Читать книгу Mein Hass war stärker: Roman - G. S. Friebel - Страница 7

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Mama ist verheiratet. Als ich aus der Schule komme, ist es schon geschehen. Ich habe viel und lange über Mamas Worte nachgedacht. Sie hat recht. Mama ist viel allein, und außerdem muss sie immer so viel arbeiten. Wenn ich das Abitur habe, will ich studieren, ich bekomme vom Staat jetzt schon Unterstützung. Dann werde ich fortziehen müssen. Hier haben wir keine Uni. Warum soll Mama nicht heiraten, denke ich. Lange bleibe ich doch nicht mehr bei ihr, und was liegt schon daran, ob ich ihn mag oder nicht. Mama ist jetzt wichtiger. Sie soll glücklich werden. Und wenn Kuno ihr Glück ist, nun denn.

Und so laufe ich an dem bewussten Tage von der Schule schnell nach Hause. Von meinem Taschengeld habe ich Blumen gekauft. Im Bäckerladen an der Ecke besorge ich Kuchen. Zu Hause decke ich im Wohnzimmer festlich den Tisch, stelle die Blumen in die Vase. Den Kuchen lege ich auf einen hübschen Teller. Und eine Kerze finde ich auch noch. Ich bin richtig aufgeregt. Mama soll sehen, dass ich ihr nicht mehr böse bin.

Dann kommen sie. Mama schließt mich in die Arme und weint vor Freude.

„Elfie, damit habe ich nicht gerechnet. Wie nett von dir. Ach, ich freu mich ja so.“ Wir küssen uns.

„Herzlichen Glückwunsch“, sage ich zu Mama. „Jetzt gehe ich in die Küche und mache den Kaffee.“

„Mir willst du nicht gratulieren?“, fragt Kuno.

Ich gebe ihm rasch die Hand. „Viel Glück“, murmele ich.

„Ab jetzt bin ich dein Vater“, sagt er laut.

Ich sehe Mama an. Sie wischt sich die Tränen aus dem Gesicht. „Aber Kuno“, lacht sie, „Elfie ist doch schon ein großes Mädchen.“

„Trotzdem bin ich ihr Stiefvater.“

„Nein“, sage ich. „Du hast mich nicht adoptiert.“

„Komm, seien wir doch heute nur froh und glücklich, Elfie, geh und mach den Kaffee. Kuno macht ja nur Spaß. Er will dich ein wenig necken.“

Während das Wasser kocht, gehe ich ins Badezimmer. Kuno hat sich hier schon breitgemacht. Auch in Mamas Zimmer sind all seine Sachen. Er wird ab heute in Papas Bett schlafen. Schnell schließe ich die Tür und gehe in die Küche zurück.

Es wird doch ein ganz netter Tag und Abend. Mama hat heute frei und ist richtig gelöst und entspannt. Sie sieht wieder jung und hübsch aus. Kuno passt gar nicht zu ihr. Immer wieder muss ich das denken. Er ist so groß, und dann die Hände! Mama ist noch nicht mal vierzig. Bestimmt hätte sie einen besseren Mann gefunden. Aber ich sage nichts mehr. Lieber beiße ich mir die Zunge ab.

Ich lege Platten auf, und es wird gemütlich. Am Abend mache ich hübsche Schnittchen zurecht. Kuno isst und schmatzt in einem fort. Das muss ich jetzt also immer ertragen. Mama und ich gehen nachher in die Küche und waschen ab.

Sie erklärt mir: „Du musst Nachsicht haben. Er weiß nicht, dass man das nicht tut. Ich werde es ihm sagen. Du wirst sehen, Kuno wird sich umstellen, sich uns anpassen.“

Hoffentlich, denke ich.

Später gehe ich auf mein Zimmer und schließe meine Tür ab. Früher habe ich das nie getan. Mama und ihr Mann sind noch im Wohnzimmer. Ich kann sie sprechen hören. Für Schularbeiten ist es zu spät. Ich gehe sofort ins Bett. Aber ich kann nicht schlafen. Die Gedanken gehen durch meinen Kopf. Kann man einen Menschen ändern? Ich glaube nicht! Fräulein Weber, unsere Kunstlehrerin, hat das mal gesagt. Man solle bloß nicht denken, man könne Erwachsene noch erziehen, wenn sie nicht von sich aus hinzulernen wollen, ginge es gar nicht. Das war nicht meine Sache. Ich wollte keinen Ärger, ganz bestimmt nicht.

Mein Hass war stärker: Roman

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