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Bauernschnapser
ОглавлениеSchwere Vorwürfe erhoben die NEOS in einer eilig einberufenen Pressekonferenz gegen den ÖVP-Abgeordneten und Fraktionsführer im U-Ausschuss, Andreas Hanger. Dieser hatte der NEOS-Fraktionsführerin Stephanie Krisper ein E-Mail zugesandt. Darin enthalten war ein Dossier über den SPÖ-Abgeordneten und ebenfalls im U-Ausschuss sitzenden Jan Krainer. Weitere Adressatin des E-Mails war eine PR-Agentur aus Niederösterreich, die für Hanger arbeitet, sowie einige ÖVP-Abgeordnete. An die NEOS-Fraktionsführerin dürfte er das E-Mail wohl nur versehentlich geschickt haben.
Im 50-seitigen Dossier über den SPÖ-Abgeordneten wurden laut NEOS-Generalsekretär Nick Donig Informationen zusammengefasst, die Krainer „diffamieren“ sollen. Die „Sudeldossiers“ seien etwas, „das man gerne im Giftschrank zur Hand hat.“ Neben dem Dossier über Krainer stand auch im Raum, dass geheime Dokumente verschickt wurden. Das hieß, hier hätte auch ein strafrechtlicher Verstoß vorliegen können. Der stellvertretende Klubvorsitzende der NEOS, Niki Scherak, meinte bei der Pressekonferenz: „Das ist der Gipfel der Diffamierungskampagne der ÖVP gegen den U-Ausschuss. Es geht der ÖVP um eine grundsätzliche Abneigung gegenüber den demokratischen Institutionen.”
An: sebastian.kurz@bka.gv.at
cc:
bcc: wolfgang.sobotka@parlament.gv.at
Sehr geehrter Herr Bundeskanzler, lieber Sebas-tian!
Ich darf Dir zunächst versichern, dass ich die in Rede stehende Mail an diese Urschel von den NEOS wahrscheinlich nicht selbst verschickt habe. Ich habe dazu keine Wahrnehmung. Das kann nur ein Hackerangriff gewesen sein. Ist dieser Silberstein auf freiem Fuß?
Da es sich dabei um eine Verletzung des Post-geheimnisses handelt, habe ich bereits auf dem Polizeiposten Gresten Anzeige gegen unbe-kannte Täter erstattet. Es ist dies ein weiterer untauglicher Versuch deine grandiose Regierungs-arbeit in den Dreck zu ziehen. Ich habe gelesen, dass Deine Mama sehr traurig ist. In welchem Land leben wir eigentlich? Soll das jetzt ewig so weitergehen? Doch sie werden damit scheitern. Wenn die Roten und die Rosaroten ein Dirty Campaigning haben wollen, dann sollen sie es auch bekommen. Mit aller Härte. Ich stehe dazu bereits in Kontakt mit einer PR-Agentur. Die arbeiten sonst für das Raiffeisen-Lagerhaus, sind aber sehr flexibel. Ich bin in die Politik gegangen, um etwas zu bewegen. Nicht etwa, um mich wichtig zu machen. Oder um Geld damit zu verdienen. Seit 2013 diene ich der ÖVP im Parlament, wobei es unter Mitterlehner eine Katastrophe war. Aber das weißt du ja. Als ich Dich das erste Mal gesehen habe, da war ich wie verzaubert. Das war bei einem Zeltfest der Jungbauern in Opponitz. Ich kann mich deshalb so gut daran erinnern, weil ein halbes Grillhendl 7 Euro 50 gekostet hat. Bei vier Personen waren das 32 Euro mit Trinkgeld. Ohne Getränke. Das kam mir recht teuer vor. Ich bin damals ganz vorne gesessen. Direkt vor der Bühne. Kannst Du Dich erinnern? Es war für mich wie eine Erweckung und ich wusste: Dieser Mann führt uns in eine glorreiche Zukunft. Und Du hast Wort gehalten. Du hast dich immer zurückgenommen und das Wohl des Volkes in den Vordergrund gestellt. Danke! Ich habe erst gestern mit meiner Nach-barin darüber gesprochen. Hilde, habe ich gesagt, Hilde sei froh, dass unsere neue ÖVP an der Regierung ist. Also sei mir bitte nicht böse. Ich kann nichts dafür. Ehrlich. Ich bin dazu ge-kommen wie die Jungfrau zum Kind. Apropos, meine Frau lässt Dich ganz herzlich grüßen. Sie hat dem Pfarrer einen Zwanziger zugesteckt, damit er eine Fürbitte für Dich lesen lässt.
Wir reden zu Hause oft von Dir. Letzten Sonntag haben wir dafür sogar den Tatort ausgelassen. Heute Abend werden wir im Familienkreis aus Deiner Biografie lesen. Die Schwiegereltern sind auch dabei. Und toi, toi, toi für die Einvernahme bei der WKStA.
Ich verbleibe mit dem Ausdruck meiner vorzüg-lichsten Hochachtung!
Dein stets ergebener Andreas Hanger
PS: Ich habe kürzlich mit ein paar Freunden einen Bauernschnapser gespielt und einen Bettler ge-wonnen, obwohl ich As und Zehner in der Hand hatte. Das hat jetzt nicht direkt mit dieser Mail zu tun, hat mich aber wahnsinnig gefreut.
PPS: Ich habe dann auch noch erzählt, dass jemand dem Herrn Präsidenten Sobotka vor die Haustür geschissen hat. Wir mussten alle herzlich lachen. Der Dolm weiß bis heute nicht, dass ich es war.
PPPS: Wenn Du die Mail gelesen hast, dann lösch bitte das PPS. Ich mach das auch auf meinem Computer. Du weißt schon, von wegen Heraus-gabe der Akten und so.