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Mars

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Als wir ankamen herrschte ein furchtbarer Sandsturm.

Die Temperaturen waren unangenehm.

Es war kalt, der Himmel blaß gelb, in einem unangenehmen Orange-Braunton.

Es war früh am Morgen und um uns herum die Landschaft eher abstoßend, als anheimelnd.

Krater, so weit das Auge blickte.

Alles sah zerklüftet aus und von rostroter Farbe.

Auf Anhieb fühlte ich Unbehagen in mir aufsteigen, das sich fast bis zur Übelkeit ausweitete.


Vor Urzeiten war ich schon mehrfach auf dem Mars gewesen.

Als ich noch mit meinen Freundinnen auf der Venus lebte.

Ach, war das damals schön.

Wir waren alle so hübsch, mit langem Haar, schlanken, tollen Körpern, fröhlich, voller Lachen und auch Unsinn.

Wir reisten her, weil es hier tolle Jungs gab.

Wir gerne flirteten und unseren Spaß hatten.

Es gefiel mir immer gut.

Ich mochte die Temperaturen im Sommer und auch die Zirruswolken am Himmel.


Davon schien nicht viel übrig geblieben zu sein.

Alles sah nackt aus, trostlos, gar nicht einladend.

Wo war der Charme des Mars geblieben?

Ich spürte eine ungute Energie um mich herum.

Sie war es sicher, die diese Übelkeit in mir auslöste.


Wir waren nicht Viele, die auf den Mars gereist waren.

Einige unserer Freunde und Verwandten blieben zu Hause, um sich um die Verletzten, Traumatisierten zu kümmern.

Um mit Hilfe unserer Kameraden anderer Sterne unsere Heimat wieder aufzubauen.

Meine Schwiegersöhne, einige ihrer Freunde, ein paar Eltern anderer vermißter Kinder und Jugendlicher und ich waren gelandet.

Insgesamt waren wir 10 Leute.

Es mußte reichen.


Ich bedauerte sehr, daß mein Mann nicht hier war.

Er gab mir oft Kraft, motivierte mich wenn ich nicht weiter wußte und es war einfach schön, ihn um mich zu haben.

Aber, er war auf Atlantis und mußte sich erholen.

Ich mußte ohne ihn auskommen.


Also zogen wir los.

Ziemlich ohne Deckung, denn es war viel flaches Land um uns herum.

Einige Krater, kleinere Hügel und Berge konnten uns Schutz geben.

Wir überlegten zuerst gen Norden zu gehen, um vielleicht dort die Vermißten zu finden.

Es dauerte eine Weile, bis wir spürten, daß dies der falsche Weg, die falsche Richtung, war.

Es kamen keine Signale bei uns an.

Ich meine damit keine Telepatischen..

Die Energie wurde neutral, also konnte hier niemand sein.


Wir wandten uns gen Süden.

Es wurde wärmer.

Darum für uns leichter.

Wir kamen schneller voran.

Mittags lagen die Temperaturen so um die 20 Grad.

Nachts dagegen fielen sie auf mehr als 100 Grad unter Null.

Aber, wir hatten die richtige Kleidung mit.

Es war dennoch ein weiter, unwegsamer und beschwerlicher Marsch.

Der trockene Untergrund wirbelte bei jedem Schritt Staubwolken auf.

Und wir husteten um die Wette.

Wäre unsere Mission nicht so eine traurige und schwere gewesen, hätten wir lachen können.

Denn jeder von uns sah ganz rot aus im Gesicht.

Von dem roten Staub.

Nicht umsonst hieß der Mars DER ROTE PLANET.


Irgendwann dann, nach langem Umherirren, machten wir unter einem Felsvorsprung Rast.

Wir hatten Hunger und Durst.


Da hatte ich das Gefühl, etwas hätte sich bewegt.

Unweit von uns.

Hörte ich gar einen Laut?

Meine Sinne waren auf´s Äußerste angespannt.

Es muß einen Kilometer voraus, bei einem anderen Felsen, gewesen sein.

Ich schaute sehr angestrengt dorthin und machte meine Mitstreiter aufmerksam.

Wir alle starrten nun geradeaus.

Sehen konnten wir nichts.

Vielleicht hatte ich mich auch getäuscht.

Weil ich endlich am Ziel sein wollte.

Gewißheit haben mußte, wo sie sind.

Welchem Schicksal sie nun ausgeliefert waren.

Endlich mußte ich meine Kinder wiedersehen.

Ich wurde ungeduldig.

Allerdings war das für unsere Mission nicht gut.


Ich konnte eigenartiger Weise keinerlei telepatische Signale meiner Töchter empfangen.

Das hatte es noch nie gegeben.

Wir konnten uns sehr gut auf diese Weise unterhalten, auch wenn wir meilenweit voneinander entfernt waren.

Mich machte dieser Umstand der „Funkstille“ nervös.


Es war egal.

Wir sahen nichts mehr, was sich vielleicht bewegte, gingen aber dorthin.

Es mußte weiter gehen.

Und wir fanden einen Eingang in eine Höhle.

Meine Intuition sagte mir, daß wir versuchen sollten diese zu erkunden.

Wir schlichen also voran.

Es war stockdunkel.

Einer meiner Schwiegersöhne hatte die Gabe auch im Dunkeln sehen zu können und so führte er uns.

Immer tiefer hinein in das Dunkel.

Es roch modrig.

War gruselig.

Kalt und feucht.


Nach einer Weile hatte es den Anschein, als würde ganz weit hinten ein kleines Licht zu sehen sein.

Auf das steuerten wir zu.

Wir bemühten uns keinen Laut von uns zu geben.

Duckten uns.

Alle hintereinander.


Als wir nahe genug am dem matten Licht waren, ging mein älterer Schwiegersohn alleine weiter, um die Lage zu sondieren.

Was er berichtete, als er zurückkam, ließ uns Schweißperlen auf die Stirn treten und wir begannen leise zu weinen.


Es sah viele Liegen.

Glassärge könnte man auch sagen.

Grauenhaft.

Durchsichtig.

Darin lagen gefesselt, angebunden, unsere Vermißten und noch sehr viele andere unbekannte weibliche Wesen.

Sie waren an Schläuche angeschlossen.

Das erklärte auch das leise Rauschen, das wir uns unterwegs im Gang nicht erklären konnten.

Es lagen nur Frauen und Mädchen auf diesen Liegen.

Schlafend, irgendwie betäubt, vor sich hinstarrend.

Ich wußte sofort, was das bedeutete.

Wir alle wußten es.


Frauen im Allgemeinen haben diese ganz bestimmte Energie.

Unsere Frauen von Sirius sowieso.

Sie waren Kristall- und Indigofrauen.

Diese starke Enegie fehlte manchen Wesen.

Sie konnten sie selbst nicht produzieren.

Aber, sie wollten sie unbedingt haben.

Um sich stark, noch stärker, zu fühlen.

Um sich mächtig zu fühlen.

Ebenbürtig, überlegen.

Um Frauen zu verhöhnen, zu demütigen.

Mit ihren eigenen Waffen zu schlagen.

Macht über sie auszuüben, indem sie ihnen diese Energie abzogen.

Abzapften.

Sie dadurch sexuell zu erniedrigen.

Zu ihren Sklavinnen zu machen, zu Gespielinnen für die eigene Lust und Befriedigung.

Und wer weiß wozu noch.

Weil sie Angst hatten vor der Klugheit und der Stärke von Frauen im Allgemeinen und

vor den Sirianerinnen im Speziellen.


Was also tun?

Ich versuchte meine Töchter unter den unendlich vielen weiblichen Wesen zu erkennen.

Konnte aber nicht so einfach durch die Reihen der Betäubten, Gefangenen gehen.

Das konnte mich mein Leben kosten oder ich würde genauso hier landen, wie diese armen Seelen.


Wir zogen uns zurück.

In den Tunnel.

Mehr ins Dunkel.

Damit wir nicht gesehen wurden.

Und beratschlagten.


Und endlich, endlich kam er zurück.

Mein so sehr geliebter Mann.

Er umging Zeit und Raum, so wie wir es alle konnten.

Um von Stern zu Stern zu reisen.

Die Zeit war für ihn anders verlaufen, als für uns.

Verging verschieden in den einzelnen Dimensionen.

In denen wir uns bewegten.

Zeit spielte für uns keine Rolle.

Mein Mann war lange genug auf Atlantis gewesen.

Konnte sich ausruhen.

Energie tanken.

Die Ereignisse und Erlebnisse richtig verarbeiten.

Mit Hilfe der Ältesten.

Die ihm zur Seite standen.

So voller Klugheit, Liebe, Kraft und mit ihrem Wissen.

Konnte in Allem einen Sinn erkennen.

War in jeder Beziehung wieder absolut hergestellt.

Was für ein Glück für ihn.

Und uns alle.


Er hatte sich von unterwegs bei mir gemeldet.

So konnte ich ihm zu verstehen geben, wo wir sind.

Und er traf kurz darauf bei uns ein.

Frisch und topfit in jeder Beziehung.

Das konnten wir gebrauchen.

Vor allem seine Klugheit, sein Organisationstalent und seine frische Energie.

War ich froh.

Zuerst mußte ich ihn umarmen.

Ihn küssen, ein paar Freudentränen vergießen.

Ich mußte ihn fühlen, berühren, riechen, sein Herz an meinem spüren.

Und ich vergoß Tränen.

Der Erleichterung, der Dankbarkeit und der so großen Liebe, die ich immer empfinde, wenn ich ihn sehe oder er in meiner Nähe ist.

Auch, wenn ich nur an ihn denke.

Er war und ist mein Seelenpartner.

Ein Teil von mir und ich von ihm.

Mir fielen ganz viele Steine vom Herzen.

Meine große Liebe war wieder da, stand mir/uns zur Seite und ich fühlte mich endlich selbst wieder so viel stärker.

Wir konnten nun gemeinsam, als das starke Dream Team, das wir immer waren, unsere Töchter suchen und auch die anderen Frauen und Mädchen befreien.

Er hatte sich unterwegs schon einen Plan zurechtgelegt, den er mit dem kosmischen Rat abgestimmt hatte.

Er erzählte uns, was wir tun könnten, wir fanden die Idee gut und legten los.

Das Beste war, daß er eine ganze Schar junger Männer aus Atlantis mitbrachte, die uns nun halfen.

Wieder ließen unsere Kameraden anderer Gestirne und Dimensionen uns nicht im Stich.

Standen uns hilfreich bei.

Ein Glück.

So war der Vorteil auf unserer Seite.


Zuerst wollten wir die finsteren Gesellen suchen.

Die Bewacher.

Die Hüter.

Fanden sie in einem anderen Raum, nahe dieser Grotten.

Wir trauten unseren Augen kaum.

Diese Aufpasser sahen anders aus als die auf Sirius.

Sie waren eher wie riesengroße Spinnen.

Hatten mehrere Beine.

Unangenehm.

Wuchtige Körper und einen langen Stachel.

Oder so eine Art Saugrohr.

Sicher war es dafür da, die Energien aus den Frauen abzusaugen.

Um sich einen Kick zu verschaffen.

Wer weiß, was sie dabei empfanden.

Außer Macht.

Das wollte ich auch gar nicht wissen.

Ich wollte nur, daß der Spuk ein Ende hatte und die Frauen und Mädchen endlich frei waren.


Wir konnten die Aufpasser überwältigen.

Es war ein ziemlich harter Kampf.

Sie wehrten sich mit allen ihren Beinen.

Traten, schlugen, kämpften.

Waren sehr stark und unglaublich schnell.

Wendig.

Wir waren diesmal im Vorteil, durch das Überraschungsmoment.

Und, weil wir nun Viele waren.


Dann machten wir uns an die Arbeit, die armen Geschöpfe von den Schläuchen und Knebeln zu befreien.

Es waren endlos viele Frauen, die dort aufgebart lagen.

In anderen Kammern fanden wir noch mehr.

Es war so schlimm.

Das grausige Ausmaß entdeckten und verstanden wir erst nach und nach.

Es war wie eine große Fabrik, die Energien von Lebewesen abzog und in Behältern speicherte.

An diesen Energien ergötzten sich die finsteren Mächtigen und versuchten so auf Kosten anderer noch mehr Einfluß im gesamten Sonnensystem, unserer wunderschönen Milchstraße, zu bekommen.

Hauptsächlich wurden durch diese wunderschönen, lichtvollen, kraftvollen Energien die schwarzen Löcher gespeist.

Die sich ausbreiten, ausweiten und alles verschlingen, was ihnen im Wege steht.

Die alles aufsogen und vernichteten, was wir aufgebaut hatten.

Um für immer das Licht zu vertreiben und Finsternis über die Welt zu bringen.

Dem hieß es endlich Einhalt zu gebieten.


Aber, alles das hatten wir schon gelernt, gelesen, erlebt.

Wußten wir.

Die sexuellen Energien eines Menschen sind die Stärksten überhaupt.

Wenn eine Frau irgendwo überfallen wird, gedemütigt werden soll, Macht über sie ausgeübt wird, ist es immer ihre Sexualität, die als erstes manipuliert, geschändet, beschädigt, unterdrückt, zerstört wird.

Das war schon immer so und wird hoffentlich nicht immer so bleiben.

Und darum war diese Form der Energie so bedeutsam für diese ekligen Marsianer, die im Bunde mit wer weiß wem standen.

Und die Energien der armen Frauen nicht nur für sich abzapften, sondern auch speicherten und verkauften.


Nun hatten wir also viele Verletzte, auch einige Tote zu beklagen.

Manche Frauen waren dermaßen energetisch ausgesaugt worden, daß keine Kraft mehr in ihnen war.

Sie schafften es nicht, sich zu erholen.

Hatten teilweise den Willen aufgegeben.

Auch hier zu große Traumen, zu schwere Schäden, zu viel Schmerz.


Die Überlebenden brachten wir auf die Sonne.

Die wunderbare Sonnenenergie war das Beste, was ihnen nun geschehen konnte.

Dort sollten sie so lange bleiben, wie sie mochten.

So lange, bis sie sich fit fühlen, sich neuen Aufgaben und Herausforderungen zu stellen.

Zeit und Raum spielten keine Rolle.

Sie konnten, wenn sie so weit waren, in die Zeit zurückkehren, die sie erwählen.

Um weiter zu lernen und zu arbeiten.

Aus eigenem Erleben zu erzählen, zu lehren und zu mahnen.

Anderen Menschen und Wesen damit zu helfen, alte Fehler nicht zu wiederholen.

Und vielleicht eine von uns zu werden.

Und zu bleiben.


Bei all´ dem Befreien, Suchen und Überrumpeln der Schergen, schaute ich wie eine Wahnsinnige nach meinen Töchtern.

Mit jedem Raum, den wir durchquerten, mit jedem Mädchen, das wir losbanden und meine Beiden nicht fanden, wuchs meine Panik.

Ich fühlte mich einer Ohnmacht nahe.

Wollte schreien.

Meine Angst herausbrüllen.

War froh, meinen Mann an meiner Seite zu haben.

Er bewahrte die Ruhe.

Welch ein Segen.

Ich wäre vermutlich durchgedreht.


Da kannst Du noch so viele Gaben haben und Talente.

Am Ende bist Du nur eine Mutter.


Als wir fertig waren mit dieser furchtbaren Arbeit, die so vielen weiblichen Wesen weiteres Leid, weitere Schmerzen und maßlose kommende Ängste ersparte, machten wir uns auf den Weg, nach unseren Mädchen zu suchen.


Mein Mann legte den Arm um mich, küßte mich sanft, rede mir gut zu, beruhigte mich und sagte mir, daß wir die Beiden finden und gesund nach Hause bringen werden.

Mag kommen, was da wolle.


Und das glaubte ich ihm.

Er war mein Held!


Wer kennt nicht die unendliche Kraft und bedingungslose Liebe von Eltern.

Eltern versetzen Berge, wenn es sein muß!


Ich nahm innerlich Haltung an, sagte mir:

„Elandra, Du schaffst das.

Dazu bist Du ausgebildet.“


Zu Trauern um meinen wunderbaren Sohn, den ich verloren hatte, erlaubte ich mir jetzt nicht.

Das könnte ich später tun.

Wenn wir die Mädchen in Sicherheit wußten.


Und dann zogen wir los.

Diesmal Richtung Jupiter.


Schmerz (G.S.)

Vorbei an Raum und Zeit

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