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Leben zu Dritt
ОглавлениеZu Hause angekommen, begann nun ein neues Leben zu Dritt. Mit dem Stillen kämpfte ich mich so durch und mietete in einer Drogerie eine Milchpumpe. Wegen zu mangelnden Informationen wusste ich nicht, dass durch das Abpumpen die Milch allmählich versiegen würde, was sie dann auch tat. Weil ich immer noch keine Freude am Stillen hatte, war ich nicht traurig darüber und bereitete lieber den Schoppen zu. Doch ich bemerkte schnell, dass das auch nicht so einfach war, weil das Kind unterschiedlich viel trank oder gar nicht trinken wollte. Aufwärmen durfte man es nicht und wegleeren war teuer. Wir mussten ja eh schon aufs Geld schauen und darum stresste mich das gewaltig. Den Kinderwagen borgten wir uns aus und auch die Kleidchen. Meine Mutter und mein Vater meldeten sich zu Besuch an. Ich freute mich riesig darauf! Seit langer Zeit sah ich die beiden wieder einmal zusammen. Sie waren kaum einige Minuten bei uns, läutete es an der Tür. Silvia und Walter kamen spontan vorbei. Silvia meinte in einer lautstarken Bemerkung, dass sie nun kein Platz mehr hätten um sich hinzusetzten. Meine Mutter reagierte prompt und meinte, sie würden sowieso gleich gehen. Ich hätte Silvia am liebsten erwürgt, denn wie kann man nur so ungehobelt oder dumm sein.
Waldner fragte mich, ob ich zu Hause noch etwas für ihn arbeiten würde und weil wir das Geld gut gebrauchen konnten, sagte ich zu. Er brachte ein Werkbank, die Reinigungsmaschine und all das Werkzeug, dass ich dafür brauchte in unsere Wohnung. Während Cyrill schlief, reparierte ich Grossuhren. Cyrill schlief nachts nicht durch, und so war ich tagsüber müde und litt immer mehr unter Schlafmangel. Die Mitbewohner in diesem Wohnblock bekamen gar nicht mit, dass ich ein Baby geboren hatte und waren ganz erstaunt, als sie mich unterwegs mit dem Kinderwagen sahen. In der Waschküche sprach mich eine Frau an und meinte, man sähe mir meiner Nase an, dass ich ein Kind geboren hätte, sie habe sich verändert. Ich hätte nun einen reiferen Gesichtsausdruck bekommen. Ich wusch viele, viele Windeln, denn wir kauften Stoffwindeln, weil die viel günstiger waren als die Wegwerfwindeln. Ich war sehr stolz auf mein Baby! Sascha Steiger, ein Kollege von uns, schwärmte ebenfalls und meinte, er habe ehrlich gesagt noch nie ein so hübsches Baby gesehen. Die Uhrmacherarbeit bedrückte mein Gemüt, Ich hatte zu wenig Zeit für meinen Kleinen. Wir suchten uns eine andere Wohnung, in der wir uns sicherlich wohler fühlen konnten. Es sollte eine kinderfreundliche Gegend sein. Wir fanden im Kanton Thurgau eine viereinhalb Zimmerwohnung im Parterre und erst noch in Erstvermietung. Auf der Fahrt zur Besichtigung flog auf einer langen Geraden plötzlich ein Mäusebussard im Sturzflug auf uns zu und kurz vor unserer Autohaube wieder hoch, „phu“ waren wir erschrocken und fasziniert zugleich. Die Gegend unterschied sich unserer gewohnten erheblich. Es war flacher und somit weitsichtiges Land. Die Wohnung war sehr schön und so sagten wir gleich zu. Nun warteten wir auf den Bescheid. Immer noch in Winkeln, schlief ich morgens jeweils solange, bis Cyrill mich durch sein Weinen weckte und das war zu unterschiedlichen Zeiten. Cyrill war nun bald vier Monate alt und ich war immer noch schlapp. Wenn ich nachts aufstehen musste, kam es häufig vor, dass ich mich an Türrahmen stiess, weil mir schwindlig war. Zu Besuch bei Fischer`s, fragten sie uns, ob wir auch Lust hätten auswärts zu Essen. Das Restaurant war in Schwellbrunn, etwa fünfzehn Minuten mit dem Auto entfernt. Cyrill schlief gerade so schön in seiner Tragetasche. Oma meinte, wir sollten ihn doch schlafen lassen, ihn somit im Wohnzimmer allein lassen. In der Küche lag die böse Schäferhündin. Beide durch keine Tür getrennt, was in mir Unbehagen auslöste. Ich wollte das nicht zulassen, ich konnte das mit meinem Gewissen nicht vereinbaren und doch wollte ich mich nicht als eine ängstliche Mutter darstellen und so verdrängte ich meine Bedenken und wir gingen mit. Mir war die ganze Zeit über gar nicht wohl dabei, geistig abwesend und verkrampft. Zurückgekehrt, hörte ich Cyrill in der Stube auch schon weinen, niemand wusste wie lange schon und ich war innerlich so wütend, wütend auf mich selbst.
Die Tage und Wochen seit seiner Geburt gingen so schnell vorbei und es war so bereichernd zuzusehen, wie sich das kleine Wesen veränderte und rasant dazulernte. Ich wollte meinem kleinen Sohn alles zeigen, die ganze Welt. Angefangen mit den Bäumen beim spazieren gehen um den „Gübsensee“.