Читать книгу Die verflixte dritte Leiche - Gabriela Hofer - Страница 4
Bitte nicht!
Оглавление„Setzen Sie sich, meine Damen und Herren!“ Der momentane Koordinator der Aufgabenverteilung der Kantonspolizei Zürich wurde bis in die hintersten Reihen des Zimmers gehört. Sofort verstummten die lauten, zum Teil lachenden Stimmen. Man hörte Stühle rucken, und dann hatte der Koordinator die volle Aufmerksamkeit der Ermittler. Gerade wollte der Chef mit der Vergabe der zu lösenden Fälle beginnen. Da wurde die Türe aufgestossen, und der eintretende Mann löste einiges Getuschel aus. Gross, mit stahlblauen Augen stand er einen Augenblick still, liess diese umwerfenden Augen durch den Raum gleiten und setzte sich wieder in Bewegung, sobald er die Person gefunden hatte, die er gesucht hatte. Der Stuhl neben Roland Pfeiffer war wie durch Vorsehung noch frei. Marius Rötlin liess sich erschöpft darauf fallen. Roland sah ihn von der Seite an, die Augenbrauen hoch gezogen. „Hallo Fremdling! Die Nase voll von Amerika?“ In diesem Moment wurde es Marius klar, wie sehr er seinen Partner vermisst hatte, diesen liebenswerten Sarkasmus, diese Ruhe, und er begann lauthals zu lachen. Erst ein Stoss des Polizisten in seine rechte Seite von seinem anderen Sitznachbarn liess ihn wieder verstummen. Er stand noch einmal auf, richtete seinen Blick auf den Koordinator und meinte: „Entschuldigen Sie diesen unformellen Eintritt, Chef, doch mein Flugzeug hatte leider Verspätung. Ich bin direkt aus Amerika gekommen.“ „Dann sind Sie entschuldigt, Herr Rötlin. Willkommen zu Hause. Setzen Sie sich bitte.“ Sehr gerne kam Marius diesem Befehl nach, denn er war hundemüde. Mit den Lippen machte er Roland das Zeichen „später“ und setzte sich so bequem auf dem harten Stuhl zurecht, wie es einem Mann mit dieser Grösse möglich war. Einige Zeit hörte er der Zuteilung noch zu, dann forderte der Jetlag seinen Tribut, und ihm fielen die Augen zu. Doch plötzlich durchdrang etwas sein Unterbewusstsein und er schrak auf. Roland neben ihm schaute ihn grinsend an. „Hat der Amerika-Aufenthalt es doch tatsächlich nicht geschafft, dich diesen Namen vergessen zu lassen?“ Verschlafen rieb sich Marius die Augen. “Welchen Namen?“ Sein Hirn hatte noch nicht ganz von Schlafen auf Wach umgestellt. Doch plötzlich erfasste er den Sinn von Rolands Worten. “Du meinst doch nicht etwa…?“ Immer noch grinsend legte Roland den Zeigefinger auf die Lippen und bewegte den Kopf Richtung Rednerpult. „… Felicitas Moser und Christian Hunziker.“ Der Chef wandte sich an Roland und Marius. „Da Sie beide schon einmal mit dieser Felicitas Moser zu tun hatten, Pfeiffer und Rötlin, übergebe ich den Fall Ihnen beiden.“ Man konnte Marius Gesicht ansehen, dass er absolut nicht begeistert darüber war. Kommentarlos erhoben sich die beiden Männer beinahe gleichzeitig, holten sich die Unterlagen beim Chef ab und verliessen das Zimmer. Leise zog Marius die Tür hinter sich ins Schloss. Dann: „Was in drei Teufels Namen hat diese …. dieser Nagel zu meinem Sarg jetzt wieder angestellt? Ich habe leider nichts gehört, der Jetlag macht sich bemerkbar.“ Roland sah ihn von der Seite spitzbübisch an. „Dieser Nagel zu Deinem Sarg hat gar nichts angestellt. Es waren die beiden Hunde. Sie haben in Rämismühle, du erinnerst dich an diesen Ort…?“ Marius runzelte einen Moment die Stirn, dann nickte er. Roland fuhr weiter: „Also die beiden vierbeinigen Schnüffler haben doch tatsächlich im Garten eines Abbruchhauses nicht nur eine, nein gleich drei Leichen ausgebuddelt. Zwei davon sind schon älteren Datums, laut unserem Forensiker. Die dritte Leiche allerdings, nun, die ist erst zwei Jahre alt und… jetzt kommt der Clou, es ist der Ex-Mann von Hanna Peter. Du erinnerst Dich sicher noch an sie. Sie ist die Tierarzthelferin von…“ Marius beendete den Satz für Roland: „… unserer Nervensäge Felicitas Moser. Scheisse!“ Er liess sich erschlagen auf den nächsten Stuhl fallen, die überall im Gang in gewissen Abständen an der Wand standen. Amüsiert betrachtete Roland den völlig erschlagenen Partner. Ihm gefiel es, dass sie wieder mit den Rikoner-Frauen zu tun haben würden. So sah er diese umwerfende Jessica Tobler wieder einmal. Irgendwie ging ihm diese Frau unter die Haut, hatte er doch seit dem letzten Mordfall keine andere Frau mehr attraktiv gefunden. Er zog Marius am Arm vom Stuhl hoch und sagte fröhlich: „Du gehst jetzt nach Hause und schläfst dich aus. Ich werde unterdessen die Akten noch einmal durchgehen und hole dich dann am Nachmittag um 15 Uhr ab. Dann statten wir unseren Damen einen Besuch ab. Mal sehen, ob sie auch so froh sind, uns wieder zu sehen…“ Marius nickte ergeben, er war wirklich hundemüde. Die paar Stunden Schlaf würden ihm gut tun. Zusammen verliessen sie das Gebäude.