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Drei

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„Habt ihr schon gehört, Theo hat mal wieder seine Leute zu einer Lektüre getrickst.“ „Theo unser Trickser weiß immer, was gut ist für die Studierenden. Was ist es denn Theo, womit willst du sie diesmal verwöhnen?“ „Für die Guten nur das Beste“, erwiderte ich dem Kollegen. „Also Macbeth.“ „Da können sie was lernen“, meinte Sabine, „nicht nur Englisch, sondern was fürs Leben.“ „Genau, bei mir soll es eben was fürs Leben geben.“ „Ich war gerade bei denen im Unterricht“, sagte Peter, „er hat sie nicht nur zu Macbeth gemogelt, sie sind auch noch begeistert, dass sie Macbeth machen und sagen der Unterricht wäre geil, total interessant.“ „Keine Wirkung ohne Ursache, alles erklärbar und bedingt und erlernbar, man kann es lernen, liebe Kollegen. Hab’ ich schon Engagement erwähnt? Ich nehme sie ernst, sie können selbst bestimmen.“ „Theo der Trickser spricht von Selbstbestimmung.“ „Sie meinen selbst zu bestimmen, ich zeige ihnen den Nutzen, es sind ihre Fragen, die im Unterricht behandelt werden, ihre Probleme, die besprochen werden. Die Literatur ist mir nur ein patentes Medium. Sie halten Macbeth übrigens für eine Art Thriller. Wenn man Macbeth in die Gegenwart setzen würde, dann als...“ „Ja, - warum nicht,“ meinte Peter. „Peter, das ist doch wohl nicht dein Ernst. Wie soll Unterricht für die Leute interessant sein, wenn du ihnen ihre Dummheiten lässt? Macbeth ein Thriller, welcher Unsinn! In welchem Thriller gibt es die Frage nach Motivation und Schuld? Wo bleiben da überhaupt Fragen? Da gibt es kein Changieren zwischen Wirklichem und Überwirklichem. Die Gewaltfrage ist keine, sondern wird platt inszeniert, nein Peter, ich will ja gar nicht so weit gehen und in Macbeth einen Prozess der zerstörerischen Neuschöpfung sehen, obwohl man das auch kann. Ich will auch nicht vom kapitalistischen Prinzip sprechen, bei Macbeth in menschliche Handlung umgesetzt, aber...“ „Theo, jetzt mach aber mal halblang, von Kapitalismus sprach damals überhaupt noch niemand, jetzt wirst du aber zum Hexenmeister der Interpretation.“ „Nun denn, sei’s drum, ich schließe mich also den Hexen an: Fair is foul and foul is fair, ja das ist auf abstrakter Ebene keine gar so unpassende Beschreibung des Kapitalismus, in a nutshell, so to speak. Aber das meine ich überhaupt nicht. Ganz richtig, vom Kapitalismus hat man noch nicht gesprochen, aber Literatur ist auch so was wie unbewusste Geschichtsschreibung. Macbeth - oder das in Handlung umgesetzte kapitalistische Prinzip: Der Schnellere - oder besser Skrupellosere mit der besser hakenden Idee überholt den unbeweglichen Weitermacher ‚Duncan‘ und zerstört ihn, stürzt ihn ins Nichts, aber die Zyklen werden kürzer, Sieger und Besiegte lösen sich in immer kürzer werdenden Abständen ab.“ „Das willst du den Leuten doch wohl nicht zumuten.“ „So manche Einsicht werden sie sich selbst zumuten, ich bin nicht der große...“ „Trickser?“ „Nenn’s Trickser oder Besserwisser, es kommt nur darauf an, dass sie selbst auf Ungeahntes kommen.“

Wir stimmten nicht in allem überein, wenn es um die Einschätzung der Studierenden ging, doch bis auf Günther waren wir uns einig in der Beurteilung des Macbeth-Jahrgangs.

Taten ohne Täter

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