Читать книгу Die Verschwörung des Fiesco zu Genua - Фридрих Шиллер, Friedrich von Schiller - Страница 15
Erster Aufzug
Zwölfter Auftritt
ОглавлениеBourgognino. Vorige.
Bourgognino (erhitzt). Springe hoch, Mädchen! Eine Freudenpost! – Edler Verrina, ich komme, meinen Himmel auf Ihre Zunge zu setzen. Schon längst liebte ich Ihre Tochter, und nie durft' ich es wagen, um ihre Hand zu bitten, weil mein ganzes Vermögen auf falschen Brettern von Coromandel schwamm. Eben jetzt fliegt meine Fortuna wohlbehalten in die Rhede und führt, wie sie sagen, unermeßliche Schätze mit. Ich bin ein reicher Mann. Schenken Sie mir Bertha, ich mache sie glücklich. (Bertha verhüllt sich, große Pause.)
Verrina (bedächtlich zu Bourgognino). Haben Sie Lust, junger Mensch, Ihr Herz in eine Pfütze zu werfen?
Bourgognino (greift nach dem Schwert, zieht aber plötzlich die Hand zurück). Das sprach der Vater-Verrina. Das spricht jeder Schurk' in Italien. Nehmen Sie mit dem Abtrag von anderer Leute Gastung vorlieb?
Bourgognino. Mach mich nicht wahnwitzig, Graukopf!
Calcagno. Bourgognino, wahr spricht der Graukopf.
Bourgognino (auffahrend, gegen Bertha stürzend). Wahr spricht er?
Mich hätte eine Dirne genarrt?
Calcagno. Bourgognino, nicht da hinaus. Das Mädchen ist engelrein.
Bourgognino (steht erstaunt still). Nun! so wahr ich selig werden will. Rein und entehrt. Ich habe keinen Sinn für das. – Sie sehen sich an und sind stumm. Irgend ein Unhold von Missethat zuckt auf ihren bebenden Zungen. Ich beschwöre euch! Schiebt meine Vernunft nicht im Kurzweil herum. Rein wäre sie? Wer sagte rein?
Verrina. Mein Kind ist nicht schuldig.
Bourgognino. Also Gewalt! (Faßt das Schwert von dem Boden.)
Genueser! bei allen Sünden unter dem Mond! Wo – wo find' ich den Räuber?
Verrina. Eben dort, wo du den Dieb Genuas findest. – (Bourgognino erstarrt. Verrina geht gedankenvoll auf und nieder, dann steht er still.)
Verrina. Wenn ich deinen Wink verstehe, ewige Vorsicht, so willst du Genua durch meine Bertha erlösen! (Er tritt zu ihr, indem er den Trauerflor langsam von seinem Arme wickelt, darauf feierlich.) Eh das Herzblut eines Doria diesen häßlichen Flecken aus deiner Ehre wäscht, soll kein Strahl des Tages auf diese Wangen fallen. Bis dahin – (er wirft den Flor über sie) verblinde! (Pause. Die Übrigen sehen ihn schweigend, betreten an.)
Verrina (feierlicher, seine Hand auf Berthas Haupt gelegt). Verflucht sei die Luft, die dich fächelt! Verflucht der Schlaf, der dich erquickt! Verflucht jede menschliche Spur, die deinem Elend willkommen ist! Geh hinab in das unterste Gewölb meines Hauses. Winsle, heule, lähme die Zeit mit deinem Gram. (Unterbrochen von Schauern fährt er fort.) Dein Leben sei das gichterische Wälzen des sterbenden Wurms – der hartnäckige, zermalmende Kampf zwischen Sein und Vergehen. – Dieser Fluch hafte auf dir, bis Gianettino den letzten Odem verröchelt hat. – Wo nicht, so magst du ihn nachschleppen längs der Ewigkeit, bis man ausfindig macht, wo die zwei Enden ihres Rings in einander greifen.
(Großes Schweigen. Auf allen Gesichtern Entsetzen. Verrina blickt
Jeden fest und durchdringend an.)
Bourgognino. Rabenvater! was hast du gemacht? Diesen ungeheuren, gräßlichen Fluch deiner armen, schuldlosen Tochter?
Verrina. Nicht wahr – das ist schrecklich, mein zärtlicher Bräutigam? – (Höchst bedeutend.) Wer von euch wird nun auftreten und jetzt noch von kaltem Blut und Aufschube schwatzen? Genuas Loos ist auf meine Bertha geworfen, mein Vaterherz meiner Bürgerpflicht überantwortet. Wer von uns ist nun Memme genug, Genuas Erlösung zu verzögern, wenn er weiß, daß dieses schuldlose Lamm seine Feigheit mit unendlichem Gram bezahlt? – Bei Gott! das war nicht das Gewäsch eines Narren – Ich hab' einen Eid gethan und werde mich meines Kindes nicht erbarmen, bis ein Doria am Boden zuckt, und sollt' ich auf Martern raffinieren, wie ein Henkersknecht, und sollt' ich dieses unschuldige Lamm auf kannibalischer Folterbank zerknirschen – Sie zittern – Blaß wie Geister schwindeln sie mich an. – Noch einmal, Scipio! Ich verwahre sie zum Geisel deines Tyrannenmords. An diesem theuren Faden halt' ich deine, meine, eure Pflichten fest. Genuas Despot muß fallen, oder das Mädchen verzweifelt. Ich widerrufe nicht.
Bourgognino (wirft sich der Bertha zu Füßen). Und fallen soll er – fallen für Genua, wie ein Opferstier. So gewiß ich dies Schwert im Herzen Dorias umkehre, so gewiß will ich den Bräutigamskuß auf deine Lippen drücken. (Steht auf.)
Verrina. Das erste Paar, das die Furien einsegnen. Gebt euch die Hände. In Dorias Herzen wirst du dein Schwert umkehren? – Nimm sie, sie ist dein!
Calcagno (kniet nieder). Hier kniet noch ein Genueser und legt seinen furchtbaren Stahl zu den Füßen der Unschuld. So gewiß möge Calcagno den Weg zum Himmel ausfindig machen, als dieses sein Schwert die Straße zu Dorias Leben. (Steht auf.)
Sacco. Zuletzt, doch nicht minder entschlossen, kniet Raphael Sacco. Wenn dies mein blankes Eisen Berthas Gefängniß nicht aufschließt, so schließe sich das Ohr des Erhörers meinem letzten Gebet zu. (Steht auf.)
Verrina (erheitert). Genua dankt euch in mir, meine Freunde. Gehe nun, Tochter. Freue dich, des Vaterlands großes Opfer zu sein.
Bourgognino (umarmt sie im Abgehen). Geh! Traue auf Gott und Bourgognino. An einem und eben dem Tag werden Bertha und Genua frei sein. (Bertha entfernt sich.)