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Ferien in Niederbüren

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Sie sagte damals so manches was sich im Nachhinein bestätigte. Kurze Zeit danach wurde ich schwanger oder war ich es schon? Dieter wollte eigentlich gar kein zweites Kind. Ich glaube er hatte Angst vor dem Psychoterror, der uns im ersten Jahr wieder bevorstand. Wir diskutierten heftig miteinander und ich war der Meinung, dass ich keinesfalls ein Einzelkind wollte und dass das vorher auch nie zur Diskussion stand. Nun war ich in Erwartung und ging zum selben Hausarzt wie bei Jan`s Schwangerschaft. Die Ultraschalluntersuchungen fanden auch wieder in Münsterlingen statt.

Vor einigen Monaten heiratete meine Mutter Anton Graf, was ich wissen sollte, denn Dieter und ich waren ihre Trauzeugen. Anton zählte einige Jährchen mehr als Mutter, doch wir alle fanden, dass dieser Mann ihr soweit gut tat. Er war ein geselliger Typ und ging gerne ausser Haus, zum Beispiel wandern mit seinem Hund „Barry“. Er wohnte in seinem kleinen Häuschen in Niederbüren und schien wirklich in Ordnung zu sein. Wir waren einige Male zum Grillen eingeladen. Als meine Mutter, Sascha und Anton nach Kanada in die Ferien flogen, passten wir wunschgemäss auf sein Haus auf, was uns Spass machte. Endlich einen eigenen Garten und Musik hören, so oft und so laut wir mochten! Wir bemühten uns Monate zuvor um ein Haus, doch wir hatten schlichtweg zu wenig Geld. Auf Hilfe konnten wir nicht bauen. Damals hegte ich regelrechten Neid, speziell auf die alten Menschen, die in einem grossen Haus wohnten, ohne Kinder, nur für sich allein. Ich dachte, welch Verschwendung. Ich glaubte auch ein Haus verdient zu haben und mich an mehr Platz und Freiheit freuen zu dürfen, aber eben. So genossen wir zumindest drei Wochen das Haus und den Garten von Anton. Wochen vor der Kanadareise starb Anton`s Hund, daraufhin wusste er nichts gescheiteres, als sich kurz vor den Ferien einen jungen Hund anzuschaffen. Das war auch der Grund, warum wir in den Genuss kamen Hund und Haus zu hüten. Wir gewöhnten den neuen Barry an die Leine und an das Zug fahren! Genau zu der Zeit kaufte sich Dieter die erste CD von „Marillion“. Und bevor ich es vergesse, da gab es noch Anton`s Sohn, ein seltsamer Kauz. Dem passte es nicht, dass wir seines Vater`s Haus hüteten und Mutter warnte uns vor dem etwas jähzornigen jungen Mann, der in unserem Alter war, vielleicht noch etwas jünger. Dieter nahm zur Sicherheit seinen Revolver mit in dieses Haus und legte die geladene „Knarre“ unter sein Kopfkissen, was ich wiederum total daneben fand. Als wir dann angespannt im fremden Bett lagen, gingen durch Dieter`s Kopf Gedanken wie: Was wäre, wenn der Eindringling kommt und er ihn im Dunkeln nicht sehen würde? Ich wies in darauf hin, dass wenn er kommt, selbst ja auch etwas sehen müsste und darum bestimmt eine Taschenlampe in der Hand hielte. Er kam nicht bei Nacht, sondern bei Tageslicht und war eigentlich recht anständig und nett soweit. Am ersten August, an Jan`s zweitem Geburtstag, grillierten wir am Abend. Als es stockdunkel war und rundherum Feuerwerk knallte, holte Dieter die Pistole und wollte einen Schuss abfeuern. Er war der Meinung, dass dieser Abend eine gute Gelegenheit war. Wir sassen auf dem Grillplatz, als er auf den Gartenpfahl zielte und schoss. Plötzlich erinnerte ich mich, dass tagsüber in der Wiese nebenan Kühe grasten! Was, wenn er nun eine Kuh erschossen hatte? Er traf Gott sei Dank keine. Ich war derzeit etwa im fünften Monat schwanger und kurz darauf, so weiss ich noch, kam Luca Scalco im Oktober auf die Welt. Luca ist Philip`s zweites Kind. Die Ärzte haben während des Ultraschalls ein Mädchen vorausgesagt. Ich fand es spitze, dass es ein Junge war! Warum? Weil ich der Meinung war, dass wenn Philip schon keine Sohn-Vaterbeziehung haben durfte, dann doch wenigstens eine Vater-Sohnbeziehung. Ich wollte bei uns keinesfalls wissen was es war, Junge oder Mädchen, war nicht so wichtig. Ich nahm jedoch an, das es wohl ein Mädchen sein würde, wenn das Medium Recht behalten sollte.

An einem Nachmittag hüteten Anton und Mami den kleinen Jan, weil ich zur Routineuntersuchung musste. Sie erzählte mir im Nachhinein, wie stressig sie das empfand, denn der Kleine habe sie andauernd provoziert und Unsinn gemacht.

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