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ОглавлениеVorwort
„Alles Lüge!“ „Längst widerlegt durch die Wissenschaft!“ „Bestenfalls noch etwas für Kinder oder kindische Gemüter!“
Solche Vorwürfe und Einwände begegnen heute dem Schöpfungsglauben mit großer Regelmäßigkeit. Besonders die Evolutionstheorie wird vielfach als Beleg für die Rückständigkeit des Schöpfungsglaubens angesehen. Sollen Erwachsene noch an so etwas glauben?
Schöpfungsglaube – also nur für Kinder? Oder vielleicht sogar noch besser: nicht einmal mehr für Kinder, die schon früh den Weg eines wissenschaftlichen Verständnisses der Welt einschlagen sollten?
Schöpfung und Evolution, Schöpfungsglaube und Evolutionstheorie – die mit diesem Thema verbundenen Fragen haben in den letzten Jahren eine für viele überraschend breite Aufmerksamkeit gefunden. Offensichtlich sind diese Fragen für die Öffentlichkeit ebenso herausfordernd wie für die Kirche. Viele Menschen finden es schwer, hier für sich selbst eine Orientierung zu finden.
Verwirrend kann dabei auch sein, dass neben dem Schöpfungsglauben zunehmend andere Bezeichnungen eine Rolle spielen. So ist von Kreationismus die Rede und von Intelligentem Design. Und nicht zuletzt beanspruchen die Vertreter solcher Richtungen, dass sie für das wahre Christentum und für den rechten Glauben sprechen.
In dieser Situation will das vorliegende Buch in allgemein verständlicher Form Orientierung bieten. Erklärungen werden besonders auch zum Kreationismus und zum Intelligenten Design geboten, vor allem aber zum Verhältnis zwischen Glaube und Naturwissenschaft.
Anders als viele der Darstellungen, die heute auf dem Markt sind, nimmt dieses Buch von vornherein aber auch ernst, dass es beim Schöpfungsglauben letztlich immer um eine persönliche Frage geht. Damit ist nicht nur gemeint, dass auch ich selbst als Verfasser in diesen Fragen persönlich engagiert bin – ich schreibe aus der Perspektive eines evangelischen Theologen, was keineswegs verschwiegen werden soll. Gemeint ist vielmehr, dass die Frage nach Schöpfung und Evolution viele Menschen in einem ganz persönlichen Sinne betrifft. Deshalb muss auch geklärt werden, was es für einen Menschen bedeutet, an Gott als den Schöpfer zu glauben – oder eben nicht an einen solchen Gott zu glauben.
Um ein persönliches Thema handelt es sich bei Schöpfung und Evolution aber zugleich insofern, als dieses Thema in der Lebensgeschichte des Menschen verwurzelt ist. Ob wir es wollen oder nicht, hier geht es immer auch um die Frage, welche Sichtweisen von Schöpfung oder Welt wir in der Kindheit ausgebildet haben und wie wir später mit entsprechenden Sichtweisen umgehen und umgehen können. Viele Menschen sehen darin eine besondere Herausforderung, wenn ihnen etwa bei den eigenen Kindern Weltbilder oder Schöpfungsvorstellungen begegnen, die sie für sich selber doch als überwunden ansehen.
Die lebensgeschichtliche Verbindung zur Kindheit erklärt auch, dass das Verhältnis zwischen Schöpfung und Evolution heute gerade im Blick auf Erziehung und Bildung zum Problem wird. Denn hier muss eine Antwort auf die Frage gefunden werden, wie mit den Weltbildern von Kindern umgegangen werden soll und welche Bildungsangebote Kindern und Jugendlichen gerecht werden. Deshalb werden in diesem Buch auch pädagogische und religionspädagogische Fragen Platz finden müssen.
Dieses Buch ist kein wissenschaftliches Buch, jedenfalls nicht im engeren Sinne. Anders als viele Darstellungen zu diesem Thema, die doch nur für Wissenschaftler verständlich sind, wendet es sich an eine breite Leserschaft – bis hin zu Jugendlichen, denen dieses Thema oft besonders auf den Nägeln brennt. Allgemeinverständlichkeit muss aber nicht auf Kosten einer klaren Argumentation gehen, und auch die wissenschaftlichen Grundlagen müssen nicht einfach aufgegeben werden. In diesem Sinne sind die Ausführungen im Folgenden durchweg wissenschaftlich verantwortet. Sie beruhen auf den heute in der Wissenschaft anerkannten Einsichten und Erkenntnissen. Dem allgemein verständlichen Charakter dieser Darstellung folgend werden die wissenschaftlichen Bezüge jedoch nicht durch entsprechende Fußnoten kenntlich gemacht. Nachgewiesen werden lediglich direkte Zitate. Ausgewählte weiterführende Literaturhinweise sowie die Zitatnachweise finden sich am Ende des Buches. Diesen Hinweisen können Leserinnen und Leser zumindest ein Stück weit auch entnehmen, woran ich mich orientiere.
Mein Dank gilt meinen studentischen Mitarbeiterinnen Annika Fiedler und Kristina Lamparter, die mir als erste Leserinnen der Entwürfe zu diesem Buch wertvolle Hinweise gegeben haben. Als jüngerer Kollege hat mir Henrik Simojoki über die Schulter geschaut. Auch ihm danke ich für seine hilfreichen Anregungen und kritischen Fragen. Ekkehard Starke von der Neukirchener Verlagsgesellschaft danke ich für die verlässliche verlegerische Begleitung.
Tübingen, im Frühjahr 2012
Friedrich Schweitzer