Читать книгу ... kein Ende als das Grab - G. T. Selzer - Страница 6
Prolog
Оглавление„Nun komm schon! Stell dich nicht so an!“
Der Junge nestelte an der Bluse seiner Begleiterin, während er mit der anderen Hand tollpatschig über ihre Brüste fuhr. Das Mädchen wehrte ihn heftig ab.
„Nein, Danny, hör auf! Nicht so. Es gefällt mir nicht!“ Mit einem Ruck setzte sie sich auf und schob seine Hände weg. „Ich will überhaupt nicht mehr!“
„Aber es war doch deine Idee, hierher zu kommen! Dumme Kuh! Echt zickig bist du heute!“ Er griff nach ihrer Schulter, drückte sie ins Heu zurück und warf sich über sie.
„Lass das, verdammt !“ Sie wandte das Gesicht ab, als sein Mund näher kam, und versetzte ihm mit ihrem freien Knie einen heftigen Stoß in die Seite.
Die Sekunde, in der er mit schmerzverzerrtem Gesicht locker ließ, nutzte sie, um sich blitzschnell zur Seite rollen zu lassen und aufzustehen. Dabei stolperte sie und fiel seitwärts auf einen Heuballen.
Dann schrie sie. Sie schrie, wie sie noch nie in ihrem Leben geschrien hatte.
Er brüllte sie an: „Julia, hör auf zu schreien! Ist ja gut! Ich lass dich ja in Ruhe! Wenn dich jemand hört!“
Mit einem Satz war sie auf den Beinen und im nächsten Moment an der Tür der kleinen Hütte. Ihr Schreien war in ein lautes Wimmern übergegangen. Doch sie nutzte den offenen Fluchtweg nicht, sondern blieb, zitternd am ganzen Körper, an der Tür stehen.
Danny, jetzt mehr verblüfft als ärgerlich, setzte sich mit einem Ruck hoch. „Was ist denn nur in dich gefahren?“ fragte er, während er sich seine linke Seite massierte.
Sie zeigte auf das Heu, aus dem sie gerade aufgesprungen war.
„Da … da! Da liegt jemand!“
Er sah verständnislos von ihr zu der Stelle neben ihm. Dann rutschte er auf Knien zu dem Ballen hin und schaufelte vorsichtig ein paar Hände voll Heu beiseite. Plötzlich zuckte er zurück, als habe er einen elektrischen Schlag erhalten. Ein Bein kam zum Vorschein. Julia stieß erneut einen durchdringenden Schrei aus. Danny war aufgesprungen und ebenfalls zur Tür geflüchtet. Sein Gesicht war aschfahl. Ein paar Minuten standen sie beide zitternd an der Tür der Blockhütte.
„Er ist tot!“ flüsterte Julia.
„Es ist eine Frau“, gab Danny ebenso leise zurück.
„Wir müssen die Polizei holen!“
Danny nickte, aber sie bewegten sich beide nicht.
„Sieh mal, da liegt noch was!“ Er zeigte auf ein weiß aus dem Heu schimmerndes Blatt Papier. Julia hielt ihn zurück, als er sich langsam wieder der Gestalt näherte. Er wehrte sie ab, kniete nieder und fegte vorsichtig ein paar Halme beiseite. Das Papier kam jetzt vollends zum Vorschein, eine herausgerissene Seite aus einem Heft. Es lag neben der Toten, etwa in Taillenhöhe.
Danny winkte Julia heran. „Da steht was drauf. Komm mal her!“
Sie schüttelte heftig den Kopf. Dann siegte ihre Neugier und sie sah Danny über die Schulter, während er las.
Ich lege mich so oft zu Bette mit dem Wunsch, ja manchmal mit der Hoffnung, nicht wieder zu erwachen, und morgens schlag ich die Augen auf, sehe die Sonne wieder, und bin elend. Ich leide viel, denn ich habe verloren, was meines Lebens einzige Wonne war. Mit mir ists aus! Mir wärs besser, ich ginge. Ich seh all dieses Elends kein Ende als das Grab.