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Diesem Theologen-Instinkte mache ich den Krieg: ich fand seine Spur überall. Wer Theologen-Blut im Leibe hat, steht von vornherein zu allen Dingen schief und unehrlich. Das Pathos, das sich daraus entwickelt, heißt sich Glaube: das Auge ein für allemal vor sich schließen, um nicht am Aspekt unheilbarer Falschheit zu leiden. Man macht bei sich eine Moral, eine Tugend, eine Heiligkeit aus dieser fehlerhaften Optik zu allen Dingen, man knüpft das gute Gewissen an das Falsch-sehen, — man fordert, daß keine andre Art Optik mehr Wert haben dürfe, nachdem man die eigne mit den Namen „Gott“, „Erlösung“, „Ewigkeit“ sakrosankt gemacht hat. Ich grub den Theologen-Instinkt noch überall aus: er ist die verbreitetste, die eigentlich unterirdische Form der Falschheit, die es auf Erden gibt. Was ein Theologe als wahr empfindet, daß muß falsch sein: man hat daran beinahe ein Kriterium der Wahrheit. Es ist sein unterster Selbsterhaltungs-Instinkt, der verbietet, daß die Realität in irgend einem Punkte zu Ehren oder auch nur zu Wort käme. So weit der Theologen-Einfluß reicht, ist das Wert-Urteil auf den Kopf gestellt, sind die Begriffe „wahr“ und „falsch“ notwendig umgekehrt: was dem Leben am schädlichsten ist, das heißt hier „wahr“, was es hebt, steigert, bejaht, rechtfertigt und triumphieren macht, das heißt „falsch“ ... Kommt es vor, daß Theologen durch das „Gewissen“ der Fürsten (oder der Völker —) hindurch nach der Macht die Hand ausstrecken, zweifeln wir nicht, was jedesmal im Grunde sich begibt: der Wille zum Ende, der nihilistische Wille will zur Macht ...

Der Antichrist

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