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Zweite Szene
ОглавлениеDoktor. Franz.
FRANZ. Doktor, lieber Doktor; mit mir ist's aus! O der verfluchte Hund, der Hund, der Hund! Er ist weg, ich soll sein Blut nicht haben, um drin zu baden mit meinen Händen, meinen Grimm zu löschen, fort, fort, fort ist er! Böser Bube, du sollst mir nieder, und sollt ich dich von einem Pol zum andern mein Leben durch suchen; und hab ich dich – Lieber Doktor!
DOKTOR. Franz, bist du von Sinnen?
FRANZ. Von Sinnen; wohl von Sinnen! Stell dich weiter; ich hauche Gift. Ach das braust in mir! Lieber Doktor, ich habe meine Liebe verloren, ich habe mein Leben verloren.
DOKTOR. Was ist's denn nun?
FRANZ. Der Läufer.
DOKTOR. Der Bube! Der Schwätzer, hat er einen Hundsstreich gemacht?
FRANZ. Daß ich ihn hätte, in meiner Gewalt, wie wollt ich ihm seine verfluchte Zunge aus dem Halse reißen, heiß braten, und ihm die Augen mit ausbrennen! Der Bube! Er hat uns getrennt, mich von meinem Leben gerissen. Ach, die Szene von diesem Morgen! wie sie zitterte, mir 's Papier gab, wo sie's draufgeschrieben – Mein Stolz, mein verdammter Stolz; den der Gedanke erregte, sie gibt dem Geschwätz eines Jungen Gehör! – Ich konnte, mochte nicht reden – Läufer! Läufer!
DOKTOR. Worauf kommt denn alles an? Schwätz, red!
FRANZ. Lieber Doktor; der Bube fing einiges auf. Du kennst meine Offenherzigkeit, daß ich in Sachen, wo ich fühle, wie ein Trunkner bin, und schwatz – er führte mich zuerst hin, wußte alles – schlich uns nach – das alles trug er verkehrt zu – ich weiß nicht, was – wo ich anfangen soll? Hätt ich ihm nur schon eine Kugel vor den Kopf geprellt, wär's schon ordentlich hier.
DOKTOR. Er hat geschwätzt, ich hör schon alles. Warum gehst du mit so Jungens? Ich wär schon längst hingegangen, könnte ich den Gedanken ertragen, daß die Kerls um sie herum sind. Den Läufer sah ich gleich dafür an, als er kam, Scharrfüße machte; sagte, er wär ein Freund von dir; langes und breites redete; da dacht ich gleich, er müßte schwätzen, kostete es andrer Leben.
FRANZ. Eine Kugel! Eine Kugel!
DOKTOR. Die Karbatsche für so Jungens! Was eine Kugel? Das wär dich prostituiert. Abgepeitscht wie Hunde; einen Tritt, zur Tür hinaus, das ist die Kost für so Kerls!
FRANZ. Ach wenn du wüßtest, was ich all, all leide; sie leidet. – Gestern abend kommt er zu mir aufs Kaffeehaus, fällt mir um den Hals, weint, als zerspränge sein Herz, daß er sich von mir trennen müßte. Mittags hat er das alles angestellt. Ich komme den Morgen hin – und er ist fort.
DOKTOR. Laß ihn!
FRANZ. Ach, und meine Liebe! sie hängt an mir, ich kann sie nie wiedersehen.
DOKTOR. Schlaf nur aus; ras aus; denn wird's gut sein!
FRANZ. Du weißt, Doktor, daß das nicht gehen kann. Ja sie sollte es vergessen – aber daß sie ihm Gehör gegeben! Ihre Delikatesse, wenn sie's glaubt – Julie! meine Liebe!
DOKTOR. Nur Morgen abgewartet!
FRANZ. Noch gab sie mir ein blaues Band um den Hut, den du mir gabst – Minna, wir begegnen uns wieder. Wie ich vor ihr auf den Knien lag, Doktor! ich hab nie vor einem Weib gekniet. »Franz, wir begegnen uns wieder«, sagte sie; mein Stolz, mein Stolz! Minna, wir begegnen uns wieder!