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Vorige. Kürassiere.

ERSTER KÜRASSIER.

Friede! Was gibts mit dem Bauer da?

ERSTER SCHARFSCHÜTZ.

's ist ein Schelm, hat im Spiel betrogen!

ERSTER KÜRASSIER.

Hat er dich betrogen etwa?

ERSTER SCHARFSCHÜTZ.

Ja, und hat mich rein ausgezogen.

ERSTER KÜRASSIER.

Wie? du bist ein Friedländischer Mann,

Kannst dich so wegwerfen und blamieren,

Mit einem Bauer dein Glück probieren?

Der laufe, was er laufen kann.

Bauer entwischt, die andern treten zusammen.

ERSTER ARKEBUSIER.

Der macht kurze Arbeit, ist resolut,

Das ist mit solchem Volke gut.

Was ists für einer? Es ist kein Böhm.

MARKETENDERIN.

's ist ein Wallon! Respekt vor dem!

Von des Pappenheims Kürassieren.

ERSTER DRAGONER tritt dazu.

Der Piccolomini, der junge, tut sie jetzt führen,

Den haben sie sich aus eigner Macht

Zum Oberst gesetzt in der Lützner Schlacht,

Als der Pappenheim umgekommen.

ERSTER ARKEBUSIER.

Haben sie sich so was rausgenommen?

ERSTER DRAGONER.

Dies Regiment hat was voraus,

Es war immer voran bei jedem Strauß.

Darf auch seine eigene Justiz ausüben,

Und der Friedländer tuts besonders lieben.

ERSTER KÜRASSIER zum andern.

Ists auch gewiß? Wer bracht es aus?

ZWEITER KÜRASSIER.

Ich habs aus des Obersts eigenem Munde.

ERSTER KÜRASSIER.

Was Teufel! Wir sind nicht ihre Hunde.

ERSTER JÄGER.

Was haben die da? sind voller Gift.

ZWEITER JÄGER.

Ists was, ihr Herrn, das uns mitbetrifft?

ERSTER KÜRASSIER.

Es hat sich keiner drüber zu freuen.

Soldaten treten herzu.

Sie wollen uns in die Niederland leihen;

Kürassiere, Jäger, reitende Schützen,

Sollen achttausend Mann aufsitzen.

MARKETENDERIN.

Was? was? da sollen wir wieder wandern?

Bin erst seit gestern zurück aus Flandern.

ZWEITER KÜRASSIER zu den Dragonern.

Ihr Buttlerischen sollt auch mitreiten.

ERSTER KÜRASSIER.

Und absonderlich wir Wallonen.

MARKETENDERIN.

Ei, das sind ja die allerbesten Schwadronen!

ERSTER KÜRASSIER.

Den aus Mailand sollen wir hinbegleiten.

ERSTER JÄGER.

Den Infanten! Das ist ja kurios!

ZWEITER JÄGER.

Den Pfaffen! Da geht der Teufel los.

ERSTER KÜRASSIER.

Wir sollen von dem Friedländer lassen,

Der den Soldaten so nobel hält,

Mit dem Spanier ziehen zu Feld,

Dem Knauser, den wir von Herzen hassen?

Nein, das geht nicht! Wir laufen fort.

TROMPETER.

Was zum Henker! sollen wir dort?

Dem Kaiser verkauften wir unser Blut

Und nicht dem hispanischen roten Hut.

ZWEITER JÄGER.

Auf des Friedländers Wort und Kredit allein

Haben wir Reitersdienst genommen;

Wärs nicht aus Lieb für den Wallenstein,

Der Ferdinand hätt uns nimmer bekommen.

ERSTER DRAGONER.

Tät uns der Friedländer nicht formieren?

Seine Fortuna soll uns führen.

WACHTMEISTER.

Laßt euch bedeuten, hört mich an.

Mit dem Gered da ists nicht getan.

Ich sehe weiter als ihr alle,

Dahinter steckt eine böse Falle.

ERSTER JÄGER.

Hört das Befehlbuch! Stille doch!

WACHTMEISTER.

Bäschen Gustel, füllt mir erst noch

Ein Gläschen Melnecker für den Magen,

Alsdann will ich euch meine Gedanken sagen.

MARKETENDERIN ihm einschenkend.

Hier, Herr Wachtmeister! Er macht mir Schrecken.

Es wird doch nichts Böses dahinterstecken!

WACHTMEISTER.

Seht, ihr Herrn, das ist all recht gut,

Daß jeder das Nächste bedenken tut;

Aber, pflegt der Feldherr zu sagen,

Man muß immer das Ganze überschlagen.

Wir nennen uns alle des Friedländers Truppen.

Der Bürger, er nimmt uns ins Quartier,

Und pflegt uns und kocht uns warme Suppen.

Der Bauer muß den Gaul und den Stier

Vorspannen an unsre Bagagewagen,

Vergebens wird er sich drüber beklagen.

Läßt sich ein Gefreiter mit sieben Mann

In einem Dorfe von weitem spüren,

Er ist die Obrigkeit drin und kann

Nach Lust drin walten und kommandieren.

Zum Henker! Sie mögen uns alle nicht,

Und sähen des Teufels sein Angesicht

Weit lieber als unsre gelben Kolletter.

Warum schmeißen sie uns nicht aus dem Land? Potz Wetter!

Sind uns an Anzahl doch überlegen,

Führen den Knittel, wie wir den Degen.

Warum dürfen wir ihrer lachen?

Weil wir einen furchtbaren Haufen ausmachen!

ERSTER JÄGER.

Ja, ja, im Ganzen, da sitzt die Macht!

Der Friedländer hat das wohl erfahren,

Wie er dem Kaiser vor acht – neun Jahren

Die große Armee zusammenbracht.

Sie wollten erst nur von zwölftausend hören:

Die, sagt' er, die kann ich nicht ernähren;

Aber ich will sechzigtausend werben,

Die, weiß ich, werden nicht Hungers sterben.

Und so wurden wir Wallensteiner.

WACHTMEISTER.

Zum Exempel, da hack mir einer

Von den fünf Fingern, die ich hab,

Hier an der Rechten den kleinen ab.

Habt ihr mir den Finger bloß genommen?

Nein, beim Kuckuck! ich bin um die Hand gekommen!

's ist nur ein Stumpf, und nichts mehr wert.

Ja, und diese achttausend Pferd,

Die man nach Flandern jetzt begehrt,

Sind von der Armee nur der kleine Finger.

Läßt man sie ziehn, ihr tröstet euch,

Wir seien um ein Fünftel nur geringer?

Prost Mahlzeit! da fällt das Ganze gleich.

Die Furcht ist weg, der Respekt, die Scheu,

Da schwillt dem Bauer der Kamm aufs neu,

Da schreiben sie uns in der Wiener Kanzlei

Den Quartier- und den Küchenzettel,

Und es ist wieder der alte Bettel.

Ja, und wie lang wirds stehen an,

So nehmen sie uns auch noch den Feldhauptmann –

Sie sind ihm am Hofe so nicht grün,

Nun, da fällt eben alles hin!

Wer hilft uns dann wohl zu unserm Geld?

Sorgt, daß man uns die Kontrakte hält?

Wer hat den Nachdruck und hat den Verstand,

Den schnellen Witz und die feste Hand,

Diese gestückelten Heeresmassen

Zusammenzufügen und – zupassen?

Zum Exempel – Dragoner – sprich:

Aus welchem Vaterland schreibst du dich?

ERSTER DRAGONER.

Weit aus Hibernien her komm ich.

WACHTMEISTER zu den beiden Kürassieren.

Ihr, das weiß ich, seid ein Wallon,

Ihr ein Welscher. Man hörts am Ton.

ERSTER KÜRASSIER.

Wer ich bin? ich habs nie können erfahren,

Sie stahlen mich schon in jungen Jahren.

WACHTMEISTER.

Und du bist auch nicht aus der Näh?

ERSTER ARKEBUSIER.

Ich bin von Buchau am Feder-See.

WACHTMEISTER.

Und Ihr, Nachbar?

ZWEITER ARKEBUSIER.

Aus der Schwitz.

WACHTMEISTER zum zweiten Jäger.

Was für ein Landsmann bist du, Jäger?

ZWEITER JÄGER.

Hinter Wismar ist meiner Eltern Sitz.

WACHTMEISTER auf den Trompeter zeigend.

Und der da und ich, wir sind aus Eger.

Nun! und wer merkt uns das nun an,

Daß wir aus Süden und aus Norden

Zusammengeschneit und – geblasen worden?

Sehn wir nicht aus wie aus einem Span?

Stehn wir nicht gegen den Feind geschlossen,

Recht wie zusammengeleimt und – gegossen?

Greifen wir nicht wie ein Mühlwerk flink

Ineinander, auf Wort und Wink?

Wer hat uns so zusammengeschmiedet,

Daß ihr uns nimmer unterschiedet?

Kein andrer sonst als der Wallenstein!

ERSTER JÄGER.

Das fiel mir mein Lebtag nimmer ein,

Daß wir so gut zusammenpassen;

Hab mich immer nur gehen lassen.

ERSTER KÜRASSIER.

Dem Wachtmeister muß ich Beifall geben.

Dem Kriegsstand kämen sie gern ans Leben;

Den Soldaten wollen sie niederhalten,

Daß sie alleine können walten.

's ist eine Verschwörung, ein Komplott.

MARKETENDERIN.

Eine Verschwörung? du lieber Gott!

Da können die Herren ja nicht mehr zahlen.

WACHTMEISTER.

Freilich! Es wird alles bankerott.

Viele von den Hauptleuten und Generalen

Stellten aus ihren eignen Kassen

Die Regimenter, wollten sich sehen lassen,

Täten sich angreifen über Vermögen,

Dachten, es bring ihnen großen Segen.

Und die alle sind um ihr Geld,

Wenn das Haupt, wenn der Herzog fällt.

MARKETENDERIN.

Ach! du mein Heiland! das bringt mir Fluch!

Die halbe Armee steht in meinem Buch.

Der Graf Isolani, der böse Zahler,

Restiert mir allein noch zweihundert Taler.

ERSTER KÜRASSIER.

Was ist da zu machen, Kameraden?

Es ist nur eins, was uns retten kann,

Verbunden können sie uns nichts schaden,

Wir stehen alle für einen Mann.

Laßt sie schicken und ordenanzen,

Wir wollen uns fest in Böhmen pflanzen,

Wir geben nicht nach und marschieren nicht,

Der Soldat jetzt um seine Ehre ficht.

ZWEITER JÄGER.

Wir lassen uns nicht so im Land rum führen!

Sie sollen kommen und sollens probieren!

ERSTER ARKEBUSIER.

Liebe Herren, bedenkts mit Fleiß,

's ist des Kaisers Will und Geheiß.

TROMPETER.

Werden uns viel um den Kaiser scheren.

ERSTER ARKEBUSIER.

Laß Er mich das nicht zweimal hören.

TROMPETER.

's ist aber doch so, wie ich gesagt.

ERSTER JÄGER.

Ja, ja, ich hörts immer so erzählen,

Der Friedländer hab hier allein zu befehlen.

WACHTMEISTER.

So ists auch, das ist sein Beding und Pakt.

Absolute Gewalt hat er, müßt ihr wissen,

Krieg zu führen und Frieden zu schließen,

Geld und Gut kann er konfiszieren,

Kann henken lassen und pardonieren,

Offiziere kann er und Obersten machen,

Kurz, er hat alle die Ehrensachen.

Das hat er vom Kaiser eigenhändig.

ERSTER ARKEBUSIER.

Der Herzog ist gewaltig und hochverständig;

Aber er bleibt doch, schlecht und recht,

Wie wir alle, des Kaisers Knecht.

WACHTMEISTER.

Nicht wie wir alle! das wißt Ihr schlecht.

Er ist ein unmittelbarer und freier

Des Reiches Fürst, so gut wie der Bayer.

Sah ichs etwa nicht selbst mit an,

Als ich zu Brandeis die Wach getan,

Wie ihm der Kaiser selbsten erlaubt

Zu bedecken sein fürstlich Haupt?

ERSTER ARKEBUSIER.

Das war für das Mecklenburger Land,

Das ihm der Kaiser versetzt als Pfand.

ERSTER JÄGER zum Wachtmeister.

Wie? In des Kaisers Gegenwart?

Das ist doch seltsam und sehr apart!

WACHTMEISTER fährt in die Tasche.

Wollt ihr mein Wort nicht gelten lassen,

Sollt ihrs mit Händen greifen und fassen.

Eine Münze zeigend.

Wes ist das Bild und Gepräg?

MARKETENDERIN.

Weist her!

Ei, das ist ja ein Wallensteiner!

WACHTMEISTER.

Na! da habt ihrs, was wollt ihr mehr?

Ist er nicht Fürst so gut als einer?

Schlägt er nicht Geld, wie der Ferdinand?

Hat er nicht eigenes Volk und Land?

Eine Durchlauchtigkeit läßt er sich nennen!

Drum muß er Soldaten halten können.

ERSTER ARKEBUSIER.

Das disputiert ihm niemand nicht.

Wir aber stehn in des Kaisers Pflicht,

Und wer uns bezahlt, das ist der Kaiser.

TROMPETER.

Das leugn ich Ihm, sieht Er, ins Angesicht.

Wer uns nicht zahlt, das ist der Kaiser!

Hat man uns nicht seit vierzig Wochen

Die Löhnung immer umsonst versprochen?

ERSTER ARKEBUSIER.

Ei was! das steht ja in guten Händen.

ERSTER KÜRASSIER.

Fried, ihr Herrn! Wollt ihr mit Schlägen enden?

Ist denn darüber Zank und Zwist,

Ob der Kaiser unser Gebieter ist?

Eben drum, weil wir gern in Ehren

Seine tüchtigen Reiter wären,

Wollen wir nicht seine Herde sein,

Wollen uns nicht von den Pfaffen und Schranzen

Herum lassen führen und verpflanzen.

Sagt selber! Kommts nicht dem Herrn zugut,

Wenn sein Kriegsvolk was auf sich halten tut?

Wer anders macht ihn als seine Soldaten

Zu dem großmächtigen Potentaten?

Verschafft und bewahrt ihm weit und breit

Das große Wort in der Christenheit?

Mögen sich die sein Joch auf laden,

Die mitessen von seinen Gnaden,

Die mit ihm tafeln im goldnen Zimmer.

Wir, wir haben von seinem Glanz und Schimmer

Nichts als die Müh und als die Schmerzen,

Und wofür wir uns halten in unserm Herzen.

ZWEITER JÄGER.

Alle großen Tyrannen und Kaiser

Hieltens so und waren viel weiser.

Alles andre täten sie hudeln und schänden,

Den Soldaten trugen sie auf den Händen.

ERSTER KÜRASSIER.

Der Soldat muß sich können fühlen.

Wers nicht edel und nobel treibt,

Lieber weit von dem Handwerk bleibt.

Soll ich frisch um mein Leben spielen,

Muß mir noch etwas gelten mehr.

Oder ich lasse mich eben schlachten

Wie der Kroat – und muß mich verachten.

BEIDE JÄGER.

Ja, übers Leben noch geht die Ehr!

ERSTER KÜRASSIER.

Das Schwert ist kein Spaten, kein Pflug,

Wer damit ackern wollte, wäre nicht klug.

Es grünt uns kein Halm, es wächst keine Saat,

Ohne Heimat muß der Soldat

Auf dem Erdboden flüchtig schwärmen,

Darf sich an eignem Herd nicht wärmen,

Er muß vorbei an der Städte Glanz,

An des Dörfleins lustigen, grünen Auen,

Die Traubenlese, den Erntekranz

Muß er wandernd von ferne schauen.

Sagt mir, was hat er an Gut und Wert,

Wenn der Soldat sich nicht selber ehrt?

Etwas muß er sein eigen nennen,

Oder der Mensch wird morden und brennen.

ERSTER ARKEBUSIER.

Das weiß Gott, 's ist ein elend Leben!

ERSTER KÜRASSIER.

Möchts doch nicht für ein andres geben.

Seht, ich bin weit in der Welt rumkommen,

Hab alles in Erfahrung genommen.

Hab der hispanischen Monarchie

Gedient und der Republik Venedig

Und dem Königreich Napoli,

Aber das Glück war mir nirgends gnädig.

Hab den Kaufmann gesehn und den Ritter,

Und den Handwerksmann und den Jesuiter,

Und kein Rock hat mir unter allen

Wie mein eisernes Wams gefallen.

ERSTER ARKEBUSIER.

Ne! das kann ich eben nicht sagen.

ERSTER KÜRASSIER.

Will einer in der Welt was erjagen,

Mag er sich rühren und mag sich plagen,

Will er zu hohen Ehren und Würden,

Bück er sich unter die goldnen Bürden.

Will er genießen den Vatersegen,

Kinder und Enkelein um sich pflegen,

Treib er ein ehrlich Gewerb in Ruh.

Ich – ich hab kein Gemüt dazu.

Frei will ich leben und also sterben,

Niemand berauben und niemand beerben,

Und auf das Gehudel unter mir

Leicht wegschauen von meinem Tier.

ERSTER JÄGER.

Bravo! Just so ergeht es mir.

ERSTER ARKEBUSIER.

Lustiger freilich mag sichs haben,

Über anderer Köpf wegtraben.

ERSTER KÜRASSIER.

Kamerad, die Zeiten sind schwer,

Das Schwert ist nicht bei der Waage mehr;

Aber so mag mirs keiner verdenken,

Daß ich mich lieber zum Schwert will lenken.

Kann ich im Krieg mich doch menschlich fassen,

Aber nicht auf mir trommeln lassen.

ERSTER ARKEBUSIER.

Wer ist dran schuld, als wir Soldaten,

Daß der Nährstand in Schimpf geraten?

Der leidige Krieg, und die Not und Plag

In die sechzehn Jahr schon währen mag.

ERSTER KÜRASSIER.

Bruder, den lieben Gott da droben,

Es können ihn alle zugleich nicht loben.

Einer will die Sonn, die den andern beschwert,

Dieser wills trocken, was jener feucht begehrt.

Wo du nur die Not siehst und die Plag,

Da scheint mir des Lebens heller Tag.

Gehts auf Kosten des Bürgers und Bauern,

Nun wahrhaftig, sie werden mich dauern;

Aber ich kanns nicht ändern – seht,

's ist hier just, wies beim Einhaun geht,

Die Pferde schnauben und setzen an,

Liege wer will mitten in der Bahn,

Seis mein Bruder, mein leiblicher Sohn,

Zerriß mir die Seele sein Jammerton,

Über seinen Leib weg muß ich jagen,

Kann ihn nicht sachte beiseitetragen.

ERSTER JÄGER.

Ei, wer wird nach dem andern fragen!

ERSTER KÜRASSIER.

Und weil sichs nun einmal so gemacht,

Daß das Glück dem Soldaten lacht,

Laßts uns mit beiden Händen fassen,

Lang werden sies uns nicht so treiben lassen.

Der Friede wird kommen über Nacht,

Der dem Wesen ein Ende macht;

Der Soldat zäumt ab, der Bauer spannt ein,

Eh mans denkt, wirds wieder das alte sein.

Jetzt sind wir noch beisammen im Land,

Wir haben's Heft noch in der Hand,

Lassen wir uns auseinander sprengen,

Werden sie uns den Brotkorb höher hängen.

ERSTER JÄGER.

Nein, das darf nimmermehr geschehn!

Kommt, laßt uns alle für einen stehn.

ZWEITER JÄGER.

Ja, laßt uns Abrede nehmen, hört!

ERSTER ARKEBUSIER ein ledernes Beutelchen ziehend, zur Marketenderin.

Gevatterin, was hab ich verzehrt,

MARKETENDERIN.

Ach! es ist nicht der Rede wert!

Sie rechnen.

TROMPETER.

Ihr tut wohl, daß ihr weiter geht,

Verderbt uns doch nur die Sozietät.

Arkebusiere gehen ab.

ERSTER KÜRASSIER.

Schad um die Leut! Sind sonst wackre Brüder.

ERSTER JÄGER.

Aber das denkt wie ein Seifensieder.

ZWEITER JÄGER.

Jetzt sind wir unter uns, laßt hören,

Wie wir den neuen Anschlag stören.

TROMPETER.

Was? wir gehen eben nicht hin.

ERSTER KÜRASSIER.

Nichts, ihr Herrn, gegen die Disziplin!

Jeder geht jetzt zu seinem Korps,

Trägts den Kameraden vernünftig vor,

Daß sies begreifen und einsehn lernen.

Wir dürfen uns nicht so weit entfernen.

Für meine Wallonen sag ich gut.

So, wie ich, jeder denken tut.

WACHTMEISTER.

Terzkas Regimenter zu Roß und Fuß

Stimmen alle in diesen Schluß.

ZWEITER KÜRASSIER stellt sich zum ersten.

Der Lombard sich nicht vom Wallonen trennt.

ERSTER JÄGER.

Freiheit ist Jägers Element.

ZWEITER JÄGER.

Freiheit ist bei der Macht allein.

Ich leb und sterb bei dem Wallenstein.

ERSTER SCHARFSCHÜTZ.

Der Lothringer geht mit der großen Flut,

Wo der leichte Sinn ist und lustiger Mut.

DRAGONER.

Der Irländer folgt des Glückes Stern.

ZWEITER SCHARFSCHÜTZ.

Der Tiroler dient nur dem Landesherrn.

ERSTER KÜRASSIER.

Also laßt jedes Regiment

Ein Pro memoria reinlich schreiben:

Daß wir zusammen wollen bleiben,

Daß uns keine Gewalt noch List

Von dem Friedländer weg soll treiben,

Der ein Soldatenvater ist.

Das reicht man in tiefer Devotion

Dem Piccolomini – ich meine den Sohn –

Der versteht sich auf solche Sachen,

Kann bei dem Friedländer alles machen,

Hat auch einen großen Stein im Brett

Bei des Kaisers und Königs Majestät.

ZWEITER JÄGER.

Kommt! Dabei bleibts! Schlagt alle ein!

Piccolomini soll unser Sprecher sein.

TROMPETER, DRAGONER, ERSTER JÄGER, ZWEITER KÜRASSIER, SCHARFSCHÜTZEN zugleich.

Piccolomini soll unser Sprecher sein.

Wollen fort.

WACHTMEISTER.

Erst noch ein Gläschen, Kameraden!

Trinkt.

Des Piccolomini hohe Gnaden!

MARKETENDERIN bringt eine Flasche.

Das kommt nicht aufs Kerbholz. Ich geb es gern.

Gute Verrichtung, meine Herrn!

KÜRASSIERE.

Der Wehrstand soll leben!

BEIDE JÄGER.

Der Nährstand soll geben!

DRAGONER UND SCHARFSCHÜTZEN.

Die Armee soll florieren!

TROMPETER UND WACHTMEISTER.

Und der Friedländer soll sie regieren.

ZWEITER KÜRASSIER singt.

Wohl auf, Kameraden, aufs Pferd, aufs Pferd!

Ins Feld, in die Freiheit gezogen.

Im Felde, da ist der Mann noch was wert,

Da wird das Herz noch gewogen.

Da tritt kein anderer für ihn ein,

Auf sich selber steht er da ganz allein.

Die Soldaten aus dem Hintergrunde haben sich während des Gesangs herbeigezogen und machen den Chor.

CHOR.

Da tritt kein anderer für ihn ein,

Auf sich selber steht er da ganz allein.

DRAGONER.

Aus der Welt die Freiheit verschwunden ist,

Man sieht nur Herren und Knechte;

Die Falschheit herrschet, die Hinterlist

Bei dem feigen Menschengeschlechte.

Der dem Tod ins Angesicht schauen kann,

Der Soldat allein ist der freie Mann.

CHOR.

Der dem Tod ins Angesicht schauen kann,

Der Soldat allein ist der freie Mann.

ERSTER JÄGER.

Des Lebens Ängsten, er wirft sie weg,

Hat nicht mehr zu fürchten, zu sorgen;

Er reitet dem Schicksal entgegen keck,

Triffts heute nicht, trifft es doch morgen,

Und trifft es morgen, so lasset uns heut

Noch schlürfen die Neige der köstlichen Zeit.

CHOR.

Und trifft es morgen, so lasset uns heut

Noch schlürfen die Neige der köstlichen Zeit.

Die Gläser sind aufs neue gefüllt worden, sie stoßen an und trinken.

WACHTMEISTER.

Von dem Himmel fällt ihm sein lustiges Los,

Brauchts nicht mit Müh zu erstreben,

Der Fröner, der sucht in der Erde Schoß,

Da meint er den Schatz zu erheben.

Er gräbt und schaufelt, so lang er lebt,

Und gräbt, bis er endlich sein Grab sich gräbt.

CHOR.

Er gräbt und schaufelt, so lang er lebt,

Und gräbt, bis er endlich sein Grab sich gräbt.

ERSTER JÄGER.

Der Reiter und sein geschwindes Roß,

Sie sind gefürchtete Gäste;

Es flimmern die Lampen im Hochzeitschloß,

Ungeladen kommt er zum Feste,

Er wirbt nicht lange, er zeiget nicht Gold,

Im Sturm erringt er den Minnesold.

CHOR.

Er wirbt nicht lange, er zeiget nicht Gold,

Im Sturm erringt er den Minnesold.

ZWEITER KÜRASSIER.

Warum weint die Dirn und zergrämet sich schier?

Laß fahren dahin, laß fahren!

Er hat auf Erden kein bleibend Quartier,

Kann treue Lieb nicht bewahren.

Das rasche Schicksal, es treibt ihn fort,

Seine Ruh läßt er an keinem Ort.

CHOR.

Das rasche Schicksal, es treibt ihn fort,

Seine Ruh läßt er an keinem Ort.

ERSTER JÄGER faßt die zwei Nächsten an der Hand, die übrigen ahmen es nach; alle, welche gesprochen, bilden einen großen Halbkreis.

Drum frisch, Kameraden, den Rappen gezäumt,

Die Brust im Gefechte gelüftet.

Die Jugend brauset, das Leben schäumt,

Frisch auf! eh der Geist noch verdüftet.

Und setzet ihr nicht das Leben ein,

Nie wird euch das Leben gewonnen sein.

CHOR.

Und setzet ihr nicht das Leben ein,

Nie wird euch das Leben gewonnen sein.

Der Vorhang fällt, ehe der Chor ganz ausgesungen.

Wallenstein

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