Читать книгу Die Verschwörung des Fiesco zu Genua - Фридрих Шиллер, Friedrich von Schiller - Страница 13

Erster Aufzug
Zehnter Auftritt

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Zimmer bei Verrina.

Bertha rücklings in einem Sopha, den Kopf in die Hand geworfen.

Verrina düster hereintretend.

Bertha (erschrickt, springt auf). Himmel! da ist er!

Verrina (steht still, besieht sie befremdet). An ihrem Vater erschrickt meine Tochter?

Bertha. Fliehen Sie! Lassen Sie mich fliehen! Sie sind schrecklich, mein Vater.

Verrina. Meinem einzigen Kinde?

Bertha (mit einem schweren Blick auf ihn). Nein! Sie müssen noch eine Tochter haben.

Verrina. Drückt dich meine Zärtlichkeit zu schwer?

Bertha. Zu Boden, Vater.

Verrina. Wie? welcher Empfang, meine Tochter? Sonst, wenn ich nach Hause kam, Berge auf meinem Herzen, hüpfte mir meine Bertha entgegen, und meine Bertha lachte sie weg. Komm, umarme mich, Tochter. An dieser glühenden Brust soll mein Herz wieder erwarmen, das am Todtenbett des Vaterlands einfriert. O mein Kind! Ich habe heute Abrechnung gehalten mit allen Freuden der Natur, und (äußerst schwer) nur du bist mir geblieben.

Bertha (mißt ihn mit einem langen Blick). Unglücklicher Vater!

Verrina (umarmt sie beklemmt). Bertha! mein einziges Kind! Bertha! meine letzte übrige Hoffnung! – Genuas Freiheit ist dahin – Fiesco hin – (indem er sie heftiger drückt, durch die Zähne) Werde du eine Hure-Bertha (reißt sich aus seinen Armen). Heiliger Gott! Sie wissen? – Verrina (steht bebend still). Was?

Bertha. Meine jungfräuliche Ehre-Verrina (wüthend). Was?

Bertha. Diese Nacht-Verrina (wie ein Rasender). Was?

Bertha. Gewalt! (Sinkt am Sopha nieder.)

Verrina (nach einer langen schreckhaften Pause mit dumpfer Stimme).

Noch ein Athemzug, Tochter – den letzten! (Mit hohlem gebrochnem Ton.)

Wer?

Bertha. Weh mir, nicht diesen todtenfarben Zorn! Helfe mir Gott! er stammelt und zittert.

Verrina. Ich wüßte doch nicht – meine Tochter! Wer?

Bertha. Ruhig! ruhig! mein bester, mein theurer Vater.

Verrina. Um Gotteswillen – Wer? (will vor ihr niederfallen.)

Bertha. Eine Maske.

Verrina (tritt zurück, nach einem stürmischen Nachdenken). Nein! das kann nicht sein! Den Gedanken sendet mir Gott nicht. (Lacht graß auf.) Alter Geck! als wenn alles Gift nur aus einer und eben der Kröte spritzte? (Zu Bertha gefaßter.) Die Person, wie die meinige, oder kleiner?

Bertha. Größer.

Verrina (rasch). Die Haare schwarz? kraus?

Bertha. Kohlschwarz und kraus.

Verrina (taumelt von ihr hinweg). Gott! mein Kopf! mein Kopf – die Stimme?

Bertha. Rauh, eine Baßstimme.

Verrina (heftig). Von welcher Farbe? Nein! ich will nicht mehr hören! – der Mantel – von welcher Farbe?

Bertha. Der Mantel grün, wie mich däuchte.

Verrina (hält beide Hände vors Gesicht und wankt in den Sopha). Sei ruhig. Es ist nur ein Schwindel, meine Tochter. (Läßt die Hände sinken; ein Todtengesicht.)

Bertha (die Hände ringend). Barmherziger Himmel! das ist mein Vater nicht mehr.

Verrina (nach einer Pause mit bitterm Gelächter). Recht so! recht so! Memme Verrina! – daß der Bube in das Heiligthum der Gesetze griff – diese Aufforderung war dir zu matt – der Bube mußte noch ins Heiligthum deines Bluts greifen – (Springt auf.) Geschwind! rufe den Nicolo – Blei und Pulver – oder halt! halt! ich besinne mich eben anders – besser – Hole mein Schwert herbei, bet' ein Vaterunser. (Die Hand vor die Stirne.) Was will ich aber?

Bertha. Mir ist sehr bange, mein Vater.

Verrina. Komm, setzt dich zu mir. (Bedeutend.) Bertha, erzähle mir – Bertha, was that jener eisgraue Römer, als man seine Tochter auch so – wie nenn ich's nun – auch so artig fand, seine Tochter? Höre Bertha, was sagte Virginius zu seiner verstümmelten Tochter?

Bertha (mit Schaudern). Ich weiß nicht, was er sagte.

Verrina. Närrisches Ding – Nichts sagte er. (Plötzlich auf, faßt ein Schwert.) Nach einem Schlachtmesser griff er-Bertha (stürzt ihm erschrocken in die Arme). Großer Gott! was wollen Sie thun?

Verrina (wirft das Schwert ins Zimmer). Nein! noch ist Gerechtigkeit in Genua!

Die Verschwörung des Fiesco zu Genua

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