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Der Auszug aus Ägypten

Zippora: „Moses, verdammt noch mal, mach endlich den Fernseher aus, ich kann dieses ‚Adam sucht Eva‘ schon nicht mehr sehen.“

Moses: „Ja, ja.“

Z: „Hast du die Karte eingepackt?“

M: „Hast du die Karte eingepackt, hast du die Karte eingepackt. Natürlich habe ich diese scheiß Karte eingepackt oder denkst du vielleicht, ich peile die Richtung nach Israel mit dem Daumen? Meine Fresse.“

Moses war schon auf 100 bevor die Reise richtig losging. Das konnte ja heiter werden.

Z: „Hast du getankt?“

M: „Ob ich getankt habe? Die Kamele sind voll bis zum Anschlag.“

Z: „Zeitung abbestellt, Geld gewechselt? Ich hab nämlich keine Lust jedes Mal Bankomatgebühr zu bezahlen, wenn dir der Sinn nach einem Bier steht. Und wie wir beide wissen, ist das nicht gerade selten der Fall.“

M: „Noch ein Wort Zippora und du bleibst zu Hause!“

Moses trat aus seinem Haus auf den staubigen Marktplatz, auf dem sich bereits eine stattliche Anzahl an Wanderfreunden eingefunden hatte.

M: „Tach zusammen. Also Leute, hört mal. Das Ganze wird keine große…“

Z; „Frag, ob sie Geld gewechselt haben.“

M: „Zippora! Also, das Ganze wird keine große Sache. Wir ziehen das jetzt zackig durch und ehe ihr euch’s verseht, sind wir im gelobten Land. Und merkt euch eins: Wir gehen immer links der Landstraße entlang. Ihr wisst schon, von wegen Gegenverkehr.“

Z: „Wegen des Gegenverkehrs.“

M: „Halt einfach die Klappe Zippora. Und noch etwas, ganz wichtig!“ Moses hob seinen rechten Arm, um die volle Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Er hasste dieses Getuschel, er war der Boss, das hatte ihm schließlich Gott, der Herr, in die Hand versprochen. „Habt ihr alle Geld gewechselt?“

Da ging ein Ruck durch die Menge und alle sahen betreten zu Boden.

Z: „Wusste ich’s doch!

40 Jahre später.

Z: „Natürlich habe ich diese scheiß Karte eingepackt oder denkst du vielleicht, ich peile die Richtung nach Israel mit dem Daumen? Ich hätte es wissen müssen. Seit 40 Jahren schleppst du uns jetzt durch die Pampa und hast keinen blassen Schimmer wo wir sind. An dieser Palme sind wir vor einem Jahr schon mal vorbei gekommen, du führst uns im Kreis herum, du Spinner.

Ich hör meine Mutter noch sagen, lass die Finger von dem Typen, der kriegt nix auf die Reihe, aber nein, ich musste mir ja einen unterbelichteten Wanderführer zum Mann nehmen. Da hat es meine Schwester mit dem Pharao Zalando wohl besser getroffen. Die wird jedes Jahr in neuen Schuhen aufgewogen. Schau dir mal meine Treter an, schon wieder hinüber. Falls wir jemals ankommen, was ich nicht glaube, suche ich mir sofort einen Job, damit ich auf deine paar Silberlinge nicht mehr angewiesen bin. Und dass die Gruppe langsam murrt, sollte selbst dir schon aufgefallen sein, du Blindgänger. Wie steh ich denn jetzt da vor all den Leuten? Ich kotz gleich.“

M: „Du kannst dir deinen Pharao Zalando in den A….oh Herr, schön dich zu sehen, gerade habe ich an dich gedacht.“

G: „Na Moses, altes Haus, so wie es scheint hast du dich und die deinen ordentlich in die Scheiße geritten. Hast wohl die Karte vergessen?“

M: „Das würde ich so jetzt nicht sagen, ich hatte die Karte schon in der Hand, aber dann kam Zippora wieder mit ihrem Genöle an und da muss ich sie wohl kurz weggelegt haben. Das war aber auch ein Stress mit den Reisevorbereitungen, kann ich dir sagen. Das haut den stärksten Beduinen vom Schlitten. Kabelanschluss kündigen, Zeitung abbestellen, Geld wechseln, Tanken und und und. Darüber redet jetzt natürlich niemand, aber groß die Klappe aufreißen und beschweren, das können sie. Undankbares Pack. Nur weil sich die Ankunft ein wenig verzögert. Ich sag mal so, wir sind minimal vom Kurs abgekommen und noch immer voll im Plan.“

G: „Ja genau, du Traumtänzer. Aber die schlechte Nachricht kommt erst noch. Steig mal die Düne hoch und blick nach Norden.“

M: „In welcher Richtung ist Norden?“

G: „Au weiah, mach jetzt hinne.“

M: „Heilige Scheiße, verzeih, oh Herr, was ist denn das für ein Tümpel?“

G: „Das rote Meer, du Super-Reiseleiter.“

M: „Das rote Meer, da kannste mal sehen. Und wie kommen wir da jetzt rüber, ich meine, könntest du vielleicht, nur ganz kurz, das Meer ein wenig teilen, damit zumindest ich, quasi als Vorhut…Obwohl, tief sieht es nicht aus, die Enten können ja noch stehen. “

G: „Das Meer teilen? Du hast sie wohl nicht mehr alle. Zippora hat ja schon mal angedeutet, dass du ein Alkoholproblem hast, aber dass es so schlimm ist, hätte ich auch nicht gedacht. Hör mal, ich bin ja nicht Harry Potter. Das schlag dir gleich mal wieder aus dem Kopf. Vielleicht kann man eines Tages Wasser in Wein verwandeln, aber ein Meer zu teilen wird wohl eine Illusion bleiben. Du hast vielleicht Nerven. Das wird ein Brüller am Stammtisch. Aber na ja, ist auch nicht mein Problem, dir wird schon was einfallen, schließlich hast du alles bestens im Griff. Ich muss dann auch mal wieder. Halt die Ohren steif, Moses.“

Z: „Sag was Moses, die Leute gucken schon.“

M: „Freunde der Blasmusik, stellt die Koffer ab, wir sind da. Wir eröffnen hier ein paar Strandbuden, Yachthafen, Minigolf, Beachvolleyball, das ganze pipapo. Also Jungs, raus aus dem Kaftan und rein in die Fluten.“

Z: „Gütiger Himmel, Moses, seit wann trägst du denn diese Unterhose?“

M: „Seit fünf Jahren, wieso?“

Z: „Ich schäm mich so“.

Und so wurde im Laufe der Jahrhunderte aus Schäm-mich-so der allseits bekannte Badeort Sharm-el-Sheikh. Zwar nicht im gelobten Land, aber immerhin.

Äpfel sind aus

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