, reichte er mir mit verklärten Augen seine Hand entgegen und schüttelte die meine herzlich. Der Anfang war gut, doch: trau, schau, wem! Mit den Augen eines Falken hatte er meine kleine Schnapsflasche entdeckt und suchte sie mit einem schnellen Griff an sich zu reißen; aber schneller noch als er, und fest, wie der Bär seine Jungen verteidigt, hatte ich sie seinen Händen wieder entrissen, steckte sie mit der gleichgültigsten Miene von der Welt in die andere Tasche und erwiderte ihm trocken: „Das ist nichts für euch.“

Er ergab sich in sein Schicksal, aber meine Doppelflinte betrachtend, wollte er sie genauer ansehen und begehrte, daraus zu schießen. Müde, mich mit dem Betrunkenen länger einzulassen, wandte ich ihm den Rücken, meinen Weg fortzusetzen. „Stop!“ (halt) rief er mir nach – ich achtete nicht darauf; „stop!“ rief er zum zweiten Mal, und deutlich hörte ich den Hahn seiner Büchse knacken. Blitzschnell drehte ich mich um, das Gewehr von der Achsel reißend, aber schon zu spät, denn zischend brauste seine Kugel über meinen Kopf hin, und das Echo gab schallend den scharfen Krach der Büchse wieder. Nun war aber meine Geduld zu Ende. Den fischbeinernen Ladestock aus meiner Flinte herausreißend, sprang ich dem fliehenden Yankee nach, erwischte ihn beim Kragen, rammte ihn nieder und bearbeitete ihn so lange mit dem schwachen Stocke, bis ich nur noch ein handlanges Stück Fischbein übrig behielt, während er unaufhörlich „Mörder, Mörder!“ brüllte. – Ich gestehe, dass ich einige Genugtuung fühlte, als ich den Burschen, mit Striemen bedeckt, im Schmutze liegen sah.

Den Abend wanderte ich durch Versailles, wo ich mir einen anderen Ladestock machen ließ. Aber, du lieber Gott, welche Ironie, ein solches Nest Versailles zu nennen; doch ist es eine Angewohnheit der Amerikaner, allen ihren kleinen neu angelegten Ansiedelungen hochtrabende Namen zu geben. Schon im Staate New-York war ich durch Syrakus, Babylon, Rom, Venedig, Alexandria, London und Paris gekommen, lauter kleine Flecken, aus nur sieben bis acht Häusern bestehend.

Den 11. Dezember mittags kam ich zu der Farm eines Deutschen, namens Friedmann, der sich in Indiana recht wohl befand, ein sehr fruchtbares, wenn auch nicht zu großes Stück Land und ganz herrliches Vieh hatte. Es ist dies der einzige angesiedelte Deutsche, den ich auf meinem Marsche durch Indiana getroffen habe, obgleich im Staate selbst noch sehr viele wohnen, und doppelt wohl taten dem Ohre, das die Muttersprache so lange hatte entbehren müssen, die deutschen Klänge.

Ich blieb bis zum Mittagessen da und wanderte nachher auf dem jetzt ausgezeichnet gut werdenden Wege munter meinem nächsten Ziele, „Vincennes“ am Wabasch-Fluss, zu.

Den 12. Dezember gegen Abend trat ich in ein reinliches großes Haus ein, um zu fragen, ob ich ein Nachtlager bekommen könnte, und fand da zwei deutsche Handelsjuden, die schon ganz behaglich am Kamin saßen und mich verwundert und, wie es mir wenigstens vorkam, mit nicht ganz freundlichen Augen betrachteten.

Der Hausvater, ein sehr alter Mann, dessen Großeltern von Deutschland herüber gekommen waren, und der ziemlich gut deutsch sprach, war ungemein freundlich, und wir verplauderten einen recht vergnügten Abend. Die beiden Israeliten hatten während der Zeit sehr viel zusammen geflüstert; der eine rückte jetzt ein wenig näher zu mir und richtete mehrere Fragen an mich, die ich ihm gern und artig beantwortete. Doch das Fragen hörte nicht auf, denn nach jeder Kleinigkeit erkundigte er sich. Unter anderem fragte er mich, wann ich morgen früh aufbrechen und welchen Weg ich einschlagen würde, und warum ich eine Flinte und einen Hirschfänger bei mir habe. Ich merkte jetzt wohl, dass er nicht zu den Herzhaftesten gehöre und beschloss, mir einen Spaß mit ihm zu machen.

Jetzt fing ich an zu fragen: was er für Geschäfte mache, welche Art von Waren er führe – jeder von ihnen hatte ein großes Paket bei sich –, ob er mit Goldwaren handle, wann er morgen früh aufbrechen und welchen Weg er nehmen werde, ob er lange im Walde zu gehen habe, ehe er an eine Farm käme usw. Alle diese Fragen beantwortete er ausweichend und ängstlich, ohne dass der andere darein redete. Als ich ihn aber fragte, ob er viel Geld verdient habe, fuhren beide zugleich heraus: „Mer haben gar kein Geld“, so dass ich kaum das Lachen verbeißen konnte.

Wir gingen endlich zu Bett. In der Nacht erwachte ich mehrmals durch das Gezänk der beiden Söhne Israels, die sich um den besten Platz in ihrem gemeinschaftlichen Bett stritten, und wurde nicht wenig durch die stets wiederkehrenden Namen „elender Mensch, erbärmlicher Mensch!“ mit denen sie sich titulierten, im Schlafe gestört.

Als der Tag graute, wachte ich auf und sah das Bett der beiden leer; ich blieb noch ein wenig liegen, bis es hell wurde, und ging dann zum Wirt hinunter.

Die beiden großen Warenpakete und die tapferen Israeliten waren verschwunden, und auf meine Erkundigung nach ihnen gab mir der Wirt zur Antwort, dass sie sich schon lange vor Tagesanbruch auf die Socken gemacht hätten. Ich musste laut auflachen und erzählte nun dem Alten den ganzen Spaß, der ihn sehr ergötzte.

Der Weg war jetzt größtenteils gut, aber ich hatte so schlechtes Wetter, dass, besonders als ich in das flache Land in der Umgegend von Vincennes kam, die Straßen ganz mit Wasser gefüllt lagen.

Ungefähr eine Meile von Vincennes, wo die Prärien anfangen, verlor sich der Weg in eine Wasserfläche, die spiegelglatt vor mir lag, und unmöglich würde es nach einbrechender Dunkelheit für mich gewesen sein, die Bahn da hindurch zu finden, hätten mir nicht die Lichter von Vincennes die Richtung angegeben. So aber schritt ich, oft bis über die Knie im Wasser watend, dem Lichtschimmer entgegen und erreichte ungefähr um sieben Uhr das Städtchen, das sich ebenfalls keiner großen Trockenheit rühmen konnte.

Es war Nacht, rabenschwarze Nacht, als ich mich in den von kleinen Laternen beleuchteten Gassen nach einem Nachtquartier umschaute. Ein paar einsame Ochsen standen am Wege und schienen mich, als ich dicht bei ihnen vorüberging, sehr wehmütig zu betrachten. „Seid mir gegrüßt, ihr Herren!“ rief ich ihnen mit Mephistopheles zu, und beide beantworteten meinen Gruß mit einem gemeinschaftlichen Brüllen. In geringer Entfernung von ihnen fand ich endlich ein Haus, wie ich es suchte. Es war ein Pennsylvanisch-Deutscher, der hier Wirtshaus hielt, und ich fand ein warmes, erquickendes Feuer, ein Hauptbedürfnis bei meinem damaligen Zustande.

Erst als ich mich erwärmt hatte, fing ich an, meine Umgebung ein wenig genauer zu betrachten. Lauter nüchterne Gesichter, amerikanische Gleichgültigkeit in den Physiognomien der Anwesenden, die sich auf ihren Stühlen schaukelten und nach eben beendeter Mahlzeit in ihren Zähnen stocherten. Nur ein einziges echt deutsches Gesicht strahlte mir unter ihnen entgegen und schien mich ebenfalls aufmerksam zu betrachten. Ich redete den Mann an und hatte mich nicht geirrt; es war ein deutscher Schmied und Maurermeister.

Wir blieben am Fenster sitzen und erzählten uns bis tief in die Nacht hinein. In der Hitze des Gesprächs deklamierte er auch einige selbstgemachte Gedichte. Ich hörte sie geduldig an, ich konnte nicht verlangen, dass er mich allein amüsierte. Er hatte schon lange in Amerika gelebt, daher viel erfahren und gelitten; es schien eine von den guten Seelen, die nicht imstande sind, irgendjemand zu betrügen, aber dafür von der ganzen Welt betrogen werden. Nicht uninteressante Skizzen gab er mir dabei von dem Lande selber, das nur erst halb und halb in die Zivilisation hineinzuragen schien. Darunter machte mir besonders eine Anekdote Spaß, zu der die katholische Kirche in Vincennes die Veranlassung gegeben hatte. Dieselbe hat nämlich von einem deutschen Emigranten eine gewöhnliche Drehorgel gekauft und spielte der andächtigen christlichen Gemeinde sonntags die Melodien: „Mein Schiff streicht durch die Wellen, Fridolin, Fridolin!“ oder „Heinrich schlief bei seiner Neuvermählten“, oder „Es ritten drei Reiter“ usw. vor, wonach nun die geduldigen Christen ihre Gebete absangen, obgleich ziemlich viele Deutsche dort waren, die alle diese Lieder kannten.

Die Nacht waren wieder alle Schleusen des Himmels offen, doch klärte es sich gegen Morgen auf und fing an zu frieren.

Als ich an den Fluss hinunterkam, begegneten mir einige Reiter, die von der anderen Seite desselben zurückkamen und erklärten, es sei ihnen nicht möglich gewesen, durchzukommen. Nicht allein sei das Wasser tief, sondern es liege auch noch eine dünne Eisrinde darauf, welche die Pferde, ohne sich zu verletzen, gar nicht mit der Brust durchbrechen könnten.

Einen Augenblick stand ich unschlüssig über das, was ich tun sollte, doch die Not ist eine gute Ratgeberin. In Vincennes konnte ich nicht bleiben; meine außerordentlich geringen Geldmittel erlaubten mir in keinem Falle große Ausgaben zu machen, da ich noch eine gewaltige Länderstrecke zu durchwandern hatte. Ich ging deshalb auch rasch entschlossen zur Fähre hinab, mich übersetzen zu lassen, darauf hoffend, dass solche Sachen meist übertrieben würden. An der Fähre rieten mir die Leute übrigens ebenfalls, lieber noch ein paar Tage in Vincennes zu bleiben und das Ablaufen der Wasser zu erwarten. Das konnte aber bei diesem nassen Wetter noch lange dauern, hätte es mir meine Kasse wirklich erlaubt. Ich ließ mich also unverzagt übersetzen, meinem guten Glück das weitere vertrauend.

Drüben angelangt, fand ich das Land dicht am Fluss ziemlich trocken; kaum zweihundert Schritt vom Ufer begann aber ein wirklicher See, durch den weder Bahn noch Steg zu finden war, und umsonst mühte ich mich bis gegen Mittag, eine nur halbwegs seichte Furt zu finden. Aus Sparsamkeit hatte ich dabei die letzten vierundzwanzig Stunden entsetzlich wenig zu mir genommen, immer hoffend, etwas Schiessbares am Weg zu finden; es wollte sich indes am ganzen vorigen Tag nichts zeigen, und das teure Gasthausessen konnte ich nicht bezahlen. Mit leerem Magen marschierte sich's verwünscht schlecht in kaltem Wasser.

Umsonst hatte ich eine seichte oder gar halbwegs trockene Stelle gesucht, die nächsten Häuser, die ich in dem flachen Land deutlich vor mir sehen konnte, lagen etwa eine Stunde entfernt auf höherem Boden. Von dort aus sollte ich auch, wie mir die Fährleute gesagt, trockenen Weg finden, und mit keiner Wahl mehr, als das einmal Begonnene auch durchzuführen, watete ich frisch in das kalte Wasser hinein.

Im Anfang ging mir das Wasser nicht ganz bis an die Knie, und die Wasserstiefel hielten mich trocken, aber bald stieg es höher und höher. Ich war gezwungen, meine Jagdtasche auf die Schultern zu schnallen, und watete nun bis an den Gürtel, ja oft bis unter die Arme in dem kalten Elemente, wobei ich erst noch mit dem Gewehrkolben die vor mir liegende, zwar dünne, aber scharfe Eisrinde zerbrechen musste, um mir einen Weg zu bahnen. Vier Stunden kostete es mich, die zwei englischen Meilen zurückzulegen, und nur die Überzeugung, dass ich das Eis entweder durchbrechen oder im kalten Wasser umkommen müsse, gab mir hinreichende Kraft, mein Ziel zu erreichen.

Endlich gewann ich mit Gottes Hilfe eine Fenz und mit ihr die Grenze des Wassers. Ich wollte hinübersteigen, war es aber nicht mehr imstande, da der untere Teil meines Körpers fast erstarrt war. Mit den Händen musste ich sie niederreißen, um hindurch zu kommen, und erst eine volle Stunde nachher, als ich am wärmenden Feuer der Farm aufgetaut war, gelang es mir, mich wieder frei zu bewegen.

Der Weg wurde von nun an, eine kleine Strecke ausgenommen, trockener, doch blieb ich im nächsten Haus, zu dem ich kam, über Nacht, denn ich bedurfte der Ruhe und Stärkung.

Zum ersten Mal hatte ich jetzt den Anblick der gewaltigen Prärien, die sich durch ganz Illinois hinziehen, in dieser kalten Jahreszeit aber freilich einen trübseligen Anblick boten. Das lange, gelbe, wogende Gras verlieh dem Gemälde einen gar melancholischen Anstrich, und die ungeheure strohgelbe Fläche, nur ganz in der Ferne von Wald begrenzt, war nicht gerade geeignet, das Herz heiter zu stimmen. Es hatte übrigens wieder etwas gefroren, und ich setzte meinen Weg, jetzt wenigstens trockenen Fußes, fort und wanderte scharf darauf zu. Das erste große Stück Wild, welches mir aufstieß, war ein Hirsch, der, durch mich aufgescheucht, in langen gewaltigen Sätzen durch das hohe Gras sprang, Scharen von Präriehühnern aufjagend, die in ungeheurer Masse eine Strecke über die Prärie hinzogen und dann wieder einfielen.

In dem Hause, wo ich am Abend übernachtete, reinigte ich meine Flinte von Grund auf und setzte sie wieder in guten Stand. Am anderen Morgen um acht Uhr kam ich zum Fox-Fluss, wo ein paar einzelne Häuser standen. Zu meinem Erstaunen fand ich, dass auch diese eine Stadt bildeten, die Waterton hieß. Überhaupt wird in Amerika jedes Kleeblatt von drei oder vier Häusern „Stadt“ getauft.

Eine sehr hübsche Amerikanerin, die eine Art von Wirtschaft hielt, setzte mir wilden Honig, Milch und Brot vor. Sie versuchte alles, mich zur Ansiedelung zu überreden und wo möglich noch mehr Deutsche herbeizuziehen. Die Wasserpartie war mir nur noch zu frisch im Gedächtnis, die Gegend hier besonders lieb zu gewinnen. Übrigens schien hier das Land zu sein, wo Milch und Honig fließt, denn ungeheure Herden finden in den Prärien ihre Nahrung, und wilden Honig gibt es in großer Menge. Die Speise hatte mich gestärkt, und mit raschen Schritten setzte ich meinen Wanderstab weiter.

Ich hatte mich schon der angenehmen Hoffnung hingegeben, von nun an trockenen Weg zu haben, fand mich aber gar arg betrogen, denn ich musste, da der kleine Wabasch ausgetreten war, abermals fast zwei Meilen im Wasser marschieren. Hier war indes ein etwas erhöhter Weg und auf demselben wenigstens kein Eis, während dieses gleich daneben zwischen den Bäumen den Grund wieder dicht bedeckte. Als ich diesen Wasserweg fast hinter mir hatte und das trockene Land schon wieder vor mir sehen konnte, hörte ich etwas durch das Wasser rauschen und das Eis niederbrechen; ich schaute mich um und erblickte fünf Stück Wild, die in vollen Sätzen ankamen. Ich blieb ruhig stehen und erwartete mit klopfendem Herzen ihre Ankunft. Ein prächtiger Bock mit zwei Alt- und zwei Schmaltieren wollte, kaum 50 Schritt von wir, vorbei. Ich zielte – und neun Bockschrote sausten dem Führer aufs Blatt, dass er hoch aufspringend zusammenbrach.

Kräftig musste ich arbeiten, um den Hirsch, der, halb im Wasser liegend, verendet war, auf das Trockene zu bringen, doch gelang es mir endlich. Obgleich die Hirsche in Amerika bedeutend kleiner sind, als die in Deutschland, haben sie doch immer ein ziemlich großes Gewicht, und der, den ich geschossen hatte, wog gewiss gegen 140 Pfund. Ich streifte ihn ab, schnitt einige Stücke herunter, machte aus dem Fell eine Art von Sack, die Haare nach außen gekehrt, tat dann die Keulen und den Rückenteil hinein und hängte mir das Ganze um. Den Rest band ich an den niederen Ast eines kleinen Baumes für irgendjemand, der vorbeikäme, und wanderte weiter, musste jedoch meine Last zwei Meilen schleppen, ehe ich zu dem nächsten Flecken Maysville kam. Dort verkaufte ich meine Beute, übernachtete daselbst und zog am anderen Morgen durch die an dieser Stelle 12 Meilen breite Prärie.

Ein schneidend scharfer Nordwest pfiff von den großen Seen herüber, so dass ich mich kaum durch schnelles Marschieren erwärmen konnte. Nachdem ich eine kurze Strecke durch Wald und über Hügel fortgeschritten war, kam ich wieder zu einem kleinen Städtchen namens Salem.

Am 21. Dezember hatte ich eine andere Prärie von 22 Meilen Breite vor mir, doch war es noch immer kalt, und herrlich marschierte es sich auf dem festgefrorenen Boden.

Am Abend erreichte ich den Saum eines kleinen Wäldchens, und nicht weit davon blieb ich die Nacht bei einem Farmer. Als ich an sein Haus kam, war er gerade beschäftigt, sein Pferd, das er am Zügel hatte, in die Stube zu führen. Ich würde geglaubt haben, dass es der Stall sei, hätte ich nicht Rauch aus dem Kamin aufsteigen sehen, und neugierig folgte ich dem Manne in die kleine Wohnung. Dort erklärte sich mir das Rätsel. Er hatte Holz geholt und sein Pferd an einen wohl 8 Fuß langen Klotz gespannt, um denselben ins Haus ziehen zu lassen und ihn von da in den Kamin zu rollen, der fast eine ganze Seite der einen Wand des niederen Blockhauses einnahm. Da er das Pferd der vielen Stühle, Betten und Tische wegen in der Stube nicht gut umlenken konnte, hatte er an der gegenüberliegenden Seite noch eine Tür durchgebrochen und führte das Pferd durch diese hinaus. Ich hatte am Tage mehrere Präriehühner geschossen, und sie lieferten uns eine leckere Mahlzeit.

Die Hühner sind sehr häufig in den ungeheuren Steppen, fliegen in sehr großen Völkern – ich habe Völker von 600 bis 700 Stück beisammen gesehen –, besitzen ungefähr die Größe unserer Haushühner, haben jedoch einen längeren Hals, aschgraue Farbe, einen kurzen Rebhuhnschwanz und befiederte Ständer, und sind, wenn das Wetter anfängt recht kalt zu werden, fast gar nicht scheu, so dass man sie sehr leicht erlegen kann. Das Fleisch, besonders das der Brust, ist delikat.

Nur einmal glückte es mir, einen grauen Präriewolf zu schießen, welcher bedeutend kleiner als der schwarze ist und, sobald er nur einen Menschen wittert, scheu entflieht.

Am 23. Dezember kam ich nach Libanon, einem kleinen Neste auf einem Hügel, ungefähr 20 Meilen von St.-Louis. – Libanon! – der Name rief unwillkürlich den Gedanken an die ungeheuren Zedern in mir hervor; aber ungeheure Ironie! Das höchste Holz auf dem ganzen Berge sind die Stangen der Wirtshausschilder.

Eins von diesen Schildern hat mich besonders amüsiert. Es stellte eine Meerjungfer dar, aber mit einer so niederträchtigen, breitgezogenen Galgenphysiognomie, dass das Gesicht viel besser zu einem Judas als zu einer verführerischen „Meermaid“ gepasst hätte. Dabei hatte das Ungetüm einen großen, weitzinkigen Pferdemähnenkamm in der Hand und war im Begriff, sich ihre struppigen Haare zu ordnen, während sie die andere Hand sorgsam unter den Kamm hielt, gleichsam als fürchte sie, etwas zu verlieren.

Ich hatte am nächsten Tage 32 Meilen zu marschieren. Durch den aufgeweichten und jetzt gefrorenen Boden der Prärie waren die Wege sehr rau geworden, und die Füße schmerzten mich; doch wanderte ich fort und kam am Nachmittag in das Mississipi-Tal. St.-Louis gegenüber hat dies Tal übrigens einen besonderen Namen und heißt der „American bottom“ der als das beste Land in den Vereinigten Staaten berühmt ist. Die Ackererde mag da wohl 50–60 Fuß tief sein; aber es ist auch ungesund, weil es sehr niedrig und daher sumpfig liegt. Überhaupt hörte ich überall, wo ich durch Illinois kam, vorzüglich bei den Deutschen, die ich fand, häufige und, wie es schien, begründete Klagen, dass das kalte Fieber ihnen viel zu schaffen mache. Jeden Sommer solle es wiederkehren und sie auch oft den Winter hindurch nicht verlassen. Das blasse Aussehen der Leute, vorzüglich der Kinder, bestätigte nur zu sehr diese Aussage.

Endlich, etwas nach Sonnenuntergang, erreichte ich das östliche Ufer des Mississippi und hörte zu meinem Schrecken, der Strom gehe so stark mit Eis und sei im wahrsten Sinne des Wortes so damit bedeckt, dass es zu Unmöglichkeiten gehöre, hinüberzukommen. Den Abend war nun auf keinen Fall mehr daran zu denken, und ich musste noch eine Nacht in Illinois bleiben. Da ich von dem anstrengenden Marschieren sehr ermüdet war, ging ich früh zu Bett.

In der Nacht weckte mich ein neu ankommender Schlafkamerad, der sich gerade auf mich warf. Ich rückte ein wenig auf die Seite, und er blieb in der Mitte liegen. Ich hätte nun zwar Platz genug gehabt, aber der unruhige Fremde wälzte sich und drängte mich so, dass, wenn ich mich nicht die ganze Nacht ärgern wollte, ich mir auf die eine oder die andere Art Ruhe verschaffen musste. Ich zog mich also wie ein Igel zusammen, presste meine Schulter gegen seine Seite, meine Füße gegen die Wand, und mich mit einem plötzlichen Ruck ausstreckend, sandte ich den Unruhigen mit Keilkraft auf die Dielen.

Die Sache war zu schnell gekommen, als dass er sich hätte besinnen können, und noch halb im Schlaf wollte er wieder ins Bett zurückklettern; ich erklärte ihm aber kaltblütig, unter welchen Bedingungen ich ihn nur wieder hereinlassen wollte, und er versprach alles, was ich forderte, denn die Nacht war ihm doch ein wenig zu kühl, sie in seiner leichten Kleidung außerhalb der Decken zuzubringen. Er verhielt sich auch nachher ganz ruhig.

Am nächsten Morgen stand ich sehr früh auf und hörte, dass ein kleiner Kahn die Überfahrt versuchen wolle. Um neun Uhr saß ich darinnen und führte eins der Ruder. Wir waren sechs Personen in dem kleinen Fahrzeuge, zwei an jedem Ruder, einer, der vorn die Eisschollen etwas beiseite stieß, und ein Passagier, der vor Angst fast verging.

Mit unsäglicher Mühe gelang es uns, die Mitte des Stromes zu erreichen, wo sich das Eis auf einer kleinen Insel festgesetzt hatte. Umfahren konnten wir die Stelle nicht, da wir sonst zu weit unterhalb St.-Louis gelandet wären, mussten also aussteigen, den Kahn über die Eisschollen wegziehen und ihn auf der anderen Seite wieder in den Fluss lassen. Dort ging unsere Ruderarbeit von neuem los, und wir wurden mehrere Male zwischen ungeheure Schollen so eingepresst, dass ich alle Augenblicke unser kleines Boot zerdrückt zu sehen befürchtete. Nichtsdestoweniger überwanden wir alle Schwierigkeiten und erreichten, aber halbtot von Mühe und Anstrengung, um zwölf Uhr mittags etwa das andere Ufer, unmittelbar unter St.-Louis.

Es wird zwischen St.-Louis und Deutschland ein Unterschied von ungefähr sieben Stunden in der Tageszeit sein; es war also gerade zu der Zeit, als daheim die Kinder bunt geschmückte, hell erleuchtete Tische umsprangen und im Weihnachtsentzücken aufjubelten, als ich mich mit triefender Stirn und blutendem Herzen durch die Wellen und riesigen Eisschollen des breiten Mississippi arbeitete.


Auch hier tönten die Glocken der katholischen Kirche feierlich in den jetzt vom Nebel befreiten freundlichen Christtag hinein, und mit ganz eigenen, aber nichts weniger als freudigen Gefühlen betrat ich die fremde Stadt.

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Friedrich Gerstecker: Streif- und Jagdzüge durch die Vereinigten Staaten von Amerika 1837-43

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