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Vorfreude

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Ich bereitete Jan auf sein Geschwisterchen gut vor, denn 5 Jahre Unterschied ist nicht wenig und ich wollte auf keinen Fall, dass Eifersucht aufkam. Ich kaufte ein entsprechendes Bilderbüchlein und sorgte dafür, dass auch ihn die Vorfreude packte. Er wünschte sich insgeheim ein Schwesterchen, wie ich herausfand. Er sah ein Mädchen, draussen vor unserem Küchenfenster und riss sogleich das Fenster auf und fragte, woher sie ihr Röckchen habe? Er wolle auch so eins für seine Schwester, die bald auf die Welt kommen würde. Ich war perplex und gerührt zugleich. Er konnte nämlich so fürsorglich, zuvorkommend und lieb sein. Ich wollte meinen Hausarzt entlasten und ging gleich zu einem Frauenarzt in der Klinik selbst. Ich dachte ab und zu wieder an die Engländerin, die Dieter einmal in St.Gallen traf. Diese Frau hatte uns ja ein Mädchen vorausgesagt. Ich wünschte mir dieses Mal mit gut abgewogenen Worten, dass das Wesen in mir gut aussehen mochte aber auch alles mitbringen sollte um sich in dieser Welt gut behaupten zu können. Die Schwangerschaft verlief sehr gut. Ab und zu bekam ich Schwindelanfälle, vor allem wenn ich lange stand. Als ich mit Jan nach Amriswil im Coop einkaufen ging, was eher selten vorkam, wurde mir plötzlich wieder hundeelend! Ich sagte zu Jan, es gehe mir nicht gut und er solle doch so lieb sein und aufhören mir die Ohren voll zu quatschen. Ich setzte mich auf den ausfahrbaren Teil des Einkaufswagens, der für grosse Sachen gedacht war um mich ein wenig zu schonen und zu erholen. Als es wieder so einigermassen ging, rappelte ich mich auf und zog den Einkauf durch. Aber glaubt nicht, dass Jan sich an meine Bitte gehalten hätte. Ich vermutete, dass das Baby auf irgendwas drückte und so die Beschwerden hervorrief. In dieser Zeit lernte Dieter im WK ein Pärchen kennen, die auch ein Baby durch den Kindstod verloren hatten. Sie wollten, dass wir einer Selbsthilfegruppe beitreten. Ich muss hier erwähnen, dass ich dies auf keinen Fall wollte, denn der Zeitpunkt war mehr als ungünstig. Nur schon ihre Geschichte, wie sie ihr Kind verloren, wühlte mich erneut auf. Ihr Kind starb nach der Taufe im Nebenraum eines Restaurants in seinem Körbchen, während sie das Festessen genossen. Nach Cyrill`s Tod wäre ich froh gewesen um eine solche Selbsthilfegruppe, doch die gab es damals noch nicht. Ich fühlte mich von den meisten Menschen um mich herum unverstanden. Und von denen ich am ehesten Teilnahme erwartet hätte, gerade die haben mich am allermeisten enttäuscht und sogar verletzt. Ich möchte mich nicht im Detail dazu äussern, denn es war in den meisten Fällen unabsichtlich passiert und hervorgebracht aus deren Unbeholfenheit.

Silvia und Walter erwarteten zu der Zeit ihr zweites Kind. Kurz nach Stefan`s Geburt, wurde sie wieder schwanger. Silvia verlor das Kind im dritten Schwangerschaftsmonat. Sie brachten den kleinen Stafan zu mir und ich hütete ihn einige Stunden, während sie in der Klinik waren. Als Walter wieder kam, sah er sehr niedergeschlagen aus und jammerte, dass sie nie gedacht hätten, dass ihnen sowas auch mal passieren könnte. Ich tröstete ihn so gut ich konnte. Man möchte nun denken, dass ich viel schlimmeres erlebte, doch ich hatte Verständnis für seinen Schmerz, denn auch sie freuten sich schon auf das Kind, wenn auch noch nicht lange.

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