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Johanna. Volk. Hernach ihre Schwestern.

JOHANNA hat sich des Volks erwehrt und kommt vorwärts.

Ich kann nicht bleiben – Geister jagen mich,

Wie Donner schallen mir der Orgel Töne,

Des Doms Gewölbe stürzen auf mich ein,

Des freien Himmels Weite muß ich suchen!

Die Fahne ließ ich in dem Heiligtum,

Nie, nie soll diese Hand sie mehr berühren!

– Mir wars, als hätt ich die geliebten Schwestern,

Margot und Louison, gleich einem Traum

An mir vorüber gleiten sehen. – Ach!

Es war nur eine täuschende Erscheinung!

Fern sind sie, fern und unerreichbar weit,

Wie meiner Kindheit, meiner Unschuld Glück!

MARGOT hervortretend.

Sie ists, Johanna ists.

LOUISON eilt ihr entgegen.

O meine Schwester!

JOHANNA.

So wars kein Wahn – Ihr seid es – Ich umfaß euch,

Dich meine Louison! Dich meine Margot!

Hier in der fremden menschenreichen Öde

Umfang ich die vertraute Schwesterbrust!

MARGOT.

Sie kennt uns noch, ist noch die gute Schwester.

JOHANNA.

Und eure Liebe führt euch zu mir her

So weit, so weit! Ihr zürnt der Schwester nicht,

Die lieblos ohne Abschied euch verließ!

LOUISON.

Dich führte Gottes dunkle Schickung fort.

MARGOT.

Der Ruf von dir, der alle Welt bewegt,

Der deinen Namen trägt auf allen Zungen,

Hat uns erweckt in unserm stillen Dorf,

Und hergeführt zu dieses Festes Feier.

Wir kommen deine Herrlichkeit zu sehn,

Und wir sind nicht allein!

JOHANNA schnell.

Der Vater ist mit euch!

Wo, wo ist er? Warum verbirgt er sich?

MARGOT.

Der Vater ist nicht mit uns.

JOHANNA.

Nicht? Er will sein Kind

Nicht sehn? Ihr bringt mir seinen Segen nicht?

LOUISON.

Er weiß nicht, daß wir hier sind.

JOHANNA.

Weiß es nicht!

Warum nicht? – Ihr verwirret euch? Ihr schweigt

Und seht zur Erde! Sagt, wo ist der Vater?

MARGOT.

Seitdem du weg bist –

LOUISON winkt ihr.

Margot!

MARGOT.

Ist der Vater

Schwermütig worden.

JOHANNA.

Schwermütig!

LOUISON.

Tröste dich!

Du kennst des Vaters ahndungsvolle Seele!

Er wird sich fassen, sich zufrieden geben,

Wenn wir ihm sagen, daß du glücklich bist.

MARGOT.

Du bist doch glücklich? Ja du mußt es sein,

Da du so groß bist und geehrt!

JOHANNA.

Ich bins,

Da ich euch wieder sehe, eure Stimme

Vernehme, den geliebten Ton, mich heim

Erinnre an die väterliche Flur.

Da ich die Herde trieb auf unsern Höhen,

Da war ich glücklich wie im Paradies –

Kann ichs nicht wieder sein, nicht wieder werden!

Sie verbirgt ihr Gesicht an Louisons Brust. Claude Marie, Etienne und Bertrand zeigen sich und bleiben schüchtern in der Ferne stehen.

MARGOT.

Kommt, Etienne! Bertrand! Claude Marie!

Die Schwester ist nicht stolz, sie ist so sanft

Und spricht so freundlich, als sie nie getan,

Da sie noch in dem Dorf mit uns gelebt.

Jene treten näher und wollen ihr die Hand reichen, Johanna sieht sie mit starren Blicken an, und fällt in ein tiefes Staunen.

JOHANNA.

Wo war ich? Sagt mir! War das alles nur

Ein langer Traum und ich bin aufgewacht?

Bin ich hinweg aus Dom Remi? Nicht wahr!

Ich war entschlafen unterm Zauberbaum,

Und bin erwacht, und ihr steht um mich her,

Die wohlbekannten traulichen Gestalten?

Mir hat von diesen Königen und Schlachten

Und Kriegestaten nur geträumt – es waren

Nur Schatten, die an mir vorübergingen,

Denn lebhaft träumt sichs unter diesem Baum.

Wie kämet ihr nach Reims? Wie käm ich selbst

Hieher? Nie, nie verließ ich Dom Remi!

Gesteht mirs offen und erfreut mein Herz.

LOUISON.

Wir sind zu Reims. Dir hat von diesen Taten

Nicht bloß geträumt, du hast sie alle wirklich

Vollbracht. – Erkenne dich, blick um dich her,

Befühle deine glänzend goldne Rüstung!

Johanna fährt mit der Hand nach der Brust, besinnt sich und erschrickt.

BERTRAND.

Aus meiner Hand empfingt Ihr diesen Helm.

CLAUDE MARIE.

Es ist kein Wunder, daß Ihr denkt zu träumen,

Denn was Ihr ausgerichtet und getan,

Kann sich im Traum nicht wunderbarer fügen.

JOHANNA schnell.

Kommt, laßt uns fliehn! Ich geh mit euch, ich kehre

In unser Dorf, in Vaters Schoß zurück.

LOUISON.

O komm! komm mit uns!

JOHANNA.

Diese Menschen alle

Erheben mich weit über mein Verdienst!

Ihr habt mich kindisch, klein und schwach gesehn,

Ihr liebt mich, doch ihr betet mich nicht an!

MARGOT.

Du wolltest allen diesen Glanz verlassen!

JOHANNA.

Ich werf ihn von mir, den verhaßten Schmuck,

Der euer Herz von meinem Herzen trennt,

Und eine Hirtin will ich wieder werden.

Wie eine niedre Magd will ich euch dienen,

Und büßen will ichs mit der strengsten Buße,

Daß ich mich eitel über euch erhob!

Trompeten erschallen.

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